Travelauf 2012 - ich liebe kleine Läufe
Verfasst: 26.03.2012, 11:45
Ich liebe ja die kleinen Läufe, so etwas wie viermal um den Ententeich, dreimal um den Dorfplatz und dann wunderschön noch ein paar Meter an der Feldmark entlang, ich mag es, wenn die Jugendband im Ziel spielt und, wenn die Kinder beim Verteilen der Getränke richtig Spaß haben.
Gestern war wieder so ein Lauf, Landschaftslauf, Halbmarathon in Bad Oldesloe, wer das nicht kennt - das liegt irgendwo östlich zwischen Hamburg, Kiel und Bad Segeberg.
Also los - Startnummern abgeholt, alle sind nett und freundlich, den Kindern beim Bambinilauf zugeschaut, mir den Start der 10km angeschaut, die erste Frau war vielleicht schnell, meine Fresse.
Unser Start, ich laufe nicht komplett in pink, aber ohne meinen pinken Laufrock wollte ich heute auch nicht los, warum auch, es ist noch nicht so richtig warm, doch später wird mich nur meine Erschöpfung davon abhalten das Shirt auch noch auszuziehen und in BH zu laufen - warum auch nicht?!
Am Start, mitten im schönen Kurparkstadion frage ich, noch locker - wer läuft mit mir ca. 1:40. Ein großer junger Mann, der verstöpselt neben mir steht, meldet sich, er ist ungefähr doppelt so groß wie ich, was aber keine Kunst ist. Er lächelt. "Hört sich gut an."
Ich habe ja von Hennes die Order bekommen mich an die schnelleren und nicht an die netteren Jungs zu hängen, aber, wenn ich beides bekommen kann?! Da sag ich doch nicht nein.
Es geht los, der erste Kilometer wird der Hammer, es ist hügelig, ich als Flachlandtirolerin würde sagen, dass das bergig ist, aber ja, reden wir mal von einem profilierten Radweg.
4:23 - liebe Leute, wir sind zu schnell. Mir geht es gut, ich laufe neben dem netten jungen Mann.
Nächster Kilometer, es ist eine schöne Strecke, oben auf dem alten Bahndamm, immer schön rauf und runter - irgendetwas in 4:36min/km.
Ja, das ist noch immer zu schnell.
Kilometer, drei, vier, fünf, passt so gerade, doch ich merke jetzt schon, dass das nicht mein Tag wird. Meine Beine sind einfach schrottig heute, ich lasse den jungen Mann ziehen und laufe allein. Wundervoll. Wie immer.
Ich mache die Garmin aus, ich lauf jetzt nach Gefühl, da bin ich eh meistens besser, bringt mir eh nichts mehr, ich muss das Ding nur noch gut zu Ende bringen. Am nächstes Anstieg weiß ich auch, dass das mit der 1:40:irgendetwas nichts wird, wenn ich Glück habe, kann ich noch eine PB laufen. Wenn ich Glück habe.
Es wird heiß, ich habe Durst. Trinke etwas, mache ich sonst nie. Weiter.
Brücke unter der Landsstraße es wird kühler, zwei Läufer Mitte 40 überholen mich tratschend. Herzlichen Glückwunsch - und dafür habe ich nun trainiert wie bekloppt?
10km, ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr und es ist eine 48:03?! Wie habe ich das denn gemacht?
Herz und Lunge sagen weiter, die Beine kriege ich nicht mehr so richtig hoch.
Aussteigen bringt nichts, ich muss den Weg sowieso zurück, und ob ich den nun laufe, jogge oder gehe, es sind noch 10km. Also kann ich auch aufhören mich zu beschweren und einfach versuchen so gut es irgendwie geht ins Ziel zu kommen.
Alle überholen mich, auch die, die ich normalerweise locker schlagen würde. Pech gehabt.
Das Wetter ist gut, ich versuche den Wald zu genießen, den schönen Weg, die Landschaft, ich mag ja Felder und Wiesen, ich mag Läufe an der Feldmark, an der nächsten Verpflegungsstation bleibe ich stehen und trinke kurz den ganzen Becher leer - normalerweise würde mir jetzt spätestens schlecht werden. Nichts da.
Kilometer 15, wieder ein kleiner Hügel, meine Fresse. Das nächste Mal laufe ich wieder um den Bramfelder Ententeich, da gibt es keine Steigungen.
Und nur noch 6km, wenn es ganz schlimm kommt und ich joggen muss, noch 36 Minuten, das kannst du, das schaffst du.
Mir ist heiß, eigentlich will ich das verdammte T-Shirt ausziehen und in Sport-BH laufen, mache ich nicht, das nächste Mal trete ich gleich so an, da freuen sich dann zumindest ein paar Männer.
