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Runden drehen mit Ständchen...

Runden drehen mit Ständchen...

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2.Fränkischer Backyard Ultra in Lauf (Heuchling) am 09.09.2022


Es ist mein 2.Versuch einen Backyard Ultra zu laufen ... eigentlich bin ich ja schon einen im vergangenen Jahr gelaufen.
Doch damals gab es ein heftiges Unwetter - das war kein Spaß, bergauf laufen auf einen "Wanderweg" aus dem ein Bach wurde.
Dabei zerstörte ich diverse Laufklamotten als ich in Himbeer- bzw Brombeersträucher "hineingespült" wurde. Es wurde abgebrochen
und da ich dabei nur 4Runden absolviert habe, also keine Marathondistanz - so zählt dieser Lauf nicht in meiner Statistik.
Nun am Freitag 09.September 15Uhr soll der das nachgeholt werden - ich bin erst vor 5Tagen in der Fränkischen Schweiz einen
Marathon gelaufen, aber was soll's (früher habe ich noch wesentlich "verrücktere Sachen" gemacht) - es kommt mir sehr gelegen:
Direkt an meinem 60.Geburtstag will ich starten - das passt doch zu mir wie der Fuß in den Laufschuh!


Ich bin schon zeitig unterwegs nach Lauf, ist von mir nur ca 25Km entfernt, auf dem Sportplatz des SK Heuchling ist das Start/
Zielgelände. Ich parke in der Nähe und baue dann recht nahe an der stündlichen Startlinie meinen Platz auf. Ein Tischchen und
Stuhl mit einer Kühlbox und einer noch größeren Box mit meinen Laufklamotten und sonstigen Dingen die man bei einem solchen
Unternehmen dabei haben sollte - zumindest das was meiner Meinung dazu gehört. Es beruhigt mich das sich gleich hinter mir
eine offene Scheune befindet... es ist (zumindest teilweise) Regen angekündigt, der auch sehr heftig ausfallen kann. So kann
ich zur Not auch meine sieben Sachen in Scheune räumen bzw mich auch selbst reinsetzen. Der Verpflegungsstand befindet sich
wenige Meter entfernt in einem größeren Pavillon und wird langsam befüllt. Es hatte also gute Gründe warum ich zeitig angekommen
bin. Ich begrüße die Veranstalterin Juliane Jemetz, die übrigens auch heute Geburtstag hat (Sie ist jedoch noch bedeutend jünger)
und einige Helfer(innen). Sie alle sorgen dafür das ich mich auf dieser Veranstaltung sehr wohl fühle.

Zuerst wird von jeden Teilnehmer ein Foto mit Start-Nr. geschossen, das wird dann ausgehängt - auf diese Art und Weise hat man
einen guten Überblick über das Läuferfeld. Anschließend mache ich mich mit der näheren Umgebung vertraut. Start- und Einlauf
der stündlichen Runde, sowie eine Tag-/Nachtbaustelle an der wir vorbeilaufen müssen - es zeigt sich jedoch im Verlauf das uns
dies beim Laufen keineswegs behindert. Ich lege mir Wechselklamotten, auch Schuhe bereit und wegen der Wetterprognosen darf
die Regenjacke nicht weit sein. Ich unterhalte mich noch mit einem Läufer der etwas unbeholfen wirkt - Er frägt mich ein paar
Dinge zur Strecke, Start usw - es stellt sich heraus, Er ist hier extra aus England für diesen Lauf angereist - ich wünsche
Ihm selbstverständlich alles Gute und viel Erfolg bei diesem Lauf.
Als es dann wenigen Minuten zum Start sind, gibt es noch eine Kurzeinweisung ...dann wird der Veranstalterin zum Geburtstag
gratuliert, auch ich bekomme ein kleines Geburtstagsständchen, mache fragen nach, ob ich denn wirklich schon sechzig bin. Ein
weiteres "Geburtstagskind" ist Bestandteil der Band die später zu spielen beginnt, meistens aber pausiert wenn wir in der
Wechselzone sind.
Die aufziehenden Regenwolken verheißen nichts Gutes, doch sowas gehört zum Laufen nun mal dazu. Ich plaudere noch mit einem
Teilnehmer, der in der direkten Nachbarschaft wohnt. Er erzählt mir das eigentlich so 10Km bzw Halbmarathon seine bevorzugten
Strecken sind, nur selten ist Er bisher einen Marathon gelaufen. Als im letzten Jahr diese Veranstaltung zum ersten Male
stattfand (Er wusste nix davon), Er gerade auf seiner Trainingsstrecke unterwegs war, da fragte Er nach was hier los ist -
und entschloss sich: nächstes Jahr mache ich da mit! So steht Ronny beim Start neben mir und wir wollen erst mal gemeinsam
laufen, das gefällt mir, da ich ja die Stecke nicht wirklich kenne - sie ist jedoch ganz gut markiert und bevor das irgendwann
dunkel wird, sollte man sich die Strecke einprägen können.
Punkt 15Uhr geht's los - kurz vorm Start ein Pfiff mit der Trillerpfeife zum fertig machen, dann zum Start ein langer Pfiff,
45 Läufer(innen) gehen auf die 1.Runde. Bevor wir nach einigen hundert Meter im Wald verschwinden geht mein Blick zum Himmel,
es donnert etwas und DAS sieht nicht gut aus... einige Km entfernt muss das schon heftig.. nicht regnen, eher schütten...
Doch erstmal erreicht uns nur leichter Regen, Ronny erklärt mir, die Runde (6,7056Km ist der Backyard-Ultra-Standard), ist
nicht ohne: kleine Trailabschnitte mit Wurzeln, enge Trampelpfade und knapp 100Hm pro Runde. Ich lasse mich nicht zu sehr
beeindrucken - Marathondistanz ist mein Mindestziel, d.h. 7Runden mit je 1Std Zeit, sollte machbar sein. Was mir Sorgen
macht: u.U. das Wetter - jedoch auch meine persönlichen Einschränkungen beim Laufen in der Nacht.
Wir laufen auf einer kleinen Brücke über die Autobahn, ca 1,5Km am Rande einer kleinen Ortschaft wieder unten durch, dann
fast nur durch mehr oder weniger dichten Wald. Nach ca 5,5Km geht's raus aus den Wald, einen Anstieg hinauf, als wir oben
sind ist unser Ziel der Sportpark in Ferne zu sehen...wir biegen ab und laufen wieder runter zur Anfangsstrecke wo es in den
Wald rein ging, nun also entgegengesetzt Richtung Start/Ziel, um das Sportheim herum und an die Startlinie hin. Wir melden
uns und tragen unsere Rundenzeit ein - Ronny und ich haben nun etwa 12min Zeit uns auf die 2Runde vorzubereiten. Ich trinke
natürlich etwas und blicke wieder zum Himmel, es sieht schwer nach Regen aus - ich packe meine Sachen in die Scheune und erhole
mich noch etwas. Dann los zur 2.Runde, als der Startpfiff ertönt prasselt es bereits intensiv - ich muss gerade an meinen
abgebrochenen 1.Backyard-Ultra denken... bitte nicht nochmal sowas - think positiv!!!
Ich spüre schon nach wenigen Km wie schlimm es auf der dem Weg werden kann...wenn es so weiter regnen sollte, die Wurzeln
werden rutschig/glitschig ... "muss das sein"? Als wir endlich von weiten unser Ziel sehen, kurzer Blick zur Uhr. Ich bemerke
in Richtung Ronny - wir sind zu schnell: Bei diesem Wetter wieder über 10min im Ziel auf den Neustart warten, zuviel für eine
kurze Trinkpause... Auskühlung droht, ich werfe mir ein großes Duschtuch zum Wärmen über.
Start zur 3.Runde - HURRA, der Regen lässt tatsächlich nach - wenn sich das bestätigt bin ich heilfroh. Unterwegs ist natürlich
erstmal alles feucht und rutschig, von oben kommt wenig nach. Ich versuche umso mehr darauf zu achten wohin ich meine Füße
setze, zum Glück ist es noch hell. Als wir diese Runde beenden warten auf Ronny seine Lebensgefährtin und einige Bekannte.
Er stellt mich als seinen neuen Lauffreund mit "sehr viel Erfahrung" vor - ich muss schmunzeln. Er hadert mit seinen Beinen,
Er hat wohl so eine Art leichte Zerrung ... es zieht wie Er meint.
Es geht los zur nächsten Runde, ein paar Starter sind schon "draußen"... unterwegs verliere ich Ronny mal aus den Augen, als
Er wieder zu mir aufschließt meint Er die Zerrung wird noch heftiger und stürmt los... wohl um sich abzulenken. Die Abstände
der Läufer(innen) wird scheinbar größer, einen richtigen Pulk gibt es nicht mehr - gut so denke ich mir, das senkt das Risiko
zu stürzen oder aufzulaufen. Beim letzten Km in Richtung Sportpark laufe ich wieder mit Ronny, auf meine Frage: "Was macht
die Zerrung" - nur ein Abwinken... Kurz nachdem wir im Ziel sind, meint Er, jetzt muss ich stark sein, mir den Weg einprägen,
Er ist raus... seine Bekannten, die wieder vor Ort sind wünschen mir alles Gute für den weiteren Verlauf. Ich entscheide mich
für ein Gel und erstmals Cola bevor es um 19Uhr auf die 5.Runde geht.
Nun also "allein" und tatsächlich achte ich nochmals ganz bewusst auf alle Ecken bzw Abzweigungen, um sie mir einzuprägen -
die baldige Dunkelheit wird es nicht leichter für mich machen. Wieder verdunkelt sich der Himmel extrem und gar nicht so weit
weg gewittert es heftig, ob ich nicht auf die nächste Runde mit Regenjacke gehe? Ich verwerfe den Gedanken recht schnell wieder
da ich doch immer nach 1-2Km schnell ins Schwitzen komme - außer natürlich, es sollte sehr intensiv regnen. Ich überlege mir
meine Strategie - mindestens Marathondistanz: das sind folglich mindestens 7Runden, vielleicht noch eine mehr um eine "echte"
kleine Ultradistanz, jenseits der 50Km zu laufen... nun es nicht erforderlich das JETZT zu entscheiden!
In der Start-/Zielzone entscheide ich mich doch gleich mal meine Beleuchtung anzulegen, muss sie ja nicht gleich einschalten.
Ich habe vorsichtshalber mehrere Varianten dabei, alle gut geladen... 2 Stirnlampen und eine die um die Brust geschallt wird,
auch hinten ein kleines rotes Licht hat. Da ich mit dieser im Frühjahr einige Trainingsläufe in der Dämmerung absolviert habe,
ich sie gut händeln kann, der Lichtkegel nach vorn gut einstellbar ist, entscheide ich mich dafür. Regenjacke wird erstmal
nicht benötigt, obwohl mir doch in den Pausen immer recht kühl wird, dagegen nutze ich mein großes Duschtuch zum Wärmen.
Als ich den Waldrand erreiche beginnt es leicht zu regnen und es ist schon diffuses Licht - das Gefühl etwas dagegen unternehmen
zu müssen lässt mich das Licht einschalten. Als ich den ersten Wurzelpfad erreiche merke ich wie sehr mich die Lichtverhältnisse
einschränken, vor einigen Jahren bei meinen 3 Bielteilnahmen (100Km mit Start um 22Uhr) machte mir das noch wenig aus, aber
dort gibt es wenig schlechte Wegstrecken - einzig der Emmendamm ist hier zu nennen (nicht so schlimm wie oft gemacht), später
bei diversen Trailläufen die in die Dämmerung gingen, oder Nachtläufen, spürte ich meine Einschränkung des Sichtfelds da ich
nur ein sehendes Auge habe... das linke ist ein Glasauge. Nun versuche ich mich so gut es geht zu konzentrieren, das strengt
etwas an und kann gelegentlich Kopfschmerzen verursachen. Das ist eben nur auf unbekannten Gelände, auf einen meiner bekannten
Trainingsstrecken würde mir das natürlich nicht passieren. Ich freue mich daran das ich körperlich noch fit bin und der Regen
noch nicht weiter stört. Dieses Backyard-Laufen ist eben doch eine andere Nummer: durch die persönliche Geschwindigkeit teilst
Du Dir die Zeit in der Wechselzone ein.
Ich erreiche den Sportpark ohne weitere Vorfälle und habe diesmal knapp 10min Aufenthalt bevor die Trillerpfeife zur 7.Runde
ruft. Mit einer großen Portion Cola und wenigen Gabeln Nudeln habe ich mich verpflegt und mich entschlossen während bzw am
Ende dieser Runde zu entscheiden, ob ich weiter laufen will, oder ob mir die knapp 47Km, die ich mit Beendigung dieser Runde
erreicht hätte, begnüge.
Ich überlege mir - so jenseits der 50Km wäre auch mal wieder schön ...abwarten... Der Regen wird stärker, entsprechend der
Untergrund glitschiger - Konzentration hochhalten! Ich biege ab und an einer Engstelle stehen plötzlich zwei Mitläufer, ich
schaffe es gerade noch auszuweichen, die Autobahnunterführung kommt, das passt eben stellte ich einen losen Schnürsenkel fest,
den binde ich wieder fest ohne den Regen in den Rücken zu kriegen. Ich biege in den 2.Wurzelpfad ein, gebe mir das Kommando:
Aufpassen - doch spüre ich optisch eine kleine Verzerrung... wohl deshalb rutsche ich zweimal leicht, ohne weitere Folgen.
Ganz bewusst nehme ich Tempo raus und laufe sehr langsam durch den Wald. Ich werde wenig Zeit haben zur nächsten Runde, denke
ich mir ...und am kommenden WE ist bereits der nächste Marathon geplant. Ich überlege mir das sehr gut ob ich noch eine Runde
anhänge - das tue ich auf dem letzten Km zum Sportpark. 6min vorm neuen Start setze ich mich auf meinen Stuhl und gehe in mich,
beschließe nach wenigen Minuten: das war's - ich stoppe meine Uhr und melde mich bei der Veranstalterin ab. Gehe in aller Ruhe
zum Verpflegungsstand - beobachte den nächsten Start und wärme mich an einer Feuerstelle. Dann hole ich mir noch ein Bier, das
schmeckt jetzt... als es noch stärker zu regnen beginnt hole ich meine Duschsachen und freue mich nun richtig auf die heiße
Dusche. Ich beantworte nebenbei noch ein paar Geburtstagsglückwünsche auf dem Handy, packe mich warm ein.
Anschließend verabschiede ich mich von der Veranstalterin mit Ihren Helfer(innen) und versichere ich bin nächstes Jahr gerne
wieder dabei. Der Lauf war perfekt organisiert und alles Drumherum mit viel Herzblut und Aufmerksamkeit durchgeführt - extra
Kompliment. Die Medaille besteht aus einer Trillerpfeife, spielt ja doch eine gewichtige Rolle (ich finde die Idee sehr gut)

Schnell meine sieben Sachen im Auto verstaut und auf dem Heimweg gemacht, freue ich mich über meinen ersten (wenn auch kurzen)
gelungenen Backyard ... und auf das Gläschen Sekt zum Abschluss meines 60.ten!


Mit weiteren 4 Teilnehmern habe ich den 24.Platz (7 Runden) belegt.
23 Teilnehmer sind mehr als diese 7 Runden gelaufen.
Der Sieger: Stefan Miyagi ist 29 Runden (ca 195Km) gelaufen - Respekt!!


Gruß Roland
runners.high - Nomen est omen :logik:
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