Es wird eng! [Köln-Porz 23.10.2021]
Verfasst: 24.10.2021, 10:22
[font=&]Als ich mit der Lauferei anfing – das ist sehr, sehr lange her – freute ich mich über stetige Fortschritte und immer neue Bestzeiten. Bei den ersten Wettkämpfen traf ich auf Wettbewerber, die fast alle länger dabei waren als ich und von denen etliche schneller waren als ich. Ich freute mich, wenn ich mal mit einem 3. Platz in der AK M45 aufs Treppchen steigen durfte oder bei einem kleineren Lauf sogar mal Erster wurde. Diese Zeiten waren spannend und ich erinnere mich an manchen intensiven Fight, den ich oft verlor oder später auch mal gewann gegen einen dieser starken Läufer. [/font]
[font=&]Nach einigen Jahren war ich austrainiert, hatte mein Potenzial ausgeschöpft und feierte viele AK-Siege. Natürlich gab es noch genügend starke Konkurrenten, die entweder deutlich besser waren als ich oder bei denen jeweils die Tagesform entschied. Etliche, gegen die ich vorher keine Chance gehabt hatte, befanden sich bereits auf dem absteigenden Ast – der Altersmalus machte sich bemerkbar – oder ich war einfach schneller geworden. Über mehrere Jahre liefen in meiner jeweiligen Altersklasse, die von Halbdekade zu Halbdekade zulegte, genügend Läufer, mit denen ich mich messen konnte. Das bot Anreiz und im Erfolgsfall Befriedigung. Zumindest im regionalen Umfeld und oft auch darüber hinaus kennt man sich natürlich, man misst sich, man kämpft im Wettkampf intensiv, aber es war und ist immer eine faire und sportliche Auseinandersetzung. Nach dem Lauf betreibt man Klönschnack, akzeptiert die Niederlage, genießt den Sieg oder brennt darauf, es beim nächsten Mal nochmal richtig krachen zu lassen und besser zu machen. Nur wenige Verbissene durchbrechen dieses Schema.[/font]
[font=&]Im Laufe der Zeit sind die Leistungen erwartungsgemäß schwächer geworden. Was vor 20 Jahren Tempo im Marathon war, halte ich heute nicht mal mehr über 5 km. Das ist der Lauf der Welt, und damit hadere ich nicht. Etwas anderes ist weniger schön. Heuer laufe ich bereits das zweite Jahr in der M70, und es wird eng oder besser langweilig, was die Altersklasse anbelangt. Am Samstag bin ich, wie in der letzten Zeit häufiger, erneut in Köln-Porz gelaufen: 10 km gleich zwei 5 km-Runden, und es war bereits der dritte Wettkampf in diesem Jahr, bei dem ich der einzige Vertreter meiner AK war – und nicht nur das: Bei allen diesen 3 Wettkämpfen war ich auch noch der älteste der alten Säcke. Wenn das so weiter geht, bin ich bald eine Mischung aus letztem Mohikaner und Methusalem. [/font]
[font=&]Als ich gegen Mittag im Kölner Naherholungsgebiet eintraf, grüßten mich Bäume, Sträucher und vierbeinige Waldbewohner als einen der ihren, da sie mich nach etlichen Teilnahmen hier sofort wieder erkannten. Die äußeren Bedingungen waren optimal: [/font][font=&]ziemlich kühl, aber trocken, kein Wind. Mit entsprechendem Impffortschritt waren die verbliebenen Corona-Einschränkungen geringfügig und nachvollziehbar: die Helfer in der Anmeldung (draußen) durch eine selbst gebastelte Plastikabdeckung geschützt, und die auf dem WC obligatorische Maske diente nicht nur dem viralen, sondern mehr noch dem olfaktorischen Schutz.[/font]
[font=&]Unter reinen Effizienzgesichtspunkten hätte ich diesen Lauf auch walkender Weise bestreiten können, aber zum einen liegt mir das nicht und zum anderen hätte ja auch ein feuriger Nachmelder mein Einzeldasein beendet haben können. Also lief ich leicht gedämpft, aber dennoch flott los. Nach einiger Zeit schälten sich Grüppchen ähnlichen Tempos heraus. In einem solchen fand auch ich mich wieder. Ein nachgemeldeter Vereinskollege begleitete mich bis etwa km 2, bevor er langsam abreißen ließ. Ein anderer Läufer im gelben Shirt dagegen zog allmählich an mir vorbei, und ich ließ ihn gewähren. Alles, was im Moment zurückgelegt wurde, wollte schließlich in der zweiten Runde erneut bezwungen werden. Dafür blieben 2 andere Mitläufer übrig, die mal leicht vor, mal leicht hinter mir den nötigen Sauerstoff in sich aufsaugten.[/font]
[font=&]Im Start-Ziel-Bereich teilte Flatterband die Strecke in 2 schmalere Bahnen: links zum Ziel hin, rechts in die zweite Runde. Ich war wie gesagt flott unterwegs, aber nicht am Limit. Ich fühlte mich gut heute, richtig gut. Ich dachte, nein besser ich fühlte, ich sollte nun etwas draufpacken, und so machte ich es auch. Es fühlte sich trotz gesteigerten Tempos weiterhin gut an. Meine Begleiter waren zurück geblieben (also rein distanzmäßig gesehen; da ich sie nicht kannte, wäre ein Urteil über ihre geistigen und sonstigen Fähigkeiten ja vermessen und impertinent). Ich lief fortan allein, lediglich mit Sichtkontakt nach vorne. Die zweite Runde bietet generell den psychologischen Vorteil, dass man nur noch dem Ziel entgegenläuft. Aber ich brauchte die mentale Stütze heute nicht, es lief weiterhin richtig locker und rund. Noch vor km 7 hatte ich das Gelbhemd vom Laufbeginn wieder eingeholt (und nahm ihm am Ende noch fast eine Minute ab). [/font]
[font=&]Den leichten Anstieg an der Brücke bei etwa km 7,5 lief ich etwas vorsichtiger hoch, nahm danach gleich wieder Fahrt auf und steigerte das Tempo noch weiter. Im abgeflatterten Teil am Rundenende lief ich dann mit voller Kraft die links abgetrennte Bahn Richtung Ziel, bog nach links ab und sprintete die letzten 30 m bis über die Zielmatte. Dahinter musste ich dann erstmal kräftig durchatmen, um die Sauerstoffschuld einzulösen. Mit der Endzeit (netto) von 44:24 min bin ich überaus zufrieden. Nach der ersten Runde in 22:33 min war ich mir nicht sicher gewesen, ob es heute zu einer Zeit unter 45 min reichen würde, und es bedurfte tatsächlich einer Rundensteigerung um 40 Sekunden, damit meine bis dato schnellste 10 km-Zeit in der M70 heraussprang.[/font]
[font=&]Den ersten AK-Platz hätte ich wie schon angemerkt auch mit Walking erzielt, aber vielleicht melde ich demnächst in der M60 oder der M65, denn auch dort hätte es heute zu Platz 1 gereicht. Oder lieber doch nicht? Wäre ich in Köln heute den Halbmarathon gelaufen, hätte es in der M60 nicht geklappt. Die Siegerzeit dort betrug immerhin 1:27:10 h, und die lief kein Unbekannter, jedenfalls nicht für die altgedienten Forenmitglieder. Der Fori Hadi, dem diese phantastische Zeit den 7. Gesamtplatz im HM beschert hat, ist im Übrigen genau so eine arme Sau – oder besser einsame Sau – wie ich, denn er war der einzige M60-Vertreter im HM, ließ aber altersmäßig wenigstens noch zwei M65-er hinter sich.[/font]
[font=&]Ach ja: soweit es die Physis erlaubt, werde ich im nächsten Jahr wieder dabei sein. Dann steht nämlich das 50. Jubiläum des „ältesten Straßenlauf von Köln“ an. Und wer weiß, vielleicht bevölkern dann ja in einer Art nostalgischen Anwandlung Dutzende meiner Altersgenossen die Wege im Erholungsgebiet Leidenhausen, so dass ich nicht mehr so ganz allein die AK vertreten werde. Als Vorbild könnte der Lauf vor 2 Wochen in Viersen dienen. Da gehörten 5 von 50 Finishern der AK M70 an, mithin sensationelle 10% durften den Grufties zugerechnet werden.[/font]
[font=&]Bernd[/font]
[font=&]Nach einigen Jahren war ich austrainiert, hatte mein Potenzial ausgeschöpft und feierte viele AK-Siege. Natürlich gab es noch genügend starke Konkurrenten, die entweder deutlich besser waren als ich oder bei denen jeweils die Tagesform entschied. Etliche, gegen die ich vorher keine Chance gehabt hatte, befanden sich bereits auf dem absteigenden Ast – der Altersmalus machte sich bemerkbar – oder ich war einfach schneller geworden. Über mehrere Jahre liefen in meiner jeweiligen Altersklasse, die von Halbdekade zu Halbdekade zulegte, genügend Läufer, mit denen ich mich messen konnte. Das bot Anreiz und im Erfolgsfall Befriedigung. Zumindest im regionalen Umfeld und oft auch darüber hinaus kennt man sich natürlich, man misst sich, man kämpft im Wettkampf intensiv, aber es war und ist immer eine faire und sportliche Auseinandersetzung. Nach dem Lauf betreibt man Klönschnack, akzeptiert die Niederlage, genießt den Sieg oder brennt darauf, es beim nächsten Mal nochmal richtig krachen zu lassen und besser zu machen. Nur wenige Verbissene durchbrechen dieses Schema.[/font]
[font=&]Im Laufe der Zeit sind die Leistungen erwartungsgemäß schwächer geworden. Was vor 20 Jahren Tempo im Marathon war, halte ich heute nicht mal mehr über 5 km. Das ist der Lauf der Welt, und damit hadere ich nicht. Etwas anderes ist weniger schön. Heuer laufe ich bereits das zweite Jahr in der M70, und es wird eng oder besser langweilig, was die Altersklasse anbelangt. Am Samstag bin ich, wie in der letzten Zeit häufiger, erneut in Köln-Porz gelaufen: 10 km gleich zwei 5 km-Runden, und es war bereits der dritte Wettkampf in diesem Jahr, bei dem ich der einzige Vertreter meiner AK war – und nicht nur das: Bei allen diesen 3 Wettkämpfen war ich auch noch der älteste der alten Säcke. Wenn das so weiter geht, bin ich bald eine Mischung aus letztem Mohikaner und Methusalem. [/font]
[font=&]Als ich gegen Mittag im Kölner Naherholungsgebiet eintraf, grüßten mich Bäume, Sträucher und vierbeinige Waldbewohner als einen der ihren, da sie mich nach etlichen Teilnahmen hier sofort wieder erkannten. Die äußeren Bedingungen waren optimal: [/font][font=&]ziemlich kühl, aber trocken, kein Wind. Mit entsprechendem Impffortschritt waren die verbliebenen Corona-Einschränkungen geringfügig und nachvollziehbar: die Helfer in der Anmeldung (draußen) durch eine selbst gebastelte Plastikabdeckung geschützt, und die auf dem WC obligatorische Maske diente nicht nur dem viralen, sondern mehr noch dem olfaktorischen Schutz.[/font]
[font=&]Unter reinen Effizienzgesichtspunkten hätte ich diesen Lauf auch walkender Weise bestreiten können, aber zum einen liegt mir das nicht und zum anderen hätte ja auch ein feuriger Nachmelder mein Einzeldasein beendet haben können. Also lief ich leicht gedämpft, aber dennoch flott los. Nach einiger Zeit schälten sich Grüppchen ähnlichen Tempos heraus. In einem solchen fand auch ich mich wieder. Ein nachgemeldeter Vereinskollege begleitete mich bis etwa km 2, bevor er langsam abreißen ließ. Ein anderer Läufer im gelben Shirt dagegen zog allmählich an mir vorbei, und ich ließ ihn gewähren. Alles, was im Moment zurückgelegt wurde, wollte schließlich in der zweiten Runde erneut bezwungen werden. Dafür blieben 2 andere Mitläufer übrig, die mal leicht vor, mal leicht hinter mir den nötigen Sauerstoff in sich aufsaugten.[/font]
[font=&]Im Start-Ziel-Bereich teilte Flatterband die Strecke in 2 schmalere Bahnen: links zum Ziel hin, rechts in die zweite Runde. Ich war wie gesagt flott unterwegs, aber nicht am Limit. Ich fühlte mich gut heute, richtig gut. Ich dachte, nein besser ich fühlte, ich sollte nun etwas draufpacken, und so machte ich es auch. Es fühlte sich trotz gesteigerten Tempos weiterhin gut an. Meine Begleiter waren zurück geblieben (also rein distanzmäßig gesehen; da ich sie nicht kannte, wäre ein Urteil über ihre geistigen und sonstigen Fähigkeiten ja vermessen und impertinent). Ich lief fortan allein, lediglich mit Sichtkontakt nach vorne. Die zweite Runde bietet generell den psychologischen Vorteil, dass man nur noch dem Ziel entgegenläuft. Aber ich brauchte die mentale Stütze heute nicht, es lief weiterhin richtig locker und rund. Noch vor km 7 hatte ich das Gelbhemd vom Laufbeginn wieder eingeholt (und nahm ihm am Ende noch fast eine Minute ab). [/font]
[font=&]Den leichten Anstieg an der Brücke bei etwa km 7,5 lief ich etwas vorsichtiger hoch, nahm danach gleich wieder Fahrt auf und steigerte das Tempo noch weiter. Im abgeflatterten Teil am Rundenende lief ich dann mit voller Kraft die links abgetrennte Bahn Richtung Ziel, bog nach links ab und sprintete die letzten 30 m bis über die Zielmatte. Dahinter musste ich dann erstmal kräftig durchatmen, um die Sauerstoffschuld einzulösen. Mit der Endzeit (netto) von 44:24 min bin ich überaus zufrieden. Nach der ersten Runde in 22:33 min war ich mir nicht sicher gewesen, ob es heute zu einer Zeit unter 45 min reichen würde, und es bedurfte tatsächlich einer Rundensteigerung um 40 Sekunden, damit meine bis dato schnellste 10 km-Zeit in der M70 heraussprang.[/font]
[font=&]Den ersten AK-Platz hätte ich wie schon angemerkt auch mit Walking erzielt, aber vielleicht melde ich demnächst in der M60 oder der M65, denn auch dort hätte es heute zu Platz 1 gereicht. Oder lieber doch nicht? Wäre ich in Köln heute den Halbmarathon gelaufen, hätte es in der M60 nicht geklappt. Die Siegerzeit dort betrug immerhin 1:27:10 h, und die lief kein Unbekannter, jedenfalls nicht für die altgedienten Forenmitglieder. Der Fori Hadi, dem diese phantastische Zeit den 7. Gesamtplatz im HM beschert hat, ist im Übrigen genau so eine arme Sau – oder besser einsame Sau – wie ich, denn er war der einzige M60-Vertreter im HM, ließ aber altersmäßig wenigstens noch zwei M65-er hinter sich.[/font]
[font=&]Ach ja: soweit es die Physis erlaubt, werde ich im nächsten Jahr wieder dabei sein. Dann steht nämlich das 50. Jubiläum des „ältesten Straßenlauf von Köln“ an. Und wer weiß, vielleicht bevölkern dann ja in einer Art nostalgischen Anwandlung Dutzende meiner Altersgenossen die Wege im Erholungsgebiet Leidenhausen, so dass ich nicht mehr so ganz allein die AK vertreten werde. Als Vorbild könnte der Lauf vor 2 Wochen in Viersen dienen. Da gehörten 5 von 50 Finishern der AK M70 an, mithin sensationelle 10% durften den Grufties zugerechnet werden.[/font]
[font=&]Bernd[/font]