Ich will hier jetzt keinen richtigen Laufbericht schreiben, nur so eine Kurzzusammenfassung und dann vor allem ein paar dinge festhalten, die ich heute Nacht gelernt habe.
Ich bin nach einem sehr langem Arbeitstag (wobei die letzte Sitzung in der Gastwirtschaft war und ich mir mit Wiener Schnitzel und Pommes den Bauch vollgeschlagen habe, ob das so clever war, sei mal dahin gestellt...
) um 21:40 mit dem Zug losgefahren und wie geplant um 23:20 Uhr in Pleinfeld angek0mmen.
Den Start der Wanderweges habe ich problemlos gefunden, mich aber direkt nach 2 km das erste Mal verlaufen. Das hat mich sehr verunsichert - wenn das jetzt schon losgeht... das war aber das vorletzte Mal, wo ich echte Wegfindungsprobleme hatte.
Die meisten Höhenmeter waren auf den ersten 10 km, dementsprechend anstrengend war der Start. Dazu kam unangenehmer Wind und ab km 12 oier so kam auch noch rechtheftiger Regen dazu, der mich die nächsten 5-6 km begleitet hat.
Der Wanderweg "Der Seenländer" war wirklich perfekt für mein Vorhaben: er war sehr gut ausgeschildert, die Höhenmeter waren perfekt (laut Internet sollten meine Etappen 800 Hm haben, Garmin sagt 350 - und das fühlte sich auch realistischer an!) un vor allem war die Wegbeschaffenheit genau so, wie ich es trainieren wollte: Asphalt, Schotter, viele Wiesenwege, Feldwege, Waldwege, SingleTrails... ziemlich genau so wie es mich in der Heide erwartet.
Ich habe die Strecke die ganze Zeit genossen. Es gab keine Krisen, die Stimmung und Atmosphäre war der Wahnsinn. Diese Dunkelheit. Diese Stille. Diese absolute Begrenztheit des Raumes. Der Hammer. Das war so intensiv, so schön.
Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Angst. Ich bin unglaublich vielen Tieren und leuchtenden Augen begegnet, Rehen, Hasen, einem Fuchs. Und Fledermäusen, unzähligen Fledermäusen. Echt der Knaller.
Auch die angeblich schwierigste Zeit (vom Biorhythmus her) zwischen 2 und 3 Uhr war kein Problem, gegen Ende (ca. 4:30 Uhr) habe ich die Müdigkeit gespürt, aber nicht schlimm (ich bin unkonzentrierter geworden, das mahnt mich für die Zukunft!).
Als gegen 3:30 Uhr das erste zarte Licht am östlichen Himmel aufschimmerte war das sehr bewegend. Ich weiß, dass ich emotional werde, wenn ich müde bin, und es gab da so einiges, das mich wirklich bewegt hat. Hammer!
Und auch die Länge der Strecke: geplant waren 54 km. Und nach 53,8 km war ich am Bahnhof in Muhr am See. Perfekter geht es nicht. Noch eine kleine Schleife gedreht, um die 54 voll zu machen. Und dann auch noch so entspannt gelaufen, dass ich locker ohne Druck den ersten Zug geschafft habe. Herrlich.
Was habe ich aus diesem Lauf gelernt:
- die Nacht hat ihren Schrecken verloren. Klar, ich werde dankbar sein, wenn am 11. September die Sonne wieder da ist (und ich muss im September ja auch noch deutlich länger im dunklen laufen), aber es ist nichts, das mir Angst machen muss.
- Wiesenwege und Tralis kosten Zeit und Kraft. Habe ich jetzt immer wieder gemerkt. Lange Läufe auf Asphalt laufe ich locker unter 6 min/km. Sobald es "wilder" wird von der Wegführung her, kann ich dieses Tempo unmöglich halten. Diese Erkenntnis hilft mir, Kilometerzeiten einzuordnen und nicht in Panik zu verfallen, weil ich einen Einbruch fürchte.
- Alles dauert länger als man denkt. Stirnlampe lockert sich. Schnell nachjustiert: km in 7:30 min.. Flasche leer, muss ausgetauscht werden: km in 8 min. Uhr anschließen, Batterie Navi tauschen: km in fast 10 min. Diese vermeintlichen Kleinigkeiten kosten mit zunehmender Laufzeit unfassbar viel Zeit. Gut zu wissen.
- Manche Dinge werde ich im Wettkampf meine Crew machen lassen: wenn möglich Batteriewechsel, Uhr anschließen, Flaschen auffüllen, Dinge im Rucksack neu arrangieren... mit zunehmender Laufdauer wird das für mich immer schwieriger. Das lasse ich dann wenn möglich andere machen.
- Die Kombination aus Navi in der Hand mit Track und Wanderschildern ist perfekt. Der Weg war gut ausgezeichnet, aber ohne Navi wäre ich an der ein oder anderen Stelle echt aufgeschmissen gewesen, ich wäre viel langsamer gewesen, das navigieren hätte viel mehr Zeit gekostet und hätte mich viel mehr Nerven und Kraft gekostet - was eine potentielle Quelle von Krisen ist. Das Navi zeigt mir sofort, wenn ich falsch bin, ich kann vorausschauend planen ("da kommt gleich eine Abzweigung nach links - gezielt nach Schildern schauen"). Das war wirklich super!
- Die Kombination aus Stirnlampe und Taschenlampe in der Hand ist optimal. Ich habe mir vor 10 Jahren für den KoBoLT wohl eher zufällig eine hervorragende Taschenlampe gekauft. Die Stirnlampe in Dauermodus als Grundbeleuchtung, die Taschenlampe immer wieder bei Abzweigungen, Schildersuche und schlechten Bodenverhältnissen dazu geschaltet - perfekt! Obwohl die Bodenverhältnisse oft anspruchsvoll waren, bin ich nie gestolpert. Das hat hervorragend funktioniert und werde ich im September auch so machen!
So, jetzt ist es doch wieder länger geworden als gedacht. Aber es war gut, das noch mal so zu reflektieren und festzuhalten!
Liebe Grüße,
nachtzeche