9 Euro für ein totes Pferd!
Verfasst: 30.09.2013, 12:52
Immer wenn der September zu Ende geht, laufe ich in Zons. Immer? Nein, aber fast immer! In den letzten 19 Jahren hat es nur 3-mal nicht geklappt, 2-mal wegen anderer Läufe (Berlin, 50 km DM), einmal wegen Urlaub. Also, das ist ein gesetztes Datum. Und doch: der Mann von heute ist nicht immer Herr seiner selbst. Manchmal muss er Kompromisse antizipieren können. Ein ganzes Wochenende war ich weg gewesen: Jungfraumarathon. Nun hatten wir Karten fürs Kabarett, ausgerechnet am Freitag des Zonser Nachtlaufs. Es wäre nicht gut gekommen, mich an diesem Freitag zu verpissen, gar nicht gut wäre das gekommen!
Also ging ich in die Offensive. Machte klar, dass ich selbstverständlich mit der Mutter meiner Kinder den Ort der Aufführung aufsuchen würde. Oh, ich stellte das Opfer, das ich bringen würde, natürlich eindrucksvoll heraus. Aber für SIE würde ich dieses Opfer selbstredend liebend gerne und ohne Reue erbringen. Es wäre mir ein wahres Herzensbedürfnis, diesen Verzicht auszuüben, obwohl: die geballte Läuferschar wäre dort vertreten, aber egal, ich dann eben nicht. Da könnte sie mal sehen, was ich nur für SIE alles aufgeben würde.
Kurz bevor sich vor lauter Selbstmitleid die erste Träne der Rührung aus meinem Auge stahl, erwähnte ich ganz beiläufig, dass sie doch sicher nichts dagegen hätte, wenn ich, um nicht ganz aus der Form zu kommen, dann wenigstens am Sonntag ein anderes kleines und kurzes Läufchen mitmachen täte. Da wäre rein zufällig einer in der Nähe in Düsseldorf, der Grafenberger Waldlauf nämlich.
Dieser Grafenberger Waldlauf hat durchaus eine spezielle Bedeutung. Früher hieß er mal Aaper Waldlauf, heutzutage – wie gesagt – Grafenberger Waldlauf. Warum? Keine Ahnung! Als ich hier 1996 gelaufen bin, habe ich meinen ersten Pokal gewonnen: 1. Platz M45 im 6.000 m-Lauf. Da war ich mächtig stolz drauf gewesen. Den Pokal habe ich immer noch, obwohl man mittlerweile auf dem verblassenden, mit Schreibmaschine geschriebenen Aufkleber kaum noch was erkennen kann. Seitdem bin ich da übrigens nie wieder gestartet. – Bis heute!
Ich hatte mich also online angemeldet und die Startnummer 325 erhalten. Als ich ankam, klebte ein gelber Zettel an der Startnummer: Startgeld zurück, 9 €! Hä? Wollen die mich nicht? Des Rätsels Lösung: Der Verein führt zum 25. Mal diesen Lauf durch (erst als Aaper, dann Grafenberger …), tja, und da hat man sich etwas Besonderes ausgedacht, nämlich jeder 25. Teilnehmer läuft startgeldbefreit. Das ist doch eine nette Geste, oder?
Der Wettergott schien sein Scherflein zum Gelingen des Jubiläums beitragen zu wollen: Die Sonne lachte, der Herbst zeigte sich von seiner schönsten Seite, das Wette läufer- und zuschauerfreundlich gleichermaßen; angenehm im Sonnigen, laufbar im Schattigen. Am Ende der Einlaufrunde vernahm ich den Lautsprecher: …Start… Hauptlauf… verschoben… blablabla…
Nanü? Verschoben? Wie lange?
Ich hin zum Sprecher:
-Wie lange verschoben?
-Tja, wissen wir nicht, unbestimmt…
-Unbestimmt? Eventuell auch ne halbe Stunde?
-Ja, eventuell auch ne halbe Stunde, eventuell auch ne ganze Stunde, eventuell auch länger, unbestimmt eben…
-WAS? Wie das denn? Warum?
-Wegen nem Pferd!
