Engelhorn Sports Trail Cup 2019 - Short Distance - Carlsberg, Heidelberg, Schriesheim
Verfasst: 22.09.2019, 21:58
"Alle Jahre wieder... Auftakt zum Engelhorn Sports Trailcup 2019. Dieses Jahr wieder wie 2017 und zuvor in der Reihenfolge Carlsberg, Heidelberg, Schriesheim."
So wollte ich eigentlich den Bericht beginnten, doch ein Ereignis will ich an den Anfang stellen, denn es soll nicht unerwähnt bleiben, doch schnell wieder in den Hintergrund rücken.
Entweder war heute ein ziemlich krankes A***** unterwegs, das zum Ende der Läufe ein totes Eichhörnchen auf eine Wiese auf Augenhöhe direkt am Straßenrand als "Zuschauer" drapiert hat oder das Tier hat sich beim Verfolgen unseres Starts bereits zu Tode gelangweilt.
Ansonsten könnte ich gefühlt einfach den Bericht von Carlsberg 2018 kopieren, ohne dass es wirklich auffallen würde, jedoch gibt es doch ein paar kleine aber feine Unterschiede, die nicht ganz unter den Tisch fallen gelassen werden sollten.
Der gravierenste ist, dass der Ultra-Trail mit seinen ca. 85km gestrichen wurde und "stattdessen" Tags zuvor ein Adventure Walk mit 25 und 50km veranstaltet wurde. Was ich so in den sozialen Medien mitbekam war nicht unbedingt die pure Freude über diese Entscheidung.
Dass der Run nun Sonntags und nicht Samstags stattfindet, ist dabei schon eher zu verschmerzen.
Die verbleibende Langstrecke und Mittelstrecke wurden von 32.7 auf 34.9 bzw. 16.8 auf 19.4km verlängert, die Kurzstrecke hingegen war nicht von Änderungen betroffen.
Außerdem wurde der Zeitplan ein wenig gestrafft, was sich zumindest für mich als Problem herausstellen sollte. Doch dazu später mehr.
Zu Anfangs war alles wie aus den letzten Jahren gewohnt. Unkomplizierte Anreise, "dank" fehlender Ultraläufer deutlich mehr freie Parkplätze, ideales Laufwetter und optimale Streckenbeschaffenheit.
Zwei Stunden vor dem Start um 11.30 Uhr treffe ich in Carlsberg-Hertlingshausen ein. Eigentlich bin ich recht guter Dinge. Ich fühle mich fit, bestens gelaunt, ausreichend vorbereitet und gewillt meine persönliche Streckenbestzeit zumindest um ein paar Sekunden zu verbessern.
Nach einem kurzen Schwenk über das Veranstaltungsgelände begebe ich mich erst noch einmal für eine knappe halbe Stunde auf Mindsetting zu den Klängen von Nightwish und sauge etwas Waldluft auf einem kleinen Trainingstrail ein, bevor ich am letzten Anstieg vor dem Ziel ankomme und ihm klarzumachen versuche, dass er mich heute nicht ausbremsen wird. Wieder zurück im Dorf schaue ich noch kurz den Start des ca. 35km-Pfalztrails an, bevor ich mich ans Aufwärmen mache.
15 Minuten vor unserem Start gehen die 20km-Basetrailer und -walker auf die Reise und die letzte Frage, die mich bis dato umtreibt, ist die des richtigen Oberteils. Kurz? Singlet? Singlet mit Armlingen? Es ist etwas frisch und ich entscheide mich für T-Shirt mit Singlet darüber.
Dann warten wir auf unseren Startschuss, der Punkt 11.30 Uhr erfolgt.
Von den 112 Frauen und 95 Männern ziehen etliche sehr schnell nach vorne davon. Am Anfang hat man noch einen recht guten Überblick über das Geschehen, welches sich vor einem abspielt und so sehe ich rund 20-25 Läufer/innen vor mir von der Startgeraden auf den nun folgenden Feldweg einbiegen. Auf dem rund 50m lang Anstieg überhole ich bereits die ersten Mitläufer und ahne schon worauf es hinauslaufen wird. Bis Kilometer 1 geht es nun bergab und der Läufer vor mir enteilt auf etwa 100m Abstand bevor wir auf den nun zu bewältigenden, ca. 2km langen, leicht profilierten Single-Trail einbiegen.
Ich habe mir vorgenommen nach Gefühl zu laufen und nicht auf die Uhr zu schauen und so frage ich mich, ob ich nicht zu schnell unterwegs bin. Der Weg ist genau wie letztes Jahr nicht sonderlich fordernd, Wurzeln und Steine sind gut sichtbar und so behalte ich mein Tempo erstmal bei.
Nach hinten sehe ich niemanden und nach vorne nehme ich war, wie mein Vordermann einen anderen Läufer in schwarzem T-Shirt, der mir fortan als mein Orientierungspunkt dienen wird, überholt.
Dann nimmt für mich das Unheil seinen Lauf. Das erste Überholen der letzten Walker des vor uns gestarteten Basetrails funktioniert noch tadellos, dank deren Mitwirken.
Die nächste Gruppe schafft es jedoch auf dem eigentlich nur für eine Person breiten Weg zu zweit nebeneinander zu gehen. Selbst mein Rufen kurz bevor ich auflaufe sorgt nur für eine minimale Bewegung nach rechts, so dass ich zwar vorbei, aber gleichzeitig auch aus dem Tritt komme.
Ein wenig später verlassen wir den Trail und kommen wieder auf einen etwas breiteren Waldweg, der uns in Kürze über eine Brücke an die Abzweigung führen wird an der sich die Strecken trennen. Vorher gilt es aber noch eine weitere Gruppe Walker zu passieren, die es ebenfalls schafft die Strecke vollständig zu blockieren.
Mit der Leichtigkeit mit der ich bis dahin eine Pace um die 4:20-4:30/km gelaufen bin ist es nun erstmal vorbei.
Wir zweigen nach rechts ab und laufen parallel zum gerade gelaufenen Trail auf der anderen Seite des Eckbachs Richtung Unterselighof. Wie letztes Jahr hole ich Meter um Meter auf meinen Vordermann auf, muss aber meine Geschwindigkeit auf dem flachen bis minimal ansteigenden Waldweg kontrollieren. In einer der Kurven sehe ich von hinten mittlerweile eine Gruppe von drei Leuten langsam zu mir aufschließen. In meinem Ärger über die "blöden Walker" schaue ich auf die Uhr in der Befürchtung viel zu langsam unterwegs zu sein. Zwar bin ich langsamer unterwegs als vermutlich möglich, jedoch immer noch im Zielfenster.
Für einen Moment überkommt mich der Drang Gas zu geben, am Ende siegt aber die Vernunft und das Wissen, dass das Rennen noch rund vier, mit Steigungen und Trails gespickte Kilometer dauern wird.
Kurz vor Unterselighof nimmt der Waldweg eine kurze Steigung und zum ersten Mal muss ich etwas drücken. Weiter geht es in den und am Rand des kleinen Weilers entlang und scharf nach links Richtung der ersten Steigung. Vorne stehe ich Schwarzhemd um die Ecke verschwinden und als ich ankomme gehe ich direkt ins Gehen über. Auf der kurzen Steigung ist dies deutlich effektiver. Oben angekommen werfe ich einen kurzen Blick nach hinten und sehe eine Läuferin direkt hinter mir.
Der Strecke nach links folgend laufe ich locker los und nehme auf dem Weg zum nächsten Trail Fahrt auf. Als dieser nach einer rechts-links Kombination erreicht ist, bin ich wieder alleine und guter Dinge, dass ich meinen Vordermann noch einholen kann.
Aufmerksam biege ich in den Trail ein, denn letztes Jahr wäre ich hier fast gestürzt.
Zuerst ist der Trail nur flach bis leicht ansteigend und das Laufen fühlt sich recht leicht an. Als jedoch gegen Ende der Weg ansteigt fällt es mir umso schwerer Tempo zu machen.
Zwischendurch überholt mich der spätere Sieger der Langstrecke, während mein Vordermann mir mittlerweile enteilt ist.
Das letzte Stück bergauf muss ich kräftig pumpen und als wir den Trail verlassen höre ich von hinten Schritte. Jetzt geht es wieder nach unten, erst über einen kurzes Stück Waldweg, dann auf einen technischen Trail. Ein junger Läufer überholt mich, von dem ich keine Ahnung habe, woher er kommt, denn diesen hatte ich noch gar nicht auf dem Radar.
Ich konzentriere mich weiter auf mich und ärgere mich, dass ich nicht weiter der Druck machen kann, den ich eigentlich will. Auch wenn ich, im Gegensatz zu letztem Jahr, keine Schulter- oder Rückenprobleme habe, bewege mich knapp an der Grenze.
Der Trail schlängelt sich nach unten und wir biegen auf einen kurzen gebogenen Weg leicht nach oben und kurz darauf wieder runter vorbei am Naturfreundehaus Rahnenhof auf die zweite steile Steigung.
Jetzt blicke ich doch nochmal auf die Uhr, einfach um zu sehen, was Sache ist. Zu meinem Erstaunen könnte es sich tatsächlich noch ausgehen, wenn ich läuferisch nicht einbreche. Dann geht es bergauf. Allerdings bleibt mir nichts übrig als deutlich früher ins Gehen zu wechseln als geplant. Mir fehlt einfach die Luft, um auch auf dem nicht ganz so steilen ersten Stück zu laufen. Erstaunlicherweise fühlt sich das Gehen deutlich leichter an als erwartet. Mit großen Schritten gehe ich nach oben und werde auf Dreiviertel der Steigung von der Läuferin, die bereits an der ersten Steigung zu mir aufgeschlossen hatte überholt.
Völlig unerwartet ruft sie mir zu, ich solle an ihr dranbleiben. Ich bin erstmal so verwirrt, dass ich gar nicht reagiere... auch, weil das meine Taktik völlig kaputt machen würde. Sie fordert mich ein zweites Mal auf ihr zu folgen und jetzt blaffe ich ihr ein "Lauf weiter!" zu, weniger, weil ich genervt wäre, sondern weil ich ein schlechtes Gewissen habe für das was kommen wird.
Oben angekommen atme ich 10 Sekunden in lockerem Lauf durch. Dann geht es ab. Nach 50m bin ich auf Pace und an ihr vorbei. Ich meine ein "Achso" zu vernehmen, dann folgt der Tunnelblick. Kurz nach dem Ortseingang nehme ich aus dem Augenwinkel wahr, wie mich der Zweitplatzierte des Pfalztrails überholt. Schneller als erwartet kommen die letzten 300-400m ansteigend, geradeaus, in Richtung Ziel.
Ich schau hoch, sehe die Zieluhr und steuere auf Streckenbestzeit zu... und dann passiert etwas womit ich nicht gerechnet, was ich so auch noch nicht wirklich erlebt habe. Ich breche mental komplett ein. Wenn es ein Runners-High gibt, ist das die Runners-Depression. Anstatt einfach das Tempo zu halten, setzt sich in mir der Gedanke fest, dass ich mich nicht mehr quälen will. Wer braucht schon eine Strecken-PB?
100m vor dem Ziel hat mich dann auch die Läuferin wieder eingeholt und ich trabe völlig über mich selbst verärgert ins Ziel. Das einzige wozu ich mich noch aufraffen kann ist, mit der Mitläuferin noch ein paar Worte zu wechseln bevor ich frustriert von dannen schleiche.
Mehr als 5km hab' ich mich über Wasser gehalten und auf den letzten 300m bringe ich mich allen ernstes um den Lohn... nicht weil ich nicht mehr konnte... sondern nicht mehr wollte.
Mit 44:59 netto sind es am Ende 14 Sekunden langsamer als 2018. Nominell, im Vergleich zu 2018, 12 davon ab km5 bis ins Ziel verloren. Bei km6 - dort wo der zweite Trail begann anzusteigen - lag ich noch - ohne es zu wissen - 6 Sekunden vor Strecken-PB.
Fazit:
Sechs Plätze schlechter als 2018, bei beinahe absolut identischem Rennverlauf unter anderen Vorzeichen.
Mittlerweile hat das Grübeln eingesetzt was hätte sein können, wenn...
Aber das hilft nun auch nichts mehr. In zwei Wochen geht es weiter mit dem Himmelsleiter-Trail in Heidelberg.
Zum Schluss der einzige richtige Kritikpunkt an der Veranstaltung. Bei dem Startgeld, darf es mit den Startunterlagen ruhig etwas mehr sein, als eine Plastiktüte, Broschüre und einem Keksriegel aus dem Supermarkt.
So wollte ich eigentlich den Bericht beginnten, doch ein Ereignis will ich an den Anfang stellen, denn es soll nicht unerwähnt bleiben, doch schnell wieder in den Hintergrund rücken.
Entweder war heute ein ziemlich krankes A***** unterwegs, das zum Ende der Läufe ein totes Eichhörnchen auf eine Wiese auf Augenhöhe direkt am Straßenrand als "Zuschauer" drapiert hat oder das Tier hat sich beim Verfolgen unseres Starts bereits zu Tode gelangweilt.
Ansonsten könnte ich gefühlt einfach den Bericht von Carlsberg 2018 kopieren, ohne dass es wirklich auffallen würde, jedoch gibt es doch ein paar kleine aber feine Unterschiede, die nicht ganz unter den Tisch fallen gelassen werden sollten.
Der gravierenste ist, dass der Ultra-Trail mit seinen ca. 85km gestrichen wurde und "stattdessen" Tags zuvor ein Adventure Walk mit 25 und 50km veranstaltet wurde. Was ich so in den sozialen Medien mitbekam war nicht unbedingt die pure Freude über diese Entscheidung.
Dass der Run nun Sonntags und nicht Samstags stattfindet, ist dabei schon eher zu verschmerzen.
Die verbleibende Langstrecke und Mittelstrecke wurden von 32.7 auf 34.9 bzw. 16.8 auf 19.4km verlängert, die Kurzstrecke hingegen war nicht von Änderungen betroffen.
Außerdem wurde der Zeitplan ein wenig gestrafft, was sich zumindest für mich als Problem herausstellen sollte. Doch dazu später mehr.
Zu Anfangs war alles wie aus den letzten Jahren gewohnt. Unkomplizierte Anreise, "dank" fehlender Ultraläufer deutlich mehr freie Parkplätze, ideales Laufwetter und optimale Streckenbeschaffenheit.
Zwei Stunden vor dem Start um 11.30 Uhr treffe ich in Carlsberg-Hertlingshausen ein. Eigentlich bin ich recht guter Dinge. Ich fühle mich fit, bestens gelaunt, ausreichend vorbereitet und gewillt meine persönliche Streckenbestzeit zumindest um ein paar Sekunden zu verbessern.
Nach einem kurzen Schwenk über das Veranstaltungsgelände begebe ich mich erst noch einmal für eine knappe halbe Stunde auf Mindsetting zu den Klängen von Nightwish und sauge etwas Waldluft auf einem kleinen Trainingstrail ein, bevor ich am letzten Anstieg vor dem Ziel ankomme und ihm klarzumachen versuche, dass er mich heute nicht ausbremsen wird. Wieder zurück im Dorf schaue ich noch kurz den Start des ca. 35km-Pfalztrails an, bevor ich mich ans Aufwärmen mache.
15 Minuten vor unserem Start gehen die 20km-Basetrailer und -walker auf die Reise und die letzte Frage, die mich bis dato umtreibt, ist die des richtigen Oberteils. Kurz? Singlet? Singlet mit Armlingen? Es ist etwas frisch und ich entscheide mich für T-Shirt mit Singlet darüber.
Dann warten wir auf unseren Startschuss, der Punkt 11.30 Uhr erfolgt.
Von den 112 Frauen und 95 Männern ziehen etliche sehr schnell nach vorne davon. Am Anfang hat man noch einen recht guten Überblick über das Geschehen, welches sich vor einem abspielt und so sehe ich rund 20-25 Läufer/innen vor mir von der Startgeraden auf den nun folgenden Feldweg einbiegen. Auf dem rund 50m lang Anstieg überhole ich bereits die ersten Mitläufer und ahne schon worauf es hinauslaufen wird. Bis Kilometer 1 geht es nun bergab und der Läufer vor mir enteilt auf etwa 100m Abstand bevor wir auf den nun zu bewältigenden, ca. 2km langen, leicht profilierten Single-Trail einbiegen.
