Ein entspannter Saisonabschluss: 3 Länder Marathon 2024 in Bregenz
Verfasst: 15.10.2024, 15:54
Während für Bologna und Southampton im Frühjahr jeweils mehr oder weniger weite Anreisen fällig waren, fiel die Wahl für meinen dritten Marathon auf etwas Näherliegendes: Den 3-Länder-Marathon am Bodensee. Damit habe ich endlich - nach 3 x Graz, 2 x Wien und je 1 x Salzburg und Linz, die fünf österreichischen Städtemarathons abgehakt! Üblicherweise laufe ich auch noch gerne einen Novembermarathon, aber da bei mir Ende Oktober eine kleinere OP samt anschließender Schonung ansteht war das für dieses Jahr auch mein Abschlussrennen.
Anmeldung:
Problemlos übers Internet; der Preis war mit €86 (im Juni, also etwa vier Monate davor) eher am oberen Ende für eine Veranstaltung dieser Größe. Es gab dafür leider auch nichts Nennenswertes im Starterpaket (ein 40g-Packerl Nüsse und ein Fläschchen Funktions-Waschmittel); mit Skinfit als Sonsor hätte ich mir doch zumindest irgendwas Textiles erwartet aber Fehlanzeige.
Teilnehmer:
Anscheinend gab es in diesem Jahr einen Anmelderekord; jedenfalls dürfte der 3-Länder-Marathon recht locker die Position als zweitgrößter Österreichs innehaben. Über die Volldistanz waren es diesmal ca. 1.500 Finisher (1.050 Männer, 450 Frauen), dazu 3.600 über die HM-Distanz (2.100 Männer, 1.500 Frauen) und 1.600 über den Viertelmarathon (mehr Frauen als Männer). Angeboten wurden auch Staffeln sowie (am Samstag) Kinderläufe.
Die Strecke:
https://www.sparkasse-3-laender-maratho ... kenplaene/
Das Besondere an diesem Lauf ist ja, dass er drei Länder berührt: Man startet in Deutschland (am Hafen von Lindau), läuft am Ufer des Bodensees entlang nach Österreich (in Bregenz wird als Highlight die Bühne der Festspiele durchlaufen) und dann über den Rhein auf einen Abstecher ins schweizerische St. Margrethen, bevor es wieder retour nach Bregenz geht. (Bei den kürzeren Distanzen kommt man natürlich nicht bis in die Schweiz ...)
Insgesamt ist es aber natürlich eine österreichische Veranstaltung; Marathonmesse und Zielgelände sind in Bregenz und auch die weitaus meisten Marathonkilometer befinden sich auf österreichischem Grund; auf deutschem Boden finden nur die ersten 6 km statt und auf schweizerischem die vier km ab km24.
Die Strecke beinhaltet keine Herausforderungen; es gibt ca. fünf etwas steilere Rampen bei Unter- bzw. Überführungen und Brücken entlang von Rhein und Autobahn sowie einige schärfere Kurven inklusive dreier 180°-Wenden und zwei kleine, etwas steilere Holzbrücken, aber an sich ist praktisch alles angenehm und ohne Rhythmusbrecher zu laufen. Der Belag ist größtenteils sehr guter Asphalt; nur einige - sehr kurze - Pflasterstücke sowie ein etwa eineinhalb Kilometer langer Schotter- bzw. Erdabschnitt im Naturschutzgebiet nahe der Bregenzer Mehrerau sind etwas anspruchsvoller.
Organisation:
Zentrum der Veranstaltung sind das Festspielhaus (Marathonmesse, Starnummernausgabe) und das daneben liegende Sportstadion. Die Nummern können bereits Freitag und Samstag abgeholt werden (was ich auch am Samstag getan habe, dennoch großes Gedrängel auf den Parkplätzen); am Renntag selbst kann man das aber ebenfalls noch nachholen. Bei einem Punkt-zu-Punkt-Lauf kommt natürlich der Logistik große Bedeutung zu; Wir hatten im Startort Lindau übernachtet; ansonsten gibt es natürlich die Möglichkeit, die Öffis für die 10km von Bregenz nach Lindau zu nutzen, und als besonderen Service beim 3-Länder-Marathon gibt es ein eigenes Shuttleboot, mit dem man direkt am Hafen von Lindau ankommt. Die Kleiderbeutel kann man dort abgeben und am Ziel in Bregenz wieder in Empfang nehmen; das hat wohl einigermaßen funktioniert (aber mit ziemlichen Wartezeiten bei der Ausgabe, das war Chaos pur ... zum Glück hat auf mich meine Elisabeth an einem Treffpunkt vorm Stadion mit dem Beutel gewartet).
Der Startbereich war sehr locker befüllt, das war richtig angenehm! Ein Lob an die Veranstalter, dass die Starts von Volldistanz und Halbmarathon zeitlich um 45min getrennt wurden, so etwas weiß man als Marathoni zu schätzen. Der Zielbereich im Stadion dagegen war leider unterdimensioniert und personell unterbesetzt; ein solches Gedrängel habe ich noch selten (bzw. noch gar nie) erlebt nach einem Marathon. Auch die Beschilderungen bzw. Wegführung dort waren unklar (evtl auch wegen der Dränglerei); die Duschen vor Ort waren für die Männer eher ein Hohn (die Frauen durften im nahegelegenen Schwimmbad duschen) - das Wasser in den Containern war kalt und der Wasserdruck so gering dass ich schließlich mein Handtuch anfeuchtete und mich damit notdürftig abwischte. Es gab für die Männer auch keinerlei Ablagemöglichkeiten oder Überdachung, das war alles sehr umständlich und unangenehm.
