Der größte Marathon der Welt - 50.Berlin-Marathon
Verfasst: 04.10.2024, 23:28
In Alt-Moabit liegt ein Alter-Läufer auf der Straße
Es sind auch für einen Starter wie mich (zum 17x beim Berlin-MA dabei) unglaubliche
Zahlen, die mir aus verschiedenen Quellen zugetragen werden:
Offiziell Gemeldete Teilnehmer: 58.212
Offizielle Finisher welche das Ziel erreichten: 54.280
Damit ist dieser Marathon tatsächlich der teilnehmerstärkste auf der Welt den es je
gegeben hat. Das sind Zahlen die ich aus verschiedenen glaubwürdigen Quellen gelesen
habe. Ich kann mir vorstellen - es gibt aus anderen Quellen auch andere Zahlen. Man möge
mir das verzeihen, aber ich finde diese glaubwürdig!
Es beginnt bei mir, wie es schon öfter war als ich mich zum Berliner Marathon aufgemacht
habe. Es war allerdings noch schwerer ein "bezahlbares Hotelzimmer" zu bekommen. Ja gut,
ich hätte mich schon früher darum kümmern können, immerhin hatte ich mich auch schon
früher angemeldet - als Jubilee-Mitglied (nach 10xFinish) muss ich mich nur rechtzeitig
anmelden, das Theater mit der Verlosung darf ich mir sparen. Zudem habe ich meine feste
Start-Nr. 3135 - seit ich das 10.mal dabei war.
Ich fand für meinen "üblichen Zeitraum" von Donnerstag bis Montag noch ein Zimmer im
"Shipotel" ein Hotelschiff das in der Spree liegt, nahe der Warschauer Straße (Bahnhof)
und aus dem Fenster (zur Spreeseite - kein Bullauge) konnte ich die Oberbaumbrücke
sehen. Das ist definitiv kein Luxushotel, ein Zimmer nicht viel größer als das Bett das darin
steht und Toilette und Dusche ist auf dem Flur (zu teilen mit anderen Gästen), eher so ein
"Backpacker Hostel" - an Deck waren sogar noch einige Zelt aufgestellt für die wenig
anspruchvollen Gäste. Es gab kein Frühstück, nur wenig genießbaren Kaffee oder Tee,
doch es gab eine Art Lounge an Bord, die gelegentlich geöffnet war, wo man was trinken
konnte. Nur gut das es halbwegs verfügbares WLAN gab, so konnte ich manchmal sogar
über Laptop fern sehen.
Frühstück gab es in der Nähe um die Ecke und Restaurants und Imbiss gibt es in dem
Szene-Viertel (Oberbaumbrücke verbindet Kreuzberg mit Friedrichshain) genügend, wenn
auch nicht Alle besonders empfehleswert sind.
Kaum angekommen, stellte ich mein Gepäck nur ab (zum Einchecken war es zu früh) und
fuhr auch gleich zur MA-Messe um möglichst bald da zu sein und mir eventuelle große
Wartereien zu ersparen. Das war wohl nix, denn eine Stunde nach Öffnung war es schon
übervoll am ehemaligen Flughafen Tempelhof. Ich hatte das Gefühl Sie waren auf den
vergrößerten Ansturm (immerhin ca 15.000 Anmeldungen mehr) gegenüber 2023 nicht
ganz vorbereitet. Es waren zwar Vorbereitungen (Absperrungen) vorhanden um die
zu kanalisieren, jedoch dort wo man das Bändchen um den Arm geschweißt bekam, gab
es eine Wartezeit von ca. 30min - ich dachte mir, wie wird das an den anderen Tag wenn
wesentlich mehr Teilnehmer die Messe stürmen... immerhin müssen ja Alle dort Ihre Start-
Nr. abholen. Ich habe gehört die Organisation hat sich wohl etwas gebessert an den Tagen
danach. Ich verweilte noch beim Jubilee-Club, holte mir dort meine Rücken-Nr. ab, darauf
steht die Anzahl der Teilnahmen und hatte dort noch nette Unterhaltungen.
Nach dem Einchecken auf dem Schiff, ging ich nur noch zum Abendessen und überlegte
mir wie ich meine folgenden zwei Berlintage gestalten könnte.
Am Freitag war ich als Berlintourist unterwegs, da gibt es immer reichlich zu entdecken,
Berlin ist vielseitig - z.T. auch noch am Samstag, aber ich wollte mir die Skater am frühen
Nachmittag nicht entgehen lassen. Ich denke die meisten waren nicht so glücklich mit dem
neuen Kurs, nur eine kleinere Runde durch die Stadt, dafür musste die mehrfach durchfahren
werden. Trotz allem beeindruckt mich immer wieder wie rasant Sie unterwegs sind.
