Licht und Schatten, Verwirrung und Zweifel
Verfasst: 16.10.2017, 20:00
[font=&]Bei der Auswahl meiner Wettkämpfe gelingt es mir nicht, ein einheitliches „Beuteschema“ zu erkennen. Oft passiert es mir, dass ich irgendwo irgendetwas lese, und schwupp, hat sich ein Gedanke im Kopf festgesetzt: Da musst da hin! Genau so erging es mir, als ich von einem Halbmarathon am Rheinufer entlang von Düsseldorf nach Duisburg las. „Da musst du hin“, klebte es fortan im Kopf und breitete sich aus. Ja, dann musste ich da wohl hin und meldete mich an. [/font]
[font=&]Mein Beuteschema für Wettkämpfe ist nicht einheitlich: Neben Neuem bin ich auch ein Gewohnheitstier und laufe gerne die Volksläufe in meiner Region. Dabei habe ich mir vor einiger Zeit ein Spezial-Hobby zugelegt. Wenn man seit vielen Jahren Wettkämpfe bestreitet und die 60 überschritten hat, dann gibt es leistungsmäßig nur eine Richtung, und die geht bergab. Das ist auch nicht tragisch, aber es ist naheliegend, dann eben andere Ziele zu suchen. Und da fand ich es irgendwann reizvoll, 5-mal hintereinander bei ein und derselben Veranstaltung die Altersklasse zu gewinnen. Dabei lege ich das „starke“ Kriterium an, und das besagt, es müssen unmittelbar aufeinander folgende Jahre sein. [/font]
[font=&]Das ist gar nicht so einfach, denn mal kommt ein Jahr, in dem man verhindert ist, mal ist jemand anders schneller, und so ist mir dieses Kunststück bisher erst bei 3 Veranstaltungen gelungen. Nun bot sich eine Chance, diesen Kreis zu erweitern, aber der Termin lag ausgerechnet einen Tag vor dem Halbmarathon. Für den HM wäre es natürlich vernünftiger gewesen, keine Vorbelastung mit einem Wettkampf 1 Tag davor einzugehen. Aber die absolute Herrschaft der Vernunft führt auch schnell zu Langeweile. Also eben Unvernunft! Wobei, durch die Auswahl des 5-ers statt des üblichen Zehners ging ich einen kleinen Kompromiss ein. Auch wollte ich mit Handbremse laufen, d. h. etwa zwischen 21:30 und 22 min landen.[/font]
[font=&]Samstag, 14.10. 5 km-Lauf[/font]
[font=&]Es war ein wunderschöner Herbsttag, als ich mich mit den anderen Teilnehmern auf dem Sportplatzgelände tummelte. In der Sonne war es tatsächlich nochmal knackig heiß. Aber um es vorwegzunehmen: Es war ein Scheißlauf. Beim Einlaufen schien alles noch okay zu sein, aber kurz nach dem Start spürte ich: Da stimmt was nicht, und der Blick auf die HF-Anzeige der Uhr bestätigte es. Die Elektrik war gestört. Während ich sonst bei kürzeren Wettkämpfen mit einer Durchschnitts-HF zwischen 155 und 160 laufe, zeigte die Anzeige bereits nach 500 m einen Wert über 170 an. Noch war ich nicht beunruhigt, denn das passiert manchmal und pendelt sich dann nach 1 oder 2 km wieder ein. [/font]
[font=&]So schien das zunächst auch heute wieder zu sein. Nach 1,3 km fiel die Anzeige auf unter 160, und ich schöpfte Hoffnung. Die währte nur kurz, das Laufen fiel wieder schwer – kein Wunder, denn das Herz schlägt zwar schnell, pumpt dabei aber nur wenig Blut und damit Sauerstoff in die Muskulatur – und die HF war schnell auf über 190 gestiegen. Das war nun nicht schön. Halb durch die Schwergängigkeit gezwungen, halb kopfgesteuert, um die HF herunterzubringen, reduzierte ich das Tempo. Trotzdem wollte die HF nicht sinken, und als sie die 200 überschritten hatte, senkte ich erneut die Geschwindigkeit bis hinunter auf 5 Minuten pro Kilometer. Selbst ein Teilstück gehen vermochte nicht, das Herz zu gleichmäßigem Schlagen zu veranlassen. [/font]
