Banner

Hundeattcken - was tun?

Re: Hundeattcken - was tun?

51
Hefeteilchen hat geschrieben: 03.05.2023, 11:22
klnonni hat geschrieben: 03.05.2023, 06:50 Ein Hütehund, der nur 3-4x/Woche mit seinem Besitzer Laufen geht, ist an den übrigen 3-4 Tagen in der Woche unterfordert und sucht sich selbst eine Aufgabe. Diese selbstgesuchte Aufgabe liegt dann nicht selten, genetisch bedingt, in das Bewachen und zusammenhalten seiner Menschen...
Diese unterforderden Gebrauchshunde werden dann auch schnell aggressiv fremden Menschen gegenüber oder unberechenbar in ungewohnten Situationen. Von daher sind auch Hütehunde meist besonders gute Ausdauersportler und wenn sie körperlich wie auch geistig ausgelastet sind, dann sind Hütehunde sehr entspannte und umgängliche Fellnasen.
Das ist leider schlicht... quatsch. :wink:
:klatsch:

Das ist kein Quatsch 90% aller Verhaltensauffäligkeiten bei Hunden sind durch falsche und nicht artgerechte Hundehaltung bestimmt. Und einer der Hauptgründe ist der Mangel an geistiger und körperlicher Beanspruchung!

Hütehunde sind gezüchtet worden möglichst selbstständig eine Herde zu bewachen und zusammen zu treiben.
Dazu konnten keine Hunde gebraucht werden die verschlafen hinterm Ofen hocken und darauf warten zum Spaziergang aufgefordert zu werden.

Und diese Prägung macht sich bemerkbar. Hütehunde wollen meist geistig und körperlich gefordert werden.
Wenn Gebrauchshunde nicht artgerecht gehalten werden, dann werden sie sich eine Aufgabe suchen.

Es gibt Border Collies, die fingen an ihre Familien zu terrorisieren, weil ihnen die täglichen Spaziergänge nicht ausreichten.
So habe ich selbst ein Border Collie kennen lernen dürfen, der anfing die Kinder der eigenen Familie am alleinigem verlassen des Hauses zu hindern. Die Kinder durften nicht mehr morgens zur Schule oder abends in die Disco, weil ihr Hund sie an Jacke und Hosenbein beißend ernsthaft am verlassen des Hauses gehindert hat.
Die Lösung war, zusätzlich zu den gewohnten täglichen spaziergängen, durfte der Hund mehrmals die Woche zu einer Hundesport-Schule und dort Kletter - und Balanceübungen erlernen.
Nach dem dieser nun die "Aufgabe" hatte täglich durch Reifen zu springen oder über Baumstämme zu balancieren, beendete der Hund das Hüten der Kinder. :hurra:

Ich sehe es ja auch an meiner Hündin (Hütehundmischling), als ich 5 Wochen wegen einer Rückenerkrankung eingeschränkt beweglich war.
Normalerweise gehen meine Kinder, meine Frau und ich in der Arbeitswoche mit dem Hund um die 8 km täglich mit dem Hund spazieren und sie schwimmt ungefähr 40 min. in der Woche. Hinzu kommen zusätzlich meine 40 - 50 Wochenkilometer die ich mit meiner Hündin Laufe.
Am Wochenende kommen noch ungefähr 20km zusätzliche km an Wanderungen dazu.
Also ungefähr 110 km/Woche laufen + 40 min. Schwimmen ist meine Hündin gewohnt.
Als ich nun krank war, fielen ~ 30 Wochenkilometer an Bewegung weg und auch ihre Aufgabe mich durch den Wald zu lotsen.
Meine Hündin fing plötzlich an am Gartenzaun die Spaziergänger anzubellen - was sie früher nie getan hatte - Sie wollte "unsere" Strasse bewachen..
Darauf hin habe ich meine Kinder angewiesen täglich den Hund 1h am See nach ihrem Ball schwimmen zu lassen, bis ich wieder fit war. Sie hatte nun die Aufgabe Bälle und Stöckchen aus dem See zu "retten".
Ergebniss: Meine Hündin hat aufgehört vorbeilaufende Spaziergänger vom Gartenzaun aus anzubellen!

Ihr hätte vermutlich auch eine zeitlang auch eine Bewegung von nur 70-80 Wkm gereicht, aber zusätzlich zur geringen Bewegung fiel auch ihre Aufgabe weg mich beim Laufen sicher durch den Wald zu lotsen ....
Sie war unterfordert und suchte sich eine Ersatzbeschäftigung - in dem Fall nicht nur unser Grundstück zu bewachen sondern die Strasse davor auch.