Die Strecke verläuft zum Großteil auf Nebenstraßen und/oder Radwegen; die Absperrungen waren über weite Strecken nicht besonders intensiv. ab km 16 verlief die Strecke auf Gemeindestraßen und hier waren auch einige Autos auf der Laufstrecke unterwegs (nicht querend, sondern parallel zu bzw. mitten unter uns Läufern); das war zwar kein großes Problem da sich das Feld zu diesem Zeitpunkt schon schön entzerrt hatte - dennoch etwas schräg für so eine große Veranstaltung. An manchen Kreuzungen war zudem nicht genau ersichtlich wo die Laufstrecke hinführte, hier wären zusätzliche Bodenmarkierungen oder Streckenposten sinnvoll gewesen (bzw. Posten die die Läufer im Auge behalten und nicht ihr Smartphone oder die Bierkiste, aber das kennt man ja leider mittlerweile von vielen Läufen). Und so ab km 35,5 teilen sich Marathonis und HM-Läufer wieder die Strecke, da wurde es dann teilweise richtig eng; in meinem Fall traf ich (wegen der 45min Startdifferenz) auf Läufer, die länger als 2h15 für den HM brauchen - das waren erstens sehr viele und zweitens ist das ein deutlicher Tempounterschied.
Mein eigener Lauf:
Ich fühlte mich ganz gut vorbereitet; mein Ziel waren 3h05 (vor ein paar Wochen war ich in Innsbruck einen HM in 1:29 gelaufen) aber ich machte mir keinen großen Stress, nach dem verkorksten Southampton Marathon wollte ich in erster Linie mit einem guten Gefühl ins Ziel kommen!
In der Nacht zum Sonntag hatte es teils kräftig geregnet in der ganzen Bodenseeregion, dementsprechend feucht präsentierte sich alles als wir uns auf den Weg zum Start machten. Aber das Wetter war immerhin besser als noch am Vortag prognostiziert - 13°C Lufttemperatur wie vorhergesagt, aber kaum Wind und keinerlei Niederschlag. Daher verzichtete ich auf ein Käppi und war eigentlich in meiner Standard-Montur unterwegs: Singlet, Laufhose, kurze Socken und ein Paar Endorphin 2 pro an den Füßen. Als einziges Zugeständnis an den Wetterbericht hatte ich ein Stirnband dabei, das ich aber nur um den Hals trug - wie sich zeigen sollte hätte ich auch das nicht gebraucht, ich kam den ganzen Lauf über nie in Versuchung, es aufzusetzen. Zusätzlich hatte ich diesmal - zum allerersten mal in meiner Lauf-"Karriere" - eine Laufuhr dabei; in erster Linie um meine Ambitionen etwas zu zügeln und nicht wieder zu schnell zu werden wie in Southampton.
Ich war ca. um 09:35 beim Startgelände - 10min vor der Startzeit - und begab mich zu meinem Block 1 (die Einteilung wurde nicht sehr streng überwacht, aber es ging sehr diszipliniert zu, es waren kaum Teilnehmer falsch eingeordnet). Dann flog auch schon der TV-Hubschrauber drüber, der Sprecher zählte kurz ein und mittels Hupe wurden wir ins Rennen geschickt.
Km 0-5:
Der erste Kilometer führte außen um die Lindauer Insel herum; hier galt es im dichten Verkehr nicht zu stolpern und Ruhe zu bewahren - außerdem stand an vielen Stellen noch Wasser auf der Fahrbahn; also behielt ich auch immer den Untergrund im Auge - ich hasse es, in nassen Schuhen zu laufen! Dann ging es auch schon über die breite Autobrücke aufs Festland und am ersten Kreisverkehr rechts ab in die schattige Bregenzer Straße, wo es natürlich noch feuchter war. Ich war knapp hinter dem 3h15-Pacemaker und hielt mich eine Weile an diesen; gerade am Anfang ist es wichtig nicht zu überpacen. Ca. ab km 3 legte ich noch ein wenig an Tempo zu - der Rhythmus fühlte sich richtig fein an - und zog langsam am Pacemaker vorbei; ab jetzt hatte ich praktisch freie Bahn weil das Feld schon schön langgezogen war. An der ersten Verpflegungsstation lief ich - da gut vorhydriert - vorbei. Die km5-Marke passierte ich nach nicht ganz 22 Minuten; Pace bis dahin: 4:23
km 5-10:
Ein paar hundert Meter weiter ging es über die unspektakuläre Grenze; ab jetzt waren wir in Österreich und bald danach auch direkt am Seeufer unterwegs. Während die Fahrbahn vorher noch sehr nass gewesen war, hatte es hier dank des Windes bereits aufzutrocknen begonnen. Der Wind wehte zwar leicht von vorne aber war (noch) nicht unangenehm; diese Kilometer gingen sehr leicht von der Sohle! Ab km 8 waren wir in Bregenz; flott ging's am Hafen mit den Ausflugsdampfern vorbei. Beim Verpflegungsstand schnappte ich mir einen Becher Wasser, aus dem ich ein paar Schlucke nahm. Die 10km-Matte passierte ich nach 43:36 als 96.; Pace auf dem Abschnitt km 5-10: 4:18
