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Never Stop This Feeling - Running Is My Life

Never Stop This Feeling - Running Is My Life

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Never Stop This Feeling - Running Is My Life - Der 21. Trollinger Marathon in Heilbronn


Ich sitze im Auto und fahre nach Heilbronn, zum ersten Male habe ich mich beim Heilbronn Trollinger Marathon angemeldet.
Eigentlich fast verwunderlich denn es liegt nicht mal 2Std Fahrzeit von meinem Zuhause entfernt.. und wenn ich so überlege
wo (und wie weit) ich schon zum Laufen gefahren bin. Nun ja - es hat sich halt noch nicht ergeben, aber Heute ist es ja nun
soweit und ich freue mich das die Wettervorhersagen den Regen nunmehr auf Nachmittag verschoben haben. Ein angenehmer
Marathon mit kurzen Laufklamotten winkt und gute Laune soll auch noch ein wiederentdeckter Musikstick bringen den ich nun
in den USB-Anschluss meines Mediencenters stecke. Ein Sampler mit tanzbarer "Dance-Trance-Music" weckt hoffentlich viel
positive Energie - kann ich immer gut zusätzlich brauchen, wobei die Vorfreude auf's Laufen schon jede Menge Lebensgeister
um 6Uhr weckt.
Den Datenträger aktiviert und schon wippe und zucke ich zum ersten Song.... dann der Zweite: Ein Original Club Mix in einer
Version von Klubbingman: Never stop this feeling - Music is my life ... so beginnt das .... und ich mache sofort ein:
Never stop this feeling - Running is my life...  daraus - wobei auch Musik eine große Rolle in meinem Leben spielt - und singe
lautstark (...ich behaupte nicht das ich singen kann) mit!
und weiter geht's so:

Music is my life
Keep me satisfied
Never stop this feeling

Never stop this feeling
Music is my life
Never stop this feeling
I will survive
Never stop this feeling
They′re back from outta space
Never stop this feeling
To rock this sexy place

Und weil das Alles so gut passt und ich nicht genug kriegen kann, wird die "Repeat"-Taste gedrückt - die Sonne geht auf, ich
fahre nach Heilbronn zum Laufen und singe: "Running is my life" - mein Profilname ist wohlgewählt ....
Bestens gelaunt komme ich in Heilbronn am Stadion an, treffe noch am Auto Ulli samt Lauffreundin Eva. Er zeigt mir gleich
wo ich meine Startunterlagen abholen kann ... ein Fußmarsch ums Stadion rum, gucke mir gleich mal die blaue Laufbahn und
das Ziel an und dort treffe ich auch gleich den Klaus, der erst gestern einen "kleinen Ultra" im Schwäbischen gelaufen ist. Er will
den MA heute natürlich etwas langsamer angehen... ein bisschen Auslaufen, wie Er meint! Ich laufe nochmal zurück zum Auto
und verstaue den Trolliinger-Marathon-Wein und das Finisher-Shirt (beides schon im Anmeldepreis von 55€ drin). Anschließend
gebe ich meinen Dropbag ab und unterhalte mich noch mit ein paar Laufkollegen, dann orientiere ich mich Richtung Start auf
einer Straße neben dem Stadion. Um 8:40 bin ich da, 5min später fällt schon der Startschuss, ich klatsche Klaus ab und los geht's....
Doch schon nach ein paar Hundert Meter merke ich, da stimmt etwas nicht - meine Beine sind schwer und fühlen sich geschwollen
an, als würden sie gleich platzen. Ähnlich fühlt sich das gelegentlich an, am Tag nach dem Wettkampf, wenn ich meine 8-10KM zum
Auslaufen gehe... muss sein, denke ich mir immer. Ich gucke sogar runter, doch äußerlich ist nichts erkennbar - woher kommt dieses Gefühl?
Ich bin seit dem letzten Wettkampf, dem Specktakel bei Chris, nicht mehr wie sonst unter der Woche gelaufen. Habe ich es
gestern übertrieben mit der Gartenarbeit? Es war eigentlich nix womit ich meine Waden übertrieben belastet hätte - aber
nun ist es so wie es ist und ich versuche damit klarzukommen, einfach vorsichtig weiterlaufen und hoffen das es nachlässt.
