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Knacke ich nochmal die 30 Minuten?

Verfasst: 08.02.2016, 10:08
von burny
[font=&amp]Na klar, keiner hat ‘ne Glaskugel! Und wenn, dann weiß man nicht, ob die richtig justiert ist oder ob nicht irgendeine Software die Vorhersage verfälscht. Ist eigentlich auch keine wirkliche Frage. Mehr so eine Spielerei! Obwohl ich davon normalerweise wenig halte. Aber letzten Samstag kam mir irgendwie doch die Frage in’nen Kopp.[/font]

[font=&amp]Letzten Samstag bin ich nämlich gelaufen: 10 km! Eigentlich nix Besonderes! Und uneigentlich auch nicht! Trotzdem war das ein wenig ein besonderer Lauf, und zwar aus zwei Gründen. Die letzten beiden Zehner bin ich nämlich ziemlich scheißig gelaufen. Vom Laufgefühl her war das nix, schwer gelaufen, keine Lockerheit, und die Zeiten waren mit 42:00 und 41:39 grottenschlecht. Das brachte mich zu der Frage, ob nun der Altersknick so richtig einsetzen würde, denn wenn man sich mal die Zeiten der Alten Säcke anschaut, fällt auf, dass es irgendwann recht rapide bergab geht. Ist so, bei jedem und unerbittlich! Die einzige Ungewissheit ist, wann dieser Punkt erreicht ist. Da kam ich ins Grübeln. Sah schwer danach aus, dass ich diesen Punkt erreicht hätte. Ist zwar auch nichts Dramatisches, denn das muss man akzeptieren, ist aber dennoch nicht schön fürs Ego![/font]

[font=&amp]Ich hatte mich für einen Lauf angemeldet, den ich auch die letzten 2 Jahre mitgelaufen bin. Ist eine flache und ziemlich schnelle Strecke, zudem amtlich vermessen, was eine gute Vergleichbarkeit ermöglicht. Letztes Jahr war ich hier 39:59 gelaufen – nach 39:23 im Jahr davor. Ich wollte die Erwartung nicht zu hoch schrauben, und so hatte ich für dieses Jahr eine Zeit von unter 41 min als ganz okay eingestuft, wollte aber einfach so laufen, dass ich ohne Druck und ohne Stress starten wollte. Ich kenne mich und weiß, dass ich mich gegen Ende eines Rennens sowieso voll reinhänge.[/font]

[font=&amp]Die Bedingungen waren gut, teils etwas heftiger Wind, aber sonst perfekt. Nach dem Startschuss rannten alle wie gestochen los, ich auch, und war auch gleich im leichten Kampfmodus. Viele der Läufer kannte ich, und viele liefen erstmal vor mir. Ich wusste nicht so recht, wie ich tempomäßig lag, und wartete auf die erste Standortbestimmung. Kein km-Schild zu sehen, als die Uhr zum ersten Kilometer piepste! Na gut, dann warte ich eben den zweiten ab. Das Feld hatte sich mittlerweile sortiert. Die Abstände zu den anderen Läufern wurden stabiler. Als der zweite km angekündigt wurde – so meinte es jedenfalls die Uhr – war erneut nichts von einem Schild zu sehen. Mir blieb also weiterhin nichts anderes übrig, als meinem Laufgefühl zu vertrauen.[/font]

[font=&amp]Dann tauchte endlich, wir befanden uns in der zweiten von 4 Runden, km-Schild 3 auf, das ich schon beim Einlaufen wahrgenommen hatte. Doch das war Murks, ein kurzer Blick genügte, um zu sehen, dass wir bestenfalls 2,7 km hinter uns hatten. Das konnte nicht stimmen. Also immer noch keine Zeiteinordnung! Um es kurz zu machen: Sämtliche Schilder fehlten oder konnten einfach nicht stimmen. Später zuhause rekonstruierte ich, dass offensichtlich nur die Schilder des 5 km-Laufes aufgestellt waren. (Die „große“ Runde ist länger als 2,5 km, und beide Starts sind versetzt, so dass diese km für den Zehner nicht passen.)[/font]