km 10-15:
Knapp nach der 10km-Matte ging's aufs Festspielgelände. Hier kam wohl der Höhepunkt für Kultur-Läufer; wir rannten direkt am "Freischütz"-Bühnenbild vorbei - das ging bei unserem Tempo allerdings alles so schnell (und man musste auf den Boden achten), dass wir das nicht wirklich würdigen konnten! Über eine scharfe Kurve wieder raus auf den Radweg und dann zwischen Stadion und Strandbad vorbei zum Sporthafen. Linkerhand war das Kloster Mehrerau zu sehen (samt Vorarlbergs Eliteinternat); dann ging es weiter ins Grünland mit den weiten Schilfgürteln und Auwäldern. Ca. ab km 13 folgte ein landschaftlich hübscher aber wegen der Nässe unbequem zu laufender Abschnitt durch diese Auwälder - auf den unbefestigten Wegen musste man immer wieder Schlammstellen ausweichen; abgesehen davon ist der Grip der Endorphin bei Nässe nicht so überzeugend. Hier sank auch mein Tempo etwas ab. Zum Glück dauerte dieser Abschnitt keine 2km; dann ging es scharf rechts und über einen Steg über die Bregenzer Ache nach Hard (mittlerweile nur mehr ein Vorort von Bregenz). Knapp vor den ersten Häusern waren wir bei km15; meine Pace auf dem Abschnitt km10 - km15: 4:21 (wobei km 14 der bei weitem langsamste hier war, die anderen immer noch bei 4:17)
km 15-21,1:
Ab jetzt ging es außen um Hard herum; die Strecke hier war eher langweilig - rechterhand immer der Bodensee, aber wir waren nie direkt am Ufer; linkerhand die in Vorarlberg ubiquitären Einfamilienhäuser mit Garten rundum. Knapp vor km 16 dann eine 180°-Wende, deren Sinn sich mir in diesem Moment nicht so recht erschloss (im Nachhinein: das war natürlich der Wendepunkt für die Halbmarathonis). Leider machte ab hier mein Darm auf sich aufmerksam; knapp vor km 18 (wir waren mittlerweile im eher unansehlichen Gewerbegebiet von Hard) kam zum Glück ein Verpflegungsstand, wo ich schnell für ein paar Sekunden im Mobilklo verschwand. Leider zu früh weil da nicht wirklich viel weiterging; also wieder raus auf die Strecke und wieder die Läufer überholen, die ich schon zuvor überholt hatte! Ich reihte mich neben einem jungen (ok, M40, das ist aus meiner Sicht noch jung!) behuteten Läufer aus Marburg ein (Felix Bußmann), der ca. mein Tempo lief, und gemeinsam rollten wir das Feld auf. Bald ging es über die langgestreckte Rheinbrücke und dahinter durch Fußach. In diesem Bereich machte sich das erste mal wirklich unangenehmer Gegenwind bemerkbar. Die HM-Marke überquerte ich nach netto 1:31:45 als 94., hatte also (wegen der Klo-Pause) letztlich nur drei Ränge gutgemacht seit km 10! Pace auf den Kilometern 15-21,1: ca. 4:20, wenn man die Pause nicht mitrechnet, die mich ca. 40 Sekunden gekostet hatte.
km 21,1-25:
Durch die unauffälligen Ortschaften Fußach und Höchst (samt Gewerbegebiet) näherten wir uns der Schweizer Grenze, die wir ziemlich genau bei km 24 überquerten - alles immer im steifen Gegenwind. Nachdem die Schweiz ja zum Schengenraum gehört, ging alles unbürokratisch zu, niemand fragte nach Ausweisen oder zu verzollenden Gütern. St. Margrethen heißt dieser Grenzort und ist optisch auch nicht so der Bringer; immerhin waren die Straßen gut und es standen viele Zuschauer am Streckenrand. Praktisch genau bei km 25 war der westlichste Punkt des Marathons erreicht; ab hier schwenkten wir auf Ostkurs zurück zum Rhein. Pace auf diesen 4 Kilometern: 4:22, ganz ok eigentlich für den Gegenwind.
km 25-30:
Am Rückweg zum Rhein stand eine schweizerische Blasmusikkapelle (keine Guggenmusik); das gab Schwung und auch der Wind kam nun eher von schräg hinten. Leider machte sich immer noch mein Darm bemerkbar, und so verabschiedete ich mich knapp vor km28 an einer passenden Stelle unter dem Autobahnkreuz St. Margrethen von meinem Kollegen und verdrückte mich hinter einen Schotterhaufen. Praktisch genau eine Minute dauerte diesmal der Abstecher, aber der war immerhin von Erfolg gekrönt - ca. ein halbes Kilo leichter machte ich mich auf die Socken, um schon wieder die selben Leute zu überholen! Immerhin ging es jetzt am Rhein entlang nach Norden, und zwar mit dem kräftigen Wind, im Rücken, der uns zuvor gehemmmt hatte! Die 30km-Matte überquerte ich nach 2:12:01 als 91. (hatte also trotz Pause noch drei Plätze gutgemacht); die Pace lag auf den nicht-Pause-Kilometern unter 4:20 (km 30 sogar unter 4:10, der Rückenwind war hier echt hilfreich!)