Als ich später nahe dem Brandenburger Tor die Ausstellung: MOVE - „50 Jahre BERLIN-
MARATHON“ besuchte konnte ich noch die letzten Skate-Finisher beobachten. Dort waren
tolle Fotos und Berichte, Zahlen, Fakten zu den 50 Berliner MA's zu finden - sehr interessant.
Am Sonntag ab 6Uhr war es dann für mich soweit: Kleiderbeutel gewissenhaft zusammen
stellen, die richtigen Klamotten wählen und zum Frühstück auf dem Weg zur S-Bahn. Wie
seit vielen Jahren wählte ich den Weg über den Berliner Hauptbahnhof - noch ein paar Fotos,
Drobbag abgeben und sich warmmachen. Der Platz für die Jubilee-Starter (wo man seinen
Beutel abgibt, es geht ja nach Start-Nr.) ist geradezu ideal. Platz um sich einzulaufen, sogar
ein paar Sonnenstrahlen verirren sich um uns zu wärmen an diesen kühlen Sonntagmorgen -
aber es soll bis zu 14Grad "warm" werden, mit einigen Wolken, für einen Marathon "fast
ideale Bedingungen" - für den Start fast etwas kühl, finde ich...
Als ich mich auf den Weg zu meinen Startblock mache, komme ich vor lauter Menschenmassen
kaum voran. Irgendwann, nicht viele Minuten vor dem ersten Startschuss stehe ich vorm (außer-
halb) des Blocks, er ist rappelvoll, doch es tut sich noch eine kleine Lücke auf und ich kann übers
Gitter reinklettern. Schnell fällt der Startschuss, vorne für die Topathleten, es wird noch ca.
15min dauern bis ich die Startlinie erreiche. Ich starte die Uhr und laufe los Richtung Sieges-
säule, rechts vorbei und bald ist Km1 erreicht in dieser Menschentraube - ich kann kaum
glauben das ich unter diesen Umständen nur 5:38min gebraucht habe, ich werde mich
bremsen müssen. Da der nächste knapp unter 6min ist, glaube ich alles scheint okay! Ich
laufe sehr konzentriert in dieser Menge und achte kaum auf Zuschauer, die hier auch nicht
so zahlreich sind - das ist ganz normal hier. Am Ernst-Reuter-Platz nach rechts, über March-
und Franklinstraße geht es weiter nach Norden, über die Spree...alles wohlbekannt. Ich merke
meine Pace ist noch so bei 5:45Km/min, eigentlich etwas zu flott - wird sich schon einrenken.
Nach kleinen Linksknick und rein in die Straße Alt-Moabit Km4 steht da...alles gut - kurz darauf
verspüre ich einen Schlag auf meinen linken Fuß, den ich gerade nach vorne ziehen will - ich
komme ins straucheln und falle gestreckt nach vorne auf den Asphalt... fallen jetzt zig Andere
auf mich drauf... ist mein erster Gedanke - Nein das nicht, ich kriege ein paar leichte Tritte ab,
das war's und eine Schürfwunde brennt, rechtes Knie leicht aufgeschlagen. Das ist der Schnell-
Schadensbericht, ich will sofort hoch, da steht Jemand hinter mir und hilft mir freundlicherweise
auf. Ob er nun nur betroffen blickt oder gar für mein Hinfallen verantwortlich ist, kann ich nicht
beurteilen. So bedanke ich mich und einfach nur schnell weiter...alles Andere macht sowieso
keinen Sinn. Das ganze hat wohl nur paar Sekunden gedauert und schon bin ich wieder in voller
Fahrt - Adrenalin unterdrückt (fast) alles was da vielleicht schmerzen könnte. Als ich bei Km5
auf die Uhr blicke, nehme ich erstaunt eine 5:50-Pace zur Kenntnis und wundere mich über mich
selbst - mal sehen, ob es keine Spätfolgen gibt. Weiter Richtung Bahnhof... denke ich so bei mir,
meine linke Hand blutet, aufgerissen beim Abstützen auf der Straße.
Überall sind viele Zuschauer, viel mehr als sonst - nicht nur die Teilnehmerzahl ist wesentlich höher,
auch die Interessierten an der Strecke, da gibt es kaum größere Lücken an den Straßen... wirklich
sehr beeindruckend. Das hilft mir natürlich die Motivation anzuheizen und ich werde einfach meine
etwas zu schnelle Pace nicht einbremsen und versuchen so lange irgend möglich die Km sub 6min
zu laufen. Ich dachte eigentlich zur Zeit brauche ich an sowas nicht zu denken (bei den vielen Wett-
kämpfen), aber mit derartiger Jubiläumsunterstützung und ausgelassenen Zuschauern versuche ich
das einfach mal...
Am Bahnhof vorbei, rechts sehe ich schon wieder das riesige abgesperrte Start-/Zielgelände vorm
Reichstag, die Reinhardtstraße entlang auf den Friedrichstadtpalast zugelaufen... Anfeuerung ohne
Ende, das bedeutet ich kann die Pace locker halten, komme immer mal wieder an die 5:30 ran, mir
fällt auf das meine Uhr immer schon kurz vor dem beschilderten Km, ihn beendet - nicht dramatisch,
aber erkennbar...es werden immer paar Schritte mehr. Ich werde mich aber (auch hier) auf die
Angaben meiner Uhr beziehen. Nun also ein kurzes Stück Friedrichstraße dann rechts ab in die
Torstraße, die 10Km-Marke ist bald erreicht: 57min - So könnte es weitergehen, zumindest noch
eine Zeit lang...
Immer wieder wird mein Name gerufen, Roland ist nicht nur für Deutsche gut les- und rufbar,
oftmals höre ich es eben in amerikanischer Ausführung... so oft möglich bedanke ich mich, nicke
anerkennend oder Daumen hoch. Bei intensiver Musikbeschallung... und die gibt es reichlich, vor
allem Trommeln oder heiße Beats haben es mir angetan, reagiere ich gelegentlich intensiver.
Ein paar Tanzschritte hier, Anfeuerung dort, oder einfach aufmunternde Bewegungen... da gibt
es immer ein klasse Feedback - so macht das doppelt Spaß! Immer wieder entgegen gestreckte
Kinderhände (nicht nur) abklatschen und weiter geht es höchst stimuliert auf den Berliner Straßen.
In der Nähe des Alexanderplatz die zwei Abbiegungen, schon laufen wir auf den Strausberger Platz
zu und nehmen als "Geisterfahrer" die 3.Ausfahrt auf der Lichtenberger, um dann die parallele
Heinrich-Heine-Str. weiterzulaufen. Zwischen Moritzplatz und Kottbusser Tor liegt die nächste
Zeitmatte Km15: 1:26Std - ich bin sehr zufrieden!
Über den Landwehrkanal auf den Kottbusser Damm... zweimal ein scharfer Knick nach rechts, wir
laufen wieder westlich, fast schnurgerade über den Südstern und Gneisenaustraße. Überall ist große
Stimmung, da wird getrötet, mit Kochlöffel auf Töpfe geschlagen oder einfach: "Auf geht's..." oder
ähnliches in vielen Sprachen dieser Welt - diese internationale Stimmung, das Lauffest das die
Sportler aus vielen Nationen vereint - das ist es was mir an den großen Stadtmarathons so gut
gefällt!
In der Yorckstr. überlaufe ich Km20: 1:55Std kurz darauf Halbzeit in etwas über 2Std, das lässt
sich immer noch gut an, Pace ziemlich genau um 5:45Km/min... wie lange noch? Mir geht es gut,
das Wetter spielt gut mit, fast ideale Bedingungen und die Motivation von Außen ist einfach
nicht zu toppen.
Wir verlassen Kreuzberg und es geht südlich weiter, mit mehreren Abbiegungen erreichen wir den
Innsbrucker Ring, dann Friedenau - noch kann ich dieses Tempo halten und Km25 ist in 2:24Std
geschafft. Ich bin derart geflasht... kleine Tanzeinlage bei den Trommlern unter der Brücke, das
hallt so schön. Leider ist der wilde Eber schon lange nimmer das was er mal war (Stimmungsnest),
ich erinnere mich sogar das der Km28 immer eher langsam ist, ob es an den vielen Geltüten liegt,
die hier kostenlos abgegeben werden und viele liegen verstreut auf der Straße und es klebt
entsprechend...kann's daran liegen. Ich muss schmunzeln und tatsächlich geht Km28 mit 5:59min
ganz knapp unter 6min weg. Jetzt dranbleiben und etwas schneller werden - mit 5:40-5:50-Pace
gelingt es mir vorübergehend.
Der westlichste Punkt ist erreicht, es geht auf dem Hohenzollerndamm nach Norden, Km30 in 2:53.
Das gibt einen Schub und Roland-Roland-Rufe lassen mich jede Vorsicht von "überpacen" vergessen,
ergibt sogar noch eine 5:38, auch wenn ich es büßen muss... ist mir jetzt egal!