[font=&]Andererseits hätte Stehenbleiben oder nur noch Gehen auch nicht viel gebracht, denn bei einem Rundkurs gibt es eben keinen schnelleren Weg zurück. So quälte ich mich mit niedrigem Tempo und unnatürlich erhöhter HF mühsam ins Ziel. Die Endzeit von 23:17 min reichte sogar noch aus, dass ich den 4. Fünfer notieren konnte. Ich war unzufrieden und haderte mit diesem Ereignis, denn ich konnte und kann keine Ursache ausmachen, warum es von Zeit zu Zeit und eben heute wieder zu diesen Herzrhythmusstörungen kommt. Ein wenig lief ich noch aus und registrierte auch da eine leicht erhöhte HF, was mich nachdenklich stimmte.[/font]
[font=&]Anschließend unterhielt ich mich noch mit einem Laufkollegen aus älteren Zeiten. In den Anfangszeiten hatte er mich stets hinter sich gelassen, später hatte sich das umgedreht. Heute lag er natürlich vor mir, allerdings waren wir dieses Jahr AK-getrennt. Mir war aufgefallen, dass er als Vereinsloser gestartet war, und ich fragte ihn, ob er ausgetreten sei. Nein, war die Antwort. Sie hätten vor zig Jahren mal den Verein gegründet, dann wären es immer weniger geworden, 2 Mitglieder seien sogar verstorben, und Jüngere seien eben nicht nachgekommen. So hätten sie denn ihren Verein schließlich aufgelöst. Die alte Grade der klassischen Vereinsläufer stirbt halt so langsam aus. Tempora mutantur![/font]
[font=&]Samstagabend zuhause [/font]
[font=&]Ich war am Grübeln, was ich am Sonntag machen sollte. Etwas Ähnliches war mir vor drei Wochen passiert. Auch da war der natürliche Rhythmus durchbrochen, ich hatte die HF durch teilweises Gehen abgesenkt, war aber durchgelaufen, wenn auch mit langsamer Zeit. Vor lauter Frust war ich 2 Tage später zu einem anderen Wettkampf gefahren, bei dem alles wieder ganz paletti war.[/font]
[font=&]Ich schnallte mir zuhause nochmal den Brustgurt um und war nun total irritiert. Stunden nach der Belastung hatte ich eine HF von 110 – 120. Das hatte ich noch nie. Bisher war unmittelbar nach der Belastung der Herzschlag völlig normal. Aber obwohl ich es mit einem zweiten Gurt probierte, hielt sich die deutlich erhöhte HF weiterhin. Woher kam das? Hatte ich mir eventuell einen Infekt eingefangen? Jedenfalls schien mir ein Halbmarathon am nächsten Tag kaum denkbar.[/font]
[font=&]Nach dem Abendessen, zu dem ich mir zwei Bier genehmigte, war endlich die HF auf einen normalen Wert unter 60 gesunken. Irgendein Zusammenhang? Keine Ahnung! Ich war weiterhin arg am Grübeln. Der Halbmarathon als solcher übte nach wie vor seinen merkwürdigen Reiz auf mich aus. Aber mich irritierte dieses Phänomen der verspäteten und länger andauernden HF-Erhöhung „doch scho‘ au‘“, wie der Bundes-Yogi sagen würde. Am Ende kam ich zum Ergebnis des abgestuften Risiko-Checks am Sonntagmorgen.[/font]
[font=&]Als Erstes wollte ich checken, ob die HF beim Nichtstun erneut erhöht wäre. Nichtstun-HF erhöht, dann wieder ab ins Bett und weiterschlafen, HM adé! Nächste Stufe wäre anziehen und Testlauf zuhause mit Temposteigerung. Wieder: HF erhöht, dann Ende! Sonst Fahrt nach Düsseldorf, dort Stufe 3 mit Einlaufen und Tempoverschärfung. Wenn auch das okay sein sollte, dann würde ich starten. Aber: langsam anlaufen, Tempo moderat halten und bei erstem Anzeichen einer unnatürlichen HF-Erhöhung aussteigen![/font]
[font=&]Ja, so wollte ich das machen![/font]
[font=&]Sonntag, 15.10. Halbmarathon[/font]
[font=&]So machte ich das auch. Ich widerstand der Versuchung, im schönen, warmen Bett zu bleiben, und absolvierte Check Stufe 1: HF okay! [/font]
[font=&]Stufe 2: Es war noch recht frisch, aber auch beim Laufen draußen war die HF vorbildlich. Indes, die Beine fühlten sich müde an, als wäre ich den gestrigen Fünfer voll gelaufen. [/font]
