Wings for Life Run2019 Wien
Verfasst: 06.05.2019, 16:28
Hallo!
Normalerweise schreibe ich kurz was zu meinen Läufen in meinem Tagebuch. Der Lauf gestern war für mich dann aber doch eine neue Erfahrung, dass ich gerne etwas mehr dazu schreiben möchte.
Seit 4 Jahren verfolge ich jetzt den Worldrun und war von dieser Veranstaltung vom ersten Augenblick an fasziniert. Besonders ein deutscher Läufer war da für mich eine herausstechende Persönlichkeit, Flo Neuschwander. Wenn man so will hat er mich zum Laufen gebracht.
Leider konnte ich bisher nie teilnehmen, da ich zum Einen damals noch nicht lief und zum Anderen der Termin für mich nie passte. Diesmal war also mein sogenanntes "Erste Mal" beim Worldrun!
Der Renntag war leider vom Wetter her alles andere als toll. Ich mag es zwar kühl, aber so kalt durch Wind und Regen hätte auch nicht sein müssen.
Am Vortag hatte ich ausreichend gegessen und getrunken, da ich bei meinem letzten HM hinten raus Probleme hatte und es diesmal anders angehen wollte. Zum Thema geänderte Verpflegung später mehr. Ich stand gegen 7uhr auf und frühstückte Kaffee und Vollkornbrot mit Butter.
Durch das vermehrte trinken am Vortag musste ich aber gefühlt alle 30min auf die Toilette. Vielleicht war es aber auch etwas Aufregung, keine Ahnung.
Der Zugang zu den einzelnen Startblöcken öffnete um 12uhr, also eine h vor Start. Ich beschloss um 11uhr von zu Hause aufzubrechen. Da ich alleine zum Start fuhr und auch keinen Kleidersack abgeben wollte, packte ich noch einen Poncho, den ich von einem anderen Lauf über hatte, in meine Laufweste um ihn dann evtl. nach Ausscheiden für den Weg zur nächsten U-Bahnstation zu nutzen. Da ich keine Jacke mitnahm, weil mir während des Laufens selten kalt ist, hielt ich das für eine gute Alternative. Ich nahm zwar keine Trinkflaschen mit, aber für Fahrkarte, Smartphone, Schlüssel usw. ist sie mir eine Weste lieber als z.B. ein Hüftgurt. Zusätzlich steckte ich mir noch eine Traubenzuckertablette in die Weste.
Dann ging es los.
Auf dem Weg zur UBahn nieselte es leicht, aber es war noch nicht zu kalt. Ich war gegen 11.45uhr im Start/Zielbereich. Da es jetzt mehr regnete und auch der Wind unangenehmer wurde, holte ich mir an einem Infostand einen Poncho für die Wartezeit.
Pünktlich um 12uhr öffneten die Startblöcke und ich machte mich auf den Weg. Mit meinen bisherigen Zeiten bei 10km und HM stand ich in Startblock 2. Ich hatte jetzt die Wahl noch zu warten und mich dann aufzuwärmen oder gleich in den Block zu gehen, um so weit vorne wie möglich zu stehen. Ich entschied mich dafür gleich in den Block zu gehen. Eine Entscheidung die sich später für mich als wirklich klug herausstellte.
Der kleine Nachteil war aber das ich jetzt noch 60min in Wind und Regen stand.
Ab 11.15uhr füllte sich der Startblock ziemlich rasch und so verging die Zeit dann relativ flott. Seine Mitmenschen zu beobachten ist manchmal schon recht kurzweilig.
Ein paar Motivations Versuche des Kommentators und “Aufwärmübungen” wie der Welle usw. später, war es dann endlich so weit.
Punkt 13uhr erfolgte der Startschuss und ich drücke meine Uhr ab, da ab jetzt die 30min bis zum Start des Catcher Cars zu laufen begannen. Jetzt zeigte sich auch das meine Entscheidung auf ein Aufwärmen zugunsten eines Startplatzes ganz vorne im Block zu verzichten, die Richtige war.
Langsam setzte sich der Tross in Bewegung und bis zur eigentlichen Startlinie war bereits über eine Minute vergangen. Es folgte Stop and Go das sich gefühlt ewig hinzog und bis ich endlich halbwegs laufen konnte, waren gut 3-4min rum. Es folgten noch etliche Ausweichmanöver und kritische Situationen bis ich dann endlich bei Km3-4 wirklich laufen konnte. Links vor mir rannte Einer volle Kanne in ein Verkehrsschild, knapp hinter mir stürzten Einige usw.
Leider war hier wieder die Dummheit der Menschen deutlich ersichtlich. In Block 1 standen wirklich sehr viele, die dort nichts zu suchen hatten und dann als “moving Dummies” zu einem Hindernis wurden.
Meine Zeit am ersten Km war 7:15min!
Ich hatte schon die ganze Woche herumgetüfftelt wie ich den Lauf angehen sollte. Nach den Zeiten meiner bisherigen Läufe sollten sich gut 20km ausgehen. Wenn ich etwas schneller lief vielleicht auch mehr. Mein Problem war aber das ich in letzter Zeit kaum lange Läufe im Renntempo gelaufen bin und im Training auch kaum.
Mein Plan war also mit Pace 5:00 zu beginnen und mal zu sehen wie es lief.
Bis auf den ersten Km und den 2. in 5:30 ging dieser Plan ab Km3 gut auf. Bis Km13 lief ich dann bei 4:50. Dazwischen zwei Km die leicht bergab gingen etwas schneller.
Ich fühlte mich gut. Ab Km5 gab es alle 4-5km Verpflegungsstationen. Im Gegensatz zu meine bisherigen Läufen schnappte ich mir bei Station 2 und 4 einen Becher Wasser und trank ein paar Schlucke.
Bei Km13 begann auch meine Achillessehne links zu zwicken. Ein Problem das sich jetzt schon etwas länger hinzieht. Ich musste etwas Tempo rausnehmen, auch weil ich jetzt die fehlenden langen Läufe glaubte zu spüren. Mein Pace war ab Km15 eine Achterbahn von 5:00-6:15!
Mal besser, mal schlechter. Jetzt griff ich auch zu meiner Traubenzuckertablette, lutschte sie langsam und trank bei Verpflegung4 ein paar Schlucke Wasser nach.
Ab Km15 begannen auch immer wieder andere Läufer zu gehen oder blieben sogar ganz stehen. Das war natürlich keine Option für mich. Zumindest im lockeren Trab sollte es weitergehen. Ab hier wurde ich auch wieder von einigen Läufern überholt. Dank dem Traubenzucker ging es bei mir aber wieder besser und ich lief die Mehrheit der “Achterbahnkilometer” bei 5:15.
Auch die Problem mit der Achillessehne waren so ab Km18-19 wieder weg und kurz darauf lief ich an der HM-Markierung vorbei. Das war für mich ein richtiger Höhepunkt. Nach den vergangenen Läufen war ich mir nicht sicher, ob ich soweit komme. Sicher, gehofft hab ich es natürlich, trotzdem war es in meinem Hinterkopf.
Ein schneller Blick auf die Uhr zeigte mir 1h48min seit ich die Aufzeichnung startete. Das war so schon eine Verbesserung auf der HM-Distanz um 4min im Gegensatz zum Herbst in der Wachau. Rechne ich noch 2-3min für den verpatzten Start… Jaja, hätte hätte… aber ich bin wohl wirklich ungefähr dort, wo ich hochgerechnet aus meiner 10km Zeit im HM sein sollte. Vielleicht laufe ich im Herbst doch noch einen HM.
Von diesen Gedanken abgelenkt, ging es bei mir weiter. Ich hatte noch Hinterkopf, dass das Catcher Car irgendwo bei 1h52 bei der HM-Markierung sein müsste. Km22, ok das geht noch, vielleicht schaffe ich noch Km23. Jetzt kamen auch schon immer mehr Motorräder mit den Kameramännern, die uns auch aufforderten rechts zu laufen. Also war das Catcher Car wirklich nicht mehr weit.
Die Strecke von Km32 zu 33 kam mir unheimlich lang vor. Da dachte ich kurz den schaffe ich doch nicht mehr. Aber ich war mitten in der Prater-Hauptallee und jeder Meter den ich jetzt weiterlief, musste ich später weniger zur UBahn gehen. Also nochmal Zähne zusammenbeißen. Ringsherum blickte ich jetzt auch in mehr leidende als lachende Gesichter. Weiter, jetzt nur nicht gehen müssen!
Und da war sie, die 23km Marke! Als ich daran vorbeilief freute ich mich so richtig!
Das Catcher Car hatte mich dann 300m später.
23,36km in 2h03min!
Als ich die erreichte Distanz in eine Nachricht für meine Verlobte tippte, die ich bei Start/Ziel treffen sollte, war ich sehr emotional und den Tränen nahe. Das ist auch der Grund für den Bericht hier, weil es für mich eine besonderes Rennen war. Und ich kann nicht mal sagen warum. Es war einfach so. Den 2km Fußweg zur UBahn ging ich irgendwie wie in Trance. Mir war kalt und irgendwie auch wieder nicht, ich hatte Schmerzen aber irgendwie auch wieder nicht. Ich kann gar nicht beschreiben was da in mir vorging.
Ich bin jetzt schon viele Läufe gelaufen, aber ich habe bisher nichts vergleichbares erlebt.
Der Lauf war einfach ein Highlight!
Normalerweise schreibe ich kurz was zu meinen Läufen in meinem Tagebuch. Der Lauf gestern war für mich dann aber doch eine neue Erfahrung, dass ich gerne etwas mehr dazu schreiben möchte.
Seit 4 Jahren verfolge ich jetzt den Worldrun und war von dieser Veranstaltung vom ersten Augenblick an fasziniert. Besonders ein deutscher Läufer war da für mich eine herausstechende Persönlichkeit, Flo Neuschwander. Wenn man so will hat er mich zum Laufen gebracht.
Leider konnte ich bisher nie teilnehmen, da ich zum Einen damals noch nicht lief und zum Anderen der Termin für mich nie passte. Diesmal war also mein sogenanntes "Erste Mal" beim Worldrun!
Der Renntag war leider vom Wetter her alles andere als toll. Ich mag es zwar kühl, aber so kalt durch Wind und Regen hätte auch nicht sein müssen.
Am Vortag hatte ich ausreichend gegessen und getrunken, da ich bei meinem letzten HM hinten raus Probleme hatte und es diesmal anders angehen wollte. Zum Thema geänderte Verpflegung später mehr. Ich stand gegen 7uhr auf und frühstückte Kaffee und Vollkornbrot mit Butter.
Durch das vermehrte trinken am Vortag musste ich aber gefühlt alle 30min auf die Toilette. Vielleicht war es aber auch etwas Aufregung, keine Ahnung.
Der Zugang zu den einzelnen Startblöcken öffnete um 12uhr, also eine h vor Start. Ich beschloss um 11uhr von zu Hause aufzubrechen. Da ich alleine zum Start fuhr und auch keinen Kleidersack abgeben wollte, packte ich noch einen Poncho, den ich von einem anderen Lauf über hatte, in meine Laufweste um ihn dann evtl. nach Ausscheiden für den Weg zur nächsten U-Bahnstation zu nutzen. Da ich keine Jacke mitnahm, weil mir während des Laufens selten kalt ist, hielt ich das für eine gute Alternative. Ich nahm zwar keine Trinkflaschen mit, aber für Fahrkarte, Smartphone, Schlüssel usw. ist sie mir eine Weste lieber als z.B. ein Hüftgurt. Zusätzlich steckte ich mir noch eine Traubenzuckertablette in die Weste.
Dann ging es los.
Auf dem Weg zur UBahn nieselte es leicht, aber es war noch nicht zu kalt. Ich war gegen 11.45uhr im Start/Zielbereich. Da es jetzt mehr regnete und auch der Wind unangenehmer wurde, holte ich mir an einem Infostand einen Poncho für die Wartezeit.
Pünktlich um 12uhr öffneten die Startblöcke und ich machte mich auf den Weg. Mit meinen bisherigen Zeiten bei 10km und HM stand ich in Startblock 2. Ich hatte jetzt die Wahl noch zu warten und mich dann aufzuwärmen oder gleich in den Block zu gehen, um so weit vorne wie möglich zu stehen. Ich entschied mich dafür gleich in den Block zu gehen. Eine Entscheidung die sich später für mich als wirklich klug herausstellte.
Der kleine Nachteil war aber das ich jetzt noch 60min in Wind und Regen stand.
Ab 11.15uhr füllte sich der Startblock ziemlich rasch und so verging die Zeit dann relativ flott. Seine Mitmenschen zu beobachten ist manchmal schon recht kurzweilig.
Ein paar Motivations Versuche des Kommentators und “Aufwärmübungen” wie der Welle usw. später, war es dann endlich so weit.
Punkt 13uhr erfolgte der Startschuss und ich drücke meine Uhr ab, da ab jetzt die 30min bis zum Start des Catcher Cars zu laufen begannen. Jetzt zeigte sich auch das meine Entscheidung auf ein Aufwärmen zugunsten eines Startplatzes ganz vorne im Block zu verzichten, die Richtige war.
Langsam setzte sich der Tross in Bewegung und bis zur eigentlichen Startlinie war bereits über eine Minute vergangen. Es folgte Stop and Go das sich gefühlt ewig hinzog und bis ich endlich halbwegs laufen konnte, waren gut 3-4min rum. Es folgten noch etliche Ausweichmanöver und kritische Situationen bis ich dann endlich bei Km3-4 wirklich laufen konnte. Links vor mir rannte Einer volle Kanne in ein Verkehrsschild, knapp hinter mir stürzten Einige usw.
Leider war hier wieder die Dummheit der Menschen deutlich ersichtlich. In Block 1 standen wirklich sehr viele, die dort nichts zu suchen hatten und dann als “moving Dummies” zu einem Hindernis wurden.
Meine Zeit am ersten Km war 7:15min!