[font=&amp]Ich lief also, und das war die zweite Besonderheit dieses Laufes, komplett ohne Zwischenzeiten. Ich schaute auch kein einziges Mal auf die Uhr und wusste in keiner Phase des Laufes, wie ich zeitlich lag. Ich bin auch vorher schon Wettkämpfe gelaufen, ohne Zwischenzeiten zu ermitteln, sei es, weil die Uhr ihren Geist aufgab, keine Beschilderung vorhanden war oder was auch sonst immer. Dieses war aber mein erster Wettkampf mit funktionierender Uhr, ohne dass ich auch nur einmal eine Zwischenzeit ermittelt hätte. Ich hielt ein konstantes Tempo, gefühlt jedenfalls, und so nach und nach lief ich an vielen Läufern vorbei, die mir bekannt waren und die normalerweise eher langsamer als ich unterwegs sind.[/font]

[font=&amp]Nach der zweiten Runde hatte ich die Hoffnung aufgegeben, passende km-Schilder zu entdecken, und steuerte mich so, dass ich einen Abgleich zwischen verbleibender Distanz und vermuteter Restkraft herstellte. Das klappte gut. 3,5 km vor dem Ziel lief ich neben einem Läufer, den ich als Sprecher anderer Läufe kannte. Wir liefen gleichauf, das gab einen Impuls, nicht nachzulassen. Als es in die letzte Runde ging – ca. 2,6 km noch zu laufen – war ich sicher, das Tempo beibehalten zu können. Wir liefen auf Läufer vor uns auf, dann vorbei. Mancher blieb zurück, konnte das Tempo nicht mitgehen, fiel zurück. 2, 3 hängten sich dran.[/font]

[font=&amp]Der Kurs entspricht einem Rechteck mit 2 kurzen und 2 langen Geraden. Als es in die letzte kurze Gerade ging – das war ca. 800 m vorm Ziel, am Ende dieser kurzen Geraden wartete nur noch die letzte lange, die Zielgerade -, zog mein Sprecher-Mitläufer an. Ich konnte nicht mehr mitgehen, steigerte aber dennoch mein Tempo noch mal und konnte bis zum Ziel an weiteren 3 Läufern vorbeiziehen. Ich rannte aufs Ziel zu, schnell, die Kraft war noch vorhanden, ich schaute zur Uhr über dem Ziel, nahm mit Verwunderung wahr, dass die Zahl „40“ noch nicht erreicht war. Doch wie Uhren nun einmal so sind: der Sekundenzeiger zählte unaufhaltsam aufwärts, und als ich endlich durchs Ziel lief, war die Zahl 40:05 erreicht. [/font]

[font=&amp]40:05! Es war die erste Zeit, die ich in diesem Rennen registriert hatte. Und ich war überrascht, positiv überrascht: Damit hatte ich nicht gerechnet. Das war gerade einmal 6 Sekunden langsamer als im letzten Jahr. [/font]

[font=&amp]Eigentlich halte ich nicht viel davon, denn „entscheidend ist aufm Platz“: Trotzdem interessierte es mich, wie die Zeiten in diesem und im letzten Jahr einzuschätzen sind. Also rief ich einen Rechner auf, mit dem sich solche Leistungen vergleichen lassen. Hinterlegt sind da zig Leistungen unterschiedlicher Altersjahrgänge. [/font]

[font=&amp]Und siehe da:[/font]
[font=&amp]Die Leistung aus 2015 mit 39:59 min entspricht einer „alterskorrigierten“ Zeit von 31:02 min.[/font]
[font=&amp]Die diesjährige Zeit von 40:05 min ist äquivalent zu 30:50 min.[/font]

[font=&amp]Da kann man ja mal ins Grübeln kommen, ob denn nicht vielleicht eine Zeit von 30 min drin wäre, ähm pardon eine Äquivalenzzeit natürlich. Optionen wären z. B. gleiche Zeit von 40:05 in 3 Jahren, also mit 68, oder 1 Jahr später eine 40:30 oder aber 40:58 mit 70 Jahren. Naja, ist halt Spielerei! Aber so haben die Alten Säcke auch noch eine Perspektive! [/font]

[font=&amp]Und nur mal so zum Spaß, weil so mancher sich da hervortut: Mit 50 Jahren müsste man schon 34:17 laufen für eine Äquivalenzzeit von 29:59 min. Muss man alles erstmal laufen, und am Ende zählen doch nur die realen Zeiten, nicht die errechneten![/font]

[font=&amp]Bernd[/font]

Verfasst: 08.02.2016, 11:21
von Wernher
Ha, schöner Beitrag, spannend, witzig, interessant.

