27. Würzburger Gedächtnislauf 2023 am 18.März '23
Hier war mein Neustart im vergangenen Jahr nach langer, langer Pandemiepause...
Was ist heuer anders: Ich werde diesmal nicht auf dem Rad begleitet - d.h. ich muss mich diesmal absolut selbst versorgen... bis auf eine Ausnahme (bei KM28 gibt es 1VP) - den hatte ich im vergangenen Jahr trotz Begleitung verpasst, wir sind ein ganzes Stück an der selben Seite des Mains weiter gelaufen/gefahren ohne es zu merken. Ich überlegte schon wann endlich der VP kommen würde - da sah ich andere Läufer auf der gegenüberliegenden Mainseite laufen. Der verpasste VP war nicht so schlimm - der Getränkevorrat auf dem Rad reichte noch, jedoch die Wege verliefen dann zick-zack und nicht am Main entlang... und letztendlich mussten wir das schwere Rad über eine Fußgängerbrücke mit mehreren Etagen rauf und runter tragen - das kostete Zeit, Kraft und Nerven - den das Ziel lag eben dann auf der anderen Mainseite.
Okay - ich war also vorgewarnt - diesmal den VP und den Wechsel des Mainufers nicht verpassen und den Rest Getränke und Gel verstaute ich in meinen Laufrucksack, dazu noch Handy für den Fall der Fälle, damit ich auch navigieren könnte.
Doch es gab ein kurzfristiges Problem mit einer Umleitung nach dem VP - es sei wegen Bauarbeiten der Rad-Fußweg direkt am Main für einen KM (oder so) nicht passierbar und es müsste entsprechend ausgewichen werden. Diese Umleitung sollte dann sogar ausgewiesen sein... und ein paar zusätzliche Wegweiser aufgestellt - im vergangenen Jahr gab es nichts diesbezüglich.
Das hat mich dann einige Mehrwege gekostet, aber letztendlich alles nicht so schlimm - der Lauf steht nicht in erster Linie als Wettkampf, sondern als Gedenklauf. So gibt es auch keine Startgebühr - man überweist eine selbstbestimmte Spende - druckt seine Start-Nr. selbst aus und stoppt auch seine Zeit selbst und übermittelt sie an den Organisator Günter Herrmann (auch Veranstalter des Würzburger Marathons).
Entsprechend ausgerüstet stehe ich dann am Rathaushof in Würzburg, mein Auto steht am Bahnhof, den ich werde nachher vom Zielort Gemünden mit dem Zug nach Würzburg zurückfahren. Doch ich bin auch etwas wärmer gekleidet, das Wetter ist nicht so herrlich frühlingshaft wie im vergangenen Jahr - es ist aber immer noch besser als die Vorhersagen es glaubhaft machten.
Im Vergleich zur noch etwas kontaktbeschränkten Zeit vor einem Jahr sind die Teilnehmerzahlen doch wesentlich höher. Für die 10KM nach Margetshöchheim und für die 21KM nach Himmelstadt sind jeweils knapp über 100Teilnehmer gemeldet - für die 28KM nach Karlstadt (dort in der Fußgängerzone ist der VP) immerhin noch 86 und für meine Strecke (auch Udo nimmt sie in Angriff) sind es immerhin 37 Teilnehmer - wieviele davon angetreten bzw gefinisht haben vermag ich nicht zu beurteilen.
Kurz vorm Start wird nochmals auf die Motivation des Laufs hingewiesen - begründet in einer überraschenden Bombardierung der Würzburger Innenstadt im 2.Weltkrieg durch eine große Flotte britischer Bomber. Dies wurde einige Stunden vorher bekannt und die Menschen flüchteten aus Ihren Häusern am Main entlang in diese Richtung wo wir jetzt laufen werden - Bombenkeller gab es damals praktisch keine dort und viele Menschen die nicht mehr flüchten konnten, zählten dann zu unzähligen Todesopfern.
Auch die Umleitung am Main wurde noch kurz erwähnt - dann ging es ohne Startschuss wenige Minuten nach 11Uhr los - die Uhren wurden gestartet.