Weiter, ich mache die Uhr wieder an, starre auf die Pace, knapp unter 5min/km, gar nicht so übel dafür, dass ich das Gefühl habe, dass nichts mehr geht. Also bitte weiter, ins Ziel.
Die letzten Kilometer ziehen sich, ich werde aber nicht mehr überholt, immer noch Mädels in Sichtweite. Und der Mann vom Sportverein kommt zurück, zieht seine Kameraden ins Ziel, will mich mitnehmen, muntert mich auf, dass es jetzt leicht bergab ginge, ich will dran bleiben, aber keine Chance.
Schade.
Ich laufe für mich allein, blöd, langsam, werde immer langsamer. 5:10min/km irgendwann bei km 20, meine Fresse, kann das endlich mal aufhören? Ich mag nicht mehr.
Augen zu und durch, den Berg runter, ich laufe ins Ziel, Dauerlauftempo, kann nicht mehr. Die Zeit ist mir auch vollkommen egal, ich will nur noch ankommen und ins Ziel, was trinken und nach Hause
Ins Stadion, die Leute jubeln, Einlauf ins Ziel.
Ende. Ich bleibe stehen, meine Eltern stehen im Ziel, mein Vater schaut auf die Uhr - "Noch eine 1:43, Jessi." Das wäre eine neue PB unter den Bedingungen mit den Beinen. Ich bin wohl wirklich besser trainiert, als ich dachte.
Ich schaue ihn an, gehe an den Stand und hole mir was zu trinken, eine Triathletin, die mich überspurtet hat, lächelt mich an, ich gratuliere ihr. Wir quatschen. Der junge Mann ist auch da, wir quatschen auch - und er war viel zu schnell für mich, ist eine 1:35 gelaufen, meine Fresse, vielleicht kann ich da mal in einem Jahr oder so dranbleiben.
Ich setze mich auf den Rasen und starre in den Himmel. Es ist wunderschön, nächstes Mal wünsche ich mir nur bessere Beine und wenn ich wirklich mal Sub 1:40 laufen will, was mit meiner 10km Zeit von 45:30 noch ziemlich auf Kante genäht ist, dann suche ich mir eine Strecke ohne Hügel und vielleicht auch mal Asphalt und kein Schotter.
Mal schauen.
Die Kappelle spielt, wir bejubeln die Leute, die ins Ziel kommen.
Ich mag die kleinen Läufe, die so liebevoll organisiert sind. Vielen Dank dafür!
Gestern war wieder so ein Lauf, Landschaftslauf, Halbmarathon in Bad Oldesloe, wer das nicht kennt - das liegt irgendwo östlich zwischen Hamburg, Kiel und Bad Segeberg.
Also los - Startnummern abgeholt, alle sind nett und freundlich, den Kindern beim Bambinilauf zugeschaut, mir den Start der 10km angeschaut, die erste Frau war vielleicht schnell, meine Fresse.
Unser Start, ich laufe nicht komplett in pink, aber ohne meinen pinken Laufrock wollte ich heute auch nicht los, warum auch, es ist noch nicht so richtig warm, doch später wird mich nur meine Erschöpfung davon abhalten das Shirt auch noch auszuziehen und in BH zu laufen - warum auch nicht?!
Am Start, mitten im schönen Kurparkstadion frage ich, noch locker - wer läuft mit mir ca. 1:40. Ein großer junger Mann, der verstöpselt neben mir steht, meldet sich, er ist ungefähr doppelt so groß wie ich, was aber keine Kunst ist. Er lächelt. "Hört sich gut an."
Ich habe ja von Hennes die Order bekommen mich an die schnelleren und nicht an die netteren Jungs zu hängen, aber, wenn ich beides bekommen kann?! Da sag ich doch nicht nein.
Es geht los, der erste Kilometer wird der Hammer, es ist hügelig, ich als Flachlandtirolerin würde sagen, dass das bergig ist, aber ja, reden wir mal von einem profilierten Radweg.
4:23 - liebe Leute, wir sind zu schnell. Mir geht es gut, ich laufe neben dem netten jungen Mann.
Nächster Kilometer, es ist eine schöne Strecke, oben auf dem alten Bahndamm, immer schön rauf und runter - irgendetwas in 4:36min/km.
Ja, das ist noch immer zu schnell.
Kilometer, drei, vier, fünf, passt so gerade, doch ich merke jetzt schon, dass das nicht mein Tag wird. Meine Beine sind einfach schrottig heute, ich lasse den jungen Mann ziehen und laufe allein. Wundervoll. Wie immer.
Ich mache die Garmin aus, ich lauf jetzt nach Gefühl, da bin ich eh meistens besser, bringt mir eh nichts mehr, ich muss das Ding nur noch gut zu Ende bringen. Am nächstes Anstieg weiß ich auch, dass das mit der 1:40:irgendetwas nichts wird, wenn ich Glück habe, kann ich noch eine PB laufen. Wenn ich Glück habe.
Es wird heiß, ich habe Durst. Trinke etwas, mache ich sonst nie. Weiter.
Brücke unter der Landsstraße es wird kühler, zwei Läufer Mitte 40 überholen mich tratschend. Herzlichen Glückwunsch - und dafür habe ich nun trainiert wie bekloppt?
10km, ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr und es ist eine 48:03?! Wie habe ich das denn gemacht?
Herz und Lunge sagen weiter, die Beine kriege ich nicht mehr so richtig hoch.
Aussteigen bringt nichts, ich muss den Weg sowieso zurück, und ob ich den nun laufe, jogge oder gehe, es sind noch 10km. Also kann ich auch aufhören mich zu beschweren und einfach versuchen so gut es irgendwie geht ins Ziel zu kommen.
Alle überholen mich, auch die, die ich normalerweise locker schlagen würde. Pech gehabt.
Das Wetter ist gut, ich versuche den Wald zu genießen, den schönen Weg, die Landschaft, ich mag ja Felder und Wiesen, ich mag Läufe an der Feldmark, an der nächsten Verpflegungsstation bleibe ich stehen und trinke kurz den ganzen Becher leer - normalerweise würde mir jetzt spätestens schlecht werden. Nichts da.
Kilometer 15, wieder ein kleiner Hügel, meine Fresse. Das nächste Mal laufe ich wieder um den Bramfelder Ententeich, da gibt es keine Steigungen.
Und nur noch 6km, wenn es ganz schlimm kommt und ich joggen muss, noch 36 Minuten, das kannst du, das schaffst du.
Mir ist heiß, eigentlich will ich das verdammte T-Shirt ausziehen und in Sport-BH laufen, mache ich nicht, das nächste Mal trete ich gleich so an, da freuen sich dann zumindest ein paar Männer.
Weiter, ich mache die Uhr wieder an, starre auf die Pace, knapp unter 5min/km, gar nicht so übel dafür, dass ich das Gefühl habe, dass nichts mehr geht. Also bitte weiter, ins Ziel.
Die letzten Kilometer ziehen sich, ich werde aber nicht mehr überholt, immer noch Mädels in Sichtweite. Und der Mann vom Sportverein kommt zurück, zieht seine Kameraden ins Ziel, will mich mitnehmen, muntert mich auf, dass es jetzt leicht bergab ginge, ich will dran bleiben, aber keine Chance.
Schade.
Ich laufe für mich allein, blöd, langsam, werde immer langsamer. 5:10min/km irgendwann bei km 20, meine Fresse, kann das endlich mal aufhören? Ich mag nicht mehr.
Augen zu und durch, den Berg runter, ich laufe ins Ziel, Dauerlauftempo, kann nicht mehr. Die Zeit ist mir auch vollkommen egal, ich will nur noch ankommen und ins Ziel, was trinken und nach Hause
Ins Stadion, die Leute jubeln, Einlauf ins Ziel.
Ende. Ich bleibe stehen, meine Eltern stehen im Ziel, mein Vater schaut auf die Uhr - "Noch eine 1:43, Jessi." Das wäre eine neue PB unter den Bedingungen mit den Beinen. Ich bin wohl wirklich besser trainiert, als ich dachte.
Ich schaue ihn an, gehe an den Stand und hole mir was zu trinken, eine Triathletin, die mich überspurtet hat, lächelt mich an, ich gratuliere ihr. Wir quatschen. Der junge Mann ist auch da, wir quatschen auch - und er war viel zu schnell für mich, ist eine 1:35 gelaufen, meine Fresse, vielleicht kann ich da mal in einem Jahr oder so dranbleiben.
Ich setze mich auf den Rasen und starre in den Himmel. Es ist wunderschön, nächstes Mal wünsche ich mir nur bessere Beine und wenn ich wirklich mal Sub 1:40 laufen will, was mit meiner 10km Zeit von 45:30 noch ziemlich auf Kante genäht ist, dann suche ich mir eine Strecke ohne Hügel und vielleicht auch mal Asphalt und kein Schotter.
Mal schauen.
Die Kappelle spielt, wir bejubeln die Leute, die ins Ziel kommen.
Ich mag die kleinen Läufe, die so liebevoll organisiert sind. Vielen Dank dafür!