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Isar-Lauf Bad Tölz - 30km

Verfasst: 14.09.2015, 09:12
von GeorgSchoenegger
Der Isarlauf in Bad Tölz wurde heuer zum 9.mal veranstaltet, wobei ich glaube erstmalig auch eine 30km-Strecke angeboten wurde. Nachdem mir das gut in die Vorbereitung für Florenz gepasst hat - und ich noch nie in Bad Tölz war (außer durchfahrenderweise) - habe ich mich kurzerhand angemeldet - hier die "facts":

Anmeldung:
Problemlos online über "trackmyrace". Ganz günstig sind die Startgebühren nicht, aber noch im Rahmen des Vertretbaren (ich habe €35,-- für die 30km bezahlt). Letztlich waren es 149 Finisher über diese Distanz - leider recht wenig, so war man ziemlich einsam auf der Strecke. Der "Hauptlauf" ist sicherlich der traditionelle Halbmarathon (233 Finisher), beim ebenfalls angebotenen 10km-Lauf gab es 168 Finisher.
Organisation:
Einfach und übersichtlich; Startunterlagen können schon am Vortag abgeholt werden bzw. auch direkt am Start bis 50min vor dem Startschuss (und wahrscheinlich hätte auch ein ZuSpätKommer noch alles gekriegt, sehr unbürokratisch). Die Zeitnehmung erfolgte wie üblich bei trackmyrace mit einem Wegwerf-bib-Chip. Geschenke gab's allerdings keine außer einem kleinen Gutschein für ein lokales Sportgeschäft. Die Startnummer selbst war angenehm klein.
Die Strecke war sparsam, aber ausreichend markiert, inklusive km-Schildern. Das war auch notwendig, weil man oft allein am Weg war und sich nicht an den Kollegen orientieren konnte. An unübersichtlichen Stellen standen aufmerksame Streckenposten.
Die Verpflegung war mehr als ausreichend, sowohl an der Strecke (ca. alle 4-5km ein Stand) als auch im Ziel (die Kuchen waren super!).
Gestartet wurde getrennt - die 30km-Läufer 15min vor den Halbmarathonis. Finde ich an sich eine gute Trennung; bei den geringen Teilnehmerzahlen könnte man sich aber schon überlegen das zusammenzufassen - dann wäre zumindest bis km10 mehr los auf der Strecke!
Kleines Manko: Es gibt im Zielbereich keine Duschen, nach dem Lauf musste man also eines der Bäder aufsuchen oder (wie ich) in die Isar steigen.
Die Strecke:
Von Bad Tölz immer am Radweg entlang Isaraufwärts bis zur jeweiligen Wende (Lenggries bzw. Wegscheid) und dann retour (nur die 10km-Läufer starten bereits an der HM-Wende; es gab 2 Shuttlebusse). Die Strecke ist ziemlich flach - die 40 oder 50 Höhenmeter bis zur Wende kann man auf diese Distanz getrost vernachlässigen - allerdings sind immer wieder kleinere Wellen oder Rampen drin - jedoch kaum etwas was den Laufrhythmus stört. Der Untergrund war weniger angenehm - weniger als 15% Asphalt, der Rest großteils schottrige Radwege mit teils recht groben Steinen bzw. gesprungenen alten Betonplatten. Wenn ich das vorher gesehen hätte, hätte ich robustere Schuhe angezogen!
Landschaftlich ist die Strecke reizvoll, man ist nie weit vom Ufer der smaragdgrünen Isar weg und die Auwälder sind hübsch. Allerdings gibt es natürlich kaum Zuschauer, und man muss ein wenig auf die Radfahrer aufpassen (die Strecke bleibt während des Laufs geöffnet).

Mein eigener Lauf:

