Engelhorn-Sports Trailcup 2016 - Shortdistance - Carlsberg/Heidelberg/Schriesheim
Verfasst: 18.09.2016, 19:13
Am gestrigen Samstag startete des Auftakt zum diesjährigen Engelhorn Sports Trailcup, bestehend aus dem Gelita-Trail in Heidelberg, dem Strahlenburg-Trail in Schriesheim und eben jenem Saxoprint Pfalztrail in Carlsberg. Es stehen zwei Wertungen zur Auswahl, Longdistance über 32.7km, 30km und 15.2km und Shortdistance über 8.8km, 10km, 7.6km.
Nachdem ich schon für 2 der 3 Kurzdistanz-Läufe gemeldet war, bevor ich überhaupt den Trailcup realisiert hatte, sprach letztlich nichts dagegen auch den dritten Lauf noch mitzunehmen.
So führte mich das Schicksal also am 17.09.2016 in den schönen Pfälzerwald nach Carlsberg-Hertlingshausen, gelegen etwa auf halber Strecke zwischen Mannheim und Kaiserslautern. Und jenes Schicksal hatte sich etwas besonderes einfallen lassen.
Wie üblich pflegte ich mich einigermaßen vernünftig auf das Event vorzubereiten und so nahm ich bereits am Freitag gemeinsam mit meiner Frau die ca. 45 Minuten Fahrt auf mich, um die Startunterlagen abzuholen, die Parkplatzsituation vor Ort zu begutachten und ein paar leckere Nudeln bei der Pasta-Party abzustauben.
Weit über 1000 Teilnehmer wurden erwartet, die sich auf mehrere Distanzen verteilen sollten. Für die Ultras standen 85.6km mit 2200 Hm auf dem Programm, dazu einen Half- und Quartertrail mit 32.7km/700Hm und 16.8km/400Hm, Kinderläufe und schlussendlich der Fun-Trail über 8.8km/140Hm.
Die Anfahrt verlief reibungslos und es waren mehrere Parkplätze über den Ort verteilt und mit Shuttleservice eingerichtet. Wir parkten jedoch erstmal im Ort und nach 10 Min Fußmarsch waren wir am Eventgelände. Start und Zielbereich wurden gerade mitten auf der Hauptstraße aufgebaut. Daneben auf einem größeren Gelände eine Halle mit der Startnummernausgaben, ein Zelt, ein Stand von Salomon und einige Dixiklos und soweit ich richtig gesehen habe auch Duschen.
Die Startnummer war ruckzuck eingesackt und so ging es noch etwas durch den Ort und wieder zurück nach Hause. Die Pasta-Party hatte ich, wie mir daheim auffiel, völlig verpeilt.
Der Plan für Samstag stand. 5 Uhr aufstehen, Frühstücken, Toilette, Läuferfrühstück, Tasche packen und gegen kurz vor 10 Uhr losfahren um vor Ort noch etwa eine Stunde Zeit bis zum Briefing und zum Genießen der Atmosphäre zu haben.
Zuerst lief auch alles reibungslos und so fuhr ich kurz nach 10 Uhr auf die Autobahn... und kam keine 200 Meter weit. Vor der Auffahrt deutete nichts auf einen Stau hin, auch Radio und Navi vermeldeten nichts und doch stand ich nun. Soweit noch kein Problem, kommt ja hin und wieder vor. Als dann jedoch von hinten sukzessive der erste Notarzt, der zweite Notarzt, zwei Feuerwehrautos, viermal Polizei, vier Rettungswagen und ein Abschlepper kamen war klar, dass es hier so schnell nicht mehr
weitergehen sollte.
Gegen 10.30 Uhr dann die ersten Infos online. Vollsperrung nach Unfall mit drei Fahrzeugen, mehrere Verletzte. Natürlich wird einem da klar, dass es wichtigeres als Laufen gibt, dennoch und auch der Tatsache geschuldet, dass ich - außer Startnummer anbringen - nichts tun konnte außer warten, wurde ich von Minute zu Minute unleidlicher. Als es dann gegen kurz vor 11 Uhr hieß, dass noch mindestens mit 45 Minuten Sperrung zu rechnen ist, war meine Laune endgültig futsch.
Der Lauf war damit für mich abgehakt, und ich stellte mich auf einen Mittag auf der Autobahn ein.
Kurz nach 11.15 Uhr, ich war gerade wieder dabei mir die Beine zu vertreten, bemerkte ich, dass weiter vorne plötzlich ein LKW in der Schlange fehlte. Genaueres Hinsehen bestätigte meine Erkenntnis und tatsächlich setzte sich weiter vorne die Blechlawine wieder in Gang.
Keine 500 Meter weiter waren wir an der Unfallstelle vorbei wo nur noch ein Sprinter leicht verbeult in der Leitplanke hing und die Polizei absicherte. Ab da ging es wieder flüssig weiter und je näher ich mich Carlsberg annäherte, desto besser wurde meine Laune wieder.
Punkt 12 Uhr fuhr ich in Carlsberg ein und steuerte den ersten Parkplatz an, den ich mit ca. 10 Min Fußmarsch zum Start eingeschätzt hatte. Auf einer großen Wiese, auf der noch locker 100 Autos Platz gehabt hätten, stellte ich ab, zog mich um und wollte mich auf den Weg zum Start machen. Der Parkwächter allerdings wies mich daraufhin, dass gleich ein Shuttle zum Start kommen würde. Gemeinsam mit zwei anderen Läufern, auch noch zum Start wollten, warteten wir auf das Shuttle - ein Familyvan in dem vier Personen Platz hatten - das dann auch nach etwa 5 Minuten und zwei Anrufen des Parkwächters bei der Orga endlich ankam.
Kurz nach 12.15 Uhr kamen wir dann endlich am Eventgelände an.
Während meine Mitfahrer ihre Nummern holten, hatte ich wenigesten noch 10 Minuten zum Warmlaufen.
Die Ultras waren bereits seit 6 Stunden unterwegs, Half- und Quartertrail seit anderhalb Stunden bzw. 30 Minuten.
Jetzt stand ich also doch noch pünktlich an der Startlinie, auf der einen Seite entspannt, auf der anderen noch voller Adrenalin durch den Stress der letzten Stunden,
und ging im Kopf nochmal kurze meine Lauftaktik durch.
Was würde mich erwarten? Die Strecke kannte ich nur von der Karte auf der Ausschreibung. 140 Hm, 22% Asphalt, 40% Forst, 38% Pfade lt. Ausschreibung. Die ersten 3km eher bergab, danach bergauf, mit drei kurzen aber knackigen Steigungen.
Zielzeit? Keine Ahnung. Bergauf kostet mich meist mehr Zeit als mir bergab bringt. 45 Minuten wäre eine gute Grenze, sub48 noch akzeptabel, je nach Streckenbeschaffenheit vielleicht auch noch bis 50 Minuten.
Die letzten Worte des Moderators verhallten und dann ging es endlich los.
Rund 130 Teilnehmer setzen sich auf der Hauptstraße stadtauswärts in Gang. Die ersten 200m führen leicht bergauf, dann verlassen wir die Straße und biegen nach rechts auf einen Feldweg. Es geht nochmal leicht aufwärts, bevor der Weg stetig steiler werdend nach unten führt und auf einen groben Schotterbelag wechselt. Die Führenden sind noch immer in Sichtweite und ich liege so auf Rang 10-15 als wir nach rund einem Kilometer auf einen kleinen etwa einen Meter breiten Trampelpfad wechseln. Die Uhr zeigt bei KM1 4:29, was ich eigentlich als zu schnell erachte. Der Trampelpfad ist trotz einiger Wurzeln und Steine gut zu laufen. Zwischen KM1 und 2 überhole einen anderen Läufer und werde selbst von zwei Mitläufer überholt, die es richtig fliegen lassen. Ich laufe mein Rennen unbeeindruckt davon weiter, passiere KM2 mit 4:42. Es geht weiter bergab auf dem Waldweg, teils im Schatten, teils die Sonne, welche uns an einigen lichten Stellen gut einheizt. Das Wetter ist angenehm, leicht bewölkt und
es weht ein kühlender nicht zu starker Wind. Wir passieren einige kleine Fischweiher, vorbei - wenn ich es richtig wahrgenommen habe - an einem Spielplatz und schmalen Wiese mit Ziegen bevor kurz nach KM3 der tiefste Punkt der Strecke erreicht ist.
Mittlerweile haben wir eine 180° Rechtskurve hinter uns und laufen auf der anderen Seite der Weiher weiter. Immer wieder kann ich einen Blick auf den hinteren Teil des Feldes erhaschen, die Strecke bis zu dem Wendepunkt noch vor sich hat.
Ich muss gestehen, dass mir die Anordnung der Strecke nicht mehr wirklich detailgetreu im Kopf zur Verfügung steht, was primär zwei Gründe hat. Zum einen ist die Strecke alles andere als eintönig und monoton und verlangt auf vielen Abschnitten volle Konzentration. Vor allem aber bin ich schon seit Km3 im Tunnelmodus. Es geht auf einem Schotterweg berauf, nur leicht, nicht so, dass es weh tut aber dennoch spürbar die Pace - zumindest bei mir nach oben zieht.
Ungefähr nach der Hälfte der Strecke führt uns der Verlauf durch eine kleine Ansiedlung und es beginnt der erste richtige Anstieg.
Ab jetzt kann ich mich auch wieder besser an die Strecke erinnern. Warum das so ist? Weil jetzt meine Leiden beginnen werden. Bergauf werde ich von einem Läufer und der zweitplatzierten Frau überholten, doch noch ist die Steigung eigentlich nicht erwähnenswert. Wir verlassen das kleine Kaff und biegen rechts auf einen Schotterweg ein. Es folgen 300m steil bergauf. Es tut weh, denn im Gegensatz zum Training schalte ich nicht runter. Kleine Schritte, kraftvoller Abdruck. Oben angekommen geht es
nach links auf einen Weg, der uns wieder in den Wald führt. Hier wird es wieder eng. Keinen Meter breit ist der Waldpfad auf dem wir jetzt laufen. Leicht ansteigend, weiß ich, dass ich eigentlich kein Tempo rausnehmen sollte, doch es geht nicht anders.
Mittlerweile steht meine Pace bei knapp über 6 Minuten pro Kilometer. Das Härteste jedoch sollte mir noch bevorstehen. Am höchsten Punkt der Strecke angekommen geht es über in einen steilen Trailabstieg.
Mittlerweile haben mich weitere Läufer und auch die drittplatzierte Frau überholt. In kurzen Abständen trippeln wir über Stock und Stein und nach einem scharfen S-förmigen Abschnitt geht es für wenige hundert Meter flach.
Dann schiebt sich der letzte finale Anstieg in mein Blickfeld. Schotter, gefühlte 30% Steigung auf ca. 200m. Schon nach rund 50m brennen meine Waden, aber die Schande zu Gehen will ich mir nicht geben. Nicht bei so einem einfachen Trail. Das nagt an meinem Selbstbewußtsein. Die Frau vor mir macht etliche Meter gut, beinahe grazil joggt sie den Anstieg hoch. Einziger Lichtblick... den beiden Läufern am oberen Ende des Weges geht es nicht anders als mir. Nach und nach verschwinden die drei aus meinem Sichtfeld und ich weiß, dass die vorletzte Steigung gleich geschafft ist.
Jetzt allerdings zahle ich den Preis für meine Arroganz. Nur 8.8km... lächerliche 140 Hm... da laufe ich im Training deutlich mehr Höhenmeter, drei kurze Anstiege, keiner länger als 200-300m... ist ja eigentlich keine richtige Herausforderung... die Strecke lehrt mich auf diesen wenigen Metern eine gehörige Portion Respekt und Demut und zeigt mir, was für ein kleines Licht meine Trailfähigkeiten im Vergleich zu den Quater-, Half- und Ultratrailern doch sind.
Oben angekommen zeigt mir die Uhr einige Sekunden über 43 Minuten. Die sub48 sind also noch drin obwohl ich gar nicht mehr damit gerechnet hatte. Jegliches Zeitgefühl war mir mittlerweile abhanden gekommen. Die Läuferin hat gut 150m Vorsprung als ich endlich auf die abschüssige asphaltierte Straße einbiegen kann. Bereits nach wenigen Metern fühlen sich meine Beine besser und Meter für Meter kann ich aufholen. Dann kommen die ersten Häuser in Sicht und an meine Ohren dringt die Musik aus dem
Zielbereich. Jetzt stehen auch etliche Zuschauer an der Straße und feuern die Läufer an. Die letzten 150m gehen die Hauptstraße bergauf, was letztlich verhindert, dass meine Vorläuferin noch einholen kann. Meine Kraft reicht gerade noch um mich bei 47:01/46:55 (brutto/netto) über die Ziellinie zu schleppen und die Finisher-Medaille und einen Becher Wasser in Empfang zu nehmen.
Die nächsten 10 Min. verbringe ich damit zur Ruhe zu kommen und mich mit meinen beiden Mitfahrern vom Anfang kurz zu unterhalten, die beide kurz nach mir ins Ziel gekommen waren. Zum Auslaufen ging es dann locker zurück zum Parkplatz, dieses mal per Pedes und so kam ich nach einem stressigen Anfang doch noch zu einem entspannten Abschluss der Veranstaltung.
Fazit:
Abwechslungsreiche, gut zu laufende Strecke, einwandfrei markiert, gute Orga, klasse Stimmung. Gelungener Auftakt zum Trailcup, Platz 24/62 bei den Männern, 27 von ca. 120 insgesamt.
Hier noch die Splits:
KM1 - 4:29 min/km
KM2 - 4:42 min/km
KM3 - 4:56 min/km
KM4 - 5:11 min/km
KM5 - 5:23 min/km
KM6 - 6:08 min/km
KM7 - 6:09 min/km
KM8 - 6:24 min/km
KM8.8 - 4:30 min/km
Ges. 46:55 netto, ca. 5:20/km
Und das Streckenprofil:
Jetzt geht es in zwei Wochen weiter mit dem Himmelsleiter-Trail im Rahmen des Gelita-Trail-Marathons. Dies wird dann noch einmal ein ganz anderes Kaliber, denn dies
Strecke hat es in sich.
Ich werde berichten...
Nachdem ich schon für 2 der 3 Kurzdistanz-Läufe gemeldet war, bevor ich überhaupt den Trailcup realisiert hatte, sprach letztlich nichts dagegen auch den dritten Lauf noch mitzunehmen.
So führte mich das Schicksal also am 17.09.2016 in den schönen Pfälzerwald nach Carlsberg-Hertlingshausen, gelegen etwa auf halber Strecke zwischen Mannheim und Kaiserslautern. Und jenes Schicksal hatte sich etwas besonderes einfallen lassen.
Wie üblich pflegte ich mich einigermaßen vernünftig auf das Event vorzubereiten und so nahm ich bereits am Freitag gemeinsam mit meiner Frau die ca. 45 Minuten Fahrt auf mich, um die Startunterlagen abzuholen, die Parkplatzsituation vor Ort zu begutachten und ein paar leckere Nudeln bei der Pasta-Party abzustauben.
Weit über 1000 Teilnehmer wurden erwartet, die sich auf mehrere Distanzen verteilen sollten. Für die Ultras standen 85.6km mit 2200 Hm auf dem Programm, dazu einen Half- und Quartertrail mit 32.7km/700Hm und 16.8km/400Hm, Kinderläufe und schlussendlich der Fun-Trail über 8.8km/140Hm.
Die Anfahrt verlief reibungslos und es waren mehrere Parkplätze über den Ort verteilt und mit Shuttleservice eingerichtet. Wir parkten jedoch erstmal im Ort und nach 10 Min Fußmarsch waren wir am Eventgelände. Start und Zielbereich wurden gerade mitten auf der Hauptstraße aufgebaut. Daneben auf einem größeren Gelände eine Halle mit der Startnummernausgaben, ein Zelt, ein Stand von Salomon und einige Dixiklos und soweit ich richtig gesehen habe auch Duschen.
Die Startnummer war ruckzuck eingesackt und so ging es noch etwas durch den Ort und wieder zurück nach Hause. Die Pasta-Party hatte ich, wie mir daheim auffiel, völlig verpeilt.
Der Plan für Samstag stand. 5 Uhr aufstehen, Frühstücken, Toilette, Läuferfrühstück, Tasche packen und gegen kurz vor 10 Uhr losfahren um vor Ort noch etwa eine Stunde Zeit bis zum Briefing und zum Genießen der Atmosphäre zu haben.
Zuerst lief auch alles reibungslos und so fuhr ich kurz nach 10 Uhr auf die Autobahn... und kam keine 200 Meter weit. Vor der Auffahrt deutete nichts auf einen Stau hin, auch Radio und Navi vermeldeten nichts und doch stand ich nun. Soweit noch kein Problem, kommt ja hin und wieder vor. Als dann jedoch von hinten sukzessive der erste Notarzt, der zweite Notarzt, zwei Feuerwehrautos, viermal Polizei, vier Rettungswagen und ein Abschlepper kamen war klar, dass es hier so schnell nicht mehr
weitergehen sollte.
Gegen 10.30 Uhr dann die ersten Infos online. Vollsperrung nach Unfall mit drei Fahrzeugen, mehrere Verletzte. Natürlich wird einem da klar, dass es wichtigeres als Laufen gibt, dennoch und auch der Tatsache geschuldet, dass ich - außer Startnummer anbringen - nichts tun konnte außer warten, wurde ich von Minute zu Minute unleidlicher. Als es dann gegen kurz vor 11 Uhr hieß, dass noch mindestens mit 45 Minuten Sperrung zu rechnen ist, war meine Laune endgültig futsch.
Der Lauf war damit für mich abgehakt, und ich stellte mich auf einen Mittag auf der Autobahn ein.
Kurz nach 11.15 Uhr, ich war gerade wieder dabei mir die Beine zu vertreten, bemerkte ich, dass weiter vorne plötzlich ein LKW in der Schlange fehlte. Genaueres Hinsehen bestätigte meine Erkenntnis und tatsächlich setzte sich weiter vorne die Blechlawine wieder in Gang.
Keine 500 Meter weiter waren wir an der Unfallstelle vorbei wo nur noch ein Sprinter leicht verbeult in der Leitplanke hing und die Polizei absicherte. Ab da ging es wieder flüssig weiter und je näher ich mich Carlsberg annäherte, desto besser wurde meine Laune wieder.
Punkt 12 Uhr fuhr ich in Carlsberg ein und steuerte den ersten Parkplatz an, den ich mit ca. 10 Min Fußmarsch zum Start eingeschätzt hatte. Auf einer großen Wiese, auf der noch locker 100 Autos Platz gehabt hätten, stellte ich ab, zog mich um und wollte mich auf den Weg zum Start machen. Der Parkwächter allerdings wies mich daraufhin, dass gleich ein Shuttle zum Start kommen würde. Gemeinsam mit zwei anderen Läufern, auch noch zum Start wollten, warteten wir auf das Shuttle - ein Familyvan in dem vier Personen Platz hatten - das dann auch nach etwa 5 Minuten und zwei Anrufen des Parkwächters bei der Orga endlich ankam.
Kurz nach 12.15 Uhr kamen wir dann endlich am Eventgelände an.
Während meine Mitfahrer ihre Nummern holten, hatte ich wenigesten noch 10 Minuten zum Warmlaufen.
Die Ultras waren bereits seit 6 Stunden unterwegs, Half- und Quartertrail seit anderhalb Stunden bzw. 30 Minuten.
Jetzt stand ich also doch noch pünktlich an der Startlinie, auf der einen Seite entspannt, auf der anderen noch voller Adrenalin durch den Stress der letzten Stunden,
und ging im Kopf nochmal kurze meine Lauftaktik durch.
Was würde mich erwarten? Die Strecke kannte ich nur von der Karte auf der Ausschreibung. 140 Hm, 22% Asphalt, 40% Forst, 38% Pfade lt. Ausschreibung. Die ersten 3km eher bergab, danach bergauf, mit drei kurzen aber knackigen Steigungen.
Zielzeit? Keine Ahnung. Bergauf kostet mich meist mehr Zeit als mir bergab bringt. 45 Minuten wäre eine gute Grenze, sub48 noch akzeptabel, je nach Streckenbeschaffenheit vielleicht auch noch bis 50 Minuten.
Die letzten Worte des Moderators verhallten und dann ging es endlich los.
Rund 130 Teilnehmer setzen sich auf der Hauptstraße stadtauswärts in Gang. Die ersten 200m führen leicht bergauf, dann verlassen wir die Straße und biegen nach rechts auf einen Feldweg. Es geht nochmal leicht aufwärts, bevor der Weg stetig steiler werdend nach unten führt und auf einen groben Schotterbelag wechselt. Die Führenden sind noch immer in Sichtweite und ich liege so auf Rang 10-15 als wir nach rund einem Kilometer auf einen kleinen etwa einen Meter breiten Trampelpfad wechseln. Die Uhr zeigt bei KM1 4:29, was ich eigentlich als zu schnell erachte. Der Trampelpfad ist trotz einiger Wurzeln und Steine gut zu laufen. Zwischen KM1 und 2 überhole einen anderen Läufer und werde selbst von zwei Mitläufer überholt, die es richtig fliegen lassen. Ich laufe mein Rennen unbeeindruckt davon weiter, passiere KM2 mit 4:42. Es geht weiter bergab auf dem Waldweg, teils im Schatten, teils die Sonne, welche uns an einigen lichten Stellen gut einheizt. Das Wetter ist angenehm, leicht bewölkt und
es weht ein kühlender nicht zu starker Wind. Wir passieren einige kleine Fischweiher, vorbei - wenn ich es richtig wahrgenommen habe - an einem Spielplatz und schmalen Wiese mit Ziegen bevor kurz nach KM3 der tiefste Punkt der Strecke erreicht ist.
Mittlerweile haben wir eine 180° Rechtskurve hinter uns und laufen auf der anderen Seite der Weiher weiter. Immer wieder kann ich einen Blick auf den hinteren Teil des Feldes erhaschen, die Strecke bis zu dem Wendepunkt noch vor sich hat.
Ich muss gestehen, dass mir die Anordnung der Strecke nicht mehr wirklich detailgetreu im Kopf zur Verfügung steht, was primär zwei Gründe hat. Zum einen ist die Strecke alles andere als eintönig und monoton und verlangt auf vielen Abschnitten volle Konzentration. Vor allem aber bin ich schon seit Km3 im Tunnelmodus. Es geht auf einem Schotterweg berauf, nur leicht, nicht so, dass es weh tut aber dennoch spürbar die Pace - zumindest bei mir nach oben zieht.
Ungefähr nach der Hälfte der Strecke führt uns der Verlauf durch eine kleine Ansiedlung und es beginnt der erste richtige Anstieg.
Ab jetzt kann ich mich auch wieder besser an die Strecke erinnern. Warum das so ist? Weil jetzt meine Leiden beginnen werden. Bergauf werde ich von einem Läufer und der zweitplatzierten Frau überholten, doch noch ist die Steigung eigentlich nicht erwähnenswert. Wir verlassen das kleine Kaff und biegen rechts auf einen Schotterweg ein. Es folgen 300m steil bergauf. Es tut weh, denn im Gegensatz zum Training schalte ich nicht runter. Kleine Schritte, kraftvoller Abdruck. Oben angekommen geht es
nach links auf einen Weg, der uns wieder in den Wald führt. Hier wird es wieder eng. Keinen Meter breit ist der Waldpfad auf dem wir jetzt laufen. Leicht ansteigend, weiß ich, dass ich eigentlich kein Tempo rausnehmen sollte, doch es geht nicht anders.
Mittlerweile steht meine Pace bei knapp über 6 Minuten pro Kilometer. Das Härteste jedoch sollte mir noch bevorstehen. Am höchsten Punkt der Strecke angekommen geht es über in einen steilen Trailabstieg.
Mittlerweile haben mich weitere Läufer und auch die drittplatzierte Frau überholt. In kurzen Abständen trippeln wir über Stock und Stein und nach einem scharfen S-förmigen Abschnitt geht es für wenige hundert Meter flach.
Dann schiebt sich der letzte finale Anstieg in mein Blickfeld. Schotter, gefühlte 30% Steigung auf ca. 200m. Schon nach rund 50m brennen meine Waden, aber die Schande zu Gehen will ich mir nicht geben. Nicht bei so einem einfachen Trail. Das nagt an meinem Selbstbewußtsein. Die Frau vor mir macht etliche Meter gut, beinahe grazil joggt sie den Anstieg hoch. Einziger Lichtblick... den beiden Läufern am oberen Ende des Weges geht es nicht anders als mir. Nach und nach verschwinden die drei aus meinem Sichtfeld und ich weiß, dass die vorletzte Steigung gleich geschafft ist.
Jetzt allerdings zahle ich den Preis für meine Arroganz. Nur 8.8km... lächerliche 140 Hm... da laufe ich im Training deutlich mehr Höhenmeter, drei kurze Anstiege, keiner länger als 200-300m... ist ja eigentlich keine richtige Herausforderung... die Strecke lehrt mich auf diesen wenigen Metern eine gehörige Portion Respekt und Demut und zeigt mir, was für ein kleines Licht meine Trailfähigkeiten im Vergleich zu den Quater-, Half- und Ultratrailern doch sind.
Oben angekommen zeigt mir die Uhr einige Sekunden über 43 Minuten. Die sub48 sind also noch drin obwohl ich gar nicht mehr damit gerechnet hatte. Jegliches Zeitgefühl war mir mittlerweile abhanden gekommen. Die Läuferin hat gut 150m Vorsprung als ich endlich auf die abschüssige asphaltierte Straße einbiegen kann. Bereits nach wenigen Metern fühlen sich meine Beine besser und Meter für Meter kann ich aufholen. Dann kommen die ersten Häuser in Sicht und an meine Ohren dringt die Musik aus dem
Zielbereich. Jetzt stehen auch etliche Zuschauer an der Straße und feuern die Läufer an. Die letzten 150m gehen die Hauptstraße bergauf, was letztlich verhindert, dass meine Vorläuferin noch einholen kann. Meine Kraft reicht gerade noch um mich bei 47:01/46:55 (brutto/netto) über die Ziellinie zu schleppen und die Finisher-Medaille und einen Becher Wasser in Empfang zu nehmen.
Die nächsten 10 Min. verbringe ich damit zur Ruhe zu kommen und mich mit meinen beiden Mitfahrern vom Anfang kurz zu unterhalten, die beide kurz nach mir ins Ziel gekommen waren. Zum Auslaufen ging es dann locker zurück zum Parkplatz, dieses mal per Pedes und so kam ich nach einem stressigen Anfang doch noch zu einem entspannten Abschluss der Veranstaltung.
Fazit:
Abwechslungsreiche, gut zu laufende Strecke, einwandfrei markiert, gute Orga, klasse Stimmung. Gelungener Auftakt zum Trailcup, Platz 24/62 bei den Männern, 27 von ca. 120 insgesamt.
Hier noch die Splits:
KM1 - 4:29 min/km
KM2 - 4:42 min/km
KM3 - 4:56 min/km
KM4 - 5:11 min/km
KM5 - 5:23 min/km
KM6 - 6:08 min/km
KM7 - 6:09 min/km
KM8 - 6:24 min/km
KM8.8 - 4:30 min/km
Ges. 46:55 netto, ca. 5:20/km
Und das Streckenprofil:
Jetzt geht es in zwei Wochen weiter mit dem Himmelsleiter-Trail im Rahmen des Gelita-Trail-Marathons. Dies wird dann noch einmal ein ganz anderes Kaliber, denn dies
Strecke hat es in sich.
Ich werde berichten...