-Wegen nem Pferd? Hä? Das is doch n Lauf und kein Reitturnier…
Naja, und dann erzählte er, dass es einen Reitunfall gegeben habe. Das Pferd sei tot, der Reiter verletzt, aber versorgt und okay, aber das Pferd liege auf der Laufstrecke und müsse von der Feuerwehr fachgerecht entfernt werden, und das könne dauern.
Ja, was war das denn? Wie sollte ich das nun finden? Ich überlegte und dachte, dass ich – ähm ja – dass ich das nun ja … FANTASTISCH fände. Ich witterte meine Chance. Ich ging zum Auto, nahm das Handy und rief an…
„Du, weißt du, der Start hier verzögert sich auf unbestimmte Zeit, das kann noch STUNDEN dauern. Geh du ruhig schon vor. Du kannst dich ja mit Effi und Jürgen verabreden, und dann geht ihr schon vor. Ich komm dann später nach…“
Wir wollten nämlich nachmittags zum Cityfest gehen. Das ist eigentlich ja auch ganz witzig, und man trifft auf ganz viele Bekannte. Allerdings: meine Liebe hatte vor Tagen schon angedeutet, dass sie die Gelegenheit nutzen und – endlich mal – in Ruhe einige Bekleidungsstücke, die sie ganz dringend benötigte, aussuchen und kaufen wollte. Ich wusste, welche Gefahr da auf mich lauerte, und sah die einmalige Chance, mich aus dieser Shopping-Orgie ausklinken zu können.
Kaum hatte ich das Telefonat beendet, da schepperte schon wieder des Sprechers Stimme aus den Lautsprechern: Also, die Bergung des toten Pferdes würde mindestens – MINDESTENS – noch 2 Stunden dauern, aber sie hätten nunmehr eine Alternative gefunden, nämlich durch leichte Streckenänderung, und zwar die Stätte des Pferdekadavers umgehend, den Lauf doch noch kurzfristig stattfinden zu lassen. Ich war schwer beeindruckt, wie kreativ der menschliche Geist ob ungeahnter Widrigkeiten wahre Geistesblitze zu entwickeln in der Lage ist. Die Strecke kurzfristig so abändern, dass der tote Gaul weiträumig umlaufen wird: darauf muss auch erstmal einer kommen!!!
Der Lauf selbst verlief dann eher unspektakulär. Ich startete recht verhalten, wohl wissend, dass einige giftige Steigungen auf mich warten würden, aber auch aus einer irgendwie laufen-ja-schon-aber-auch-nicht-so-anstrengen-Einstellung heraus. War aber auch gut so! Zunächst mal überholte mich das halbe Feld. Nach 1 ½ Stadionrunden ging es rauf in den Wald, und zwar ziemlich steil. Da wurde die allgemeine Geschwindigkeit schon langsamer.
Ich dachte mir noch so: Jau, jau, nu wird’s mal heftiger. Aber komischerweise waren diese Steigungen auch schon vorbei, kaum dass sie angefangen hatten. Stimmt ja, kam mir da in den Sinn, du bist ja noch diese elendig langen Anstiege der Jungfrau gewohnt, und im Verhältnis dazu war die Anhöhe immer schon erreicht, bevor es so richtig knackig wurde. Das Gros der Mitläufer schien die Erfahrung der Jungfrau nicht gemacht zu haben, keuchte herum, ließ Tempo sinken, so dass ich folgerichtig Position um Position gut machen konnte.
Entgegen meiner sonstigen Gepflogenheit führte ich mir diesmal während des Laufs Kalorien zu. Ob mich das schneller machte, kann ich nicht so ganz beurteilen, da ich nicht weiß, wie viel Zeit mein Verdauungssystem benötigte, um das verschluckte Insekt in Energie zu überführen. Jedenfalls fand ich gut in den Lauf hinein, war mehr und mehr bereit, Einsatz zu zeigen und fühlte mich ganz gut.
Als es in die zweite Runde hinein hing – nach Stadionrunde und Anlaufstrecke sind 2 Runden mit, nun ja, zwar teils heftigen, aber nie sonderlich langen An- und Abstiegen zu bewältigen – fühlte ich mich immer noch gut. Die Strecke war nun läufermäßig ausgedünnt. Also dauerte es immer einige Zeit, bis der nächste Läufer auftauchte, dem ich mich näherte und den ich dann hinter mir ließ. Eine Gruppe nahm ich schließlich ein, die sich fast gänzlich ergab, aber eben nur fast. Einer, ein recht junger, blieb dicht dran. Das war gut so, denn als ich irgendwo den Weg suchte, half er mir navigatorisch weiter.
Ich muss zugeben, ich wollte ihn abschütteln, brachte manchmal auch einige Meter Abstand zuwege, aber weichen wollte der Verfolger partout nicht. – Die rasante Bergabtour hatte begonnen: da muss man auf dem schmalen Waldpfad schon sehr genau darauf achten, wo man hintritt, die Trampelschritte dicht hinter mir konnte ich sehr deutlich hören. Eigentlich wollte ich meinen Platz nicht mehr hergeben, aber es war mir klar, dass ich als alter Sack im Schlussspurt wohl keine Chance haben würde. Und am Ende dieses letzten steilen Abstiegs wartete nur noch ein flaches Stück auf der Straße und dann eine halbe Stadionbahn, zusammen vielleicht 500 m.
Ich bemerkte ganz verwundert, dass ich dann doch noch die Kraft für einen richtigen Schlussspurt hatte und konnte wider Erwarten einen Vorsprung von ganzen 5 Sekunden herauslaufen. Da war ich erschöpft, aber auch ganz zufrieden im Ziel und klatschte mich mit meinem Konkurrenten ab, der aber ob seines Ergebnisses ebenfalls mit sich im reinen war.
So allmählich kehrt die Form also wieder zurück nach der längeren Verletzungspause. In der Wertung lief ich heute als 7. von allen Läufern ein, während es bei der Jungfrau vor 2 Wochen „nur“ zu Platz 10 in der Altersklasse gereicht hatte. Gut, ich muss zugeben, dass die Teilnehmerzahl dort geringfügig höher lag (wobei „geringfügig“ auch nur bei Anlegen einer logarithmischen Skala berechtigt ist). Aber immerhin!
Als ich mir etwas zu trinken holte, erzählten die hilfreichen Damen mir erstmal mal einen vom Pferd. 27 Jahre sei es alt gewesen und plötzlich tot umgefallen, des Reiters Bein unter sich einklemmend. Nun ist das bei Pferden schon ein recht biblisches Alter, und ich dachte mir, das wäre ja etwa so, als hätte Jopi Heesters in hochbetagtem Alter seine Simone bei Spaziergängen immer noch auf Händen getragen. Wer weiß, ob er dann auch 108 Jahre alt geworden wäre. Dem Reiter, der laut Zeitungsbericht wieder wohlauf ist, fehlen zum Jopi übrigens auch nur noch 28 Jahre.
Bernd
Also ging ich in die Offensive. Machte klar, dass ich selbstverständlich mit der Mutter meiner Kinder den Ort der Aufführung aufsuchen würde. Oh, ich stellte das Opfer, das ich bringen würde, natürlich eindrucksvoll heraus. Aber für SIE würde ich dieses Opfer selbstredend liebend gerne und ohne Reue erbringen. Es wäre mir ein wahres Herzensbedürfnis, diesen Verzicht auszuüben, obwohl: die geballte Läuferschar wäre dort vertreten, aber egal, ich dann eben nicht. Da könnte sie mal sehen, was ich nur für SIE alles aufgeben würde.
Kurz bevor sich vor lauter Selbstmitleid die erste Träne der Rührung aus meinem Auge stahl, erwähnte ich ganz beiläufig, dass sie doch sicher nichts dagegen hätte, wenn ich, um nicht ganz aus der Form zu kommen, dann wenigstens am Sonntag ein anderes kleines und kurzes Läufchen mitmachen täte. Da wäre rein zufällig einer in der Nähe in Düsseldorf, der Grafenberger Waldlauf nämlich.
Dieser Grafenberger Waldlauf hat durchaus eine spezielle Bedeutung. Früher hieß er mal Aaper Waldlauf, heutzutage – wie gesagt – Grafenberger Waldlauf. Warum? Keine Ahnung! Als ich hier 1996 gelaufen bin, habe ich meinen ersten Pokal gewonnen: 1. Platz M45 im 6.000 m-Lauf. Da war ich mächtig stolz drauf gewesen. Den Pokal habe ich immer noch, obwohl man mittlerweile auf dem verblassenden, mit Schreibmaschine geschriebenen Aufkleber kaum noch was erkennen kann. Seitdem bin ich da übrigens nie wieder gestartet. – Bis heute!
