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Rhein Ruhr Marathon 2022

Verfasst: 14.06.2022, 10:31
von Rich-Ffm17
Nachdem ich 2019 den Rhein Ruhr Marathon in meiner Geburtsstadt gelaufen bin, war es für mich eigentlich klar, dass es das erste und einzige Mal über die volle Distanz gewesen ist. Zu ungünstig ist der Juni-Termin für mich, da ich nicht gerne bei hohen Temperaturen laufe.

Dann kam Corona und der Ausfall vieler Läufe. Manche Laufveranstaltungen werden wohl auch nicht mehr zurückkehren, fürchte ich. Duisburg hat durchgehalten und zweimal eine virtuelle Ausgabe gestartet, an der ich über die Halbmarathondistanz teilgenommen hatte. Nun sollte es also endlich wieder einen realen Rhein-Ruhr-Marathon geben - und ich ließ mich hinreißen, mich doch über die volle Distanz anzumelden.

Seit Corona hapert es mit meinem Lauftraining erheblich. Es fällt mir offensichtlich schwer, mich ohne ein Ziel so richtig zu motivieren. So manche Tempoeinheit wurde daher geschludert, manch langer Lauf abgekürzt und die eine oder andere Laufeinheit fiel auch mal ganz aus. Dies machte sich schon letztes Jahr beim Berlin Marathon bemerkbar. Dort peilte ich noch wenigstens die 4 Stunden Grenze an. Es wurde eine 4:03 und auf den letzten Kilometern gab es zudem die eine oder andere Gehpause.

Die Vorbereitung für Duisburg war gefühlt noch schlechter. Die langen Läufe wollten nicht mehr gelingen. 35 Kilometer schaffte ich gerade zweimal in diesem Jahr. Der letzte lange Lauf war dann einigermaßen: 34 Kilometer mit 13 Kilometern Endbeschleunigung 6:00. Dazu kamen die warmen Wetterprognosen. So war vorderstes Ziel, erst einmal überhaupt anzukommen. Wenn es denn geht unter 4:30 und mit möglichst wenig Gehpausen.

Mit diesen unguten Gefühlen war ich dann am Marathontag um etwa 8.00 Uhr im Startbereich. Doch erst einmal war Warten angesagt, denn es mussten wohl noch etliche Autos abgeschleppt werden, um - vor allem für die Handbiker und Inliner - eine hindernisfreie Strecke zu ermöglichen. Mit etwa 50 Minuten Verspätung ging es dann auf die Strecke.

Das erste Kilometerschild kam und ich stoppte die Runde - 4:58. Ne, das kann nicht sein. So schlecht ist das GPS der Uhr nun doch nicht. Das Schild muss wohl vollkommen falsch platziert worden sein. Na toll, ich musste mich also erst einmal auf die GPS-basierten Zeiten meiner Uhr und auf mein (eigentlich miserables) Tempogefühl verlassen. Gott sei Dank waren die nächsten Schilder dann besser platziert, so dass die Rundenzeiten dann auch wirklich Kilometerzeiten entsprach. Die ersten Kilometer liefen gut - viel besser als erwartet. Und ich hatte immer die Zugläufer 4:15 mit ihrem roten Ballon in Sichtweite. Verwundert war ich, dass es weder bei Kilometer 5 noch bei Kilometer 10 Matten für eine Zwischenzeit gab. Bei Kilometer 5 war sogar die Uhr mit der offiziellen Zeit ausgestellt. Zwischen 5:55 und 6:05 pendelten meine Kilometerzeiten.

Bei jeder Verpflegungsstation wurde Wasser getankt, die Mütze in die Wannen getaucht und der Schwamm genässt, um mich damit abzuwischen. Das half bei den für mich viel zu hohen Temperaturen. Ich hatte die Möglichkeit der Eigenverpflegung genutzt und an sechs Stationen meine eigene Mischung aus Wasser, Salz und einem Energygel hinterlegt.

Auch das tolle Duisburger Publikum half sehr. Einmal durch die vielen klatschenden und anfeuernden Menschen am Rande der Strecke und zum anderen durch die vielen privaten Wasserstationen und Duschen, die mich davor bewahrten zu überhitzen.

Bei Kilometer 15 beschleunigte ich sogar leicht - wie ich es auf der Greif-Taktik kannte. Zwischen 5:50 und 5:55 pendelte meine Zeit. Bei der Halbmarathonmarke war ich bei 2:06. Und ich fühlte mich immer noch gut. Ab Kilometer 25 wurde ich dann wieder ein wenig langsamer und pendelte mich so bei 6:00 Pace ein. Erst ab Kilometer 31 musste ich ein wenig rausnehmen. Und die Sichtweite zu den 4:15-Zugläufern war nicht mehr gegeben. Jetzt lief ich gedanklich nur von Kilometer zu Kilometer. Und ich wollte den Zeitpunkt der ersten Gehpause so weit wie möglich nach hinten verschieben. Die letzte Steigung in Großenbaum etwa bei Kilometer 35 meisterte ich besser als erwartet.

Die letzten sieben Kilometer - das Ziel Ankommen war nun realistisch. Die Uhr zeigte auch schon eine Pace über 8 Minuten an, die ich laufen hätte müssen, um in 4:30 ins Ziel zu kommen. Und meine Pace pendelte zu diesem Zeitpunkt zwischen 6:10 und 6:20. Der befürchtete - und von mir eigentlich einkalkulierte - Einbruch kam nicht. Ich musste auch keine Gehpause einlegen und überholte stattdessen viele gehende Läufer.

Dann kam das Kilometer 40 Schild. Ich hatte noch Reserven und konnte das Tempo noch einmal anziehen. Die Verpflegungsstation bei Kilometer 40,5 ließ ich aus - dort stand meine letzte Eigenverpflegung. Ich wollte jetzt durchlaufen. Kilometer 41. Nun bog die Strecke ab vom Kalkweg. Das rote Tor als Markierung des letzten Kilometers spornte mich noch einmal an, das Tempo zu erhöhen. Das Stadion kam in Sichtweite. Ich nahm meine Mütze ab und stopfte sie in die Hose - ich wollte ja ein schönes Zielfoto. Ich lief durchs Marathontor in den Stadioninnenraum und beschleunigte noch einmal. Vor mir lief eine Marathonstaffel nebeneinander, die aber dankenswerterweise Platz machte und mich innen vorbeiließ. Auf der Zielgeraden gab es dann einen kleinen Schlussspurt. Und die Uhr über mir zeigte noch keine 4:17 an. Netto waren es dann 4:15:35. Und da es weit besser als erwartet lief, hatte
ich auch überhaupt keinen Grund, mich zu ärgern, dass ich so knapp über 4:15 war. Ich ließ mir die Medaille umhängen und war richtig stolz auf meine Leistung - und das obwohl meine Zeit fast fünfzig Minuten schlechter im Vergleich zu meiner Bestzeit war.

Die Zielverpflegung war ein wenig mager. Getränke waren zwar reichlich und mit guter Auswahl vorhanden. Aber außer Bananen gab es nichts, um den Kalorienverbrauch des Laufes ein wenig zu kompensieren. So steuerte ich erst einmal den Wasserstand an. Danach holte ich mir mein Finishershirt in den Ukraine-Farben und mit der Brücke der Solidarität. Bevor ich hoch zur Stadiontribüne ging, mussten erst noch ein paar Becher alkoholfreies Weizen getrunken werden.

Auf der Tribüne wurde ich dann von meiner Partnerin empfangen, die mir gratulierte. Sie hatte in der Vorbereitung leider so manchen Frust von mir auf den langen Läufen abbekommen, als sie mich auf dem Fahrrad begleitete und mich unterstützte - mit Wasserflaschen zum Trinken und Kühlen, mit Ersatzkopfhörern, mit Wechselklamotten oder mit einem Einsammelservice, wenn die langen Läufe kürzer wurden als geplant und sie vorfuhr, das Auto holte um ich einsammelte, so dass ich nicht kilometerweit bis nach Hause gehen musste.

Die Motivation ist durch mein überraschend gutes Ergebnis wieder deutlich angestiegen. Nach einer Regenerationsphase soll es dann eine bessere Vorbereitung für Frankfurt im Oktober geben. Mehr Läufe und mehr Kilometer sollen es sein und das Tempo soll auch wieder höher werden. Gleichzeitig muss das Gewicht wieder runter und die Coronapfunde weg. Am Ende möchte ich wieder mal unter 4 Stunden laufen, mit 3:45 vielleicht auch wieder in die Nähe der Zeit meines ersten Marathons kommen.

Ich möchte an dieser Stelle nicht schreiben, dass ich Duisburg nicht wieder über die vollen 42,195 Kilometer laufen werde. Aber den 40. Rhein-Ruhr-Marathon werde ich höchstens über die Halbmarathondistanz bestreiten.

Zum Schluss noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön an die Duisburgerinnen und Duisburger für das viele Klatschen, für die vielen aufmunternden und anfeuernden Rufe, für die vielen Trinkbecher, die an sowohl an den offiziellen Verpflegungspunkten als auch an privaten Versorgungsständen gereicht wurden, für die vielen Wannen und Babypools, in die ich meine Mütze und meinen Schwamm tauchen konnte, für die zahlreichen Duschen, die mir Abkühlung verschafften, für die vielen Streckenposten und Polizisten, die die Strecke von Autos freihielten und bei manchen Stellen, um die Kurve lotsten und nicht zuletzt bei den Rettungskräften, die manchem Hitzeopfer halfen.

DANKE DUISBURG!

Richard

Verfasst: 14.06.2022, 13:19
von blade_runner
Glückwunsch zum Rennen und danke für den Bericht ! 50 Minuten Verzögerung auf den Start !? Das ist ja krass. Da hätte meine Laune gelitten.

Verfasst: 15.06.2022, 06:46
von Christoph83
Ja, die Startverzögerung war gerade für die Handbiker ziemlich blöd...

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59 Leute zu blöd ein Schild zu lesen. Das dauert dann halt bis die alle weggeschleppt sind.

@Richard: schöner Bericht und Glückwunsch zum erfolgreichen Wettkampf.

Verfasst: 15.06.2022, 10:51
von Rich-Ffm17
Danke für die Glückwünsche.

Ja, für die Handbiker, die ja quasi schon startklar waren, war es besonders blöd.

Ich persönlich konnte letztlich ganz gut mit der Verspätung leben. Klar war es nervig, einfach blöd rumzusehen. Es konnte ja auch kein konkreter Zeitpunkt genannt werden. Aber irgendwie war ich noch nicht richtig wach und mein Magen kämpfte dieses Mal noch mit meinem Frühstück, obwohl ich nichts anders gemacht hatte als sonst. Die Dixie-Klos waren zu diesem Zeitpunkt auch noch sauber (und sogar mit ausreichend Klopapier bestückt), so dass ich in der Wartezeit meine Blase noch einmal entleeren konnte. Da die Wettervorhersage für den späteren Mittag Bewölkung ansagte, hatte ich auch nicht die Befürchtung, dass es noch heißer werden würde - und die Bewölkung nahm zum Ende meines Laufs tatsächlich zu.

Richard