Bier ist für Läufer saugefährlich!
Verfasst: 11.11.2012, 21:04
In dieser Geschichte geht es um die Gefahren des Bieres oder eigentlich genauer des Flaschenbieres für Läufer. Es geht aber auch darum, wie ich beinahe einmal einen 10 km-Lauf gewonnen hätte. Und es geht auch noch um das Schicksal vieler kleiner schnuckeliger Volksläufe, denen ein leises Ableben droht – oder das sie bereits ereilt hat.
Nach 8 Marathons und 3 Ultras ist mein Bedarf an längeren Wettkämpfen für dieses Jahr gedeckt. Aus der Form heraus will ich aber noch kürzere Läufe und als letzten kleinen Höhepunkt einen hoffentlich schnellen Halbmarathon mitnehmen. Da ich mit zunehmendem Alter eine gewisse Nostalgie entwickle, startete ich bereits eine Woche nach Frankfurt beim Zehner in Mönchengladbach. Das war dann die 10. Teilnahme dort für mich.
Ich fuhr wirklich ohne große Ambitionen dorthin, fand mich nach dem Erschallen des Meuchelpuffers, der den Zehner und Halbmarathon gemeinsam einleitete, irgendwo hinter einer ganzen Reihe Läufer wieder, lief mein Ding runter, überholte einige Schnellstarter und war am Ende selbst überrascht, als ich mit meiner Zeit von etwas unter 40 Minuten der 2. Mann im Zehner war. Eine schnelle junge Dame lag ebenfalls noch vor mir. Vor Jahren reichten mir Zeiten, die 1 oder 2 Minuten schneller waren, gerade einmal zu Platz 7 oder 8. Die Ergebnisliste wies denn auch nach, dass gerade einmal 73 Läufer teilgenommen hatten. „Früher“ waren das immer über 100 gewesen. Nicht viel anders sieht es beim Halbmarathon aus: 116 Läufer kamen ins Ziel, während ältere Ergebnislisten sich im Bereich 200 Finisher bewegten.
Ich beobachte solche Teilnehmerrückgänge bei vielen Volksläufen, und ich bedauere es. Bei der Veranstaltung in Mönchengladbach ist das auch deswegen schade, weil die vielen Helfer sehr engagiert sind und die Organisation wirklich eingespielt und perfekt funktioniert. Das kann ich vom nächsten Wettkampf, den ich etwas eingehender schildern möchte, nun nicht gerade behaupten.
Vor 6 Jahren war ich in Hückelhoven, das ist ein kleines Kaff irgendwo in NRW, den Zehner gelaufen und erinnerte mich, dass der quantitativ wie auch qualitativ recht gut besetzt gewesen war. Nach der Ankunft am Nachmittag füllte ich den Nachmeldebogen aus und gedachte, ihn abzugeben. Nachdem ich eine Weile gestanden hatte, ohne dass etwas passiert wäre, fragte ich, ob ich hier richtig sei. Während sie weiter mit ihren Urkunden hantierte und dabei zunehmend nervöser wurde, bat mich die Dame an der Anmeldung um etwas Geduld. Sie müsste jetzt erstmal die Siegerehrung der Kinderwertung vornehmen, was sie dann, als die Sortierung der Urkunden beendet war, auch tat. Ich wartete, zwischenzeitlich hatte sich eine Schlange von 3 oder 4 Läufern gebildet, und nachdem die Siegerehrung vollzogen sowie noch irgendwelche Listeneinträge vorgenommen waren, konnte ich meinen Meldeschein abgeben und erhielt meine Startnummer. Das hatte bestimmt 5 Minuten oder mehr gedauert.