Ich fange gerade mit der Vorbereitung auf Florenz Ende November an, die 30km sollten einen Aufschluss über den derzeitigen Stand geben. Ich ging das ganze aber eher entspannt an - immerhin hatte ich Montag-Samstag bereits mehr als 70 Lauf-km und zwei Bergwanderungen (davon eine barfuß) in den Beinen. Abfahrt in Innsbruck um 07:00, als Chauffeur ein Freund von mir samt Familie (meine Elisabeth hatte leider Dienst dieses Wochenende). Pünktlich alles abgeholt und dann noch genug Zeit für Umziehen, Trinken etc.; Parkplätze nahe dem Startgelände gibt es knapp ausreichend.
Bereits am Start konnte man erkennen, dass es sich hier um eine sehr entspannte Vedranstaltung handelt. Keinerlei Gedrängel, sehr geräumige Aufstellung, keine Rempeleien auf dem ersten Kilometer. Das liegt natürlich an den wenigen Teilnehmern, aber vielleicht hat auch die lockere Art des Platzsprechers geholfen! Das Wetter war föhnig - also warm und trocken und windig - nicht ganz ideal aber keineswegs unangenehm.
Wie üblich hatte ich aufs Aufwärmen verzichtet und ging entsprechend den ersten Kilometer gemütlich an, danach steigerte ich das Tempo und begann die Kollegen zu überholen. Bei ca. km2 überholte ich die führende Dame und ab da wurde dann bereits der Verkehr recht dünn, allerdings hatte ich immer irgendwen vor mir in Sichtweite. Probleme bereitete mir der unebene Boden; ich hatte bereits seit ein paar Tagen leichte Beschwerden im linken Vorfuß - wohl beim Barfußgehen auf eine gröbere Wurzel getroffen - und meine dünnsohligen "Nike Streak" taten wenig dazu, diese Unebenheiten zu filtern. Vorerst vielleicht alle 30 Sekunden, später dann alle gefühlte 10 Sekunden ein dumpfer Schmerz - echt lästig, und vor allem besteht da immer die Gefahr "schief" zu laufen und wohin das führt habe ich letztes Jahr ausgiebig erleben dürfen. Also volle Konzentration und mehr auf den Weg als auf die hübsche Umgebung geachtet, und weiter im Text!
Bei ca. km6 überholte ich ein Grüppchen von Läufern und gleich danach noch einen einzelnen, mit dem ich dann gemeinsam einige Kilometer abspulte - er trainiert gerade für den München Marathon (nicht der einzige wie ich noch erfahren sollte). Irgendwann dann Schritte von hinten und jemand Schnelleres kam näher und überholte, an den hängte ich mich wieder an - leider nur bis zu einer Verpflegungsstation, wo alle zum Trinken stehenblieben und nur ich den Becher "fliegend" leerte. Wieder allein am Weg - das ist natürlich bei kleineren Veranstaltungen ein häufiges Schicksal, aber mögen tu ich's trotzdem nicht im Wettkampf. Etwa bei km12 dann wieder Schritte von hinten - diesmal ein Läufer in hellem Shirt, den ich noch gar nicht gesehen hatte - und der ebenfalls für München trainierte. Über die "Bretonenbrücke" wechselten wir zum westlichen Isarufer - das ist die einzige Stelle des Kurses mit einer echten Steigung (bzw. hinter der Brücke dann wieder Gefälle).
Ab der Brücke kamen uns dann die Führenden vom Wendepunkt zurück entgegen, ich zählte mit und kam auf einen momentanen Rang 11 für mich. Zusammen mit meinem Kollegen erreichte ich den unspektakulären und gut versteckten Wendepunkt (Verpflegungsstation, aber keine Kontrollmatten oder so); dann wieder zurück bis zur Bretonenbrücke - aber diesmal nicht drüber, sondern jetzt ging es durch die Nebenstraßen von Wegscheid zurück nach Lenggries. Und das auf Asphalt! Ich kriegte mich gar nicht mehr ein vor Freude und gab ein oder zwei Kilometer richtig Gas - mein Kollege hatte abreißen lassen müssen aber ich hatte momentan keine Lust das Tempo wieder rauszunehmen. Wieder einmal allein am Weg, denn vor mir war absolut niemand zu sehen. Leider hielt der Asphalt nur etwas über einen Kilometer an, dann wieder zurück zu Holperpiste und Fußschmerzen ... zum Glück war der Himmel ein wenig zugezogen, so hatten wir wenigstens keine direkte Sonne.
In Lenggries bei km 21 kamen dann die 30- und die 21km-Runde wieder zusammen und ich traf auf die langsameren Halbmarathon-Läufer. Ab jetzt war es nicht mehr ganz so öd zu laufen, allerdings war der Tempounterschied doch beträchtlich - an eine Unterhaltung oder kurzfristiges Gemeinsam-Laufen natürlich nicht zu denken. Ich hatte dennoch Probleme mein Tempo hoch zu halten - einerseits der unangenehme Untergrund, andererseits war der Tempounterschied zu den Kollegen eben so groß dass ich mir um einiges schneller vorkam als ich tatsächlich war. Auch war in diesem Abschnitt recht viel Radfahrverkehr - aufmerksames Laufen war gefordert.
Etwa 6km vor dem Ziel begegnete ich dann doch tatsächlich noch einem 30km-Läufer, leider hatte der Probleme bekommen und musste abschnittweise gehen - wieder nichts mit gemeinsam laufen, auch wenn er es ca. 100m weit versuchte. So ging's langsam zurück nach Bad Tölz und für den letzten Kilometer sogar auf Asphalt - meine Begleiter machten noch ein Foto - und dann als Zehnter über die Zeitnehmmatten mit netto 2:13:40. Ein Schnitt von ca. 4:27 auf den km - nicht berauschend, da hätte ich mir vor dem Start um einiges mehr erwartet. Woran es liegt dass ich nicht schneller war? Vielleicht eine Kombination aus mehreren Faktoren - Fußschmerzen, harte Trainingswoche (die härteste in diesem Jahr) und das Alleine-Laufen wo es mir immer schwer fällt Tempo zu machen. Naja, Schwamm drüber, in zwei Wochen kommt der Innsbrucker Nightrun-HM als nächster Tempotest, und Florenz ist ja noch weit weit weg!
Zur Siegerehrung konnte ich leider nicht bleiben, weil der 10jährige Sohnemann von meinen Begleitern radikale Hungererscheinungen bekam und wir dringend einen Gastgarten aufsuchen mussten.

Fazit:
Eine an und für sich sehr sympathische Veranstaltung, mit einem landschaftlich schönen und sehr flachen Kurs in hübscher Umgebung. Leider war gerade die 30km-Strecke sehr dünn besetzt, so dass man lange Streckenabschnitte einsam absolviert - dafür braucht man eigentlich keinen Wettkampf zu laufen. In diesem Zusammenhang muss ich auch sagen, dass mir die Startgelder einigermaßen "happig" vorkommen - für einen Lauf ohne "Goodies", wo es keine nennenswerten Absperrungen oder Sicherungen benötigt, wo man auf normalen Radwegen läuft und wo es nicht einmal eine Zwischenzeitnehmung irgendwo gibt, und der von der Stadt Tölz auch noch kräftig unterstützt wird wenn man dem Platzsprecher glauben kann. Nachdem der Termin perfekt in eine Vorbereitung für den München Marathon passt wäre hier meiner Meinung nach eine wesentlich höhere Teilnehmerzahl möglich, vielleicht sollte man sich hier wirklich bei den Preisen etwas zurücknehmen.

Noch ein paar Impressionen von vor und nach dem Lauf: