Würzburg - Comeback mit Distanzverwirrung
Verfasst: 28.05.2024, 11:39
Hallo erstmal! Ich melde mich zurück in diesem Forum, in dem ich vor 16 Jahren um meinen ersten Marathon herum viel hilfreichen Austausch gefunden habe. Mit der Zeit verlor ich es etwas aus den Augen, auch weil ich lange nicht mehr ganz so regelmäßig und zielorientiert gelaufen bin wie damals.
In den letzten zwei Jahren habe ich wieder mehr Regelmäßigkeit ins Training bekommen und vorgestern war es soweit für meinen Comeback-Marathon in Würzburg. Die gute Nachricht zuerst: Ich bin angekommen und stolz darauf. Die schlechte Nachricht: Es war über weite Teile der zweiten Hälfte eine echte Quälerei.
Schon im Bereich zwischen 23 und 25km - einer Distanz, die ich im Training immer völlig problemlos gelaufen bin - habe ich mit Gehpausen angefangen, fühlte mich schwindelig und war mir fast schon einig mit mir selbst, dass es keinen Sinn hat und ich gleich abbreche. Wie es dazu kam, kann ich mir nur vage erklären. Die Vorbereitung dürfte es nicht gewesen sein - Trainingsplan, Tapering, Carboloading, alles geradezu lehrbuchmäßig durchgezogen. Fehlende Energiezufuhr hatte sich im Training als ein Versäumnis erwiesen, das ich erfolgreich korrigieren konnte. So war ich beim Marathon gut eingestellt mit frühzeitiger und regelmäßiger Einnahme von Gels und habe mich an jeder Verpflegungsstation mit mindestens einem Becher Wasser bedient, oft mit zwei. Das Wetter war mit viel Sonne und bis zu 24 Grad nicht ideal, aber durchaus erträglich.
Die einzige Erklärung für meinen Einbruch, die mir bleibt: Ich habe die erste Hälfte anscheinend overpaced. Dummerweise zeigten meine Uhr und die offiziellen Tafeln an der Strecke sehr unterschiedliche Distanzen an. Den ersten km bin ich nach meiner Uhr in 5:21 gelaufen, was für mich viel zu schnell wäre, aber nach der Tafel waren es 5:50, was nahe an meiner geplanten Pace von 6:00 bis 6:10 ist. Ich entschied, mich nach den offiziellen Angaben zu richten, d. h. ich glich meine Zeit von km-Marker zu km-Marker ab und versuchte, sie bei ungefähr 6:00 zu halten. Das habe ich so die erste Hälfte über durchgezogen, während die Diskrepanz zu den Daten meiner Uhr immer weiter wuchs und ich laut dieser beständig zu schnell unterwegs war.
So brauchte ich für den Halbmarathon laut Uhr 1:56 - ziemlich genau die Zeit, die ich anpeilen würde, wenn es mir nur um den Halbmarathon ginge -, laut offizieller Strecke waren es ca. 2:06, was meinem geplanten Marathontempo entsprechen würde. Mein Kopf hat wie gesagt den offiziellen Markierungen geglaubt, mein Körper wohl eher der Uhr; jedenfalls ließ er mich bald nach dem Halbmarathon sehr deutlich wissen, dass er fand, es wäre jetzt mal gut. Im Endeffekt habe ich mich durchgebissen, bin immer wieder zwischen zügigem Gehen und lockerem Laufen hin und her gewechselt und schließlich nach 4:40 Stunden über die Ziellinie gewackelt.
Laut meiner Uhr hatte ich übrigens schon nach 4:20 Stunden die Marathondistanz erreicht und beim offiziellen Ende 45,29km zurückgelegt. Das ist eine Wahnsinnsdiskrepanz, die sich bei weitem nicht durch Abweichung von der Ideallinie erklären lässt. Bisher stimmte meine Uhr (Huawei Watch GT3) immer recht gut mit offiziellen Distanzen überein und auch in Tests wird die GPS-Genauigkeit des Modells meistens als gut eingestuft. Bei dem 10er, den ich vor ein paar Wochen in der Vorbereitung gerannt bin, hat sie 10,09km gezählt; bei meinem letzten HM waren es 21,45km. Aber die offizielle Vermessung in Würzburg kann ja wohl nicht so weit daneben liegen, also suche ich das Problem eher auf meiner Seite bzw. auf der meiner Uhr.
Falls jemand Ideen und Tipps hat, was da mit meiner Distanzmessung falsch gelaufen ist, oder falls jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat, wäre ich daran sehr interessiert.
Ob ich das Abenteuer Marathon noch einmal angehe? Ich weiß es nicht so recht. Auf der einen Seite frage ich mich, ob es mir diese Tortur, nach der es sich für mich gestern angefühlt hat, wirklich wert ist, und ob ich nicht lieber beim Halbmarathon bleibe und da versuche, nach und nach etwas schneller zu werden. Auf der anderen Seite habe ich aber auch ein bisschen das Gefühl von "unfinished business" und den Wunsch, mir selbst zu beweisen, dass ich einen Marathon auch so laufen kann, dass es sich gut anfühlt.
Zur Strecke in Würzburg: Sie wird der Schönheit der Stadt leider nicht gerecht. Der Marathon geht über zwei Runden. Das erste Drittel jeder Runde führt durch ein ödes Gewerbegebiet, indem so gut wie nichts los ist. Dann geht es gut 8km am Main entlang - am Westufer nach Süden hin, am Ostufer nach Norden zurück. Das ist etwas hübscher als das Industriegebiet, aber ebenfalls recht langweilig, weil auch hier an der Strecke nichts los ist und man meistens noch nicht mal den Fluss sieht, da der Weg quasi in zweiter Reihe ist. Negativ hinzu kommt, dass es gleich zwei Stellen mit einem Wendepunkt gibt, die offenbar den alleinigen Zweck haben, ein paar hundert Meter Strecke rauszuholen. Erst auf den letzten 5km geht es kreuz und quer durch die Stadt. Das ist der beste Teil der Strecke, weil er deutlich abwechslungsreicher ist als der Rest, weil man Aufmunterungen von Zuschauern (und nicht nur von den freundlichen Streckenposten wie beim Rest des Laufs) erhält und weil sich hier auch die meisten der angeblich "25 musikalischen Hotspots" finden. Nach meiner Wahrnehmung waren es höchstens halb so viele und davon zwei Drittel auf diesen letzten 5km. Auf der Laufstrecke selbst war die erste Hälfte über ganz gut Betrieb, weil Halbmarathon und Marathon gleichzeitig starteten. Sobald die Halbmarathonis weg waren, wurde es sehr, sehr einsam. Ich hatte rund 380 Marathonläufer*innen vor und rund 100 hinter mir, habe aber in beiden Richtungen manchmal fast niemanden gesehen und mich zwischendurch gefragt, ob ich überhaupt noch auf der Strecke bin.
In den letzten zwei Jahren habe ich wieder mehr Regelmäßigkeit ins Training bekommen und vorgestern war es soweit für meinen Comeback-Marathon in Würzburg. Die gute Nachricht zuerst: Ich bin angekommen und stolz darauf. Die schlechte Nachricht: Es war über weite Teile der zweiten Hälfte eine echte Quälerei.
Schon im Bereich zwischen 23 und 25km - einer Distanz, die ich im Training immer völlig problemlos gelaufen bin - habe ich mit Gehpausen angefangen, fühlte mich schwindelig und war mir fast schon einig mit mir selbst, dass es keinen Sinn hat und ich gleich abbreche. Wie es dazu kam, kann ich mir nur vage erklären. Die Vorbereitung dürfte es nicht gewesen sein - Trainingsplan, Tapering, Carboloading, alles geradezu lehrbuchmäßig durchgezogen. Fehlende Energiezufuhr hatte sich im Training als ein Versäumnis erwiesen, das ich erfolgreich korrigieren konnte. So war ich beim Marathon gut eingestellt mit frühzeitiger und regelmäßiger Einnahme von Gels und habe mich an jeder Verpflegungsstation mit mindestens einem Becher Wasser bedient, oft mit zwei. Das Wetter war mit viel Sonne und bis zu 24 Grad nicht ideal, aber durchaus erträglich.
Die einzige Erklärung für meinen Einbruch, die mir bleibt: Ich habe die erste Hälfte anscheinend overpaced. Dummerweise zeigten meine Uhr und die offiziellen Tafeln an der Strecke sehr unterschiedliche Distanzen an. Den ersten km bin ich nach meiner Uhr in 5:21 gelaufen, was für mich viel zu schnell wäre, aber nach der Tafel waren es 5:50, was nahe an meiner geplanten Pace von 6:00 bis 6:10 ist. Ich entschied, mich nach den offiziellen Angaben zu richten, d. h. ich glich meine Zeit von km-Marker zu km-Marker ab und versuchte, sie bei ungefähr 6:00 zu halten. Das habe ich so die erste Hälfte über durchgezogen, während die Diskrepanz zu den Daten meiner Uhr immer weiter wuchs und ich laut dieser beständig zu schnell unterwegs war.
So brauchte ich für den Halbmarathon laut Uhr 1:56 - ziemlich genau die Zeit, die ich anpeilen würde, wenn es mir nur um den Halbmarathon ginge -, laut offizieller Strecke waren es ca. 2:06, was meinem geplanten Marathontempo entsprechen würde. Mein Kopf hat wie gesagt den offiziellen Markierungen geglaubt, mein Körper wohl eher der Uhr; jedenfalls ließ er mich bald nach dem Halbmarathon sehr deutlich wissen, dass er fand, es wäre jetzt mal gut. Im Endeffekt habe ich mich durchgebissen, bin immer wieder zwischen zügigem Gehen und lockerem Laufen hin und her gewechselt und schließlich nach 4:40 Stunden über die Ziellinie gewackelt.
Laut meiner Uhr hatte ich übrigens schon nach 4:20 Stunden die Marathondistanz erreicht und beim offiziellen Ende 45,29km zurückgelegt. Das ist eine Wahnsinnsdiskrepanz, die sich bei weitem nicht durch Abweichung von der Ideallinie erklären lässt. Bisher stimmte meine Uhr (Huawei Watch GT3) immer recht gut mit offiziellen Distanzen überein und auch in Tests wird die GPS-Genauigkeit des Modells meistens als gut eingestuft. Bei dem 10er, den ich vor ein paar Wochen in der Vorbereitung gerannt bin, hat sie 10,09km gezählt; bei meinem letzten HM waren es 21,45km. Aber die offizielle Vermessung in Würzburg kann ja wohl nicht so weit daneben liegen, also suche ich das Problem eher auf meiner Seite bzw. auf der meiner Uhr.
Falls jemand Ideen und Tipps hat, was da mit meiner Distanzmessung falsch gelaufen ist, oder falls jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat, wäre ich daran sehr interessiert.
Ob ich das Abenteuer Marathon noch einmal angehe? Ich weiß es nicht so recht. Auf der einen Seite frage ich mich, ob es mir diese Tortur, nach der es sich für mich gestern angefühlt hat, wirklich wert ist, und ob ich nicht lieber beim Halbmarathon bleibe und da versuche, nach und nach etwas schneller zu werden. Auf der anderen Seite habe ich aber auch ein bisschen das Gefühl von "unfinished business" und den Wunsch, mir selbst zu beweisen, dass ich einen Marathon auch so laufen kann, dass es sich gut anfühlt.
Zur Strecke in Würzburg: Sie wird der Schönheit der Stadt leider nicht gerecht. Der Marathon geht über zwei Runden. Das erste Drittel jeder Runde führt durch ein ödes Gewerbegebiet, indem so gut wie nichts los ist. Dann geht es gut 8km am Main entlang - am Westufer nach Süden hin, am Ostufer nach Norden zurück. Das ist etwas hübscher als das Industriegebiet, aber ebenfalls recht langweilig, weil auch hier an der Strecke nichts los ist und man meistens noch nicht mal den Fluss sieht, da der Weg quasi in zweiter Reihe ist. Negativ hinzu kommt, dass es gleich zwei Stellen mit einem Wendepunkt gibt, die offenbar den alleinigen Zweck haben, ein paar hundert Meter Strecke rauszuholen. Erst auf den letzten 5km geht es kreuz und quer durch die Stadt. Das ist der beste Teil der Strecke, weil er deutlich abwechslungsreicher ist als der Rest, weil man Aufmunterungen von Zuschauern (und nicht nur von den freundlichen Streckenposten wie beim Rest des Laufs) erhält und weil sich hier auch die meisten der angeblich "25 musikalischen Hotspots" finden. Nach meiner Wahrnehmung waren es höchstens halb so viele und davon zwei Drittel auf diesen letzten 5km. Auf der Laufstrecke selbst war die erste Hälfte über ganz gut Betrieb, weil Halbmarathon und Marathon gleichzeitig starteten. Sobald die Halbmarathonis weg waren, wurde es sehr, sehr einsam. Ich hatte rund 380 Marathonläufer*innen vor und rund 100 hinter mir, habe aber in beiden Richtungen manchmal fast niemanden gesehen und mich zwischendurch gefragt, ob ich überhaupt noch auf der Strecke bin.