Aber warum hattest du denn keine Zeitorientierung, wenn du doch offenbar eine GPS-Uhr am Laufen hattest?

LG

Verfasst: 08.02.2016, 11:43
von frichdal
Ein Schelm, wer pöses dabei denkt. Irgendwie komme ich nicht von dem Gedanken weg, dass diese Zeilen auch etwas an verbissene "Bald- oder Neufünfziger" hier im Forum gerichtet sein könnten. :teufel:

Verfasst: 08.02.2016, 11:50
von Bengal
Diese "Altersumrechnungen" sind schön und gut.
Aber ich kann mich daran nicht erfreuen. Für mich sind 40 Minuten 40 Minuten und nicht "wären im Alter von xx, xx Minuten.

Verfasst: 08.02.2016, 12:41
von gecko
frichdal hat geschrieben:Ein Schelm, wer pöses dabei denkt. Irgendwie komme ich nicht von dem Gedanken weg, dass diese Zeilen auch etwas an verbissene "Bald- oder Neufünfziger" hier im Forum gerichtet sein könnten. :teufel:
Ja, ich fühle mich durchaus angesprochen.
Mit meinen 47 Jahren und noch dazu erst zwei Jahren Lauferfahrung bin ich nicht nur ein junger Hüpfer im Gegensatz zu einigen Anderen hier, sondern noch nicht einmal ein besonders schneller :)
Ich ziehe einen Teil meiner Motivation durchaus daraus, dass ich beeindruckt bin von den Ergebnissen, von so Manchem hier, der erheblich älter ist als ich. Es beruhigt mich einfach, weil es mir zeigt, dass noch was geht.

Und damit einher geht selbstverständlich auch die frustrierende Erkenntnis (Ich will es nicht Angst nennen), dass man unaufhaltsam in die Regionen rutscht, in denen es eben doch bald bergab geht. Klar macht mir das hin und wieder nachdenkliche Gedanken und wiederum klar, ist das Laufen und mein Ehrgeiz dabei auch noch besser zu werden, ein Dagegen stemmen. Aber das ist ja nix Schlimmes, solange man dem nicht alles unterordnet und die Realität ausblendet.

Mein großes Glück ist, dass ich in jungen Jahren ein relativ leichtlebiger Halodri war, der nix mit Sport am Hut hatte. So ein alterbereinigender Rechner ist zwar ganz interessant, hat für mich aber keinen rellen Gegenwert in Form von früheren persönlichen Bestzeiten. Ich laufe meine PBs genau JETZT, das kickt mich natürlich extrem.

Insofern habe ich Deinen bericht sehr gerne gelesen burny und finde mich in vielen Gedankengängen wieder.
Dass Du älter bist als ich, wusste ich, aber nicht wieviel.
Ich habe gerade in Deinem Profil nachgesehen und gestaunt, dass Du 65 Jahre alt bist. Wie krass ist das denn bitte ????

Insofern Glückwunsch zu der tollen Zeit und noch viele Jahre mit altersbereinigten 30 Minuten auf 10km :daumen:

Verfasst: 08.02.2016, 14:30
von Antracis
burny hat geschrieben:[font=&] [font=&]Eigentlich halte ich nicht viel davon, denn „entscheidend ist aufm Platz“:
....

[font=&]Und nur mal so zum Spaß, weil so mancher sich da hervortut: Mit 50 Jahren müsste man schon 34:17 laufen für eine Äquivalenzzeit von 29:59 min. Muss man alles erstmal laufen, und am Ende zählen doch nur die realen Zeiten, nicht die errechneten![/font]

[font=&]Bernd[/font]
Erstmal Gratulation zu Deiner Leistung. Was ich wirklich bewundere, sind auch gar nicht in erster Linie die Zeiten (Du musst ja da nicht viel rechnen, sondern z.B. einfach auf Deine Altersklassenplatzierungen schauen) sondern die Aufrechterhaltung der Motivation über so einen langen Zeitraum. Ich weiß, Du hast erst spät begonnen, aber nun zieht sich dass schon ziemlich und wird, wie bemerkt, langsamer und nicht schneller und da muss man sich erstmal motivieren können zum Training. Du bist ja nun auch kein ehemaliger Eliteläufer, der einfach aus Langeweile nochmal halbherzig angreift und dank seines Talent auch mit etwas Training im Alter noch was reissen kann, sondern Du hast halt Talent und ackerst aber immer noch hart damit.

Kurzum, was ich sagen wollte: Ich finde, alle Überlegungen, die einen motivieren, wichtig und sinnvoll. Wenn man das entwertet, müsste man ja ansonsten irgendwann zwischen 30 und 40 mit dem leistungsorientierten Training aufhören. Und man kann ja über Sub 3:00, Sub 40 oder Sub35 lästern, weil die so gut sind wie jede andere Zeit, aber bei genauem Hinschauen sind sie halt schon was besonderes: Nämlich etwas, was nicht jeder schafft und etwas, was sich irgendwie in runde prägnante Zahlen fassen lässt. Und so ein Projekt Sub30 würde sicher nochmal anders motivieren, als eine weniger polarisierende Zahl.

Meine Mitleserschaft in Deinem Trainingsblog hättest Du. :D

Gruß
Sascha

Verfasst: 08.02.2016, 14:47
von SKTönsberg
Sehr starke Zeiten die du da läufst! :daumen:

Ich habe ein paar M55-M60-Bekannte die 10km in 42-43 Minuten laufen, was ich schon ganz ordentlich fand.
Ein Teamkollege ist mit 58 zum letzten mal unter 40 Minuten geblieben, aber so wie der trainiert (2 Wettkämpfe/Woche) wundert mich überhaupt, dass es noch so gut läuft. Mit jetzt 63 und 42:xx auf 10km.
Eine 62-jährige im Freundeskreis die 42:50 läuft habe ich auch noch, die war aber auch schon Vizeeuropameisterin in ihrer AK.

Ich finde die Hochrechnungen aber meist zu optimistisch, die Altersklassenweltrekorde liegen zwar etwa beim echten WR, aber wie viele machen das noch so ambitioniert wie bei den Profis?
Die sind deutlich weniger ausgereizt als die echten Weltrekorde.

Wenn ich z.B. mit 18 Jahren einen 5km-Lauf mache glaube ich nicht, dass ich 45-60 Sekunden schneller laufe, nur weil ich 25 bin.

Dann bist du ab dieses Jahr M65?

Hast du Seniorenmeisterschaften geplant?
Sub30 reicht bei den Spezialisten ja schließlich auch schon zu einer guten DM-Platzierung! :wink:

Verfasst: 08.02.2016, 17:22
von Andres
Ich finde solche theoretischen Berechnungen eigentlich ziemlich sinnlos. Da werden nach irgendwelchen ausgedachten Formeln Zeiten berechnet, die man früher in der der Hauptklasse hätte laufen können. Man geht vom jetzigen im Alter gelaufenen Leistungsvermögen aus. Die Zeiten werden auf das frühere Alter theoretisch herunter gerechnet. Bloß lässt sich das 50 Jahre nach dem Höchstleistungsalter nicht mehr praktisch nachweisen, ist eben nur reine Theorie, die manchmal sogar weit weg von der Realität ist. Bei einem Laufkumpel hat die Formel mal im Marathon eine theoretische Zeit von 2:10 h berechnet.

Verfasst: 08.02.2016, 17:26
von lexy
Andres hat geschrieben:Ich finde solche theoretischen Berechnungen eigentlich ziemlich sinnlos. Da werden nach irgendwelchen ausgedachten Formeln Zeiten berechnet die man früher in der der Hauptklasse hätte laufen können. Man geht vom jetzigen im Alter gelaufenen Leistungsvermögen aus. Die Zeiten werden auf das frühere Alter theoretisch herunter gerechnet. Bloß lässt sich das 50 Jahre nach dem Höchstleistungsalter nicht mehr praktisch nachweisen, ist eben nur reine Theorie, die manchmal sogar weit weg von der Realität ist. Bei einem Laufkumpel hat die Formel mal im Marathon eine theoretisch Zeit von 2:10 h berechnet.
Vielleicht hätte er die ja drauf :D