[font=&]Aufbruch nach Düsseldorf, Check Stufe 3, und auch hier wieder: Kurzschlüsse beseitigt, Herzschlag ganz regelmäßig, aber Beine müde. [/font]
[font=&]Also starte ich.[/font]
[font=&]Ich stelle mich vorne, aber nicht ganz vorne hin, laufe bewusst gezügelt los, ganz so, dass ich das Gefühl habe: Ja, so ist es easy, so ist es gut! Immer wieder der ängstliche Blick auf das Display der Uhr, ja, das ist noch ganz im Rahmen. Das erste km-Schild verpasse ich, beim zweiten zeigt die Uhr 132 bpm an. Das ist beruhigend und ich fühle mich gut. [/font]
[font=&]Die Strecke führt am Rhein entlang Richtung Norden, zunächst mehr Nordwest, später leicht wechselnd, eben dem Flussverlauf folgend. Die Sonne haben wir meistens von hinten, noch fühlt sich die Temperatur gut an. Und immer wieder der Blick zur Uhr: Bei der 5 km-Marke liegt die HF gerade einmal bei 140, obwohl ich zu meiner eigenen Überraschung diesen Abschnitt mit ca. 4:30 min/km gelaufen bin. Na gut, wenn’s die HF nicht nach oben treibt, soll’s mir recht sein! Dann kann ich in dem Tempo weitermachen.[/font]
[font=&]Es ist ein flüssiges, noch unangestrengtes Laufen. Die HF ist brav wie selten, der Anstieg auf 141, 142, dann 144 ist der Belastungsdauer folgend völlig normal. Es kommt hinzu, dass die Strecke kaum Schatten spendet, die Wärme der Herbstsonne zunimmt und auf manchem Abschnitt die Luft zu stehen scheint. [/font]
[font=&]Nach 12, 13 km ist das Laufen nicht mehr so leichtgängig wie zu Beginn, jetzt ist ja auch das Ende absehbar, aber ich halte nach wie vor mein Tempo, das sich um 4:30 herum bewegt. Das Wichtigste aber: Herzschlag und damit Versorgung der Arbeitsmuskulatur sind weiterhin im Normalbereich. Manchmal steigt der Wert auf 145 oder 146, sinkt dann aber auch wieder auf 144 oder darunter, je nach Streckenverlauf. Schon lange bin ich mir sicher, dass das Ding heute gegessen ist. Dazu fühlt sich alles zu gut an, und eine so plötzliche Abweichung ist jetzt eher unwahrscheinlich.[/font]
[font=&]Während ich auf den ersten Kilometern noch von etlichen überholt wurde, schließe ich seit einigen km auf Gruppe um Gruppe auf und ziehe vorbei. Sehr wenige sind es, die mich in dieser Phase des Rennens noch überholen. Je näher es dem Ziel geht, um so mehr spüre ich allerdings die Belastung. Kein Wunder, war doch seit dem Marathon Anfang August der längste Trainingslauf einer über 19 km. [/font]
[font=&]Als diese Marke hinter mir liegt (HF immer noch bei 144), bringe ich noch einmal eine kleine Beschleunigung zustande und laufe nach (netto) 1:34:48 h durchs Ziel. Duschen gibt’s nicht. Nachdem ich mein Gepäck, das wie das aller anderen von Düsseldorf nach Duisburg transportiert wurde, abgeholt habe, trockne ich mich ab und ziehe frische Sachen an. Jetzt ist es in der Sonne richtig heiß geworden. Ich warte auf die Ergebnisliste, hole dann meine Urkunde, einen Pokal und ein Paar Socken ab, die mir nicht passen, und fahre mit vielen anderen mit der U-Bahn zurück. Ich rieche zwar nichts, aber ich denke, wir ungewaschenen Läufer werden wohl ordentlich gemüffelt haben.[/font]
[font=&]Auf der Rückfahrt geht mir dieser krasse Kontrast im Kopf herum: gestern der Frust mit dem unzuverlässigen Herzschlag und der wirklich beschwerlichen Lauferei bei HF-Schnitt von 192, heute das angenehme, nur gegen Ende naturgemäß anstrengende Laufen mit Schnitt von 141. Es ist nervig, nicht zu wissen, was genau diese Abweichungen auslöst und wann sie auftreten. Eine zweite Katheterablation könnte helfen, aber angenehm ist die auch nicht.[/font]