So sehe ich wie mich der 4Std-Zielläufer quasi stehen lässt (klar das ist nicht mein Tempo, aber die Art wie sie an mir vorbeiziehen
erschreckt mich schon) und kurz danach die 4:30-Zielläufer laufen auch schon einige Meter vor mir. Ich versuche minimal zu
beschleunigen... doch meine Waden bleiben "hart". Nichts mehr da von "allerbester Läuferlaune"... ich schüttle mich innerlich
und bleibe doch irgendwie zaghaft zuversichtlich. Ich will nicht auf meine Uhr gucken - Zwischenstände würden nur meine
Erkenntnis "zementieren". 
Ich sehe den KM5 und versuche es nochmals ...leicht beschleunigen, gaaanz vorsichtig - es wird zumindest nicht schlimmer und
weitere 2KM später spüre ich wie meine Beine etwas "aufmachen" und leichter werden ... wie ich im Hinterkopf ganz grob den
Streckenplan/die HM habe - kurz vor KM10 kommt ein heftiger Anstieg.... der bei KM30 ist nimmer so schlimm - das könnte grade
nochmal gutgegangen sein. Ich werde versuchen hochzulaufen, wenn meine Beine das bis dahin hergeben. Einstweilen etwas
Tanken am VP, die Sonne wird langsam warm, es könnte sogar heiß werden. Als dann ab KM9 der Anstieg kommt freue ich mich
über die wiedergewonnene "Leichtigkeit" meiner Beine und lasse die Geher reihenweise stehen... ganz weit vorne sehe ich sogar 
die Fahnen der 4:30-Zielläufer noch. Oben angekommen gibt es den 2.VP und nun kann ich es rolllen lassen - und davon mache
ich genussvoll Gebrauch. 1KM Downhill runter nach Talheim ....herrlich, als es scharf links geht sind die 4:30-Läufer direkt vor mir,
ich hätte nicht gedacht das ich die heute nochmals zu sehen kriege. Aber ich werde sicherlich hinter Ihnen bleiben, das ist heute
sicherlich nicht "meine Zeit" - könnte ja sein das Sie im Moment etwas zu langsam (für Ihre Zielzeit) unterwegs sind. Einige Zeit 
später sind die Zielläufer für mich entfleucht.
Ich bin froh das hier zwischen den VP's in ca 5KM-Abstand immer noch eine Wasser-/Erfrischungsstelle ist - bei diesen Temperaturen
die es mittlerweilen hat kann auch ich das zusätzliche Wasser (auch wenn es nur über den Kopf ist) gut brauchen. Es geht selten
länger flach, meist etwas auf oder ab - nie wirklich schlimm... so empfinde ich das, im Gegensatz zu 2Läufer die sich vor mir
unterhalten: "Hier geht es ständig heftig berauf" - meint der Eine ... der Andere: "Das weiß ich schon vom letzten Male" - nun ja,
das verbuche ich mal unter subjektiven Empfinden - so ist das eben.
Als wir Talheim verlassen kommt ein nicht so schöner Streckenabschnitt, gefühlte zig KM durch ein Industriegebiet fast schurgerade
und praktisch schattenlos... immerhin der Nekar verläuft mit Abstand parallel. Das wird sicher wieder abwechslungsreicher mache
ich mir Mut - und so wird es auch. Wir erreichen den Ort Lauffen und überqueren dort den Fluss. Ein paar Fachwerkhäuser, ein VP
und welch ein Glück da und dort einige Zuschauer die uns anfeuern ... da geht mir doch das Herz auf *freu*  
Als wir den Ort verlassen begleitet uns noch einige Zeit das Flüsschen Zaber und jede Menge bewirtschafteter Felder und Wiesen.