Verfasst: 09.02.2016, 10:29
von burny
Wernher hat geschrieben: Aber warum hattest du denn keine Zeitorientierung, wenn du doch offenbar eine GPS-Uhr am Laufen hattest?
Ich orientiere mich seit jeher an den km-Schildern und stoppe da die Zeiten. Die Beschilderung ist zwar meistens auch nicht ganz genau, aber aus dem Vergleich mit den Vorjahreszeiten (beim berichteten Lauf gibt es die ja) kann ich den Lauf gut analysieren. GPS-Messung ist mir zu ungenau, obwohl die Gesamtdistanz in diesem Fall sogar ziemlich genau "passte". Grundsätzlich hätte ich die Uhr natürlich nutzen können, zumal der Distanz-Timer eingestellt war...
frichdal hat geschrieben:Irgendwie komme ich nicht von dem Gedanken weg, dass diese Zeilen auch etwas an verbissene "Bald- oder Neufünfziger" hier im Forum gerichtet sein könnten. :teufel:
Ein bisschen vielleicht. Mancher schreibt mehr von dem, was er irgendwann meint, laufen zu können, als vom aktuellen Zustand auszugehen. Und da ging's mir auch um die Relation der Zeiten.
Bengal hat geschrieben:Für mich sind 40 Minuten 40 Minuten und nicht "wären im Alter von xx, xx Minuten.
Für mich auch. Trotzdem kann man ja mal ein wenig herumspinnen.
Und um ehrlich zu sein: Erst die Nähe zur Zahl "30" lieferte mir eine interessante Überschrift und ließ mich den Bericht schreiben. Ohne das hätte der Lauf als Allerweltslauf hier keine Erwähnung gefunden.
gecko63 hat geschrieben: Mit meinen 47 Jahren und noch dazu erst zwei Jahren Lauferfahrung
...
dass man unaufhaltsam in die Regionen rutscht, in denen es eben doch bald bergab geht.
Keine Sorge. Wenn du es "vernünftig" macht, also nicht übertreibst und dich nicht verletzt, dann bleibst du zunächst im Aufwind und kannst das dann erreichte Niveau noch einige Jahre halten. Der Späteinsteiger hält sein Niveau länger als der, der schon in jungem Alter dabei war. Ich habe mit 42 Jahren angefangen, meine schnellsten Zeiten nach 4 Jahren (10 km) bzw. 8 Jahren (Marathon) erreicht und dann mehrere Jahre gleichbleibend bzw. nur langsam abnehmend weiter gemacht.
Antracis hat geschrieben:die Aufrechterhaltung der Motivation über so einen langen Zeitraum.
...
Ich finde, alle Überlegungen, die einen motivieren, wichtig und sinnvoll
Ja, eines inneren Ansporns bedarf es schon. Das fällt mir aber ziemlich leicht, denn ich kann mich sehr spontan für irgendetwas erwärmen. Momentan sind das die 50 km-Meisterschaften, die am 5. März in Berlin stattfinden. Das habe ich gesehen, die Veranstaltung und Strecke sind neu, und da hat es einfach "klick" gemacht, und ich wollte da hin und trainiere momentan dafür. Etwas anderes ist dann das Training über einen längeren Zeitraum für so ein Ereignis. Da erwische ich mich zunehmend dabei, dass ich mich dazu manchmal regelrecht überwinden muss, um das durchzuziehen. Vor 10 oder 15 Jahren war das gar kein Thema. Da gab es einen Plan für die Woche, und der wurde eben durchgezogen, neben dem Job und sonstigen Aktivitäten.
SKTönsberg hat geschrieben: Dann bist du ab dieses Jahr M65?

Hast du Seniorenmeisterschaften geplant?
National ist es das zweite Jahr in der M65, international das erste (das eine richtet sich nach dem Geburtsjahr, das andere nach dem Geburtstag). Solche Meisterschaften sind mir meistens zu aufwändig, bei den Deutschen bin ich dafür zu langsam - mit der aktuellen Zeit wäre ich auf Platz 6 gelandet, mit spezifischem Training wäre der 4. Platz drin gewesen - und dafür ist mir der Aufwand zu hoch. Bei den Europameisterschaften sieht es besser aus, aber dafür sind die auch weiter weg.
Andres hat geschrieben:Ich finde solche theoretischen Berechnungen eigentlich ziemlich sinnlos. Da werden nach irgendwelchen ausgedachten Formeln Zeiten berechnet, die man früher in der der Hauptklasse hätte laufen können.
Das kommt darauf an, was man damit anstellt. Dass ich die real gelaufenen Zeiten für das Entscheidende halte, habe ich wohl hinreichend deutlich gemacht. Trotzdem kann man ja, auch um die eigene Entwicklung zu betrachten, mal die Zeiten aus verschiedenen Jahren gegenüberstellen.

Im Übrigen sind das keine "ausgedachten Formeln", sondern man hat reale Zeiten analysiert und dann daraus Faktoren abgeleitet, die von Zeit zu Zeit jeweils neu berechnet werden. Ein wenig erinnert mich das an Versicherungsmathematik. Ich habe nebenbei bemerkt noch meine New Yorker Urkunde von 2001, und da ist sogar die "age graded time" mit aufgedruckt.

Bernd

Verfasst: 09.02.2016, 12:09
von Bengal
@Bernd:

Was mich jetzt brennend interessieren würde ist, was für Zeiten bist du denn früher gelaufen ?
Was ist deine beste Zeit über 10 Kilometer und in welchem Alter ?
Die Leute die auch im fortgeschrittenen Alter noch sehr gute Zeiten laufen haben oft ihr ganzes Leben trainiert und in jungen Jahren große Erfolge erziehlt.

Verfasst: 09.02.2016, 14:33
von burny
Bengal hat geschrieben: Die Leute die auch im fortgeschrittenen Alter noch sehr gute Zeiten laufen haben oft ihr ganzes Leben trainiert und in jungen Jahren große Erfolge erziehlt.
Nein, das stimmt nicht. Bis auf sehr wenige Ausnahmen werden die Zeiten bei denen im Alter schlechter, und zwar recht rapide und viel früher als bei Späteinsteigern. Es scheint so, als hätte man nur ein begrenztes Kontingent an Jahren oder Laufkilometern, die man auf hohem Niveau laufen kann.
Bengal hat geschrieben:Was mich jetzt brennend interessieren würde ist, was für Zeiten bist du denn früher gelaufen ?
Was ist deine beste Zeit über 10 Kilometer und in welchem Alter ?
Meine schnellste Zeit bin ich mit 36:23 min im Alter von 46 Jahren gelaufen. Allerdings habe ich nie ganz gezielt für 10 km trainiert, sondern das immer aus dem Marathontraining heraus mitgenommen. Ich bin auch noch Jahre später 36-er Zeiten gelaufen, letztmalig mit 54 (36:46 min) und dann 38-er Zeiten bis 62 Jahre.

Um den Bogen zum ersten Teil zu spannen: Wenn ich in meine alten Papierlisten schaue (Internet gab's damals zwar schon, war bei den Laufveranstaltern aber noch nicht verbreitet), dann sind da etliche, die noch als M45 34 oder 35 min und damit weit vor mir gelaufen sind, die aber irgendwann plötzlich keine 40 min mehr zustande brachten und jetzt, wenn überhaupt, in den hohen Vierzigern laufen (also 47, 48 Minuten).

Generell kann man sagen: Der einigermaßen talentierte Späteinsteiger wird irgendwann den Läufer, der seit jungen Jahren dabei ist und ihn noch abhängt, von den Laufzeiten her überholen und hinter sich lassen.

Auch das ist natürlich ein Aspekt, wo Altersumrechnungen an ihre Grenzen stoßen: Wer sein Niveau länger halten kann und unterproportional an Leistungsvermögen verliert (also langsamer lamgsamer wird), der erläuft sich damit immer schnellere Umrechnungszeiten und wird in der Retroperspektive immer schneller.

Bernd

Verfasst: 09.02.2016, 14:47
von gecko
Du glaubst gar nicht, wie gerne ich das gerade lese, als jemand der süchtig danach geworden ist, sich noch zu verbessern und erst mit 45 angefangen hat zu laufen :D

Allerdings ist Deine Bestzeit wahrlich beeindruckend schnell!
Ich habe in meinem ersten Laufjahr 2014 auf 10km eine 46:16 hingelegt, auf die ich recht stolz war und konnte mich Ende 2015 schon auf 41:14 verbessern. Alleine die 40 zu unterbieten würde mir schon Freudentränen in die Augen treiben. Eine Sub39, 38 oder gar 37 kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen...