Ich habe mir vorgenommen nach Gefühl zu laufen und nicht auf die Uhr zu schauen und so frage ich mich, ob ich nicht zu schnell unterwegs bin. Der Weg ist genau wie letztes Jahr nicht sonderlich fordernd, Wurzeln und Steine sind gut sichtbar und so behalte ich mein Tempo erstmal bei.
Nach hinten sehe ich niemanden und nach vorne nehme ich war, wie mein Vordermann einen anderen Läufer in schwarzem T-Shirt, der mir fortan als mein Orientierungspunkt dienen wird, überholt.
Dann nimmt für mich das Unheil seinen Lauf. Das erste Überholen der letzten Walker des vor uns gestarteten Basetrails funktioniert noch tadellos, dank deren Mitwirken.
Die nächste Gruppe schafft es jedoch auf dem eigentlich nur für eine Person breiten Weg zu zweit nebeneinander zu gehen. Selbst mein Rufen kurz bevor ich auflaufe sorgt nur für eine minimale Bewegung nach rechts, so dass ich zwar vorbei, aber gleichzeitig auch aus dem Tritt komme.
Ein wenig später verlassen wir den Trail und kommen wieder auf einen etwas breiteren Waldweg, der uns in Kürze über eine Brücke an die Abzweigung führen wird an der sich die Strecken trennen. Vorher gilt es aber noch eine weitere Gruppe Walker zu passieren, die es ebenfalls schafft die Strecke vollständig zu blockieren.
Mit der Leichtigkeit mit der ich bis dahin eine Pace um die 4:20-4:30/km gelaufen bin ist es nun erstmal vorbei.
Wir zweigen nach rechts ab und laufen parallel zum gerade gelaufenen Trail auf der anderen Seite des Eckbachs Richtung Unterselighof. Wie letztes Jahr hole ich Meter um Meter auf meinen Vordermann auf, muss aber meine Geschwindigkeit auf dem flachen bis minimal ansteigenden Waldweg kontrollieren. In einer der Kurven sehe ich von hinten mittlerweile eine Gruppe von drei Leuten langsam zu mir aufschließen. In meinem Ärger über die "blöden Walker" schaue ich auf die Uhr in der Befürchtung viel zu langsam unterwegs zu sein. Zwar bin ich langsamer unterwegs als vermutlich möglich, jedoch immer noch im Zielfenster.
Für einen Moment überkommt mich der Drang Gas zu geben, am Ende siegt aber die Vernunft und das Wissen, dass das Rennen noch rund vier, mit Steigungen und Trails gespickte Kilometer dauern wird.
Kurz vor Unterselighof nimmt der Waldweg eine kurze Steigung und zum ersten Mal muss ich etwas drücken. Weiter geht es in den und am Rand des kleinen Weilers entlang und scharf nach links Richtung der ersten Steigung. Vorne stehe ich Schwarzhemd um die Ecke verschwinden und als ich ankomme gehe ich direkt ins Gehen über. Auf der kurzen Steigung ist dies deutlich effektiver. Oben angekommen werfe ich einen kurzen Blick nach hinten und sehe eine Läuferin direkt hinter mir.
Der Strecke nach links folgend laufe ich locker los und nehme auf dem Weg zum nächsten Trail Fahrt auf. Als dieser nach einer rechts-links Kombination erreicht ist, bin ich wieder alleine und guter Dinge, dass ich meinen Vordermann noch einholen kann.
Aufmerksam biege ich in den Trail ein, denn letztes Jahr wäre ich hier fast gestürzt.
Zuerst ist der Trail nur flach bis leicht ansteigend und das Laufen fühlt sich recht leicht an. Als jedoch gegen Ende der Weg ansteigt fällt es mir umso schwerer Tempo zu machen.
Zwischendurch überholt mich der spätere Sieger der Langstrecke, während mein Vordermann mir mittlerweile enteilt ist.
Das letzte Stück bergauf muss ich kräftig pumpen und als wir den Trail verlassen höre ich von hinten Schritte. Jetzt geht es wieder nach unten, erst über einen kurzes Stück Waldweg, dann auf einen technischen Trail. Ein junger Läufer überholt mich, von dem ich keine Ahnung habe, woher er kommt, denn diesen hatte ich noch gar nicht auf dem Radar.