Dann nach KM20 laufen wir in Meimsheim ein, langgezogen aber nicht zu heftig bergauf... ich kann laufen jedoch fließt der
Schweiß in Strömen, da kommt die Wasserstation wie gerufen. Noch schnell mein erstes (und gleichzeitig letztes Gel reingedrückt),
auf den großen Wasserbottich gestürzt und mit den Händen das Wasser ins Gesicht und Nacken... dabei war ich etwas ungeschickt-
ich habe mir ins rechte Ohr Wasser gedrückt und werde das nicht los. Beim Deutschlandlauf 2017 bin ich über ca 20KM mit Wasser
im Ohr gelaufen... mir wurde schlecht, der Gleichgewichtssinn ist weg und ich bin recht unkoordiniert gelaufen, nur durch glücklichen
Umstand bin ich das wieder los geworden. Auch heute ist das nicht ohne, ich torkle etwas... doch genau nach einen KM ist das Wasser weg, alles Schütteln und am Ohr rumdrücken hatte doch Erfolg. Nun aber... ich beschließe... einfach so, weil ich es WILL: die 2.Hälfte wird Gas gegeben, sehen was das alte Fahrgestell noch so hergibt - die Beine sind ja nimmer so schwer und das Wasser im Ohr bin ich los - gefühlt sause ich durch Hausen... nun werden wieder Läufer(innen) eingesammelt. Geher zu überholen macht keinen Spaß, aber Solche die sich wehren, die nochmal Speed geben.... das stachelt meinen Ehrgeiz an und macht mich letztendlich schneller - aber nicht vergessen Kräfte haushalten. Es sind noch fast 20KM. Über freie Landschaft mit wenig Schatten geht es vorbei am Heuchelberg - ich sehe ihn rechts drüben oben eine Wirtschaft mit Terrasse von weitem sichtbar. Ich frage den Helfer am Erfrischungspunkt - müssen wir da hoch? Er verneint zum Glück und deutet auf die Straße weiter... etwas langgezogen hoch - "nur noch da hinauf dann kommt schon die Kehre und Ihr dürft zurück - da kommt nimmer viel bergauf" - ich habe gelernt diese "Hinweise" mit Vorsicht zu genießen....
Doch diese leichte Steigung hoch überhole ich wieder 3-4 Läufer. Ein Schild KM28 zeigt an, wir haben 2/3 der Strecke hinter uns, der
Ort Neipperg bedeutet die Kehre. Ein weiterer Läufer vor mir dreht sich immer wieder um und beschleunigt wenn Er mich näherkommen sieht - ich denke mir einfach: früher oder später kriege ich Dich - jetzt kommt erst mal VP an KM30 direkt unterhalb des Heuchelberg. Er steht am nächsten Tisch, beobachtet mich aus den Augenwinkeln... ich könnte meine Pause ganz kurz machen dann wäre ich für Ihn weg - tue ich aber nicht - ich lasse mir sogar einen Trollinger einschenken und trinke einen halben Becher, Er bricht auf und guckt mich fassungslos an... dann noch einen Schluck Wasser und Schweiß abwischen - jetzt die Rallye, jetzt hole ich Ihn mir - die 30/40m Vorsprung habe ich schnell eingeholt - Er dreht sich nochmals um und versucht mich abzuschütteln - keine Chance.. jetzt werde ich auch noch übermütig: als ich auf gleicher Höhe mit Ihm bin packe ich meine federnde Schritte aus (so gut das eben noch geht) und ziehe vorbei - Er tut mir fast schon leid... mit geradezu ehrfürchtigen Blick sieht Er zu mir rüber (...oder bilde ich mir das nur ein???) Ich versuche mich selbst wieder "einzufangen" - doch schon sehe ich "jede Menge Beute" vor mir. Ich summe vor mich hin: 
"Never stop this feeling - Running is my life..." so bleibt das Runners.high auf hohen Niveau und der Spaßläufer Roland trabt weiter als gäbe es kein Morgen. Auf den nächsten 3KM überhole ich sicherlich weitere 7-8 Läufer. Mitten in der "Prärie" - nun eine Versorgungsstraße führt da schon hin, sind am Rande von einigen Weinfeldern zwei so Art Trinkkiosk aufgebaut, die Leute sitzen wie auf einer Terrasse und auf den Schildern wird natürlich Wein, Bier und Aperol Sprizz angeboten - von weiten höre ich auch Musik...