Bei der nächsten Trommelband wird abgefeiert, Kinderhände abgeklatscht... und ich freue mich auf
die letzten Km! Über Fehrbelliner Platz und Konstanzerstraße sind wir auf Kudamm, auch hier wieder
große begeisterte Zuschauermengen. Dort wo der Übergang in die Tauentzienstr ist Km35 - 3:22 ist
absolut okay, ich spüre jetzt wird es hart... aber Beißer ist mein zweiter Vorname. Ich bin jetzt nahe
an 6min/km, bei Km37 und 41 rutsche ich knapp darüber - Zeit für die letzte Maßnahme: VP meiden
und Iso aus den Trinkgurt, ist noch genügend drin. Über den Wittenberg- und Nollendorfplatz geht es
anschließend auf die Potsdamer Str. dem entsprechenden Platz entgegen. Hier ist auch die Stimmung
hinter den Absperrgittern prächtig... ich genieße es!
Nun die Leipziger Str. hoch bevor es an der Abzweigung die letzte gr. Zeitmessung Km40: 3:53Std zeigt
mir sub 4:05 ist nimmer möglich, sub 4:10 ist quasi eingetütet. Tempo halten und feiern das gilt jetzt
für mich... und genauso mache ich es. Über die bekannten Ecken zur französischen Str. - hier stehen
sonst kaum Leute, heute schon. Endlich: Unter den Linden, das Brandenburger Tor vor Augen, rechts
stehen Menschentrauben, Kinderhände werden hereingestreckt... ich klatsche ab, auf Teufel komm raus,
meine Hände brennen... leuchtende Kinderaugen und freuende Eltern sind Lohn genug - ich reiße die
Arme hoch, feuere die Leute an. Es scheint Sie haben nur darauf gewartet: Roland go... Roland go... usw.
Gänsehaut pur - durchs Brandenburger Tor. Ohhh man ist das noch weit - ich muss schmunzeln, da vorne
steht Km42. Die Tribüne rechts, dann links wird angefeuert... ich packe den Flieger aus und schwebe die
letzten Meter ins Ziel.... ja einfach Klasse dieser 50.Berlinmarathon. Ich drücke die Uhr ab, gucke erstmal
gar nicht drauf, ich weiß ich liege im erwarteten Bereich - besser als im vergangenen Jahr, aber keine
persönliche "Rekordzeit" - die habe ich auch nicht erwartet. Hinter der Ziellinie muss man ganzes Stück
gehen bis es Medaille gibt, wird immer wieder aufgefordert: weitergehen, ja klar es kommen noch sehr
große Mengen nach, die brauchen Platz.
Dafür das heute fast 15.000 Teilnehmer mehr auf der Strecke sind haben die Organisatoren, aber auch
die vielen Helfer sehr gut im Griff. Wenn ich mich so umhören sind auch die Aktiven im Großen und
Ganzen sehr zufrieden, die Stimmung die ich so mitbekomme ist sehr, sehr positiv. Ich sage einfach mal:
Respekt was Ihr hier zum Jubiläum auf die Beine gestellt habt - der teilnehmerstärkste MA der Welt!
Ich gehe zur Dropbagausgabe und hole mir ein Finisherbier, da mich leicht fröstelt ziehe ich mir schnell
trockene Sachen an, ein paar kurze Gespräche - schon marschiere ich raus aus dem abgesperrten Areal.
Jetzt belohne ich mich mit einer großen Thüringer Bratwurst. Schon in der S-Bahn kann ich auf dem Handy
erkennen: auf der 1.Zeitmatte war ich Platz 25.300 und quasi bei jeder Matte (alle 5Km) schob ich mich
einige hundert Plätze nach vorn, im Ziel Platz 21.787 - AK: 725 bei einer Nettozeit von 4:06:47 Std.
Bevor es ins Hotelzimmer aufs Boot geht, setze ich mich noch in ein Café und putsche mich auf.
Eine heiße Dusche tut richtig gut und am Abend gehe ich arabisch essen - einfach lecker!!
Am nächsten Tag erkunde ich noch etwas die Umgebung (Kreuzberg und Friedrichshain) bevor es mit
dem ICE nach Hause geht - zum Glück ohne jede Verspätung... gut so, die Nachtschicht wartet auf
mich.