Ich hatte schon die ganze Woche herumgetüfftelt wie ich den Lauf angehen sollte. Nach den Zeiten meiner bisherigen Läufe sollten sich gut 20km ausgehen. Wenn ich etwas schneller lief vielleicht auch mehr. Mein Problem war aber das ich in letzter Zeit kaum lange Läufe im Renntempo gelaufen bin und im Training auch kaum.
Mein Plan war also mit Pace 5:00 zu beginnen und mal zu sehen wie es lief.
Bis auf den ersten Km und den 2. in 5:30 ging dieser Plan ab Km3 gut auf. Bis Km13 lief ich dann bei 4:50. Dazwischen zwei Km die leicht bergab gingen etwas schneller.
Ich fühlte mich gut. Ab Km5 gab es alle 4-5km Verpflegungsstationen. Im Gegensatz zu meine bisherigen Läufen schnappte ich mir bei Station 2 und 4 einen Becher Wasser und trank ein paar Schlucke.
Bei Km13 begann auch meine Achillessehne links zu zwicken. Ein Problem das sich jetzt schon etwas länger hinzieht. Ich musste etwas Tempo rausnehmen, auch weil ich jetzt die fehlenden langen Läufe glaubte zu spüren. Mein Pace war ab Km15 eine Achterbahn von 5:00-6:15!
Mal besser, mal schlechter. Jetzt griff ich auch zu meiner Traubenzuckertablette, lutschte sie langsam und trank bei Verpflegung4 ein paar Schlucke Wasser nach.
Ab Km15 begannen auch immer wieder andere Läufer zu gehen oder blieben sogar ganz stehen. Das war natürlich keine Option für mich. Zumindest im lockeren Trab sollte es weitergehen. Ab hier wurde ich auch wieder von einigen Läufern überholt. Dank dem Traubenzucker ging es bei mir aber wieder besser und ich lief die Mehrheit der “Achterbahnkilometer” bei 5:15.
Auch die Problem mit der Achillessehne waren so ab Km18-19 wieder weg und kurz darauf lief ich an der HM-Markierung vorbei. Das war für mich ein richtiger Höhepunkt. Nach den vergangenen Läufen war ich mir nicht sicher, ob ich soweit komme. Sicher, gehofft hab ich es natürlich, trotzdem war es in meinem Hinterkopf.
Ein schneller Blick auf die Uhr zeigte mir 1h48min seit ich die Aufzeichnung startete. Das war so schon eine Verbesserung auf der HM-Distanz um 4min im Gegensatz zum Herbst in der Wachau. Rechne ich noch 2-3min für den verpatzten Start… Jaja, hätte hätte… aber ich bin wohl wirklich ungefähr dort, wo ich hochgerechnet aus meiner 10km Zeit im HM sein sollte. Vielleicht laufe ich im Herbst doch noch einen HM.
Von diesen Gedanken abgelenkt, ging es bei mir weiter. Ich hatte noch Hinterkopf, dass das Catcher Car irgendwo bei 1h52 bei der HM-Markierung sein müsste. Km22, ok das geht noch, vielleicht schaffe ich noch Km23. Jetzt kamen auch schon immer mehr Motorräder mit den Kameramännern, die uns auch aufforderten rechts zu laufen. Also war das Catcher Car wirklich nicht mehr weit.
Die Strecke von Km32 zu 33 kam mir unheimlich lang vor. Da dachte ich kurz den schaffe ich doch nicht mehr. Aber ich war mitten in der Prater-Hauptallee und jeder Meter den ich jetzt weiterlief, musste ich später weniger zur UBahn gehen. Also nochmal Zähne zusammenbeißen. Ringsherum blickte ich jetzt auch in mehr leidende als lachende Gesichter. Weiter, jetzt nur nicht gehen müssen!
Und da war sie, die 23km Marke! Als ich daran vorbeilief freute ich mich so richtig!
Das Catcher Car hatte mich dann 300m später.
23,36km in 2h03min!
Als ich die erreichte Distanz in eine Nachricht für meine Verlobte tippte, die ich bei Start/Ziel treffen sollte, war ich sehr emotional und den Tränen nahe. Das ist auch der Grund für den Bericht hier, weil es für mich eine besonderes Rennen war. Und ich kann nicht mal sagen warum. Es war einfach so. Den 2km Fußweg zur UBahn ging ich irgendwie wie in Trance. Mir war kalt und irgendwie auch wieder nicht, ich hatte Schmerzen aber irgendwie auch wieder nicht. Ich kann gar nicht beschreiben was da in mir vorging.
Ich bin jetzt schon viele Läufe gelaufen, aber ich habe bisher nichts vergleichbares erlebt.
Der Lauf war einfach ein Highlight!