*Frank* hat geschrieben:Natürlich sind 10s/km schneller härter und können am Ende darüber entscheiden, ob ich das letzte Intervall schaffe oder nicht. Das ist aber nicht die Frage. Wenn ich beides schaffe, würde ich behaupten, dass zwischen den beiden Trainingseinheiten die Adaption betreffend kein dramatisch großer Unterschied besteht, solange sie beide einigermaßen nahe an der wirklichen vVO2max bzw. bei 8'-Intervallen an der Schwelle liegen, also z.B. wenn meine tatsächliche VO2max/Schwelle bei 3:55/km liegt. Es ist sogar möglich und recht wahrscheinlich, dass ich von den 4:00/km-Intervallen eins mehr schaffe, und dann war das 4% langsamere Training sogar deutlich effektiver, weil ich mehr Zeit im Zielbereich verbracht habe.
Was noch hinzukommt, die VO2max verändert sich durch das Training - wie man in der Studie gesehen - sehr individuell, bei einigen deutlich, bei anderen weniger deutlich und im Einzelfall hast du sogar Non-Responder. Auch darauf müsstest du jedes Mal mit Anpassungen des Tempos reagieren. Ich bezweifele einfach - auch aufgrund meiner eigenen Erfahrung -, dass die Intervalle so sensibel sind, was das exakte Tempo betrifft. Und wenn du am Ende noch Luft hast, dann lauf halt ein Intervall mehr (oder bei den Mikrointervallen auch 2 oder 3 mehr).
Ich persönlich benutze ja auch den 6'-Time Trial bzw. den 45'-Time Trail für die Bestimmung meiner Trainingszonen, aber da ich weder einen Atemgastest noch einen echten Laktattest gemacht habe, weiß ich nicht, ob ich zu den Leuten gehöre, die 4' Minuten oder 8-10' VO2max bzw. 45 oder 60 Minuten Schwelle laufen können. Ich weiß aber, dass mein VO2max- und mein Schwellentraining reizwirksam sind, wenn ich es in dem so ermittelten Tempo mache.
Vieles davon ist sicherlich zutreffend. Einige Anmerkungen: Du gehst in der Fallbetrachtung davon aus, dass du bei beiden hypothetischen V02max-Werten die Intervalle schaffst. Das ist aber nicht der Fall, wenn du im "schlechten" Szenario die tatsächliche VO2max niedriger ist und du das letzte oder schon das vorletzte Intervall nicht mehr schaffst. Wenn das häufiger passiert, wird das gemeinhin schon als Problem betrachtet.
Nehmen wir einmal an, dass die VO2max unterschätzt ist und du die Intervalle schaffst und auch noch ein weiteres schaffen würdest. Weißt du denn tatsächlich, dass du ein weiteres Intervall schaffen kannst? Du nimmst das hier doch zunächst nur an. Es ist aber nicht so, dass ein solches Training dazu führt, dass du sagen kannst: na, eins geht noch. Dafür fühlt sich auch ein leicht submaximales Training schon hart genug an. Zudem muss man hier auch zwischen Hobby und Vereinsläufer unterscheiden. Im Vereinstraining wirst du noch seltener dazu kommen, dein weiteres mögliches Intervall tatsächlich noch zu laufen.
Dass ein weiteres gelaufenes Intervall dann effektiver wäre, kann so ja auch nicht ganz stimmen. Sonst müsste man ja jedem raten, seinen Trainingsplan dahingehend zu ändern, noch ein weiteres Intervall zu laufen. Dazu kommt noch, dass ein Training IRL nicht so funktioniert, dass sich der Ertrag von VO2max-Training einfach als Funktion von Laufen bei VO2max oder einer ähnlichen Funktion ergibt.
Wo du mMn vollkommen recht hast, ist, dass sich VO2max im Laufe eines Zyklus entwickelt und das auch individuell, so dass Anpassungen unvermeidlich sind. Wenn man ehrlich ist, kommen ja noch viele andere Faktoren (Tagesform, mentale Vorerschöpfung, Motivation etc.) hinzu, die sowohl die Schwierigkeit des Trainings als auch die resultierenden Anpassungen bestimmen.