km 30-35:
Schnurgerade ging es weiter nordwärts, bis wir bei km32 wieder ans östliche Rheinufer wechselten. Ab hier ging es auf der selben Route, die wir bereits beim Hinweg genommen hatten, wieder zurück durch Hard - es kamen uns auch wirklich noch einige Kollegen entgegen, für die hier ja erst km17 oder 18 war, die also etwa doppelt so lange für die Strecke brauchen würden. Hier holte ich auch wieder den jungen Kollegen mit Hütchen ein, mit dem ich im folgenden fast bis zum Ziel laufen konnte. Beim Verpflegungsstand schnappte ich mir einen Becher Iso in der Hoffnung, die Ausscheidungen etwas wettmachen zu können. Mit dem Wind im Rücken wurden diese 5km jedenfalls meine schnellsten im gesamten Marathon, Pace auf diesem Abschnitt: 4:17
km 35-42,2:
Etwa bei km 35,5 kamen wir mit den Halbmarathonis zusammen, und ab hier wurde es etwas stressig. Wie schon beschrieben, führen die 45min Startdifferenz dazu, dass es sich hier um Leute hanhdelte, die ca. mit einer Pace um die 7:00 oder sogar langsamer unterwegs waren (manche waren auch bereits am Gehen) - das war ein ziemlicher Unterschied zu meinen ca. 4:20, und wie auf der Autobahn führen auch beim Laufen so unterschiedliche Geschwindigkeiten zu viel Hektik, speziell wenn die Strecke nicht besonders breit ist (in diesem Abschnitt meist ein Radweg mit nur ca. 2m). Abgesehen davon ist es sehr schwer, das eigene Tempo auf diese Art beizubehalten. Mehr schlecht als recht wieselten wir also durch das Läuferfeld (viele waren in Gruppen oder Grüppchen unterwegs und unterhielten sich untereinender oder hörten Musik, wodurch sie uns Überholende wohl nicht wahrnehmen konnten) - hin und wieder musste man auch ins Grünzeug ausweichen. Ich ärgerte mich aber nicht sondern fand das eigentlich ganz amüsant; abgesehen davon war ich erfreut dass der Rückweg nicht derselben Strecke folgte wie der Herweg - ich hatte nämlich damit gerechnet, dass wir noch einmal die ca. eineinhalb Schotterkilometer im Auwald bewältigen mussten; zum Glück war das nicht der Fall sondern es ging immer auf Asphalt zurück nach Bregenz. Dann kam auch schon das letzte "Hindernis" - eine kleine Holzbrücke - und wir waren beim Stadion, wo die Elisabeth mich anfeuerte. Zusätzlich kam auch noch die Sonne raus, super! Ein Blick auf meine Armbanduhr zeigte mir, dass ich zwar mein Ziel sub3h05 verfehlen würde, aber eine 3:05er Zeit sich ausgehen sollte, und so war es dann auch: Durch scharfe Kurven rein ins Stadion und die letzten 200m auf Tartan durch die ca. 5 Sponsorenbögen zur Matte (in der Schlusskurve überholte mich noch ein bunt gewandeter Kollege). Die überquerte ich nach netto 3:05:53 als 67. gesamt, 61. bei den Männern und 3. meiner M55 (2. war der bunte Kollege geworden!) Meine Pace auf den letzten 7,2km war leider auf 4:28 gefallen, aber das war eher dem Verkehr auf der Strecke geschuldet als meinem Körper, ich fühlte mich eigentlich ganz gut und hätte durchaus noch weiter laufen können.
Ich nahm meine Medaille in Empfang, dann ging's in den wie erwähnt verstopften Verpflegungsbereich (die Helferinnen kamen nicht mit dem Befüllen der Stände nach) wo ich mir nach ein paar Minuten Anstehen ein paar Apfelspalten, ein Nusskipferl und ein paar Kartoffelchips schnappte; dann kletterte ich nach einigem vergeblichen Suchen nach dem Ausgang über die Tribüne rauf (und hinten wieder runter) um in den Außenbereich zu meiner Frau zu gelangen - zum Glück war der Marathon so entspannt verlaufen; ich hatte schon welche wo ich danach keine Treppen runterkonnte! Das Duschen war wie erwähnt eine eher unerfreuliche Angelegenheit; das einzig gute war dass das Wetter eben besser als prognsotiziert war - ich mag mir nicht vorstellen was sich dort abgespielt hätte, hätte es wirklich böigen Wind und Regen gegeben!
Fazit:
Eventuell wurden die Veranstalter selbst vom Melderekord überrascht; jedenfalls gab es organisatorisch einige Schwachstellen. Wobei mir gerade das "hinterher" sehr kritisch erscheint; die Organisation von Verpflegung und Duschen war schlicht unzumutbar. Sowas kann man vielleicht auf einem Volksfest machen; bei einem Marathon geht es um Menschen die mehrere Stunden lang körperliche Höchstleistungen vollbracht haben und dann oft nicht mehr in der Lage sind, alles selbst unter Kontrolle zu haben.
Unangenehm war wie erwähnt auch der Verkehr auf der Strecke ab km 35; hier sollten sich die Veranstalter evtl überlegen, die Startdifferenz auf sagen wir 75 oder 90min zu erhöhen; dann wären die Tempounterschiede auf den letzten 7km bei weitem nicht so deutlich.
Abgesehen davon ist es eine recht feine Veranstaltung; allein dass man drei Staaten berührt verleiht dem Lauf ja eine gewisse Sonderstellung, was sich auch an den zahlreichen internationalen Teilnehmern zeigt. Die Strecke selbst ist größtenteils angenehm zu laufen und hat viele schöne Kilometer entlang von Bodensee und Rheinauen, allerdings natürlich auch zahlreiche eher langweilige Kilometer durch das stark besiedelte Rheintal. Sicher kein Muss-Lauf, aber abgesehen von den angesprochenen organisatorischen Mängeln eine angenehme Veranstaltung.
Aus persönlicher Sicht:
Nach dem misslungenen Lauf in Southampton war das diesmal ein sehr kontrollierter, fast schon entspannter Marathon mit Leistungsreserven (laut Laufuhr war der Puls kaum je über 160; im Schnitt 151), und dennoch mein schnellster 2024. Ohne die zwei Klopausen hätte ich evtl. sogar die 3h05 geschafft (laut Laufuhr: Zeit in Bewegung 3:04:14), aber das lässt sich natürlich schwer sagen; Tatsache ist dass der Puls in den Pausen ja runtergeht und man danach frischer weiterläuft. Jedenfalls ein schöner Jahresabschluss bei perfektem Laufwetter - ich kann's doch noch!
ca. 600m vor dem Zieleinlauf:
Anmeldung:
Problemlos übers Internet; der Preis war mit €86 (im Juni, also etwa vier Monate davor) eher am oberen Ende für eine Veranstaltung dieser Größe. Es gab dafür leider auch nichts Nennenswertes im Starterpaket (ein 40g-Packerl Nüsse und ein Fläschchen Funktions-Waschmittel); mit Skinfit als Sonsor hätte ich mir doch zumindest irgendwas Textiles erwartet aber Fehlanzeige.
Teilnehmer:
Anscheinend gab es in diesem Jahr einen Anmelderekord; jedenfalls dürfte der 3-Länder-Marathon recht locker die Position als zweitgrößter Österreichs innehaben. Über die Volldistanz waren es diesmal ca. 1.500 Finisher (1.050 Männer, 450 Frauen), dazu 3.600 über die HM-Distanz (2.100 Männer, 1.500 Frauen) und 1.600 über den Viertelmarathon (mehr Frauen als Männer). Angeboten wurden auch Staffeln sowie (am Samstag) Kinderläufe.
Die Strecke:
https://www.sparkasse-3-laender-maratho ... kenplaene/
Das Besondere an diesem Lauf ist ja, dass er drei Länder berührt: Man startet in Deutschland (am Hafen von Lindau), läuft am Ufer des Bodensees entlang nach Österreich (in Bregenz wird als Highlight die Bühne der Festspiele durchlaufen) und dann über den Rhein auf einen Abstecher ins schweizerische St. Margrethen, bevor es wieder retour nach Bregenz geht. (Bei den kürzeren Distanzen kommt man natürlich nicht bis in die Schweiz ...)
Insgesamt ist es aber natürlich eine österreichische Veranstaltung; Marathonmesse und Zielgelände sind in Bregenz und auch die weitaus meisten Marathonkilometer befinden sich auf österreichischem Grund; auf deutschem Boden finden nur die ersten 6 km statt und auf schweizerischem die vier km ab km24.
Die Strecke beinhaltet keine Herausforderungen; es gibt ca. fünf etwas steilere Rampen bei Unter- bzw. Überführungen und Brücken entlang von Rhein und Autobahn sowie einige schärfere Kurven inklusive dreier 180°-Wenden und zwei kleine, etwas steilere Holzbrücken, aber an sich ist praktisch alles angenehm und ohne Rhythmusbrecher zu laufen. Der Belag ist größtenteils sehr guter Asphalt; nur einige - sehr kurze - Pflasterstücke sowie ein etwa eineinhalb Kilometer langer Schotter- bzw. Erdabschnitt im Naturschutzgebiet nahe der Bregenzer Mehrerau sind etwas anspruchsvoller.
Organisation:
Zentrum der Veranstaltung sind das Festspielhaus (Marathonmesse, Starnummernausgabe) und das daneben liegende Sportstadion. Die Nummern können bereits Freitag und Samstag abgeholt werden (was ich auch am Samstag getan habe, dennoch großes Gedrängel auf den Parkplätzen); am Renntag selbst kann man das aber ebenfalls noch nachholen. Bei einem Punkt-zu-Punkt-Lauf kommt natürlich der Logistik große Bedeutung zu; Wir hatten im Startort Lindau übernachtet; ansonsten gibt es natürlich die Möglichkeit, die Öffis für die 10km von Bregenz nach Lindau zu nutzen, und als besonderen Service beim 3-Länder-Marathon gibt es ein eigenes Shuttleboot, mit dem man direkt am Hafen von Lindau ankommt. Die Kleiderbeutel kann man dort abgeben und am Ziel in Bregenz wieder in Empfang nehmen; das hat wohl einigermaßen funktioniert (aber mit ziemlichen Wartezeiten bei der Ausgabe, das war Chaos pur ... zum Glück hat auf mich meine Elisabeth an einem Treffpunkt vorm Stadion mit dem Beutel gewartet).
Der Startbereich war sehr locker befüllt, das war richtig angenehm! Ein Lob an die Veranstalter, dass die Starts von Volldistanz und Halbmarathon zeitlich um 45min getrennt wurden, so etwas weiß man als Marathoni zu schätzen. Der Zielbereich im Stadion dagegen war leider unterdimensioniert und personell unterbesetzt; ein solches Gedrängel habe ich noch selten (bzw. noch gar nie) erlebt nach einem Marathon. Auch die Beschilderungen bzw. Wegführung dort waren unklar (evtl auch wegen der Dränglerei); die Duschen vor Ort waren für die Männer eher ein Hohn (die Frauen durften im nahegelegenen Schwimmbad duschen) - das Wasser in den Containern war kalt und der Wasserdruck so gering dass ich schließlich mein Handtuch anfeuchtete und mich damit notdürftig abwischte. Es gab für die Männer auch keinerlei Ablagemöglichkeiten oder Überdachung, das war alles sehr umständlich und unangenehm.