Ich hatte mich also online angemeldet und die Startnummer 325 erhalten. Als ich ankam, klebte ein gelber Zettel an der Startnummer: Startgeld zurück, 9 €! Hä? Wollen die mich nicht? Des Rätsels Lösung: Der Verein führt zum 25. Mal diesen Lauf durch (erst als Aaper, dann Grafenberger …), tja, und da hat man sich etwas Besonderes ausgedacht, nämlich jeder 25. Teilnehmer läuft startgeldbefreit. Das ist doch eine nette Geste, oder?
Der Wettergott schien sein Scherflein zum Gelingen des Jubiläums beitragen zu wollen: Die Sonne lachte, der Herbst zeigte sich von seiner schönsten Seite, das Wette läufer- und zuschauerfreundlich gleichermaßen; angenehm im Sonnigen, laufbar im Schattigen. Am Ende der Einlaufrunde vernahm ich den Lautsprecher: …Start… Hauptlauf… verschoben… blablabla…
Nanü? Verschoben? Wie lange?
Ich hin zum Sprecher:
-Wie lange verschoben?
-Tja, wissen wir nicht, unbestimmt…
-Unbestimmt? Eventuell auch ne halbe Stunde?
-Ja, eventuell auch ne halbe Stunde, eventuell auch ne ganze Stunde, eventuell auch länger, unbestimmt eben…
-WAS? Wie das denn? Warum?
-Wegen nem Pferd!
-Wegen nem Pferd? Hä? Das is doch n Lauf und kein Reitturnier…
Naja, und dann erzählte er, dass es einen Reitunfall gegeben habe. Das Pferd sei tot, der Reiter verletzt, aber versorgt und okay, aber das Pferd liege auf der Laufstrecke und müsse von der Feuerwehr fachgerecht entfernt werden, und das könne dauern.
Ja, was war das denn? Wie sollte ich das nun finden? Ich überlegte und dachte, dass ich – ähm ja – dass ich das nun ja … FANTASTISCH fände. Ich witterte meine Chance. Ich ging zum Auto, nahm das Handy und rief an…
„Du, weißt du, der Start hier verzögert sich auf unbestimmte Zeit, das kann noch STUNDEN dauern. Geh du ruhig schon vor. Du kannst dich ja mit Effi und Jürgen verabreden, und dann geht ihr schon vor. Ich komm dann später nach…“
Wir wollten nämlich nachmittags zum Cityfest gehen. Das ist eigentlich ja auch ganz witzig, und man trifft auf ganz viele Bekannte. Allerdings: meine Liebe hatte vor Tagen schon angedeutet, dass sie die Gelegenheit nutzen und – endlich mal – in Ruhe einige Bekleidungsstücke, die sie ganz dringend benötigte, aussuchen und kaufen wollte. Ich wusste, welche Gefahr da auf mich lauerte, und sah die einmalige Chance, mich aus dieser Shopping-Orgie ausklinken zu können.
Kaum hatte ich das Telefonat beendet, da schepperte schon wieder des Sprechers Stimme aus den Lautsprechern: Also, die Bergung des toten Pferdes würde mindestens – MINDESTENS – noch 2 Stunden dauern, aber sie hätten nunmehr eine Alternative gefunden, nämlich durch leichte Streckenänderung, und zwar die Stätte des Pferdekadavers umgehend, den Lauf doch noch kurzfristig stattfinden zu lassen. Ich war schwer beeindruckt, wie kreativ der menschliche Geist ob ungeahnter Widrigkeiten wahre Geistesblitze zu entwickeln in der Lage ist. Die Strecke kurzfristig so abändern, dass der tote Gaul weiträumig umlaufen wird: darauf muss auch erstmal einer kommen!!!
Der Lauf selbst verlief dann eher unspektakulär. Ich startete recht verhalten, wohl wissend, dass einige giftige Steigungen auf mich warten würden, aber auch aus einer irgendwie laufen-ja-schon-aber-auch-nicht-so-anstrengen-Einstellung heraus. War aber auch gut so! Zunächst mal überholte mich das halbe Feld. Nach 1 ½ Stadionrunden ging es rauf in den Wald, und zwar ziemlich steil. Da wurde die allgemeine Geschwindigkeit schon langsamer.
Ich dachte mir noch so: Jau, jau, nu wird’s mal heftiger. Aber komischerweise waren diese Steigungen auch schon vorbei, kaum dass sie angefangen hatten. Stimmt ja, kam mir da in den Sinn, du bist ja noch diese elendig langen Anstiege der Jungfrau gewohnt, und im Verhältnis dazu war die Anhöhe immer schon erreicht, bevor es so richtig knackig wurde. Das Gros der Mitläufer schien die Erfahrung der Jungfrau nicht gemacht zu haben, keuchte herum, ließ Tempo sinken, so dass ich folgerichtig Position um Position gut machen konnte.
Entgegen meiner sonstigen Gepflogenheit führte ich mir diesmal während des Laufs Kalorien zu. Ob mich das schneller machte, kann ich nicht so ganz beurteilen, da ich nicht weiß, wie viel Zeit mein Verdauungssystem benötigte, um das verschluckte Insekt in Energie zu überführen. Jedenfalls fand ich gut in den Lauf hinein, war mehr und mehr bereit, Einsatz zu zeigen und fühlte mich ganz gut.
Als es in die zweite Runde hinein hing – nach Stadionrunde und Anlaufstrecke sind 2 Runden mit, nun ja, zwar teils heftigen, aber nie sonderlich langen An- und Abstiegen zu bewältigen – fühlte ich mich immer noch gut. Die Strecke war nun läufermäßig ausgedünnt. Also dauerte es immer einige Zeit, bis der nächste Läufer auftauchte, dem ich mich näherte und den ich dann hinter mir ließ. Eine Gruppe nahm ich schließlich ein, die sich fast gänzlich ergab, aber eben nur fast. Einer, ein recht junger, blieb dicht dran. Das war gut so, denn als ich irgendwo den Weg suchte, half er mir navigatorisch weiter.
Ich muss zugeben, ich wollte ihn abschütteln, brachte manchmal auch einige Meter Abstand zuwege, aber weichen wollte der Verfolger partout nicht. – Die rasante Bergabtour hatte begonnen: da muss man auf dem schmalen Waldpfad schon sehr genau darauf achten, wo man hintritt, die Trampelschritte dicht hinter mir konnte ich sehr deutlich hören. Eigentlich wollte ich meinen Platz nicht mehr hergeben, aber es war mir klar, dass ich als alter Sack im Schlussspurt wohl keine Chance haben würde. Und am Ende dieses letzten steilen Abstiegs wartete nur noch ein flaches Stück auf der Straße und dann eine halbe Stadionbahn, zusammen vielleicht 500 m.
Ich bemerkte ganz verwundert, dass ich dann doch noch die Kraft für einen richtigen Schlussspurt hatte und konnte wider Erwarten einen Vorsprung von ganzen 5 Sekunden herauslaufen. Da war ich erschöpft, aber auch ganz zufrieden im Ziel und klatschte mich mit meinem Konkurrenten ab, der aber ob seines Ergebnisses ebenfalls mit sich im reinen war.
So allmählich kehrt die Form also wieder zurück nach der längeren Verletzungspause. In der Wertung lief ich heute als 7. von allen Läufern ein, während es bei der Jungfrau vor 2 Wochen „nur“ zu Platz 10 in der Altersklasse gereicht hatte. Gut, ich muss zugeben, dass die Teilnehmerzahl dort geringfügig höher lag (wobei „geringfügig“ auch nur bei Anlegen einer logarithmischen Skala berechtigt ist). Aber immerhin!
Als ich mir etwas zu trinken holte, erzählten die hilfreichen Damen mir erstmal mal einen vom Pferd. 27 Jahre sei es alt gewesen und plötzlich tot umgefallen, des Reiters Bein unter sich einklemmend. Nun ist das bei Pferden schon ein recht biblisches Alter, und ich dachte mir, das wäre ja etwa so, als hätte Jopi Heesters in hochbetagtem Alter seine Simone bei Spaziergängen immer noch auf Händen getragen. Wer weiß, ob er dann auch 108 Jahre alt geworden wäre. Dem Reiter, der laut Zeitungsbericht wieder wohlauf ist, fehlen zum Jopi übrigens auch nur noch 28 Jahre.
Bernd