...Aber noch bin ich ja scheinbar nicht am Ende :)

Verfasst: 09.02.2016, 15:26
von D-Bus
burny hat geschrieben:Auch das ist natürlich ein Aspekt, wo Altersumrechnungen an ihre Grenzen stoßen: Wer sein Niveau länger halten kann und unterproportional an Leistungsvermögen verliert (also langsamer lamgsamer wird), der erläuft sich damit immer schnellere Umrechnungszeiten und wird in der Retroperspektive immer schneller.
+1

So hat umgerechnet Herr Whitlock eine 2:02:10 im Marathon drauf.
gecko63 hat geschrieben:Ich habe in meinem ersten Laufjahr 2014 auf 10km eine 46:16 hingelegt, auf die ich recht stolz war und konnte mich Ende 2015 schon auf 41:14 verbessern. Alleine die 40 zu unterbieten würde mir schon Freudentränen in die Augen treiben. Eine Sub39, 38 oder gar 37 kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen...

...Aber noch bin ich ja scheinbar nicht am Ende :)
Genau. Das wird schon. Zum Vergleich: für eine 46er Zeit habe ich damals drei Jahre gebraucht. Das war einerseits wohl nicht katastrophal schlecht, dürfte aber andererseits bestenfalls durchschnittlich gewesen sein. 46:16 im ersten Laufjahr zu schaffen ist meiner Erfahrung nach überdurchschnittlich gut. Entsprechend mehr wird auf Dauer drin sein.

Verfasst: 09.02.2016, 16:37
von Fred128
Es gibt ja wohl Läufer in der M60, die die 100(!)km noch unter 8(!)Stunden laufen, Wahnsinn.

Soweit ich weiß liegt der M60-Weltrekord bei 7:53:42 h ... altersbereining bei 6:22:31 h.

Verfasst: 09.02.2016, 19:21
von Antracis
Fred128 hat geschrieben:Es gibt ja wohl Läufer in der M60, die die 100(!)km noch unter 8(!)Stunden laufen, Wahnsinn.
Es soll sogar Läufer gegeben haben, die haben das zweimal tun müssen. :D

Verfasst: 18.02.2016, 00:24
von MiGu_15
@burny
Deine Leistungen sind natürlich herausragend und ich finde, daß es durchaus legitim ist, sich der erfahrungs-gestützten (@ANDRES: und nicht irgendwelchen "ausgedachten" ) Formeln zur Alterbereinigung der Laufzeiten zu bedienen! Letztlich handelt es sich ja wirklich nur um eine theoretische Betrachtung, die Wertungen bleiben ja doch Altersklassen-REIN.
Kein Mensch käme auf die Idee (warum eigentlich nicht !?!) die Siegerehrung eines Rennens mal nach den altersbereinigten Zeiten abzuhalten.

Bei der Beschreibung deiner Beobachtung zu den Kilometerschildern wußte ich nach dem ersten Satz, wo Du unterwegs warst.
Ich habe am Tag nach der Veranstaltung den Organisator angeschrieben und auf diesen Missstand hingewiesen, ebenso auf ein wünschenswertes Parkverbot auf der Start-straße. Dort war es so eng, daß ich weit von links kommend über die Grünfläche gestartet bin, um dem Gedränge zu entgehen.
Wie man es mit den Kilometerschildern PERFEKT macht, ist in der Bilderserie zu den BERTLICH-Läufen zu sehen.

Verfasst: 20.02.2016, 10:04
von burny
Danke für deine Rückmeldung!
MiGu_15 hat geschrieben: Wie man es mit den Kilometerschildern PERFEKT macht, ist in der Bilderserie zu den BERTLICH-Läufen zu sehen.
An denen bin ich letzten Sonntag dreimal vorbeigelaufen...
MiGu_15 hat geschrieben: Kein Mensch käme auf die Idee (warum eigentlich nicht !?!) die Siegerehrung eines Rennens mal nach den altersbereinigten Zeiten abzuhalten.
...zwar nicht die komplette Siegerehrung, aber vor einigen Jahren feierte der Veranstalter in Bad Pyrmont sein 10-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass führte er im Marathon eine Sonderwertung "Leistungssieger" durch, in der für alle Finisher die Umrechnung nach AK-Faktoren vorgenommen und dann gewertet wurde. Das war damals einer meiner ersten Berichte hier im Forum:

http://forum.runnersworld.de/forum/fore ... -fuhr.html

Bernd