[font=&]Auch am Montag geht es mir übrigens gut. Ein Infekt ist somit unwahrscheinlich, denn der Körper ist am ehesten geschwächt und angreifbar unmittelbar nach der Belastung. [/font][font=&]Da ist aber nix. Halt, stimmt nicht ganz, denn die rechte Achillessehne ist seit Sonntag schmerzhaft, aber das ist wenigstens erklärbar und unterliegt einer nachvollziehbaren Logik.[/font]
[font=&]Bernd[/font]
[font=&]Mein Beuteschema für Wettkämpfe ist nicht einheitlich: Neben Neuem bin ich auch ein Gewohnheitstier und laufe gerne die Volksläufe in meiner Region. Dabei habe ich mir vor einiger Zeit ein Spezial-Hobby zugelegt. Wenn man seit vielen Jahren Wettkämpfe bestreitet und die 60 überschritten hat, dann gibt es leistungsmäßig nur eine Richtung, und die geht bergab. Das ist auch nicht tragisch, aber es ist naheliegend, dann eben andere Ziele zu suchen. Und da fand ich es irgendwann reizvoll, 5-mal hintereinander bei ein und derselben Veranstaltung die Altersklasse zu gewinnen. Dabei lege ich das „starke“ Kriterium an, und das besagt, es müssen unmittelbar aufeinander folgende Jahre sein. [/font]
[font=&]Das ist gar nicht so einfach, denn mal kommt ein Jahr, in dem man verhindert ist, mal ist jemand anders schneller, und so ist mir dieses Kunststück bisher erst bei 3 Veranstaltungen gelungen. Nun bot sich eine Chance, diesen Kreis zu erweitern, aber der Termin lag ausgerechnet einen Tag vor dem Halbmarathon. Für den HM wäre es natürlich vernünftiger gewesen, keine Vorbelastung mit einem Wettkampf 1 Tag davor einzugehen. Aber die absolute Herrschaft der Vernunft führt auch schnell zu Langeweile. Also eben Unvernunft! Wobei, durch die Auswahl des 5-ers statt des üblichen Zehners ging ich einen kleinen Kompromiss ein. Auch wollte ich mit Handbremse laufen, d. h. etwa zwischen 21:30 und 22 min landen.[/font]
[font=&]Samstag, 14.10. 5 km-Lauf[/font]
[font=&]Es war ein wunderschöner Herbsttag, als ich mich mit den anderen Teilnehmern auf dem Sportplatzgelände tummelte. In der Sonne war es tatsächlich nochmal knackig heiß. Aber um es vorwegzunehmen: Es war ein Scheißlauf. Beim Einlaufen schien alles noch okay zu sein, aber kurz nach dem Start spürte ich: Da stimmt was nicht, und der Blick auf die HF-Anzeige der Uhr bestätigte es. Die Elektrik war gestört. Während ich sonst bei kürzeren Wettkämpfen mit einer Durchschnitts-HF zwischen 155 und 160 laufe, zeigte die Anzeige bereits nach 500 m einen Wert über 170 an. Noch war ich nicht beunruhigt, denn das passiert manchmal und pendelt sich dann nach 1 oder 2 km wieder ein. [/font]
[font=&]So schien das zunächst auch heute wieder zu sein. Nach 1,3 km fiel die Anzeige auf unter 160, und ich schöpfte Hoffnung. Die währte nur kurz, das Laufen fiel wieder schwer – kein Wunder, denn das Herz schlägt zwar schnell, pumpt dabei aber nur wenig Blut und damit Sauerstoff in die Muskulatur – und die HF war schnell auf über 190 gestiegen. Das war nun nicht schön. Halb durch die Schwergängigkeit gezwungen, halb kopfgesteuert, um die HF herunterzubringen, reduzierte ich das Tempo. Trotzdem wollte die HF nicht sinken, und als sie die 200 überschritten hatte, senkte ich erneut die Geschwindigkeit bis hinunter auf 5 Minuten pro Kilometer. Selbst ein Teilstück gehen vermochte nicht, das Herz zu gleichmäßigem Schlagen zu veranlassen. [/font]
[font=&]Andererseits hätte Stehenbleiben oder nur noch Gehen auch nicht viel gebracht, denn bei einem Rundkurs gibt es eben keinen schnelleren Weg zurück. So quälte ich mich mit niedrigem Tempo und unnatürlich erhöhter HF mühsam ins Ziel. Die Endzeit von 23:17 min reichte sogar noch aus, dass ich den 4. Fünfer notieren konnte. Ich war unzufrieden und haderte mit diesem Ereignis, denn ich konnte und kann keine Ursache ausmachen, warum es von Zeit zu Zeit und eben heute wieder zu diesen Herzrhythmusstörungen kommt. Ein wenig lief ich noch aus und registrierte auch da eine leicht erhöhte HF, was mich nachdenklich stimmte.[/font]
