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Rund um den Brombachsee bei Wind und Wetter

Rund um den Brombachsee bei Wind und Wetter

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Fürst Carl Seenlandmarathon am Brombachsee (Pleinfeld) am 18.09.2022


Ich bin in einen (fast) wöchentlichen Marathonmodus angekommen - der letzte war schon am Freitag zuvor (Backyard-Ultra), also waren
es diesmal immerhin 9Tage, da konnte ich einen Lauf mehr dazwischen machen als üblich wenn ich im wöchentlichen Rhythmus unterwegs
bin. Üblicherweise ist für mich am Tag nach den Wettkampf zwingend eine "Auslaufrunde" (8-10Km) in geringen Tempo angesagt. Das habe
ich mir angeeignet nachdem ich früher gelegentlich ein paar Tage danach nicht gelaufen bin und diese Tage von ausdauernden Muskelkater
geprägt waren. Zudem hörte ich mehrmals: Das Laktat muss raus, das passiert am Besten mit Bewegung - so habe ich die Auslaufrunde zu
einem festen Bestandteil meines Trainings gemacht und fahre sehr gut damit, auch wenn ich mich am Tag danach gelegentlich "etwas
zwingen muss". Ansonsten steht dann eine Hausrunde (10-12Km), eine längere Runde (16-22Km), sowie nochmals eine Hausrunde auf dem Plan.
Diesmal war es eben 24Km für die lange Runde und eine weitere Hausrunde, es war Zeit genug und passte in meine Terminplanung - daran
dachte ich als ich mich auf den Weg nach Pleinfeld machte. Es war kein wirklich einladendes Wetter - als ich gegen 6Uhr aufstand und
kurz aus dem Fenster schaute...wegen Temperatur erfühlen 2 Schritte auf die Terrasse ging, da überlegte ich tatsächlich mal kurz ob der
Weg zurück ins Bett nicht verlockender wäre - immerhin war ich ja nicht vorangemeldet. Die Online-Anmeldung schloss bereits eine Woche
vorm Lauf und da hatte ich mich noch nicht entschlossen mal wieder am Brombachsee zu laufen. Ich hatte mich jedoch bereits telefonisch
beim Organisationsteam erkundigt wegen einer Nachmeldung. Das mit dem Weg zurück ins Bett war natürlich nicht ganz Ernst gemeint...
so "laufverrückt" wie ich nun mal bin - und die ganze Laufwoche war auch bereits darauf abgestimmt.

So parkte ich ganz in der Nähe des Start-/Zielgelände...das ganze Umfeld ist mir von einigen Starts bereits wohlbekannt und hatte einen
der nahesten Parkplätze zur Anmeldung. Das war schnell erledigt und mit meiner Startnummer ging ich gleich wieder zum Auto, ich musste
klären: Was zieht man bei diesem unfreundlichen Wetter an, der Wetterbericht sagte einiges an Regen voraus, der Wind am See war sicher
nicht ohne. Ich entschied mich für eine knielange Tight und ein warmes Shirt mit langen Ärmeln, alles bereits erprobt, doch ob es für
das Wetter heute passt weiß ich noch nicht. Als ich samt Kleiderbeutel aus dem Auto steige beginnt es wieder mal zu regnen.