Die ersten beiden KM geht es begleitet von einigen Radfahrern und Polizei durch die Würzburger Altstadt - dann erreichen wir das Mainufer. Anfangs ist der Weg am Main noch in Fuß- und Radweg aufgeteilt, an einem Samstagmittag am Rande der Altstadt ist hier noch einiges los - das halbwegs gute Wetter am Mainufer wird von manchen Erholungssuchende genutzt. Das wird sich mit zu-nehmender Entfernung von Würzburg ändern - hier werde ich noch gelegentlich kurz begrüßt. Einen kleinen Klaps auf die Schulter, ein "Hallo Roland" von hinten oder der Seite - aber bald wird es ruhiger, da sich die meisten Läufer(innen) auf kürzeren Strecken (vornehmlich 10 bzw 21KM) versuchen, sind Sie wesentlich schneller unterwegs, praktisch ohne eigene Verpflegung. Ich gehe bei den Laufrucksackträgern davon aus: Sie werden mind. die 28 oder eben die 44KM belaufen wollen.
Nach ca 5KM wird mir gut warm und ich öffne meine Laufjacke etwas so 10cm den Reißverschluss runter unterm Hals - zu mehr will ich mich vorerst nicht durchringen. Eine kleine Laufgruppe (ca 7/8 Teilnehmer) plagt sich nach knapp 8KM schon heftig - Sie sind Ihre 10Km nach Margetshöchheim zu schnell angegangen, das entsprach wohl nicht dem Leistungsvermögen des Lauftreffs.
2 Läuferinnen schimpfen heftig: Habe ich es Euch nicht gesagt - der da läuft sein Tempo und damit schafft der mind. seine 28KM, oder gar die 44 - höre ich, als ich an Ihnen vorbeilaufe - ich nicke nur... und weg bin ich.
Es geht wohl auf das Ende für die ersten Läufer zu - ich merke wie einige Passanten (wohl Freunde/Angehörige der Teilnehmer, die Sie einsammeln, nach Würzburg zurückbringen) an der Strecke stehen - zum Großteil sind die auch schon da... oder schon weg...
Plötzlich entdecke ich ein Auto mit offener Heckklappe, das sitzt eine Frau die mich grüßt - war das nicht die Ines? (Frau von Udo), ich habe Ihn selbst am Start nicht entdeckt... ich drehe mich kurz um, winke zurück und sehe das Auto hat ein Augsburger Kennzeichen - ja das war dann wohl Ines, die Ihren Udo an der Strecke supportet - Klasse!
Ich habe mich kurz zuvor das erste Mal aus meinem Isovorrat vom kleinen Rucksack bedient... und mache mir bereits Gedanken, ob das so reicht was ich dabei habe. Mein Plan ist an dem einen VP (den ich letztes Jahr verpasste) meine Vorräte bei Bedarf etwas aufzufüllen. Weiter geht's am linken Mainufer in Fließrichtung und meine Uhr sagt es sind gleich 14KM erreicht - die Zeit spielt heute mal wieder eine sehr untergeordnete Rolle für mich - ich gehe einfach mal davon aus: ich werde auf jeden Fall schneller sein wie im vergangenen Jahr: mit etwas Verlaufen und dem aufwendigen Radtransport über die Mainbrücke - und falls nicht - wäre das auch nicht weiter schlimm...
Gerade als ich mir überlege (schon) wieder zu trinken, da sehe ich vorne ein paar Läufer mit Becher stehen: da gibt es tatsächlich einen improvisierten VP von einem Triathlonverein für seine Läufer(innen), doch Sie rufen Alle auf: "kommt, bedient Euch.. das reicht für Alle! Das lasse ich mir nicht zweimal sagen - Schwupp sind 3 Becher Wasser hineingekippt, das war genau zur rechten Zeit - das finde ich genial... ich bedanke mich und laufe weiter. Es ist wirklich etwas wärmer geworden und gleichzeitig geht immer wieder etwas frischer Wind - ich werde kleidungstechnisch nichts verändern, auch wenn mir teilweise gut warm ist. Es gibt immer wieder schön Ausblicke zum Main rüber, nur die Sonnenstrahlen vom letzten Jahr vermisse ich ein wenig.