Begeisternde Grüße von einem toll organisierten 50.Berlin-MA
Roland
Zu den Fotos:
1. Willkommen zur Expo - voll war es
2, Auf der Jubilee-Club-Wall bin ich natürlich auch dabei
3. Im Szene-Viertel zwischen Piraten-Lokal und East-Side-Gallery geht es zum Hotelschiff
Es sind auch für einen Starter wie mich (zum 17x beim Berlin-MA dabei) unglaubliche
Zahlen, die mir aus verschiedenen Quellen zugetragen werden:
Offiziell Gemeldete Teilnehmer: 58.212
Offizielle Finisher welche das Ziel erreichten: 54.280
Damit ist dieser Marathon tatsächlich der teilnehmerstärkste auf der Welt den es je
gegeben hat. Das sind Zahlen die ich aus verschiedenen glaubwürdigen Quellen gelesen
habe. Ich kann mir vorstellen - es gibt aus anderen Quellen auch andere Zahlen. Man möge
mir das verzeihen, aber ich finde diese glaubwürdig!
Es beginnt bei mir, wie es schon öfter war als ich mich zum Berliner Marathon aufgemacht
habe. Es war allerdings noch schwerer ein "bezahlbares Hotelzimmer" zu bekommen. Ja gut,
ich hätte mich schon früher darum kümmern können, immerhin hatte ich mich auch schon
früher angemeldet - als Jubilee-Mitglied (nach 10xFinish) muss ich mich nur rechtzeitig
anmelden, das Theater mit der Verlosung darf ich mir sparen. Zudem habe ich meine feste
Start-Nr. 3135 - seit ich das 10.mal dabei war.
Ich fand für meinen "üblichen Zeitraum" von Donnerstag bis Montag noch ein Zimmer im
"Shipotel" ein Hotelschiff das in der Spree liegt, nahe der Warschauer Straße (Bahnhof)
und aus dem Fenster (zur Spreeseite - kein Bullauge) konnte ich die Oberbaumbrücke
sehen. Das ist definitiv kein Luxushotel, ein Zimmer nicht viel größer als das Bett das darin
steht und Toilette und Dusche ist auf dem Flur (zu teilen mit anderen Gästen), eher so ein
"Backpacker Hostel" - an Deck waren sogar noch einige Zelt aufgestellt für die wenig
anspruchvollen Gäste. Es gab kein Frühstück, nur wenig genießbaren Kaffee oder Tee,
doch es gab eine Art Lounge an Bord, die gelegentlich geöffnet war, wo man was trinken
konnte. Nur gut das es halbwegs verfügbares WLAN gab, so konnte ich manchmal sogar
über Laptop fern sehen.
Frühstück gab es in der Nähe um die Ecke und Restaurants und Imbiss gibt es in dem
Szene-Viertel (Oberbaumbrücke verbindet Kreuzberg mit Friedrichshain) genügend, wenn
auch nicht Alle besonders empfehleswert sind.
Kaum angekommen, stellte ich mein Gepäck nur ab (zum Einchecken war es zu früh) und
fuhr auch gleich zur MA-Messe um möglichst bald da zu sein und mir eventuelle große
Wartereien zu ersparen. Das war wohl nix, denn eine Stunde nach Öffnung war es schon
übervoll am ehemaligen Flughafen Tempelhof. Ich hatte das Gefühl Sie waren auf den
vergrößerten Ansturm (immerhin ca 15.000 Anmeldungen mehr) gegenüber 2023 nicht
ganz vorbereitet. Es waren zwar Vorbereitungen (Absperrungen) vorhanden um die
zu kanalisieren, jedoch dort wo man das Bändchen um den Arm geschweißt bekam, gab
es eine Wartezeit von ca. 30min - ich dachte mir, wie wird das an den anderen Tag wenn
wesentlich mehr Teilnehmer die Messe stürmen... immerhin müssen ja Alle dort Ihre Start-
Nr. abholen. Ich habe gehört die Organisation hat sich wohl etwas gebessert an den Tagen
danach. Ich verweilte noch beim Jubilee-Club, holte mir dort meine Rücken-Nr. ab, darauf
steht die Anzahl der Teilnahmen und hatte dort noch nette Unterhaltungen.
Nach dem Einchecken auf dem Schiff, ging ich nur noch zum Abendessen und überlegte
mir wie ich meine folgenden zwei Berlintage gestalten könnte.
Am Freitag war ich als Berlintourist unterwegs, da gibt es immer reichlich zu entdecken,
Berlin ist vielseitig - z.T. auch noch am Samstag, aber ich wollte mir die Skater am frühen
Nachmittag nicht entgehen lassen. Ich denke die meisten waren nicht so glücklich mit dem
neuen Kurs, nur eine kleinere Runde durch die Stadt, dafür musste die mehrfach durchfahren
werden. Trotz allem beeindruckt mich immer wieder wie rasant Sie unterwegs sind.
Als ich später nahe dem Brandenburger Tor die Ausstellung: MOVE - „50 Jahre BERLIN-
MARATHON“ besuchte konnte ich noch die letzten Skate-Finisher beobachten. Dort waren
tolle Fotos und Berichte, Zahlen, Fakten zu den 50 Berliner MA's zu finden - sehr interessant.
Am Sonntag ab 6Uhr war es dann für mich soweit: Kleiderbeutel gewissenhaft zusammen
stellen, die richtigen Klamotten wählen und zum Frühstück auf dem Weg zur S-Bahn. Wie
seit vielen Jahren wählte ich den Weg über den Berliner Hauptbahnhof - noch ein paar Fotos,
Drobbag abgeben und sich warmmachen. Der Platz für die Jubilee-Starter (wo man seinen
Beutel abgibt, es geht ja nach Start-Nr.) ist geradezu ideal. Platz um sich einzulaufen, sogar
ein paar Sonnenstrahlen verirren sich um uns zu wärmen an diesen kühlen Sonntagmorgen -
aber es soll bis zu 14Grad "warm" werden, mit einigen Wolken, für einen Marathon "fast
ideale Bedingungen" - für den Start fast etwas kühl, finde ich...
Als ich mich auf den Weg zu meinen Startblock mache, komme ich vor lauter Menschenmassen
kaum voran. Irgendwann, nicht viele Minuten vor dem ersten Startschuss stehe ich vorm (außer-
halb) des Blocks, er ist rappelvoll, doch es tut sich noch eine kleine Lücke auf und ich kann übers
Gitter reinklettern. Schnell fällt der Startschuss, vorne für die Topathleten, es wird noch ca.
15min dauern bis ich die Startlinie erreiche. Ich starte die Uhr und laufe los Richtung Sieges-
säule, rechts vorbei und bald ist Km1 erreicht in dieser Menschentraube - ich kann kaum
glauben das ich unter diesen Umständen nur 5:38min gebraucht habe, ich werde mich
bremsen müssen. Da der nächste knapp unter 6min ist, glaube ich alles scheint okay! Ich
laufe sehr konzentriert in dieser Menge und achte kaum auf Zuschauer, die hier auch nicht
so zahlreich sind - das ist ganz normal hier. Am Ernst-Reuter-Platz nach rechts, über March-
und Franklinstraße geht es weiter nach Norden, über die Spree...alles wohlbekannt. Ich merke
meine Pace ist noch so bei 5:45Km/min, eigentlich etwas zu flott - wird sich schon einrenken.
Nach kleinen Linksknick und rein in die Straße Alt-Moabit Km4 steht da...alles gut - kurz darauf
verspüre ich einen Schlag auf meinen linken Fuß, den ich gerade nach vorne ziehen will - ich
komme ins straucheln und falle gestreckt nach vorne auf den Asphalt... fallen jetzt zig Andere
auf mich drauf... ist mein erster Gedanke - Nein das nicht, ich kriege ein paar leichte Tritte ab,
das war's und eine Schürfwunde brennt, rechtes Knie leicht aufgeschlagen. Das ist der Schnell-
Schadensbericht, ich will sofort hoch, da steht Jemand hinter mir und hilft mir freundlicherweise
auf. Ob er nun nur betroffen blickt oder gar für mein Hinfallen verantwortlich ist, kann ich nicht
beurteilen. So bedanke ich mich und einfach nur schnell weiter...alles Andere macht sowieso
keinen Sinn. Das ganze hat wohl nur paar Sekunden gedauert und schon bin ich wieder in voller
Fahrt - Adrenalin unterdrückt (fast) alles was da vielleicht schmerzen könnte. Als ich bei Km5
auf die Uhr blicke, nehme ich erstaunt eine 5:50-Pace zur Kenntnis und wundere mich über mich
selbst - mal sehen, ob es keine Spätfolgen gibt. Weiter Richtung Bahnhof... denke ich so bei mir,
meine linke Hand blutet, aufgerissen beim Abstützen auf der Straße.
Überall sind viele Zuschauer, viel mehr als sonst - nicht nur die Teilnehmerzahl ist wesentlich höher,
auch die Interessierten an der Strecke, da gibt es kaum größere Lücken an den Straßen... wirklich
sehr beeindruckend. Das hilft mir natürlich die Motivation anzuheizen und ich werde einfach meine
etwas zu schnelle Pace nicht einbremsen und versuchen so lange irgend möglich die Km sub 6min
zu laufen. Ich dachte eigentlich zur Zeit brauche ich an sowas nicht zu denken (bei den vielen Wett-
kämpfen), aber mit derartiger Jubiläumsunterstützung und ausgelassenen Zuschauern versuche ich
das einfach mal...
Am Bahnhof vorbei, rechts sehe ich schon wieder das riesige abgesperrte Start-/Zielgelände vorm
Reichstag, die Reinhardtstraße entlang auf den Friedrichstadtpalast zugelaufen... Anfeuerung ohne
Ende, das bedeutet ich kann die Pace locker halten, komme immer mal wieder an die 5:30 ran, mir
fällt auf das meine Uhr immer schon kurz vor dem beschilderten Km, ihn beendet - nicht dramatisch,
aber erkennbar...es werden immer paar Schritte mehr. Ich werde mich aber (auch hier) auf die
Angaben meiner Uhr beziehen. Nun also ein kurzes Stück Friedrichstraße dann rechts ab in die
Torstraße, die 10Km-Marke ist bald erreicht: 57min - So könnte es weitergehen, zumindest noch
eine Zeit lang...
Immer wieder wird mein Name gerufen, Roland ist nicht nur für Deutsche gut les- und rufbar,
oftmals höre ich es eben in amerikanischer Ausführung... so oft möglich bedanke ich mich, nicke
anerkennend oder Daumen hoch. Bei intensiver Musikbeschallung... und die gibt es reichlich, vor
allem Trommeln oder heiße Beats haben es mir angetan, reagiere ich gelegentlich intensiver.
Ein paar Tanzschritte hier, Anfeuerung dort, oder einfach aufmunternde Bewegungen... da gibt
es immer ein klasse Feedback - so macht das doppelt Spaß! Immer wieder entgegen gestreckte
Kinderhände (nicht nur) abklatschen und weiter geht es höchst stimuliert auf den Berliner Straßen.
In der Nähe des Alexanderplatz die zwei Abbiegungen, schon laufen wir auf den Strausberger Platz
zu und nehmen als "Geisterfahrer" die 3.Ausfahrt auf der Lichtenberger, um dann die parallele
Heinrich-Heine-Str. weiterzulaufen. Zwischen Moritzplatz und Kottbusser Tor liegt die nächste
Zeitmatte Km15: 1:26Std - ich bin sehr zufrieden!
Über den Landwehrkanal auf den Kottbusser Damm... zweimal ein scharfer Knick nach rechts, wir
laufen wieder westlich, fast schnurgerade über den Südstern und Gneisenaustraße. Überall ist große
Stimmung, da wird getrötet, mit Kochlöffel auf Töpfe geschlagen oder einfach: "Auf geht's..." oder
ähnliches in vielen Sprachen dieser Welt - diese internationale Stimmung, das Lauffest das die
Sportler aus vielen Nationen vereint - das ist es was mir an den großen Stadtmarathons so gut
gefällt!
In der Yorckstr. überlaufe ich Km20: 1:55Std kurz darauf Halbzeit in etwas über 2Std, das lässt
sich immer noch gut an, Pace ziemlich genau um 5:45Km/min... wie lange noch? Mir geht es gut,
das Wetter spielt gut mit, fast ideale Bedingungen und die Motivation von Außen ist einfach
nicht zu toppen.
Wir verlassen Kreuzberg und es geht südlich weiter, mit mehreren Abbiegungen erreichen wir den
Innsbrucker Ring, dann Friedenau - noch kann ich dieses Tempo halten und Km25 ist in 2:24Std
geschafft. Ich bin derart geflasht... kleine Tanzeinlage bei den Trommlern unter der Brücke, das
hallt so schön. Leider ist der wilde Eber schon lange nimmer das was er mal war (Stimmungsnest),
ich erinnere mich sogar das der Km28 immer eher langsam ist, ob es an den vielen Geltüten liegt,
die hier kostenlos abgegeben werden und viele liegen verstreut auf der Straße und es klebt
entsprechend...kann's daran liegen. Ich muss schmunzeln und tatsächlich geht Km28 mit 5:59min
ganz knapp unter 6min weg. Jetzt dranbleiben und etwas schneller werden - mit 5:40-5:50-Pace
gelingt es mir vorübergehend.
Der westlichste Punkt ist erreicht, es geht auf dem Hohenzollerndamm nach Norden, Km30 in 2:53.
Das gibt einen Schub und Roland-Roland-Rufe lassen mich jede Vorsicht von "überpacen" vergessen,
ergibt sogar noch eine 5:38, auch wenn ich es büßen muss... ist mir jetzt egal!
Bei der nächsten Trommelband wird abgefeiert, Kinderhände abgeklatscht... und ich freue mich auf
die letzten Km! Über Fehrbelliner Platz und Konstanzerstraße sind wir auf Kudamm, auch hier wieder
große begeisterte Zuschauermengen. Dort wo der Übergang in die Tauentzienstr ist Km35 - 3:22 ist
absolut okay, ich spüre jetzt wird es hart... aber Beißer ist mein zweiter Vorname. Ich bin jetzt nahe
an 6min/km, bei Km37 und 41 rutsche ich knapp darüber - Zeit für die letzte Maßnahme: VP meiden
und Iso aus den Trinkgurt, ist noch genügend drin. Über den Wittenberg- und Nollendorfplatz geht es
anschließend auf die Potsdamer Str. dem entsprechenden Platz entgegen. Hier ist auch die Stimmung
hinter den Absperrgittern prächtig... ich genieße es!
Nun die Leipziger Str. hoch bevor es an der Abzweigung die letzte gr. Zeitmessung Km40: 3:53Std zeigt
mir sub 4:05 ist nimmer möglich, sub 4:10 ist quasi eingetütet. Tempo halten und feiern das gilt jetzt
für mich... und genauso mache ich es. Über die bekannten Ecken zur französischen Str. - hier stehen
sonst kaum Leute, heute schon. Endlich: Unter den Linden, das Brandenburger Tor vor Augen, rechts
stehen Menschentrauben, Kinderhände werden hereingestreckt... ich klatsche ab, auf Teufel komm raus,
meine Hände brennen... leuchtende Kinderaugen und freuende Eltern sind Lohn genug - ich reiße die
Arme hoch, feuere die Leute an. Es scheint Sie haben nur darauf gewartet: Roland go... Roland go... usw.
Gänsehaut pur - durchs Brandenburger Tor. Ohhh man ist das noch weit - ich muss schmunzeln, da vorne
steht Km42. Die Tribüne rechts, dann links wird angefeuert... ich packe den Flieger aus und schwebe die
letzten Meter ins Ziel.... ja einfach Klasse dieser 50.Berlinmarathon. Ich drücke die Uhr ab, gucke erstmal
gar nicht drauf, ich weiß ich liege im erwarteten Bereich - besser als im vergangenen Jahr, aber keine
persönliche "Rekordzeit" - die habe ich auch nicht erwartet. Hinter der Ziellinie muss man ganzes Stück
gehen bis es Medaille gibt, wird immer wieder aufgefordert: weitergehen, ja klar es kommen noch sehr
große Mengen nach, die brauchen Platz.
Dafür das heute fast 15.000 Teilnehmer mehr auf der Strecke sind haben die Organisatoren, aber auch
die vielen Helfer sehr gut im Griff. Wenn ich mich so umhören sind auch die Aktiven im Großen und
Ganzen sehr zufrieden, die Stimmung die ich so mitbekomme ist sehr, sehr positiv. Ich sage einfach mal:
Respekt was Ihr hier zum Jubiläum auf die Beine gestellt habt - der teilnehmerstärkste MA der Welt!
Ich gehe zur Dropbagausgabe und hole mir ein Finisherbier, da mich leicht fröstelt ziehe ich mir schnell
trockene Sachen an, ein paar kurze Gespräche - schon marschiere ich raus aus dem abgesperrten Areal.
Jetzt belohne ich mich mit einer großen Thüringer Bratwurst. Schon in der S-Bahn kann ich auf dem Handy
erkennen: auf der 1.Zeitmatte war ich Platz 25.300 und quasi bei jeder Matte (alle 5Km) schob ich mich
einige hundert Plätze nach vorn, im Ziel Platz 21.787 - AK: 725 bei einer Nettozeit von 4:06:47 Std.
Bevor es ins Hotelzimmer aufs Boot geht, setze ich mich noch in ein Café und putsche mich auf.
Eine heiße Dusche tut richtig gut und am Abend gehe ich arabisch essen - einfach lecker!!
Am nächsten Tag erkunde ich noch etwas die Umgebung (Kreuzberg und Friedrichshain) bevor es mit
dem ICE nach Hause geht - zum Glück ohne jede Verspätung... gut so, die Nachtschicht wartet auf
mich.
Begeisternde Grüße von einem toll organisierten 50.Berlin-MA
Roland
Zu den Fotos:
1. Willkommen zur Expo - voll war es
2, Auf der Jubilee-Club-Wall bin ich natürlich auch dabei
3. Im Szene-Viertel zwischen Piraten-Lokal und East-Side-Gallery geht es zum Hotelschiff