Auf dem Weg und den 15min die es noch dauert läuft mir so mancher bekannte Läufer(in) über den Weg, ich bin jedoch etwas kurz angebunden,
die Unsicherheit wie es mir die nächsten ca 5Std ergehen wird, ist spürbar. Um 9Uhr wird gestartet und es regnet nur noch leicht, hört
bald auf. Die ersten beiden Km auf den Weg zum See geht es immerhin etwas bergab, ich fühle mich dabei langsamer als es meine Uhr mir
anzeigt. Es geht ein Stück am Brombach (Namesgeber des Stausee) entlang durch das Dörfchen Mandlesmühle, kurz darauf geht es steil hoch
zum Hauptdamm des großen Brombachsees.
Der Stausee ist auf dem Reißbrett entstanden und wurde 1999 geflutet und ist einer der größten Stauseen Deutschlands, zu ihm gehören
(als Vorsperren) der kleine Brombachsee und der Igelbachsee. Sie wurden als Wasserausgleich (eine Art Vorratsbehälter) für das regenarme
Nordbayern angelegt. Sehr bald kam als zweites Argument das Freizeitangebot/Tourismus in dem strukturschwachen Gebiet hinzu, um die
damals schon aufkommenden Zweifel am Großprojekt zu zerstreuen. Im Verbund mit den weiteren Seen: Roth- und Altmühlsee bezeichnet man es
als "Fränkisches Seenland".
Am Hauptdamm oben angekommen nach knapp 4Km ruft Jemand: Hallo Roland, Du auch hier? Ich erkenne Robert Wimmer, einen bekannten Ultraläufer aus der Nürnberger Gegend, Er hat vor einigen Jahren mal den Transeuropalauf gewonnen - ich habe Ihn kennengelernt auf den 19
Etappen des Deutschlandlaufs 2017 von Sylt zur Zugspitze. Er berichtet mir von seinem Triathlon in Frankfurt im Sommer und meint grinsend: Heute
werde ich wohl als Letzter ankommen...seine besten/schnellsten Tage hat Er - ähnlich wie ich sicherlich schon hinter sich!
Nach einem guten Km auf dem Damm gehts linksrum zur Längsseite des See und hier ist beim Seezentrum Allmannsdorf der erste VP, ob der
kühlen Witterung muss ich mich fast (vorausschauend) zwingen einen kl. Becher Iso zu nehmen. Ich bin froh das es kaum regnet, nur der Wind
ist doch unangenehm, mit meiner Pace, meist knapp unter 6:30 bin ich sehr zufrieden. Da es praktisch immer um den See geht gibt es
quasi kaum Höhenmeter, Ausnahme das Stück am Anfang zum Hauptdamm sowie der vorletzte Km wenn es vom See weg, Richtung Pleinfeld geht.
Auf gut befestigten Rad-/Wanderwegen immer am nördlichen Längsufer entlang - kurz vor Km10 ist der nächste VP, jetzt fällt das mit dem
Trinken schon leichter. Nun geht es auf dem nächsten Damm der den See von der Igelsbach-Vorsperre trennt, anschließend weiter nordwestlich
bevor gleich nach dem Damm zum kleinen Brombachsee VP3 bei ca 12,5Km erreicht ist. Hier bemerke ich einen offenen Schnürsenkel an meinem
Laufschuh, meine Nachlässigkeit diese Schuhe noch nicht mit Bandstopper ausgerüstet zu haben (wird direkt nach dem Lauf nachgeholt) kostet
mich ca 20Sek Laufzeit, die hole ich aber auf der Pendelstrecke nach Westen (jeweils ca 1,5Km) fast wieder rein. Auf dem Weg zum Ende
der 1.Runde kommt noch VP4 bei Ramsberg Km17 und kurz bevor es wieder nach links auf dem Hauptdamm geht VP5 Strandhaus West (Km21).
Eben überholte ich noch den Robert Wimmer, Er musste schon etwas kämpfen, ich fühle mich sehr gut... dann auf dem Damm bläst der Wind
scharf von links, es kommt auch wieder etwas Regen auf. Ich versuche mich nicht beeindrucken zu lassen und freue mich über meine ideal
gewählte Laufausrüstung, meine Pace liegt größtenteils nach wie vor unter 6:30, davon bin ich selbst überrascht.

Auf der 2.Runde versuche ich einfach diese Geschwindigkeit so lange möglich beizubehalten, es gelingt bis ca Km30, dabei überhole ich einige
Mitläufer(innen), Sie haben Probleme das Tempo der 1.Runde zu halten, dann werde ich geringfügig langsamer (ca 10Sek pro Km), doch ich
spüre, da ist noch was drin ab Km37 versuche ich ganz bewusst nochmals Gas zu geben...soweit möglich, ich lasse die VP's rechts liegen
und greife auf meine bewährte Mischung aus dem Trinkgurt zurück. Ich vermute mal das bringt ein paar Sek, jedenfalls erreiche ich wieder
6:30 Pace, z.T. noch schneller. Nun steht jedoch bei Km40-41 der Anstieg vom See weg an, das kostet Zeit, wie ich aus der Erfahrung
früherer Läufe hier weiß. Immerhin bleibe ich knapp unter 7er Pace... und dann kann's losgehen - ich beschließe auf dem letzten Km alles
zu geben was meine Beine noch hergeben ... ich fliege etwas bergab (so kommt mir das zumindest vor) auf den letzten 1,2Km dem Ziel
entgegen... Wahnsinn was noch geht - ich überhole auf diesem Stück noch etwa 10-12 Mitläufer(innen), die es kaum glauben können. Später
sehe ich in meinem Garmin-Track, dieser Km ist mit Abstand der schnellste des ganzen Marathons - eine Pace: 5:15 die mich selbst staunen
lässt - wie habe ich das hingekriegt?
Linksrum auf die Zielgerade über die Matte - die Nettozeit 4:34:19, ich kann es kaum glauben - damit bin ich knapp unter Platz100 bei den
Marathon-Männern. Das macht trotz dem Wetter richtig gute Laune und ich freue mich das am Morgen der Weg zurück ins Bett keine Option war!

Ich beschließe erst Zuhause zu Duschen, wärme mich bei der Abschlussverpflegung nur etwas auf, ein paar kurze Gespräche und packe mich warm
ein - eine halbe Stunde später stehe ich schon daheim unter der warmen Dusche... dieser Lauf und der Endspurt ist mir so richtig gelungen!
Da bleibt nur ein Gedanke:


Keep The Fire Burning - Gruss Roland

runners.high - Nomen est omen :logik:
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