Einen Mops hätten vermutlich die wenigen 70km/Woche an Spaziergängen gereicht....

Die wenigsten Hundebesitzer aber mache sich gedanken, welche Anforderungen ein Hund hat und wie verschieden diese bei den verschiedenen Hunderassen und Mischlingen ausfällt.
Die meisten Hunde - vor allem in den Städten werden nicht ansatzweise Artgerecht gehalten.
Frage mal einen Tierarzt/Tierärztin wie stark die Hunde unter "Zivilisationskrankheiten" in unserer heutigen Welt zu leiden haben. Nicht nur wir Menschen bewegen uns immer weniger sondern auch unsere Haustiere!

Nicht artgerechte Haltung führt zu Verhaltensauffälligkeiten!

Re: Hundeattcken - was tun?

52
klnonni hat geschrieben: 03.05.2023, 12:3390% aller Verhaltensauffäligkeiten bei Hunden sind durch falsche und nicht artgerechte Hundehaltung bestimmt.
Für die Statistik hast Du sicher auch eine Quellenangabe parat?

klnonni hat geschrieben:
Hütehunde sind gezüchtet worden möglichst selbstständig eine Herde zu bewachen und zusammen zu treiben.
Dazu konnten keine Hunde gebraucht werden die verschlafen hinterm Ofen hocken und darauf warten zum Spaziergang aufgefordert zu werden. Und diese Prägung macht sich bemerkbar.
Unter Prägung versteht man bei Hunden die Lernphase auf der durch bestimmte Reize ein ebenso bestimmtes Verhalten erfolgt. Das hat nichts mit den rassetypischen Eigenschaften zu tun und wirkt im Idealfall "wie angeboren." Wenn Du schon mit Fachtermini anfängst, dann bitte im richtigen Zusammenhang.

klnonni hat geschrieben:Es gibt Border Collies, die fingen an ihre Familien zu terrorisieren, weil ihnen die täglichen Spaziergänge nicht ausreichten.
So habe ich selbst ein Border Collie kennen lernen dürfen, der anfing die Kinder der eigenen Familie am alleinigem verlassen des Hauses zu hindern. Die Kinder durften nicht mehr morgens zur Schule oder abends in die Disco, weil ihr Hund sie an Jacke und Hosenbein beißend ernsthaft am verlassen des Hauses gehindert hat.
Zu wenig Auslauf/Bewegung kann aber muss nicht zwangsläufig die Ursache sein. Deine Beispiele sind für mich gute die die Beziehung zwischen den Menschen und ihren Hunden grundsätzlich in Frage stellt. Für mich liegt die Kernproblematik darin, dass Menschen der Auffassung sind menschliche Verhaltensweisen auf ihre Hunde übertragen zu müssen um diese zu disziplinieren oder meinen ihnen damit etwas gutes zu tun. Das kann nicht funktionieren, und die Ursache ist bei der Erziehung des Hundes zu suchen. Menschen die meinen dass sich ein Hund freut wenn er mit dem Schwanz äh der Rute wedelt haben hier schon verloren.

Hier in meinem unmittelbaren Umfeld begegne ich täglich einigen Haltern von sogenannten Hütehunden (2 Border, ein Aussie, Kuvasz, Owtscharka, Corgie etc.) und man kennt sich durch die Jahre. Watt soll ich sagen: nicht ein einziger von denen muss jeden Tag durch brennende Reifen springen, bekommt genügend Aufmerksamkeit und Auslauf, und alle sind glücklich und zufrieden und nicht verhaltensauffällig. Das ist sicher nicht repräsentativ, aber es ist so. Und ganz wichtig dabei: das richtige Maß an Bewegung und Aufmerksamkeit und Ruhe zu finden. Nicht jeder Border, Schäferhund, Dackel etc. ist gleich und bringt sein rassetypisches Verhalten in ein und derselben Präsenz/Stärke mit.

Mir sind andere schulterklopfende Meinungen eigentlich egal, aber Anne Bucher schreibt mir ein bisschen aus der Seele.

https://annebucher.com/blog/der-hund-mu ... tet-werden

Hier noch ein Artikel zum Thema der mMn den Nagel auf den Kopf trifft.

https://bothshunde.com/5-mythen-ueber-h ... erden_muss

my2cents.

Karl

Re: Hundeattcken - was tun?

53
Wir haben auch einen Hund.
Ich laufe allerdings schon einige Jahre länger, so dass ich in der Beziehung schon vorgeprägt war.

Meine Meinung:
Egal ob mein Hund hört oder nicht...wenn ich Fußgänger, Läufer, Radfahrer, Rollerfahrer oder was auch immer sehe...rufe ich den Hund zu mir.
Der geht dann direkt an meiner Seite, ohne Ausnahme.
Wenn ich das Gefühl habe, dass er aufgeregt ist, muss er sitzen (und grundsätzlich bei Rad-/Rollerfahrern).

Freilaufen kann er, wenn ich absehen kann, dass in keiner Richtung jemand zu sehen ist (oder zumindest mit Abstand zu uns).

Zum einen ist es für den Hund immer wieder wichtig, das zu trainieren.

Zum anderen kenne ich mein Gegenüber nicht...es kann sein, dass er Panik vor Hunden hat und ihm schon der Anblick eines freilaufenden Hundes Schweißerlen auf die Stirn treibt.
Mein Gegenüber kann nicht wissen, dass mein Hund eigentlich ein Kuschelhund ist und - wenn er zum Gegenüber läuft - nur "spielen" will...und sein Bellen nicht aggressiv gemeint ist.

Was ich allerdings wirklich schwierig finde: E-Bike Fahrer
Von vorne kein Problem...aber wenn sie von hinten kommen ist´ s schon schwieriger.
Ich gucke schon oft nach hinten...aber ein E-Bike macht in kürzester Zeit ordentlich "Strecke".
Blöd ist, dass die meisten nicht frühzeitig klingeln und es dadurch manchmal stressig ist.

Als Läufer:
Ich habe mir angewöhnt in einiger Entfernung kurz mit den Schuh über den Boden zu schrubben...das hören eigentlich alle...und haben ausreichend Zeit sich zu sortieren.

Re: Hundeattcken - was tun?

56
hardlooper hat geschrieben: 02.05.2023, 00:15
Speck- Else (trfkah) hat geschrieben: 01.05.2023, 21:19 Danach wurde er dann gsd nicht mehr mitgebracht, der war überfordert von seinem genetisch programmierten Auftrag.
Rest dieses Auftrages ist sogar bei mir noch vorhanden. Laufkollegen halte ich die Ghettofaust (aktuell zur Coronafaust verkommen) hin, die Sportfreundin aus Mahlow ziehe ich an meinen Bauch. Bei Dir bin ich schüchtern (weiß nicht warum), war das Wange an Wange oder nur Schläfe an Schläfe?

Knippi
Hm. Als schüchtern bist du mir bislang noch nicht aufgefallen. Aber vielleicht verstehst du da was anderes drunter? :wink:
the runner formerly known as harriersand

Re: Hundeattcken - was tun?

61
Ich hatte vor kurzem tatsächlich eine Hunde"attacke" miterleben dürfen.

Auf einem als Fuß- und Radweg genutzten Weg am Ortsrand kam mir ein Rollstuhlfahrer inkl. Begleitung und freilaufendem Hund (junger Bordercollie) entgegen. Rollifahrer in Fahrtrichtung links, ich in Laufrichtung rechts, also wir auf der gleichen Seite. Ca. 100m Abstand. Als ich die Seite wechseln wollte kam von hinter dem Rollstuhlfahrer ein Radfahrer recht schnell angefahren.
Just in dem Moment als der Radler überholen will, wechselt der Rollstuhlfahrer ohne nach hinten zu schauen auf die rechte Wegseite und zwingt den Radfahrer auszuweichen. Kaum ist der Radfahrer vorbei, setzt der Hund dem Radler nach und holt ihn auch ein.
Der Hund hat den Radler zwar nicht angegriffen, aber es war reines Glück, dass der Hund nicht zwischen die Räder oder kräftiger an das Pedal kam und einen Sturz verursacht hat.
Der Rollifahrer hat mehrfach laut nach dem Hund gerufen, aber erst als Radfahrer und Hund schon an mir vorbei, hat der Hund reagiert.

Vorsichtigerweise habe ich auch Tempo rausgenommen und den Blick nach hinten gerichtet, denn kaum war der Hund auf dem Weg zurück auf meiner Höhe bellte er mich an und versuchte mir zwischen die Füße zu laufen.

Der Rollstuhlfahrer hat sich dann auch zuerst entschuldigt, aber relativ schnell versucht die Schuld allein auf den Radfahrer - der zugegebenermaßen für die Situation etwas zu schnell unterwegs gewesen war - zu schieben. Meine Anmerkungen, dass er den Radfahrer durch seinen Seitenwechsel gefährdet und den Hund unter Kontrolle zu halten hat, auch weil andere Menschen vielleicht Angst vor dem Hunde haben könnten, wollte er nicht akzeptieren.
Wobei es offensichtlich war, dass er sich der Schuld bewußt war und es nur nicht zugeben wollte.

Re: Hundeattcken - was tun?

62
MS123 hat geschrieben: 18.06.2023, 21:01 Wobei es offensichtlich war, dass er sich der Schuld bewußt war und es nur nicht zugeben wollte.
Leider ein häufiges Problem in unserer Gesellschaft - dabei würde ein lächeln und ein kurzes: "Entschuldigung, tut mir Leid", viele Konflikte entschärfen bevor sie eskalieren.

Ich hatte auch schon häufig Autofahrer, die mir als Radfahrer die Vorfahrt genommen haben und mich danach noch angeschrien haben, warum ich auf der Straße fahre .... Schuld sind immer die Anderen!
Wenn ich dann anbiete dies gerichtlich klären zu lassen zu, kommt plötzlich ganz kleinlaut die Bitte auf eine Anzeige zu verzichten, es sei doch nichts passiert. :hihi:
Zuletzt geändert von klnonni am 19.06.2023, 06:15, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Hundeattcken - was tun?

64
MS123 hat geschrieben: 18.06.2023, 21:01 Ich hatte vor kurzem tatsächlich eine Hunde"attacke" miterleben dürfen.
Einen habe ich auch noch:
Auf einer meiner Runden in den letzten Tagen irrlichterte ein unangeleinter Hund (Golden Retriever oder so) vor mir auf dem Bürgersteig herum, daneben Frauchen mit der locker in der Hand kreisender Leine und dem "ich brauche meinen Hund nicht anleinen, der gehorcht mir aufs Wort" Blick. Als ich auf Höhe dieses Dreamteams angekommen war, beschloss Hundi, locker neben mir her zutraben. Problem: Nach ca. 50 m kam eine Keuzung, die ich zusammen mit meinem neuen Laufkumpel überquerte, bzw. überqueren wollte, denn Doofhund blieb mitten auf der Straße (Tempozone 50) stehen und blickte sich nach Frauchen um.
Schlußszene: Bremsende und hupende Autos, eine Hundebesitzerin im Vollsprint, ein Raffnix-Hund mitten auf der belebten Straße und ein grinsender Läufer auf der anderen, sicheren Straßenseite.

Re: Hundeattcken - was tun?

65
Santander hat geschrieben: 19.06.2023, 08:00
MS123 hat geschrieben: 18.06.2023, 21:01 Ich hatte vor kurzem tatsächlich eine Hunde"attacke" miterleben dürfen.
Einen habe ich auch noch:
Erziehung ist nur die halbe Miete - man muss auch seine Autorität durch klingen lassen.
Manchmal bedarf es einfach nur den richtigen Tonfall.

Als ich mal ohne eigenem Hund im Wald Laufen war, stürmte mir auch ein unangeleinter fremder Hund hinterher.
Seine Besitzer schrien, schrien und schrien ... aber der Hund reagierte nicht auf seine Besitzer sondern kam agressiv auf mich zu gestürmt.
Als er bei mir ankam und mich zähnefletschend anknurrte, befahl ich ihn kurz und energisch: "bei Fuss".
Der fremde Hund stutzte kurz, vergaß das drohen und lief wie angeleint an meiner linken Seite mit mir mit.
Während ich mich meiner neuen Begleitung erfreute, brüllten die Hundebesitzer weiter nach ihren Hund.

Ich lief mit dem Hund eine kleine Forstweg-Runde und nach ungefähr einer Viertelstunde kam ich von der anderen Seite wieder zu den Hundebesitzern, mit ihrem Hund der noch immer vorbildlich "bei Fuss" lief, zurück.

Die Besitzer beschwerden sich lautstark bei mir, dass ich ihnen ihren Hund gestohlen hätte.
Ich verwies nur auf die Leinenpflicht im Wald und lief weiter - worauf hin der Hund nun angeleint wurde :hihi:

Re: Hundeattcken - was tun?

66
Spannende Story. Und was hättest du gemacht, wenn die bei deiner Rückkehr nicht mehr dort gewesen wären?

Diebstahl ist es aber tatsächlich nicht, denn Du hattest weder Zueignungsabsicht (Du wolltest den Hund nicht behalten) noch hast Du fremden Gewahrsam gebrochen (die hatten den Hund ja nicht unter Kontrolle).
Runalyze-Profil
Mein Lauftagebuch "Ausgerechnet ich laufe"
PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

Re: Hundeattcken - was tun?

67
Santander hat geschrieben: 19.06.2023, 08:00denn Doofhund blieb mitten auf der Straße (Tempozone 50) stehen und blickte sich nach Frauchen um.
Schlußszene: Bremsende und hupende Autos, eine Hundebesitzerin im Vollsprint, ein Raffnix-Hund mitten auf der belebten Straße und ein grinsender Läufer auf der anderen, sicheren Straßenseite.
Ich komme kaum aus dem Lachen heraus. Da fehlte Deiner Schilderung nach nicht viel und dem Hund wäre was passiert. Wäre es das wert gewesen?
Runalyze-Profil
Mein Lauftagebuch "Ausgerechnet ich laufe"
PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

Re: Hundeattcken - was tun?

68
ruca hat geschrieben: 19.06.2023, 08:37 Spannende Story. Und was hättest du gemacht, wenn die bei deiner Rückkehr nicht mehr dort gewesen wären?

Diebstahl ist es aber tatsächlich nicht, denn Du hattest weder Zueignungsabsicht (Du wolltest den Hund nicht behalten) noch hast Du fremden Gewahrsam gebrochen (die hatten den Hund ja nicht unter Kontrolle).
In der kleinen Runde, war ich und der Hund immer in Hörweite der rufenden Besitzer.
Wenn die tatsächlich nicht mehr im Wald auffindbar gewesen wären, hätte ich den Hund einfach zu mir nach Hause in unseren Garten genommen und hätte unser Ordnungsamt angerufen, die hätten sich dann um den Hund gekümmert.

Aber es ist schon erstaunlich, dass es als fremde Person, bei auf Kommando erzogenen Hunden, möglich ist dessen Kontrolle zu übernehmen.

Allerdings sollte man von einem Einzellfall nicht auf alle Hunde schliessen.
Oft beobachtet man aber, dass die in der Hundeschule gelernten Befehle völlig falsch dem Hund zugerufen werden.

Statt kurz, knapp und deutlich: "bei Fuss!"
Wird vermenschlich und zum Beispiel gerufen: "kommst du jetzt sofort bei Fuss!"

Man sieht am Beispiel, der Wille den Hund zu rufen ist vorhanden - aber der Satz in dem der gelernte Befehl steckt ist zulang.
Viele Hundebesitzer erzählen einem, in der Hndeschule hätte der Hund auf die Kommandos gehört ... - ja, aber da wurden sie knapp und deutlich gerufen :hihi:

Meine Frau neigt bei unserer Hündin auch dazu die Befehle in Sätze zu packen und wundert sich dann, dass unsere Hündin nicht auf sie hört.

Re: Hundeattcken - was tun?

69
klnonni hat geschrieben: 19.06.2023, 08:49 Aber es ist schon erstaunlich, dass es als fremde Person, bei auf Kommando erzogenen Hunden, möglich ist dessen Kontrolle zu übernehmen.
So ein Hund ist oft sehr zufrieden, wenn er endlich mal eindeutig gesagt bekommt, was er tun muss.

Selbst in der Familie erlebt. Hund der Sorte "auf den Namen hört er zu 70%, wenn man Leckerlies hinhält steigert sich die Quote auf 99,9%", Herrchen und Frauchen langt das auch und ich mit ihm los. Hund hat sich entschieden, seinen üblichen Weg zu nehmen (rechts um ein Gebüsch herum), ich war aber stur und bestand drauf, dass er mit mir links vorbeigeht (ich wollte das Vieh nicht aus den Augen lassen und seinen Umweg zu latschen war mir zu blöd).
Also stur geblieben und ihn immer zurückgerufen sobald er nach rechts lief (ohne Leckerli). Augenscheinlich passte ihm das überhaupt nicht. Nach dem 3. Mal hatte er aber kapiert und man sah richtig, wie sämtliche Spannung aus dem Hund rausging und er komplett akzeptiert hatte, dass ich derjenige bin, der die Entscheidungen trifft. Ab dem Moment waren wir für den Rest des Spaziergangs ein perfektes Gespann. Der wollte nie "Boss" sein, wurde aber in diese Rolle gedrückt.
Oft beobachtet man aber, dass die in der Hundeschule gelernten Befehle völlig falsch dem Hund zugerufen werden.
Ich lief gestern in etwa 50m Entfernung an einer Hundeschule vorbei. Keine Ahnung, was da genau los war, es klang aber nach einer riesigen Rauferei/Beißerei von mindestens 3 Hunden. Auch da läuft nicht alles perfekt. ;)
Runalyze-Profil
Mein Lauftagebuch "Ausgerechnet ich laufe"
PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

Re: Hundeattcken - was tun?

70
ruca hat geschrieben: 19.06.2023, 09:46
Ich lief gestern in etwa 50m Entfernung an einer Hundeschule vorbei. Keine Ahnung, was da genau los war, es klang aber nach einer riesigen Rauferei/Beißerei von mindestens 3 Hunden. Auch da läuft nicht alles perfekt. ;)
In meiner Kindheit, besaßen meine Eltern auch zwei Hunde und waren in einem Hundeverein.
In diesem Hundeverein, wurde natürlich auch eine Hundeerziehung betrieben.
Anders als heute oft üblich, wurde nur selten mit Leckerlies das Lernen unterstütz, sondern eher die Hunde darauf getrimmt, dass Herchen und Frauchen sich freuen wenn der Hund etwas "gut" machte und dafür gab es Lob und reichlich Streicheleinheiten.

Das Gelände war eine Freilauffläche für die Hunde und alle Hunde vehielten sich zueinande in der Regel friedfertig.
Du brauchst aber nur einen Alpha-Rüden zu haben, der anderen Hunden ihre Leckerlies nicht gönnt und schon hättest du die schönste Beißerei zwischen mehreren Hunden gehabt, wenn ein Hund vor den anderen gefüttert würde.
Darum galt auf dem gesamten Hundegelände des Vereins, ein Futterverbot.

Heute sieht man oft Hundebesitzer, die immer und ständig ihre Hunde mit Leckerlies belohnen.
Sie rufen ihren Hund - er kommt und wird gefüttert.
Sie befehlen ihren Hund nicht zu bellen - der Hund bellt nicht und wird dafür gefüttert.
...
...
Diese Liste läßt sich beliebig fortsetzen.
Wenn aber mal die Leckerlies vergessen wurden oder diese aufgefuttert sind, reagiert der Hund bloß noch solange auf Kommandos, bis er merkt es gibt keine Leckerlies ..
Der Hund ist also zur Fressmaschine erzogen worden - er reagiert nicht aus gehorsam sondern aus Gier.
Ohne Leckerlies kein´ Gehorsam :P


Ganz ehrlich, ich weiß gar nicht wann ich unsere Hündin zuletzt ein Leckerlie gegeben habe.
Unsere Hündin hört (meistens :wink: ) aufs Wort und wenn ich sie dafür lobe, sieht es so aus, als wäre sie um 1cm gewachsen.
Umgekehrt, wenn ich Grund habe mit ihr zu schimpfen, sieht man förmlich, dass sie sich ganz klein macht und am liebsten im Erdboden versinken würde.

Mag sein, dass Erziehung mit Leckerlies schneller und stressfreier funktioniert - aber oft wird vergessen rechtzeitig die Form der Belohnung von Leckerlies, auf Worte und Gesten um zu stellen.
Leider darf sich jeder Hundetrainer nennen, ist kein geschützter Begriff und es gibt keine geregelte Ausbildung und Prüfung zum Hundetrainer.

Bei uns gibt es auch mehrere Hundeschulen, die mit de "Leckerlie-Methode" arbeiten ganz nebenbei verkaufen sie selbst gebackende, artgerechte Hundeleckerlies mit Zutaten aus Öko-Landbau und garantiert Ballastoffreich und Kalorienarm ....
Wer jetzt denkt, die Hundeschule erzieht ihre eigene Kundschaft heran, der glaubt wohl nicht an das "Gute" im Menschen :hihi:
Zuletzt geändert von klnonni am 19.06.2023, 10:54, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Hundeattcken - was tun?

71
klnonni hat geschrieben: 19.06.2023, 10:40 Heute sieht man oft Hundebesitzer, die immer und ständig ihre Hunde mit Leckerlies belohnen.
Sie rufen ihren Hund - er kommt und wird gefüttert.
Sie befehlen ihren Hund nicht zu bellen - der Hund bellt nicht und wird dafür gefüttert.
...
Sie befehlen ihren Hund irgendwas - Der Hund macht genau das Gegenteil, wird aber trotzdem gefüttert "weil er doch so lieb guckt und jetzt was will". :klatsch:
Runalyze-Profil
Mein Lauftagebuch "Ausgerechnet ich laufe"
PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

Re: Hundeattcken - was tun?

72
Moin,

War in Kreta zum Urlaub machen und war morgens in den Bergen laufen. Dort hat mich ein nicht angeleinter Bernhardiner eines Bauernhofs attackiert.
Hatte mich schon mental drauf eingestellt als er bellend und aggressiv angerannt kam dass es evtl. gleich weh tun würde und mich dazu entschieden, mich zu wehren.
Hab ihm ordentlich mit einem auf dem Boden liegenden Stein aufs Auge geschlagen dann ist er abgezogen.

Re: Hundeattcken - was tun?

73
@OP

Du hast dich vollkommen richtig verhalten. Nicht weglaufen, nicht den Rücken zeigen und klar mit Blick auf den Hund stehen bleiben.

Für Hunde gilt das gleiche Abwehrverhalten, wie gegen Wölfe oder sogar Schwarzbären: Selber aggressiv sein und gegebenenfalls Kämpfen. Weglaufen bringt nichts. Alles auf vier Beinen ist schneller als du. Selbst, wenn du Usain Bolt heißt. Weglaufen kann auch den Jagdtrieb in Tieren auslösen. Stattdessen solltest du dem Tier klarmachen, dass du kampfbereit bist. Aufrecht stehen, breit machen, Krach machen. Das reicht fast immer, damit sich das Tier zweimal überlegt tatsächlich anzugreifen. Der Mensch wird nie als lohnenswertes Ziel war genommen.

Und wenn es trotzdem hart-auf-hart kommt, kämpfe mit allem was dir zur Verfügung steht. Greife Augen, Schnauze und Hals des Tieres an. Nutze Hilfsmittel, die in deiner Nähe verfügbar sind, wie zum Beispiel Äste oder Steine. Schütze selber deine Schwachstellen (Hals!). Und lass nicht von dem Tier ab, bis es entweder die Flucht ergreift oder aber nicht mehr reagiert (Erschöpfung, Bewusstlosigkeit, Tod).

Und um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Du bist der haushohe Favorit in einem solchen Kampf. Ein männlicher Schäferhund wiegt 30-40 kg im Durchschnitt. Ein erwachsener Mann je nach dem über das doppelte. Physik lügt nicht. Es hat einen Grund, warum man nur von toten Kindern und nicht von toten Erwachsenen liest, wenn mal wieder ein Pitbull einen Kurzschluss hatte. Dir muss immer klar sein, dass du hier in Deutschland der schwerste und kräftigste Beutegreifer (früher Raubtier genannt) bist, der so in freier Wildbahn rumläuft. Wenn du dich auch so verhältst, ist die Wahrscheinlichkeit in einen Kampf zu geraten tatsächlich sehr sehr gering.

Von Pfefferspray halte ich persönlich recht wenig, da die Wahrscheinlichkeit in der Hektik sich selber damit zu verletzten recht hoch ist.

Re: Hundeattcken - was tun?

77
Axel_rennt hat geschrieben: 02.10.2023, 22:28 https://amp.zdf.de/nachrichten/panorama ... n-100.html

:nene: Traurig
In weiteren Berichten über diesen Vorfall, wurde geschrieben, dass die Frau noch 4 weitere Hunde dieser Rasse besitzt.
Es gab schon seit längeren Anzeigen aus der Nachbarschaft, dass ihre Hunde gefährlich wären und die Nachbarschaft sich durch ihre Hunde gefährdet sehen.
Nach der tödlichen Beißattacke bestätigte das zuständige Amt, gegenüber der Presse, dass sie kommenden Montag vor hatten, die Hunde der Besitzerin zu entziehen.

Das nennt man wohl die langsamen Mühlen der Bürokratie

:gruebel:
Antworten

Zurück zu „Laufsport allgemein“