Von hinten schließt ein Mitläufer auf - Er sucht das Gespräch...frägt ob ich auch Spaß habe - na klar, ist meine Antwort. Er frägt dies und das und lässt nicht locker, ich merke das wird mir zuviel Quasselei und antworte nur noch knapp, wenn überhaupt - anscheinend merkt Er das, obwohl ich ja gelegentliche Abwechslung mag ... Er verabschiedet sich und ich bin ganz froh wieder alleine vor mich hin zu traben.
Nun müsste doch bald Himmelstadt (mit der Halbmarathonmarke) kommen - ein kurzer Blick zur Uhr gibt mir Recht - wieder sind einige Begleitpersonen an der Laufstrecke und ich werde sogar etwas angefeuert, das genieße ich auch... ansonsten ist es ja sehr ruhig an der Strecke.
Ich verdrücke ein Gel und verpflege mich mit Iso und Cola aus dem Rucksack - gut das in einigen KM ein VP kommt. Ab KM25 wird meine ganze Aufmerksamkeit auf eine Mainbrücke gerichtet sein - diese gilt es nicht zu verpassen! Schon von weiten ist eine große Brücke zu sehen - ja daran kann ich mich erinnern... wie konnte ich das damals verpennen? Nun es dauert bis sie endlich da ist - dann geht es unter die Brücke durch... und tatsächlich steht dort auch ein Wegweiserschild das nach links zeigt - ich bin mir sicher, das stand letztes Jahr nicht hier (damals wurde auch wegen Corona-Auflagen darauf aufmerksam gemacht das es keine Wegweisung gibt) - und ich gucke nochmals ungläubig hin, ja der Pfeil zeigt also erst mal weg vom Main... ich sehe da ist ein Läufer unterwegs eine Treppe zur Brücke hoch ... aha, so ist das also, treppauf - und nun sehe ich auch das es schnurstracks über den Main geht ...
auf der Brücke überhole ich den Läufer und stehe kurz darauf vor dem Problem - wohin jetzt: die Straße macht einen langgezogenen Bogen nach rechts, aber auch links geht es rein, weit und breit kein Schild - der Läufer kennt sich zum Glück aus und bedeutet mir - nach links. Ein paar hundert Meter weiter stehe ich vor dem VP auf einer Art kleiner Marktplatz, hier sind schon Finisher
versammelt, die es mit 28KM geschafft haben. Ich fülle nicht nur meinen Trinkbedarf auch mein Isobehälter wird nochmals komplett befüllt, dann bedanke ich mich und es geht schon weiter durch ein Tor raus aus der Altstadt und zwischen Mauer und nun eben rechts des Mains entlang. Eben am VP fragte ich noch wann denn nun diese Umleitung vom Uferweg am Main weg - sein soll?
Man konnte mir die Frage nicht genauer beantworten - den einzigen Kommentar den ich hörte war: ich denke das dauert schon noch ein Weilchen.
Ich werde es schon merken - und nun sehe ich vor mir eine "Art Absperrung" - sieht irgendwie nicht nach Baustelle aus, denke ich bei mir...es geht einfach nur einen Schlenker nach links, nach rechts, dann geht der Weg einfach in einer größeren Entfernung zum Main weiter. Soll das nun die Umleitung sein - ich glaube es nicht, nach weiteren knapp 2KM steht da wirklich so eine Absperrung (rot-weiß), das sieht wie Baustelle aus... aber aus dem Wegstück dahinter (sieht holprig und uneben aus) kommt mir jedoch ein Montainbiker entgegen - ich rufe Ihm zu: geht's da weiter - die Antwort: na klar, Du musst halt aufpassen .... genau das tue ich auch und während ich dann nun etwas unrund über den Fuß-/Radweg unterwegs bin und hochkonzentriert darauf achte nicht zu stolpern, gehe ich davon aus das ich mir dabei wohl "irgendeinen Umweg" sparen werde. In der Hoffnung ich komme da schon durch und werde schon bald wieder guten Weg unter meine Füsse bekommen bin ich etwas über 1KM (geschätzt) unterwegs ... und siehe da, es hat ein Ende und ich kann wieder Tempo aufnehmen... zumindest so weit es mir noch möglich ist.
Da vorne erkenne ich schon die Brücke über die ich beim letzten Mal das Rad schleppte um wieder auf die richtige Mainseite zu kommen und über ein kleines Stückchen Landstraße geht es dann wieder am Uferweg entlang. Ich erkenne den Standort des Sani-Fahrzeug wieder, wie im vergangenen Jahr... Sie haben mir da die letzten Zweifel genommen und sagten: hier bist du richtig.
Eine lange Gerade die schier kein Ende nehmen will, auch das hat Wiedererkennungswert. Vorne da rechts am Hang eine Ortschaft... das wird doch nicht schon mein Ziel Gemünden sein? Leider nein, das ist Wernfeld bzw Adelsberg, dann die langgezogene Schleife - ist das nun nicht das letzte Stück, die parallel verlaufende B26 ist ganz nahe, das wird doch gleich zur Einfahrtstraße nach Gemünden? Ja - meine Erinnerung trügt nicht und ein Blick zur Uhr zeigt mir ich habe die Marathonmarke gleich erreicht. An einer Parkbank stoppe ich noch kurz, hole ein ausgedruckten Plan von den letzten 1,5KM aus dem Rucksack - da war letztes Mal auch keine Wegweisung: wie geht es weg vom Main - rein in die Ortschaft und zum Ziel, der Schule. Als ich eine Bahnbrücke unterquere und vor der Ampel über die B26 stehe erkenne ich Wegemarkierungen. Rüber in die Ortschaft und den Plan im Kopf... Wegweiser suchend geht es durch die Ortschaft, über eine "Doppelbrücke" Mühlbach und Fränkische Saale werden überlaufen. Die Markierung zeigt nach rechts...da hinten muss doch die Schule sein - so meine Erinnerung ... so ist es- ich kann das Zielbanner erkennen und werde auch schon begrüßt. Als ich meine Uhr stoppe sehe ich es sind fast genau 44KM und ich bin knapp über 5Std - also alles paletti!
Bevor ich die Schulaula betrete erkenne ich schon meinen Dropbag, der auf mich wartet, auf den Sitzbänken und Tischen wartet schon Kuchen und angebotenen Kaffee nehme ich dankend an. Ich nehme die Finishglückwünsche (auch vom Organisator Günter Herrmann) dankend an. Ich sitze kurz, da kommt auch schon Ines vorbei, sagt Hallo und verschwindet auch gleich wieder - Sie
erwartet mit Sicherheit den Udo bald - einige Minuten später ist Er auch schon da - Glückwunsch!
Ich verpflege mich ein wenig und unterhalte mich mit anderen Finishern, dann frage ich nach der Dusche - in der Nähe der Turnhalle sind Duschen, doch leider sind diese nahezu eiskalt. Der Organisator meint, nun ja -wir dürfen die Duschen nutzen, ob die auch warm sind (im Zuge der Energiesparmaßnahmen wird sicherlich am WE kein Warmwasser in der Schule produziert) darüber weiß Er nichts. So wird das nur eine "Katzenwäsche" - bei dieser Witterung bin ich gerne "Warmduscher".
Ich hole meinen Zettel mit den Zugzeiten heraus um zu sehen wann die Züge nach Würzburg abfahren - da sind aber ca 20min Fußweg vorher zu berücksichtigen, erkläre ich einem anderen Läufer und Er frägt mal so rum, wer uns denn zum Bahnhof in Gemünden fahren kann. Wir finden Jemand, der uns fahren kann, wenn seine Frau Ihn abholen kommt - es wird noch besser, da seine Frau in Würzburg noch was besorgen muss nehmen Sie uns gleich mit zum Bahnhof nach Würzburg - wir zeigen uns erkenntlich.
So verabschiede ich mich von Ines und Udo und bin in Kürze bei meinem Auto in Würzburg ... auf der Fahrt dorthin wird uns klar (wir fahren auch fast den ganzen Weg am Main entlang) wie weit wir doch gelaufen sind - ein erfolgreicher Würzburger Gedächtnislauf!
Am Abend schicke ich noch meinen Lauftrack an den Veranstalter und bekomme im Gegenzug meine Urkunde.
Sportliche Grüße,
Roland
Diesmal auf den richtigen Seiten des Mains entlang
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