Das kommt absolut passend, der sich plagende Läufer da vorne  - ich laufe ruckzuck zu Ihm auf und fast sprinte ich vorbei - dazu Anfeuerung der Zuschauer, Sie strecken die Hände entgegen und wollen abgeklatscht werden... natürlich tue ich Ihnen den Gefallen und feuere Sie ebenfalls an.... "Never stop this feeling - Running is my life..."
Bei Nordheim ist KM35 in der Tasche, ein VP an dem ich mich entschließe, ich brauche kein Gel mehr.. der "Zaubertrank" aus meinen Trinkgürtel sollte reichen. Ein kleiner Junge der am VP mithilft lächelt mich an und meint: "Du schaust noch gut aus... diese 7KM schaffst Du auch noch". Ich lächle zurück und meine Antwort fällt (ob meiner Überstimmung) etwas arg aus, ich recke meinen Daumen hoch und: "worauf Du Deinen Arsch verwetten kannst" - Er muss lachen und erzählt gleich weiter was ich Ihm gesagt habe...
Hier sind nun schon die Vororte von Heilbronn und als ich merke ich muss etwas mit den Kräften haushalten kommt ein tolles Schild am Ortseingang 10% Gefälle wird da angezeigt... ich kann es wieder rollen lassen - und entkomme somit auch etwas der Wärme, die nun schon fast an Schwüle grenzt. Ab durch die Mitte und nochmals einige Mitläufer überholt, die ungläubig gucken... aber ich selbst bin es auch. Komme ich damit durch bis zum Ziel - es sind noch 3-4KM? Ich will mir keine vorsichtigen und negativen Gedanken machen - lieber summe ich nochmals meinen Song....
Der Vorort Böckingen grüßt, es stehen wieder mehr Zuschauer an der Strecke... schön - Tempo halten, nicht nachlassen und rein in die Altstadt. Ein Blick zur Uhr (fast das ganze Rennen habe ich nicht geguckt) zeigt mir, jetzt werden wohl die 4:30-Läufer einlaufen - ich habe noch etwas "Bonuszeit".
Da steht eine Sambaband am Straßenrand und spielt wilde Rhythmen das tut gut - ich feuere Sie an und als ich direkt vor Ihnen bin kann ich nicht anders - ein kleines Tänzchen.. gegenseitiges Anfeuern und weiter zum letzten KM. Noch ein kleiner Anstieg.. über eine Brücke, zwei Läufer sind am Ende, Sie wollen mitlaufen schaffen es aber nur wenige Meter. Dann geht's zum Startbogen, hindurch links ist der Foodcourt mit vielen Zuschauern... Jubel, Trubel - und rein ins Stadion. Der Sprecher kündigt mich an - die Bruttozeit zeigt irgendwas von 4:44Std - bei Netto 4:42 Std überquere ich die Ziellinie... "Never stop this feeling - Running is my life..."
Etwas Erholung und das alkfreie Finisherbier nehme ich mit - dann zur Dropbagausgabe. Ich frage an den Duschcontainern nach, ob es auch noch warmes Wasser gibt - eher nicht mehr, bekomme ich 2x zu hören - dann eben zuhause. Ich wasche mein Gesicht auf einer Toilette, rubble mich mit meinem Handtuch ab... nun brauche ich etwas zu Essen, der Foodcourt ist um die Ecke. Eine Bratwurst und ein "echtes Bier" - das tut gut. Kaum sitze ich schlendert Klaus auch schon vorbei. Er ist auch gut durchgekommen, ausgelaufen halt. Erstaunlich wie Er diesen Doppelstart wegsteckt. Wir unterhalten uns einige Minuten, dann wollen wir Beide nach Hause - Regen ist in Sicht ...kommt jedoch nicht so schnell.
Als ich im Auto sitze - bevor ich das Navi bediene wird die Musik aktiviert - jetzt gilt es mehr denn je:
"Never stop this feeling - Running is my life..."
Gruß Roland
runners.high - Nomen est omen :logik:
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