Ich konzentriere mich weiter auf mich und ärgere mich, dass ich nicht weiter der Druck machen kann, den ich eigentlich will. Auch wenn ich, im Gegensatz zu letztem Jahr, keine Schulter- oder Rückenprobleme habe, bewege mich knapp an der Grenze.
Der Trail schlängelt sich nach unten und wir biegen auf einen kurzen gebogenen Weg leicht nach oben und kurz darauf wieder runter vorbei am Naturfreundehaus Rahnenhof auf die zweite steile Steigung.
Jetzt blicke ich doch nochmal auf die Uhr, einfach um zu sehen, was Sache ist. Zu meinem Erstaunen könnte es sich tatsächlich noch ausgehen, wenn ich läuferisch nicht einbreche. Dann geht es bergauf. Allerdings bleibt mir nichts übrig als deutlich früher ins Gehen zu wechseln als geplant. Mir fehlt einfach die Luft, um auch auf dem nicht ganz so steilen ersten Stück zu laufen. Erstaunlicherweise fühlt sich das Gehen deutlich leichter an als erwartet. Mit großen Schritten gehe ich nach oben und werde auf Dreiviertel der Steigung von der Läuferin, die bereits an der ersten Steigung zu mir aufgeschlossen hatte überholt.
Völlig unerwartet ruft sie mir zu, ich solle an ihr dranbleiben. Ich bin erstmal so verwirrt, dass ich gar nicht reagiere... auch, weil das meine Taktik völlig kaputt machen würde. Sie fordert mich ein zweites Mal auf ihr zu folgen und jetzt blaffe ich ihr ein "Lauf weiter!" zu, weniger, weil ich genervt wäre, sondern weil ich ein schlechtes Gewissen habe für das was kommen wird.
Oben angekommen atme ich 10 Sekunden in lockerem Lauf durch. Dann geht es ab. Nach 50m bin ich auf Pace und an ihr vorbei. Ich meine ein "Achso" zu vernehmen, dann folgt der Tunnelblick. Kurz nach dem Ortseingang nehme ich aus dem Augenwinkel wahr, wie mich der Zweitplatzierte des Pfalztrails überholt. Schneller als erwartet kommen die letzten 300-400m ansteigend, geradeaus, in Richtung Ziel.
Ich schau hoch, sehe die Zieluhr und steuere auf Streckenbestzeit zu... und dann passiert etwas womit ich nicht gerechnet, was ich so auch noch nicht wirklich erlebt habe. Ich breche mental komplett ein. Wenn es ein Runners-High gibt, ist das die Runners-Depression. Anstatt einfach das Tempo zu halten, setzt sich in mir der Gedanke fest, dass ich mich nicht mehr quälen will. Wer braucht schon eine Strecken-PB?
100m vor dem Ziel hat mich dann auch die Läuferin wieder eingeholt und ich trabe völlig über mich selbst verärgert ins Ziel. Das einzige wozu ich mich noch aufraffen kann ist, mit der Mitläuferin noch ein paar Worte zu wechseln bevor ich frustriert von dannen schleiche.
Mehr als 5km hab' ich mich über Wasser gehalten und auf den letzten 300m bringe ich mich allen ernstes um den Lohn... nicht weil ich nicht mehr konnte... sondern nicht mehr wollte.
Mit 44:59 netto sind es am Ende 14 Sekunden langsamer als 2018. Nominell, im Vergleich zu 2018, 12 davon ab km5 bis ins Ziel verloren. Bei km6 - dort wo der zweite Trail begann anzusteigen - lag ich noch - ohne es zu wissen - 6 Sekunden vor Strecken-PB.
Fazit:
Sechs Plätze schlechter als 2018, bei beinahe absolut identischem Rennverlauf unter anderen Vorzeichen.
Mittlerweile hat das Grübeln eingesetzt was hätte sein können, wenn...
Aber das hilft nun auch nichts mehr. In zwei Wochen geht es weiter mit dem Himmelsleiter-Trail in Heidelberg.
Zum Schluss der einzige richtige Kritikpunkt an der Veranstaltung. Bei dem Startgeld, darf es mit den Startunterlagen ruhig etwas mehr sein, als eine Plastiktüte, Broschüre und einem Keksriegel aus dem Supermarkt.