[font=&]Anschließend unterhielt ich mich noch mit einem Laufkollegen aus älteren Zeiten. In den Anfangszeiten hatte er mich stets hinter sich gelassen, später hatte sich das umgedreht. Heute lag er natürlich vor mir, allerdings waren wir dieses Jahr AK-getrennt. Mir war aufgefallen, dass er als Vereinsloser gestartet war, und ich fragte ihn, ob er ausgetreten sei. Nein, war die Antwort. Sie hätten vor zig Jahren mal den Verein gegründet, dann wären es immer weniger geworden, 2 Mitglieder seien sogar verstorben, und Jüngere seien eben nicht nachgekommen. So hätten sie denn ihren Verein schließlich aufgelöst. Die alte Grade der klassischen Vereinsläufer stirbt halt so langsam aus. Tempora mutantur![/font]
[font=&]Samstagabend zuhause [/font]
[font=&]Ich war am Grübeln, was ich am Sonntag machen sollte. Etwas Ähnliches war mir vor drei Wochen passiert. Auch da war der natürliche Rhythmus durchbrochen, ich hatte die HF durch teilweises Gehen abgesenkt, war aber durchgelaufen, wenn auch mit langsamer Zeit. Vor lauter Frust war ich 2 Tage später zu einem anderen Wettkampf gefahren, bei dem alles wieder ganz paletti war.[/font]
[font=&]Ich schnallte mir zuhause nochmal den Brustgurt um und war nun total irritiert. Stunden nach der Belastung hatte ich eine HF von 110 – 120. Das hatte ich noch nie. Bisher war unmittelbar nach der Belastung der Herzschlag völlig normal. Aber obwohl ich es mit einem zweiten Gurt probierte, hielt sich die deutlich erhöhte HF weiterhin. Woher kam das? Hatte ich mir eventuell einen Infekt eingefangen? Jedenfalls schien mir ein Halbmarathon am nächsten Tag kaum denkbar.[/font]
[font=&]Nach dem Abendessen, zu dem ich mir zwei Bier genehmigte, war endlich die HF auf einen normalen Wert unter 60 gesunken. Irgendein Zusammenhang? Keine Ahnung! Ich war weiterhin arg am Grübeln. Der Halbmarathon als solcher übte nach wie vor seinen merkwürdigen Reiz auf mich aus. Aber mich irritierte dieses Phänomen der verspäteten und länger andauernden HF-Erhöhung „doch scho‘ au‘“, wie der Bundes-Yogi sagen würde. Am Ende kam ich zum Ergebnis des abgestuften Risiko-Checks am Sonntagmorgen.[/font]
[font=&]Als Erstes wollte ich checken, ob die HF beim Nichtstun erneut erhöht wäre. Nichtstun-HF erhöht, dann wieder ab ins Bett und weiterschlafen, HM adé! Nächste Stufe wäre anziehen und Testlauf zuhause mit Temposteigerung. Wieder: HF erhöht, dann Ende! Sonst Fahrt nach Düsseldorf, dort Stufe 3 mit Einlaufen und Tempoverschärfung. Wenn auch das okay sein sollte, dann würde ich starten. Aber: langsam anlaufen, Tempo moderat halten und bei erstem Anzeichen einer unnatürlichen HF-Erhöhung aussteigen![/font]
[font=&]Ja, so wollte ich das machen![/font]
[font=&]Sonntag, 15.10. Halbmarathon[/font]
[font=&]So machte ich das auch. Ich widerstand der Versuchung, im schönen, warmen Bett zu bleiben, und absolvierte Check Stufe 1: HF okay! [/font]
[font=&]Stufe 2: Es war noch recht frisch, aber auch beim Laufen draußen war die HF vorbildlich. Indes, die Beine fühlten sich müde an, als wäre ich den gestrigen Fünfer voll gelaufen. [/font]
[font=&]Aufbruch nach Düsseldorf, Check Stufe 3, und auch hier wieder: Kurzschlüsse beseitigt, Herzschlag ganz regelmäßig, aber Beine müde. [/font]
[font=&]Also starte ich.[/font]
[font=&]Ich stelle mich vorne, aber nicht ganz vorne hin, laufe bewusst gezügelt los, ganz so, dass ich das Gefühl habe: Ja, so ist es easy, so ist es gut! Immer wieder der ängstliche Blick auf das Display der Uhr, ja, das ist noch ganz im Rahmen. Das erste km-Schild verpasse ich, beim zweiten zeigt die Uhr 132 bpm an. Das ist beruhigend und ich fühle mich gut. [/font]
[font=&]Die Strecke führt am Rhein entlang Richtung Norden, zunächst mehr Nordwest, später leicht wechselnd, eben dem Flussverlauf folgend. Die Sonne haben wir meistens von hinten, noch fühlt sich die Temperatur gut an. Und immer wieder der Blick zur Uhr: Bei der 5 km-Marke liegt die HF gerade einmal bei 140, obwohl ich zu meiner eigenen Überraschung diesen Abschnitt mit ca. 4:30 min/km gelaufen bin. Na gut, wenn’s die HF nicht nach oben treibt, soll’s mir recht sein! Dann kann ich in dem Tempo weitermachen.[/font]
[font=&]Es ist ein flüssiges, noch unangestrengtes Laufen. Die HF ist brav wie selten, der Anstieg auf 141, 142, dann 144 ist der Belastungsdauer folgend völlig normal. Es kommt hinzu, dass die Strecke kaum Schatten spendet, die Wärme der Herbstsonne zunimmt und auf manchem Abschnitt die Luft zu stehen scheint. [/font]
[font=&]Nach 12, 13 km ist das Laufen nicht mehr so leichtgängig wie zu Beginn, jetzt ist ja auch das Ende absehbar, aber ich halte nach wie vor mein Tempo, das sich um 4:30 herum bewegt. Das Wichtigste aber: Herzschlag und damit Versorgung der Arbeitsmuskulatur sind weiterhin im Normalbereich. Manchmal steigt der Wert auf 145 oder 146, sinkt dann aber auch wieder auf 144 oder darunter, je nach Streckenverlauf. Schon lange bin ich mir sicher, dass das Ding heute gegessen ist. Dazu fühlt sich alles zu gut an, und eine so plötzliche Abweichung ist jetzt eher unwahrscheinlich.[/font]
[font=&]Während ich auf den ersten Kilometern noch von etlichen überholt wurde, schließe ich seit einigen km auf Gruppe um Gruppe auf und ziehe vorbei. Sehr wenige sind es, die mich in dieser Phase des Rennens noch überholen. Je näher es dem Ziel geht, um so mehr spüre ich allerdings die Belastung. Kein Wunder, war doch seit dem Marathon Anfang August der längste Trainingslauf einer über 19 km. [/font]
[font=&]Als diese Marke hinter mir liegt (HF immer noch bei 144), bringe ich noch einmal eine kleine Beschleunigung zustande und laufe nach (netto) 1:34:48 h durchs Ziel. Duschen gibt’s nicht. Nachdem ich mein Gepäck, das wie das aller anderen von Düsseldorf nach Duisburg transportiert wurde, abgeholt habe, trockne ich mich ab und ziehe frische Sachen an. Jetzt ist es in der Sonne richtig heiß geworden. Ich warte auf die Ergebnisliste, hole dann meine Urkunde, einen Pokal und ein Paar Socken ab, die mir nicht passen, und fahre mit vielen anderen mit der U-Bahn zurück. Ich rieche zwar nichts, aber ich denke, wir ungewaschenen Läufer werden wohl ordentlich gemüffelt haben.[/font]
[font=&]Auf der Rückfahrt geht mir dieser krasse Kontrast im Kopf herum: gestern der Frust mit dem unzuverlässigen Herzschlag und der wirklich beschwerlichen Lauferei bei HF-Schnitt von 192, heute das angenehme, nur gegen Ende naturgemäß anstrengende Laufen mit Schnitt von 141. Es ist nervig, nicht zu wissen, was genau diese Abweichungen auslöst und wann sie auftreten. Eine zweite Katheterablation könnte helfen, aber angenehm ist die auch nicht.[/font]
[font=&]Auch am Montag geht es mir übrigens gut. Ein Infekt ist somit unwahrscheinlich, denn der Körper ist am ehesten geschwächt und angreifbar unmittelbar nach der Belastung. [/font][font=&]Da ist aber nix. Halt, stimmt nicht ganz, denn die rechte Achillessehne ist seit Sonntag schmerzhaft, aber das ist wenigstens erklärbar und unterliegt einer nachvollziehbaren Logik.[/font]
[font=&]Bernd[/font]