Ich begab mich zum Startort, der 700 m entfernt ist und lief mich ein wenig ein. Als die Startzeit näher rückte, fand sich ein versprengtes Häuflein an der Startlinie ein. Ich schätzte, dass das vielleicht 30 – 40 Läufer waren, keineswegs mehr. (Eine spätere Nachprüfung zeigte, dass da vor 6 Jahren deutlich mehr als Hundert Läufer gestartet waren.) Nun ja, es hatte heuer den Vorteil, dass kein Gedränge entstand, und es wurde ein wenig über geplante Zielzeiten schwadroniert. Ein ziemlich schnell aussehender jüngerer Läufer meinte, er würde sich den „Um-die-40-min-Laufen-Wollenden“, zu denen auch ich mich zählte, anschließen. Gefragt, was er denn sonst so laufe, meinte er: „Hohe 35, aber heutige Endzeit eher so 38.“
Dann ging’s los: eine kleinere Startrunde, danach 3-mal um den See herum (jeweils etwas weniger als 3 km) und dann noch ein knapp 200 m langes Endstück. Nach den ersten Metern sortierte sich das Feld, und beim Durchzählen ermittelte ich Platz 4 für mich. Ganz vorne, schnell abgesetzt, lief ein Duo, bestehend aus dem 35-min-Mann und einem recht schnellen behinderten Läufer, den ich von einigen Wettkämpfe her kenne, dahinter ein Läufer, der ebenfalls den Abstand zu mir rasch vergrößerte. Nach hinten hin hörte ich bald schon keine Schritte mehr. So schien die Einlaufreihenfolge ziemlich früh festzuliegen, obwohl ich etwas spekulierte, dass vielleicht der Dritte noch langsamer werden könnte.
Zunächst mal war das Gegenteil der Fall. Der Abstand wurde größer, und als ich bei km 2 auf die Uhr sah, waren bereits mehr als 8 min vergangen. Im Gegensatz zur Vorwoche, wo ich den Marathon noch etwas gespürt hatte, lief es heute allerdings leicht und locker. Unterhalb von 40 Minuten wollte ich ja nun doch bleiben, und so legte ich ein klein wenig zu. Es dauerte nicht all zu lange, bis deutlich zu erkennen war, dass mein Vorläufer langsamer wurde. Das gab natürlich Zusatzmotivation, ich kam schnell heran, und noch vor dem Ende der ersten Runde war ich vorbei. Das gefiel mir, denn 4 ist irgendwie eine blöde Platzierung.
Manchmal konnte ich, obwohl der Abstand riesig war, das Führungsduo erkennen und sah, dass aus dem Duo zwei Monos geworden waren. Der 35-Minüter war auf Platz 2 zurück gefallen, und der Abstand zwischen beiden schien mehr zu werden. Ich beobachtete das, aber es hatte für mich keine Bedeutung, denn nach hinten war mein Platz abgesichert und nach vorne war der Abstand zu groß. Beim 5 km-Durchgang las ich auf der Uhr 19 Minuten und 50 Sekunden ab. Das war genau richtig, denn ich wollte ja knapp unter 40 einlaufen.
Ich fühlte mich immer noch richtig gut, ja eigentlich passt kraftvoll sogar, als es in die letzte Runde ging. Wieder konnte ich den Zweiten vor mir sehen. Täuschte ich mich, oder war der Abstand leicht geschmolzen? Schwer einzuschätzen! Doch, das war weniger, und ja, das wurde zunehmend weniger. Ich packte eine kleine Schippe drauf. Bei km 8 waren es vielleicht noch 20 Meter, die uns beide trennten. Hä? Was ist das denn? Der kann 35 min laufen, ich nicht, und ich komme näher? Aber nun schien die Distanz, die uns noch trennte, sich verfestigt zu haben, da war kaum noch Verringerung zu beobachten. Na, ist doch einfach, muss ich eben noch mal zulegen!
Ich kam heran, ich ging vorbei, ich hörte die Schritte dicht hinter mir. Aber nach 100 oder 200 m hörte ich sie nicht mehr! Na sicher, der wird mich auf der Zielgeraden übersprinten. Der hat mehr Grundschnelligkeit. Aber ist egal, jetzt bin ich vorne und jetzt laufe ich erstmal meinen eigenen Stiefel. Schiet-egol, ob ich dann noch mal übersprintet werde!
Wie ich da noch so am Grübeln und Grübelei-beiseite-Schieben war, merkte ich plötzlich, dass der Führende in Reichweite lag, weit vor mir, aber ich konnte ihn immerhin sehen. Ja sag mal, wird der nicht auch langsamer? Doch, doch, auch dieser Abstand schmolz, aber er war nun mal nach wie vor recht groß, und es war weniger als 1 km noch zu laufen. 1 km hieß aber auch: Kräfte aufsparen war jetzt nutzlos, und so steigerte ich auf ein Tempo, dass mir gerade noch möglich war zu laufen. Ich kam näher, deutlich näher. Aber immer noch war der Abstand groß – angesichts des sich nähernden Ziels. Egal, ich gab, was ich zu geben imstande war.