Die Strecke verläuft zum Großteil auf Nebenstraßen und/oder Radwegen; die Absperrungen waren über weite Strecken nicht besonders intensiv. ab km 16 verlief die Strecke auf Gemeindestraßen und hier waren auch einige Autos auf der Laufstrecke unterwegs (nicht querend, sondern parallel zu bzw. mitten unter uns Läufern); das war zwar kein großes Problem da sich das Feld zu diesem Zeitpunkt schon schön entzerrt hatte - dennoch etwas schräg für so eine große Veranstaltung. An manchen Kreuzungen war zudem nicht genau ersichtlich wo die Laufstrecke hinführte, hier wären zusätzliche Bodenmarkierungen oder Streckenposten sinnvoll gewesen (bzw. Posten die die Läufer im Auge behalten und nicht ihr Smartphone oder die Bierkiste, aber das kennt man ja leider mittlerweile von vielen Läufen). Und so ab km 35,5 teilen sich Marathonis und HM-Läufer wieder die Strecke, da wurde es dann teilweise richtig eng; in meinem Fall traf ich (wegen der 45min Startdifferenz) auf Läufer, die länger als 2h15 für den HM brauchen - das waren erstens sehr viele und zweitens ist das ein deutlicher Tempounterschied.
Mein eigener Lauf:
Ich fühlte mich ganz gut vorbereitet; mein Ziel waren 3h05 (vor ein paar Wochen war ich in Innsbruck einen HM in 1:29 gelaufen) aber ich machte mir keinen großen Stress, nach dem verkorksten Southampton Marathon wollte ich in erster Linie mit einem guten Gefühl ins Ziel kommen!
In der Nacht zum Sonntag hatte es teils kräftig geregnet in der ganzen Bodenseeregion, dementsprechend feucht präsentierte sich alles als wir uns auf den Weg zum Start machten. Aber das Wetter war immerhin besser als noch am Vortag prognostiziert - 13°C Lufttemperatur wie vorhergesagt, aber kaum Wind und keinerlei Niederschlag. Daher verzichtete ich auf ein Käppi und war eigentlich in meiner Standard-Montur unterwegs: Singlet, Laufhose, kurze Socken und ein Paar Endorphin 2 pro an den Füßen. Als einziges Zugeständnis an den Wetterbericht hatte ich ein Stirnband dabei, das ich aber nur um den Hals trug - wie sich zeigen sollte hätte ich auch das nicht gebraucht, ich kam den ganzen Lauf über nie in Versuchung, es aufzusetzen. Zusätzlich hatte ich diesmal - zum allerersten mal in meiner Lauf-"Karriere" - eine Laufuhr dabei; in erster Linie um meine Ambitionen etwas zu zügeln und nicht wieder zu schnell zu werden wie in Southampton.
Ich war ca. um 09:35 beim Startgelände - 10min vor der Startzeit - und begab mich zu meinem Block 1 (die Einteilung wurde nicht sehr streng überwacht, aber es ging sehr diszipliniert zu, es waren kaum Teilnehmer falsch eingeordnet). Dann flog auch schon der TV-Hubschrauber drüber, der Sprecher zählte kurz ein und mittels Hupe wurden wir ins Rennen geschickt.
Km 0-5:
Der erste Kilometer führte außen um die Lindauer Insel herum; hier galt es im dichten Verkehr nicht zu stolpern und Ruhe zu bewahren - außerdem stand an vielen Stellen noch Wasser auf der Fahrbahn; also behielt ich auch immer den Untergrund im Auge - ich hasse es, in nassen Schuhen zu laufen! Dann ging es auch schon über die breite Autobrücke aufs Festland und am ersten Kreisverkehr rechts ab in die schattige Bregenzer Straße, wo es natürlich noch feuchter war. Ich war knapp hinter dem 3h15-Pacemaker und hielt mich eine Weile an diesen; gerade am Anfang ist es wichtig nicht zu überpacen. Ca. ab km 3 legte ich noch ein wenig an Tempo zu - der Rhythmus fühlte sich richtig fein an - und zog langsam am Pacemaker vorbei; ab jetzt hatte ich praktisch freie Bahn weil das Feld schon schön langgezogen war. An der ersten Verpflegungsstation lief ich - da gut vorhydriert - vorbei. Die km5-Marke passierte ich nach nicht ganz 22 Minuten; Pace bis dahin: 4:23
km 5-10:
Ein paar hundert Meter weiter ging es über die unspektakuläre Grenze; ab jetzt waren wir in Österreich und bald danach auch direkt am Seeufer unterwegs. Während die Fahrbahn vorher noch sehr nass gewesen war, hatte es hier dank des Windes bereits aufzutrocknen begonnen. Der Wind wehte zwar leicht von vorne aber war (noch) nicht unangenehm; diese Kilometer gingen sehr leicht von der Sohle! Ab km 8 waren wir in Bregenz; flott ging's am Hafen mit den Ausflugsdampfern vorbei. Beim Verpflegungsstand schnappte ich mir einen Becher Wasser, aus dem ich ein paar Schlucke nahm. Die 10km-Matte passierte ich nach 43:36 als 96.; Pace auf dem Abschnitt km 5-10: 4:18
km 10-15:
Knapp nach der 10km-Matte ging's aufs Festspielgelände. Hier kam wohl der Höhepunkt für Kultur-Läufer; wir rannten direkt am "Freischütz"-Bühnenbild vorbei - das ging bei unserem Tempo allerdings alles so schnell (und man musste auf den Boden achten), dass wir das nicht wirklich würdigen konnten! Über eine scharfe Kurve wieder raus auf den Radweg und dann zwischen Stadion und Strandbad vorbei zum Sporthafen. Linkerhand war das Kloster Mehrerau zu sehen (samt Vorarlbergs Eliteinternat); dann ging es weiter ins Grünland mit den weiten Schilfgürteln und Auwäldern. Ca. ab km 13 folgte ein landschaftlich hübscher aber wegen der Nässe unbequem zu laufender Abschnitt durch diese Auwälder - auf den unbefestigten Wegen musste man immer wieder Schlammstellen ausweichen; abgesehen davon ist der Grip der Endorphin bei Nässe nicht so überzeugend. Hier sank auch mein Tempo etwas ab. Zum Glück dauerte dieser Abschnitt keine 2km; dann ging es scharf rechts und über einen Steg über die Bregenzer Ache nach Hard (mittlerweile nur mehr ein Vorort von Bregenz). Knapp vor den ersten Häusern waren wir bei km15; meine Pace auf dem Abschnitt km10 - km15: 4:21 (wobei km 14 der bei weitem langsamste hier war, die anderen immer noch bei 4:17)
km 15-21,1:
Ab jetzt ging es außen um Hard herum; die Strecke hier war eher langweilig - rechterhand immer der Bodensee, aber wir waren nie direkt am Ufer; linkerhand die in Vorarlberg ubiquitären Einfamilienhäuser mit Garten rundum. Knapp vor km 16 dann eine 180°-Wende, deren Sinn sich mir in diesem Moment nicht so recht erschloss (im Nachhinein: das war natürlich der Wendepunkt für die Halbmarathonis). Leider machte ab hier mein Darm auf sich aufmerksam; knapp vor km 18 (wir waren mittlerweile im eher unansehlichen Gewerbegebiet von Hard) kam zum Glück ein Verpflegungsstand, wo ich schnell für ein paar Sekunden im Mobilklo verschwand. Leider zu früh weil da nicht wirklich viel weiterging; also wieder raus auf die Strecke und wieder die Läufer überholen, die ich schon zuvor überholt hatte! Ich reihte mich neben einem jungen (ok, M40, das ist aus meiner Sicht noch jung!) behuteten Läufer aus Marburg ein (Felix Bußmann), der ca. mein Tempo lief, und gemeinsam rollten wir das Feld auf. Bald ging es über die langgestreckte Rheinbrücke und dahinter durch Fußach. In diesem Bereich machte sich das erste mal wirklich unangenehmer Gegenwind bemerkbar. Die HM-Marke überquerte ich nach netto 1:31:45 als 94., hatte also (wegen der Klo-Pause) letztlich nur drei Ränge gutgemacht seit km 10! Pace auf den Kilometern 15-21,1: ca. 4:20, wenn man die Pause nicht mitrechnet, die mich ca. 40 Sekunden gekostet hatte.
km 21,1-25:
Durch die unauffälligen Ortschaften Fußach und Höchst (samt Gewerbegebiet) näherten wir uns der Schweizer Grenze, die wir ziemlich genau bei km 24 überquerten - alles immer im steifen Gegenwind. Nachdem die Schweiz ja zum Schengenraum gehört, ging alles unbürokratisch zu, niemand fragte nach Ausweisen oder zu verzollenden Gütern. St. Margrethen heißt dieser Grenzort und ist optisch auch nicht so der Bringer; immerhin waren die Straßen gut und es standen viele Zuschauer am Streckenrand. Praktisch genau bei km 25 war der westlichste Punkt des Marathons erreicht; ab hier schwenkten wir auf Ostkurs zurück zum Rhein. Pace auf diesen 4 Kilometern: 4:22, ganz ok eigentlich für den Gegenwind.
km 25-30:
Am Rückweg zum Rhein stand eine schweizerische Blasmusikkapelle (keine Guggenmusik); das gab Schwung und auch der Wind kam nun eher von schräg hinten. Leider machte sich immer noch mein Darm bemerkbar, und so verabschiedete ich mich knapp vor km28 an einer passenden Stelle unter dem Autobahnkreuz St. Margrethen von meinem Kollegen und verdrückte mich hinter einen Schotterhaufen. Praktisch genau eine Minute dauerte diesmal der Abstecher, aber der war immerhin von Erfolg gekrönt - ca. ein halbes Kilo leichter machte ich mich auf die Socken, um schon wieder die selben Leute zu überholen! Immerhin ging es jetzt am Rhein entlang nach Norden, und zwar mit dem kräftigen Wind, im Rücken, der uns zuvor gehemmmt hatte! Die 30km-Matte überquerte ich nach 2:12:01 als 91. (hatte also trotz Pause noch drei Plätze gutgemacht); die Pace lag auf den nicht-Pause-Kilometern unter 4:20 (km 30 sogar unter 4:10, der Rückenwind war hier echt hilfreich!)
