platinumsoul hat geschrieben:Kommt also ganz darauf an was für ein Typ 800m Läufer du bist.
1. Du bist ein 400/800 Typ. Das heißt du kannst auch ohne viel Training eine schnelle 400m Zeit von weit unter 60 Sekunden vorweisen und sprichst generell eher auf Sprinttraining an. In diesem Fall wirst du nicht sehr viele Kilometer laufen müssen sondern eher ein sprintorientiertes Training absolvieren mit viel Arbeit im Kraftbereich. Prominentes Beispiel wäre David Rudisha. Da du nicht so viele Tempokilometer sammeln wirst brauchst du auch nicht die Wahnsinnsumfänge im Grundlagentraining.
2. Du bist ein 800/1500 Typ. Das heißt du brauchst die Kilometer und schneller zu werden. In der Grundlagenphase wirst du dementsprechend auch auf sehr viele Kilometer kommen damit du die vielen Tempokilometer verkraftest. Ein gutes Beispiel hierfür wäre z.b. Sebastian Coe der teils weit über 100km in der Woche gelaufen ist.
Die Unterscheidung in zwei Grundtypen ist zwar schon mal ganz gut, aber ganz so plakativ kann man das nicht stehen lassen. Grundlage braucht nämlich jeder Typ. Beispiel: Auch Langsprinter (wie auch 400/800 m Typen) brauchen einen gewissen Prozentsatz an Grundlagenläufen und das allein schon für das Durchstehen von längeren Trainingstagen - bei Profis gern mal > 3 Stunden pro Einheit (komplexe Einheiten aus lockeren Dauerläufen, Technik-Übungen, Bahnprogrammen, Kraftprogrammen, etc.).
Ein David Rudisha ist zwar ein 400/800 m Typ, bringt es wöchentlich aber dennoch auf Umfänge von 100 - 120 km. Ein 800/1500 m Typ benötigt da zwar gern mal 140-180 km, aber wie man unschwer erkennen kann, braucht man einfach mit steigendem Niveau einen größeren Unterbau. Man sollte nie vergessen, dass häufig mehr als 4/5 des Umfangs bei Profis dafür verwendet werden, die Grundlage zu stabiliseren.
Fazit: Faulheit funktioniert bis zur U18 auf Landesniveau (=Bundesland) meist noch ganz gut, dann wird's schwer. Das ist auch mit einer der wichtigen Gründe dafür, dass es gerade im Alter zwischen 18 und 20 die größten Ausstiegsquoten gibt. Aus der Jugend ist man schließlich Erfolg mit wenig Aufwand aufgrund dessen, was man "Talent" nennt (eigentlich ist ein Talent viel mehr als nur gut Gene - auch so etwas wie Leistungs- und Entwicklungsbereitschaft, Kontinuitätswillen, ...), gewohnt, nun überholen einen die Fleißigen und dann kommen weiterhin Umbrüche bei der Ausbildung (Schule -> beruflich, universitär, Wohnortwechsel) hinzu. Das ist aber wieder ein anderes Thema.
Jedenfalls ist eine solide Grundlage unumgänglich, wie in letzter Zeit die genauere Betrachtung der Trainingsphilosophien erfolgreicher Trainingsgruppen zeigt: Lieber etwas zu viel als zu wenig davon! Faulheit bei der Grundlage wird gnadenlos im direkten Vergleich bestraft.
PS: Mit Aussagen wie: "Wenn du schneller bist als 60 Sekunden über 400 m, bist du ein 400 m Typ", sollte man vorsichtig sein. Im Leistungssport spricht man häufig erst dann von einem 400/800 m Typ, wenn er/sie genauso gut bei einer Deutschen Meisterschaft über 400 m starten könnte, aber keine Siegchancen hätte. Um ein wirklicher 400/800-er zu sein, muss man schon einiges über die Unterdistanz auf dem Kasten haben. Und das sind (außer vielleicht bei der M55/M60) keine 60 Sekunden.