Als das letzte Geradenstück begonnen hatte – vorher war es 3-mal nach links in die nächste Runde gegangen, jetzt weiter geradeaus – machten sich die (wenigen) Zuschauer bemerkbar, riefen uns Sachen zu, die ich bei der Konzentration aufs Tempo nicht verstand. 50 m vorm Ziel hatte ich bis auf 3, 4 Meter aufgeschlossen, der Führende drehte sich um, bemerkte mich, beschleunigte seinerseits noch mal, ich konnte den Abstand halten, kam aber auch nicht noch dichter heran, dann liefen wir durchs Ziel: getrennt durch eine einzige Sekunde! Hände schütteln, Glückwunsch! Hat halt nicht ganz gereicht!
Ich war dennoch zufrieden, denn es war ein packendes Aufholrennen gewesen, das Ergebnis war mehr, als ich vorher gedacht hatte, und es war trotz aller Anstrengung ein lockeres Rennen gewesen. 19 min hatte ich für die zweiten 5 km gebraucht, war den letzten km gar in 3:35 gesprintet, ist für so’n alten Sack je auch keine Kleinigkeit.
Ich lief aus, duschte und wartete die Siegerehrung ab. Der Raum im Schulzentrum war erschreckend leer, vielleicht 20 Leute hatten sich eingefunden. Dann erhielt ich meine Urkunde mit der gedruckten Aufschrift „Stadtmeisterschaft Hückelhoven“, die mussten wohl von einer anderen Veranstaltung übrig geblieben sein. Dafür waren aber alle Angaben handschriftlich vorgenommen worden. Zusätzlich bekam ich für den ersten AK-Platz einen Pokal, ebenfalls mit der Aufschrift „Stadtmeister Hückelhoven 2012“. Nun ja!
Was das alles denn nun mit dem Bier aus der Überschrift zu tun hat?
Nun, der Tag war ja noch nicht zu Ende. Ich fuhr nach Haus, zog mich um und wollte gemütlich ein schönes Bier trinken, ging an den Kühlschrank, nahm eine Stubbi-Flasche heraus, löste dadurch aber einen Rollvorgang einer anderen aus, die wohl auf irgendetwas anderem gelegen haben muss und die mir dann direktemang auf den linken Fuß fiel, genauer gesagt auf den neben dem großen Onkel gelegenen Zeh. Tat (und tut) sauweh! Mann, da hatte ich aber dennoch Glück gehabt! Gar nicht auszudenken, was passiert wäre, wäre die Pulle Bier auf den harten Granitfußboden gefallen! Mit Sicherheit in tausend Stücke zerborsten, und das ganze schöne Bier wäre futsch gewesen!
Bernd
Nach 8 Marathons und 3 Ultras ist mein Bedarf an längeren Wettkämpfen für dieses Jahr gedeckt. Aus der Form heraus will ich aber noch kürzere Läufe und als letzten kleinen Höhepunkt einen hoffentlich schnellen Halbmarathon mitnehmen. Da ich mit zunehmendem Alter eine gewisse Nostalgie entwickle, startete ich bereits eine Woche nach Frankfurt beim Zehner in Mönchengladbach. Das war dann die 10. Teilnahme dort für mich.
Ich fuhr wirklich ohne große Ambitionen dorthin, fand mich nach dem Erschallen des Meuchelpuffers, der den Zehner und Halbmarathon gemeinsam einleitete, irgendwo hinter einer ganzen Reihe Läufer wieder, lief mein Ding runter, überholte einige Schnellstarter und war am Ende selbst überrascht, als ich mit meiner Zeit von etwas unter 40 Minuten der 2. Mann im Zehner war. Eine schnelle junge Dame lag ebenfalls noch vor mir. Vor Jahren reichten mir Zeiten, die 1 oder 2 Minuten schneller waren, gerade einmal zu Platz 7 oder 8. Die Ergebnisliste wies denn auch nach, dass gerade einmal 73 Läufer teilgenommen hatten. „Früher“ waren das immer über 100 gewesen. Nicht viel anders sieht es beim Halbmarathon aus: 116 Läufer kamen ins Ziel, während ältere Ergebnislisten sich im Bereich 200 Finisher bewegten.
Ich beobachte solche Teilnehmerrückgänge bei vielen Volksläufen, und ich bedauere es. Bei der Veranstaltung in Mönchengladbach ist das auch deswegen schade, weil die vielen Helfer sehr engagiert sind und die Organisation wirklich eingespielt und perfekt funktioniert. Das kann ich vom nächsten Wettkampf, den ich etwas eingehender schildern möchte, nun nicht gerade behaupten.
Vor 6 Jahren war ich in Hückelhoven, das ist ein kleines Kaff irgendwo in NRW, den Zehner gelaufen und erinnerte mich, dass der quantitativ wie auch qualitativ recht gut besetzt gewesen war. Nach der Ankunft am Nachmittag füllte ich den Nachmeldebogen aus und gedachte, ihn abzugeben. Nachdem ich eine Weile gestanden hatte, ohne dass etwas passiert wäre, fragte ich, ob ich hier richtig sei. Während sie weiter mit ihren Urkunden hantierte und dabei zunehmend nervöser wurde, bat mich die Dame an der Anmeldung um etwas Geduld. Sie müsste jetzt erstmal die Siegerehrung der Kinderwertung vornehmen, was sie dann, als die Sortierung der Urkunden beendet war, auch tat. Ich wartete, zwischenzeitlich hatte sich eine Schlange von 3 oder 4 Läufern gebildet, und nachdem die Siegerehrung vollzogen sowie noch irgendwelche Listeneinträge vorgenommen waren, konnte ich meinen Meldeschein abgeben und erhielt meine Startnummer. Das hatte bestimmt 5 Minuten oder mehr gedauert.
Ich begab mich zum Startort, der 700 m entfernt ist und lief mich ein wenig ein. Als die Startzeit näher rückte, fand sich ein versprengtes Häuflein an der Startlinie ein. Ich schätzte, dass das vielleicht 30 – 40 Läufer waren, keineswegs mehr. (Eine spätere Nachprüfung zeigte, dass da vor 6 Jahren deutlich mehr als Hundert Läufer gestartet waren.) Nun ja, es hatte heuer den Vorteil, dass kein Gedränge entstand, und es wurde ein wenig über geplante Zielzeiten schwadroniert. Ein ziemlich schnell aussehender jüngerer Läufer meinte, er würde sich den „Um-die-40-min-Laufen-Wollenden“, zu denen auch ich mich zählte, anschließen. Gefragt, was er denn sonst so laufe, meinte er: „Hohe 35, aber heutige Endzeit eher so 38.“
Dann ging’s los: eine kleinere Startrunde, danach 3-mal um den See herum (jeweils etwas weniger als 3 km) und dann noch ein knapp 200 m langes Endstück. Nach den ersten Metern sortierte sich das Feld, und beim Durchzählen ermittelte ich Platz 4 für mich. Ganz vorne, schnell abgesetzt, lief ein Duo, bestehend aus dem 35-min-Mann und einem recht schnellen behinderten Läufer, den ich von einigen Wettkämpfe her kenne, dahinter ein Läufer, der ebenfalls den Abstand zu mir rasch vergrößerte. Nach hinten hin hörte ich bald schon keine Schritte mehr. So schien die Einlaufreihenfolge ziemlich früh festzuliegen, obwohl ich etwas spekulierte, dass vielleicht der Dritte noch langsamer werden könnte.
Zunächst mal war das Gegenteil der Fall. Der Abstand wurde größer, und als ich bei km 2 auf die Uhr sah, waren bereits mehr als 8 min vergangen. Im Gegensatz zur Vorwoche, wo ich den Marathon noch etwas gespürt hatte, lief es heute allerdings leicht und locker. Unterhalb von 40 Minuten wollte ich ja nun doch bleiben, und so legte ich ein klein wenig zu. Es dauerte nicht all zu lange, bis deutlich zu erkennen war, dass mein Vorläufer langsamer wurde. Das gab natürlich Zusatzmotivation, ich kam schnell heran, und noch vor dem Ende der ersten Runde war ich vorbei. Das gefiel mir, denn 4 ist irgendwie eine blöde Platzierung.
Manchmal konnte ich, obwohl der Abstand riesig war, das Führungsduo erkennen und sah, dass aus dem Duo zwei Monos geworden waren. Der 35-Minüter war auf Platz 2 zurück gefallen, und der Abstand zwischen beiden schien mehr zu werden. Ich beobachtete das, aber es hatte für mich keine Bedeutung, denn nach hinten war mein Platz abgesichert und nach vorne war der Abstand zu groß. Beim 5 km-Durchgang las ich auf der Uhr 19 Minuten und 50 Sekunden ab. Das war genau richtig, denn ich wollte ja knapp unter 40 einlaufen.
Ich fühlte mich immer noch richtig gut, ja eigentlich passt kraftvoll sogar, als es in die letzte Runde ging. Wieder konnte ich den Zweiten vor mir sehen. Täuschte ich mich, oder war der Abstand leicht geschmolzen? Schwer einzuschätzen! Doch, das war weniger, und ja, das wurde zunehmend weniger. Ich packte eine kleine Schippe drauf. Bei km 8 waren es vielleicht noch 20 Meter, die uns beide trennten. Hä? Was ist das denn? Der kann 35 min laufen, ich nicht, und ich komme näher? Aber nun schien die Distanz, die uns noch trennte, sich verfestigt zu haben, da war kaum noch Verringerung zu beobachten. Na, ist doch einfach, muss ich eben noch mal zulegen!
Ich kam heran, ich ging vorbei, ich hörte die Schritte dicht hinter mir. Aber nach 100 oder 200 m hörte ich sie nicht mehr! Na sicher, der wird mich auf der Zielgeraden übersprinten. Der hat mehr Grundschnelligkeit. Aber ist egal, jetzt bin ich vorne und jetzt laufe ich erstmal meinen eigenen Stiefel. Schiet-egol, ob ich dann noch mal übersprintet werde!
Wie ich da noch so am Grübeln und Grübelei-beiseite-Schieben war, merkte ich plötzlich, dass der Führende in Reichweite lag, weit vor mir, aber ich konnte ihn immerhin sehen. Ja sag mal, wird der nicht auch langsamer? Doch, doch, auch dieser Abstand schmolz, aber er war nun mal nach wie vor recht groß, und es war weniger als 1 km noch zu laufen. 1 km hieß aber auch: Kräfte aufsparen war jetzt nutzlos, und so steigerte ich auf ein Tempo, dass mir gerade noch möglich war zu laufen. Ich kam näher, deutlich näher. Aber immer noch war der Abstand groß – angesichts des sich nähernden Ziels. Egal, ich gab, was ich zu geben imstande war.
Als das letzte Geradenstück begonnen hatte – vorher war es 3-mal nach links in die nächste Runde gegangen, jetzt weiter geradeaus – machten sich die (wenigen) Zuschauer bemerkbar, riefen uns Sachen zu, die ich bei der Konzentration aufs Tempo nicht verstand. 50 m vorm Ziel hatte ich bis auf 3, 4 Meter aufgeschlossen, der Führende drehte sich um, bemerkte mich, beschleunigte seinerseits noch mal, ich konnte den Abstand halten, kam aber auch nicht noch dichter heran, dann liefen wir durchs Ziel: getrennt durch eine einzige Sekunde! Hände schütteln, Glückwunsch! Hat halt nicht ganz gereicht!
Ich war dennoch zufrieden, denn es war ein packendes Aufholrennen gewesen, das Ergebnis war mehr, als ich vorher gedacht hatte, und es war trotz aller Anstrengung ein lockeres Rennen gewesen. 19 min hatte ich für die zweiten 5 km gebraucht, war den letzten km gar in 3:35 gesprintet, ist für so’n alten Sack je auch keine Kleinigkeit.
Ich lief aus, duschte und wartete die Siegerehrung ab. Der Raum im Schulzentrum war erschreckend leer, vielleicht 20 Leute hatten sich eingefunden. Dann erhielt ich meine Urkunde mit der gedruckten Aufschrift „Stadtmeisterschaft Hückelhoven“, die mussten wohl von einer anderen Veranstaltung übrig geblieben sein. Dafür waren aber alle Angaben handschriftlich vorgenommen worden. Zusätzlich bekam ich für den ersten AK-Platz einen Pokal, ebenfalls mit der Aufschrift „Stadtmeister Hückelhoven 2012“. Nun ja!
Was das alles denn nun mit dem Bier aus der Überschrift zu tun hat?
Nun, der Tag war ja noch nicht zu Ende. Ich fuhr nach Haus, zog mich um und wollte gemütlich ein schönes Bier trinken, ging an den Kühlschrank, nahm eine Stubbi-Flasche heraus, löste dadurch aber einen Rollvorgang einer anderen aus, die wohl auf irgendetwas anderem gelegen haben muss und die mir dann direktemang auf den linken Fuß fiel, genauer gesagt auf den neben dem großen Onkel gelegenen Zeh. Tat (und tut) sauweh! Mann, da hatte ich aber dennoch Glück gehabt! Gar nicht auszudenken, was passiert wäre, wäre die Pulle Bier auf den harten Granitfußboden gefallen! Mit Sicherheit in tausend Stücke zerborsten, und das ganze schöne Bier wäre futsch gewesen!
Bernd