km 30-35:
Schnurgerade ging es weiter nordwärts, bis wir bei km32 wieder ans östliche Rheinufer wechselten. Ab hier ging es auf der selben Route, die wir bereits beim Hinweg genommen hatten, wieder zurück durch Hard - es kamen uns auch wirklich noch einige Kollegen entgegen, für die hier ja erst km17 oder 18 war, die also etwa doppelt so lange für die Strecke brauchen würden. Hier holte ich auch wieder den jungen Kollegen mit Hütchen ein, mit dem ich im folgenden fast bis zum Ziel laufen konnte. Beim Verpflegungsstand schnappte ich mir einen Becher Iso in der Hoffnung, die Ausscheidungen etwas wettmachen zu können. Mit dem Wind im Rücken wurden diese 5km jedenfalls meine schnellsten im gesamten Marathon, Pace auf diesem Abschnitt: 4:17
km 35-42,2:
Etwa bei km 35,5 kamen wir mit den Halbmarathonis zusammen, und ab hier wurde es etwas stressig. Wie schon beschrieben, führen die 45min Startdifferenz dazu, dass es sich hier um Leute hanhdelte, die ca. mit einer Pace um die 7:00 oder sogar langsamer unterwegs waren (manche waren auch bereits am Gehen) - das war ein ziemlicher Unterschied zu meinen ca. 4:20, und wie auf der Autobahn führen auch beim Laufen so unterschiedliche Geschwindigkeiten zu viel Hektik, speziell wenn die Strecke nicht besonders breit ist (in diesem Abschnitt meist ein Radweg mit nur ca. 2m). Abgesehen davon ist es sehr schwer, das eigene Tempo auf diese Art beizubehalten. Mehr schlecht als recht wieselten wir also durch das Läuferfeld (viele waren in Gruppen oder Grüppchen unterwegs und unterhielten sich untereinender oder hörten Musik, wodurch sie uns Überholende wohl nicht wahrnehmen konnten) - hin und wieder musste man auch ins Grünzeug ausweichen. Ich ärgerte mich aber nicht sondern fand das eigentlich ganz amüsant; abgesehen davon war ich erfreut dass der Rückweg nicht derselben Strecke folgte wie der Herweg - ich hatte nämlich damit gerechnet, dass wir noch einmal die ca. eineinhalb Schotterkilometer im Auwald bewältigen mussten; zum Glück war das nicht der Fall sondern es ging immer auf Asphalt zurück nach Bregenz. Dann kam auch schon das letzte "Hindernis" - eine kleine Holzbrücke - und wir waren beim Stadion, wo die Elisabeth mich anfeuerte. Zusätzlich kam auch noch die Sonne raus, super! Ein Blick auf meine Armbanduhr zeigte mir, dass ich zwar mein Ziel sub3h05 verfehlen würde, aber eine 3:05er Zeit sich ausgehen sollte, und so war es dann auch: Durch scharfe Kurven rein ins Stadion und die letzten 200m auf Tartan durch die ca. 5 Sponsorenbögen zur Matte (in der Schlusskurve überholte mich noch ein bunt gewandeter Kollege). Die überquerte ich nach netto 3:05:53 als 67. gesamt, 61. bei den Männern und 3. meiner M55 (2. war der bunte Kollege geworden!) Meine Pace auf den letzten 7,2km war leider auf 4:28 gefallen, aber das war eher dem Verkehr auf der Strecke geschuldet als meinem Körper, ich fühlte mich eigentlich ganz gut und hätte durchaus noch weiter laufen können.
Ich nahm meine Medaille in Empfang, dann ging's in den wie erwähnt verstopften Verpflegungsbereich (die Helferinnen kamen nicht mit dem Befüllen der Stände nach) wo ich mir nach ein paar Minuten Anstehen ein paar Apfelspalten, ein Nusskipferl und ein paar Kartoffelchips schnappte; dann kletterte ich nach einigem vergeblichen Suchen nach dem Ausgang über die Tribüne rauf (und hinten wieder runter) um in den Außenbereich zu meiner Frau zu gelangen - zum Glück war der Marathon so entspannt verlaufen; ich hatte schon welche wo ich danach keine Treppen runterkonnte! Das Duschen war wie erwähnt eine eher unerfreuliche Angelegenheit; das einzig gute war dass das Wetter eben besser als prognsotiziert war - ich mag mir nicht vorstellen was sich dort abgespielt hätte, hätte es wirklich böigen Wind und Regen gegeben!
Fazit:
Eventuell wurden die Veranstalter selbst vom Melderekord überrascht; jedenfalls gab es organisatorisch einige Schwachstellen. Wobei mir gerade das "hinterher" sehr kritisch erscheint; die Organisation von Verpflegung und Duschen war schlicht unzumutbar. Sowas kann man vielleicht auf einem Volksfest machen; bei einem Marathon geht es um Menschen die mehrere Stunden lang körperliche Höchstleistungen vollbracht haben und dann oft nicht mehr in der Lage sind, alles selbst unter Kontrolle zu haben.
Unangenehm war wie erwähnt auch der Verkehr auf der Strecke ab km 35; hier sollten sich die Veranstalter evtl überlegen, die Startdifferenz auf sagen wir 75 oder 90min zu erhöhen; dann wären die Tempounterschiede auf den letzten 7km bei weitem nicht so deutlich.
Abgesehen davon ist es eine recht feine Veranstaltung; allein dass man drei Staaten berührt verleiht dem Lauf ja eine gewisse Sonderstellung, was sich auch an den zahlreichen internationalen Teilnehmern zeigt. Die Strecke selbst ist größtenteils angenehm zu laufen und hat viele schöne Kilometer entlang von Bodensee und Rheinauen, allerdings natürlich auch zahlreiche eher langweilige Kilometer durch das stark besiedelte Rheintal. Sicher kein Muss-Lauf, aber abgesehen von den angesprochenen organisatorischen Mängeln eine angenehme Veranstaltung.
Aus persönlicher Sicht:
Nach dem misslungenen Lauf in Southampton war das diesmal ein sehr kontrollierter, fast schon entspannter Marathon mit Leistungsreserven (laut Laufuhr war der Puls kaum je über 160; im Schnitt 151), und dennoch mein schnellster 2024. Ohne die zwei Klopausen hätte ich evtl. sogar die 3h05 geschafft (laut Laufuhr: Zeit in Bewegung 3:04:14), aber das lässt sich natürlich schwer sagen; Tatsache ist dass der Puls in den Pausen ja runtergeht und man danach frischer weiterläuft. Jedenfalls ein schöner Jahresabschluss bei perfektem Laufwetter - ich kann's doch noch!
ca. 600m vor dem Zieleinlauf: