Chicago Marathon - mein Sightseeing Event :o)
Verfasst: 13.10.2014, 00:50
2 Wochen nach meinem Berlin Marathon war nun also Chicago an der Reihe. Bedenken hatte ich, nachdem mir beim BM eine Dänin meinen Fuß lädierte und ich die letzten 21 km des BM humpelnd und unter großen Schmerzen ins Ziel kroch. Ich rechnete also wieder mit einem schlimmen Ergebnis, aber es kam ein wenig anders.
Aber der Reihe nach:
Am Donnerstag früh ging es los, auf nach Tegel. Der Schalter war leer, alles prima. Immer noch in der Hoffnung schnell durchgewunken zu werden, mitnichten. Irgendwo zw. Reisebüro und Airline ging unsere Buchung zum Hinflug verloren. Alleine unsere XL-Sitze waren abrufbar, die wir als Upgrade vorher anmeldeten. Zeit blieb nicht. Also hektische Anrufe zw. Reisebüro, uns und Air Berlin. Einziger Ausweg um loszukommen, nochmal 2 neue Tickets kaufen, mal eben 1.422,00 Euro bez. und dies alles vor dem Frühstück. Ich ließ mir die Kostenübernahme vom Reisebüro gleich per EMail bestätigen. Die Dame im Reisebüro war noch so geschockt, die EMail hatte ich in kürzester Zeit. Geritzt, es konnte losgehen.
Eigentlich sollten wir ursprünglich mit der Gruppe aus FFM fliegen. Sie erzählten später, dass sie 6 h auf dem Flughafen FFM im Flieger warten mussten, weil die Bremsen nicht funktionsfähig waren. Da ging’s uns doch gut.
Endlich angekommen, stiegen wir direkt vom Airport in die Subway, blaue Linie. Nach ca. 1 h hätten wir ankommen müssen. Sah aber der Subwayfahrer anders und fuhr durch unsere Station durch, ohne Halt. Prima. Wir also die nächste Station raus, auf die Rücktour gewartet. Nun, gleiches Dilemma. Am nächsten Tag stand in es in den Medien. 2 h bevor wir den Zielbahnhof erreichten, gab ein Durchgeknallter mit einem Sturmgewehr Schüsse auf einen fahrenden Zug ab, die Waffe galt als gestohlen. Die Spurensicherung war noch im Gange, als der Zug mit uns die Station durchfuhr. Zielen gehörte wohl auch nicht zu seinen Stärken, zum Glück, es gab nur Sachschaden.
Leider mussten wir das 3* Hotel nehmen, was das Reisebüro anbot. Es ist wirklich schön zentral gelegen. Nach Aussagen des Reiseleiters ist es nur 397 m vom Start des Chicago M entfernt, ich denke, eher ein paar Meterchen mehr … Das Hotel hatte wohl schon bessere Zeiten erlebt. Alleine in der 1. Nacht sammelte ich 5 quicklebendige Ameisen aus meinem Bett. Mit dem Amistecker für Steckdosen produzierte ich dann gleich einen Totalausfall am Strom und die nicht regulierbare Klimaanlage war auf Dschungel eingestellt. Wir waren nachts patschenass. Ansonsten alles schick.
Nix ist mir fremd.
Nächster Morgen, auf ging es zur Messe. Völlig problemlos. Shuttles neben dem Hotel, kostenfrei hielten diese im Minutentakt. Die Hallen der Expo sind größer als in Berlin oder NYC, Pröbchen wo man hinschaut, wir futterten uns so durch.
Am Samstag machten wir eine wunderschöne Stadtrundfahrt und schauten uns auch Start- und Zielereich des M an. Die Bilder vom Zielbereich sind bereits im Kasten, vorsorglich - was wusste ich denn, in welchem Zustand ich den Zielbereich am nächsten Tag erlebe. NYC war lockerer, dort konnten wir direkt in den Zielbereich und alles anschauen. Hier durften wir nur bis an die Absperrgitter. Aber das genügte auch. Wir hatten alles an Bildern, was das Herzchen begehrte. Am Abend tapte ich mich wieder vorsorglich. Der große Tag sollte folgen.
Sonntag, Marathontag:
6:45 Uhr Foto mit Läufergruppe. Ein Läufer bekam die Nacht zuvor Fieber und es folgte die Höchststrafe, Startverbot. Nun durfte er seiner Frau hinterherschauen, wie diese lief. Gegen 7.00 Uhr sind wir los, die 1. Welle startete 7:30 Uhr, die 2. Welle mit mir so gegen 8.10 Uhr. Im Startbereich sah ich massenweise Läufer, die Kopfhörer um die Ohren schnallten. Ebenso I-Phone - überall. Ich war im Startblock G aufgestellt, die Aufstellung erfolgte bis K. Strahlendblauer Himmel, aber es war kalt. Ca. 10 C. Ich hatte noch einen Plastiksack, aus einem früheren WK, ebenso einen Trödelpullover, vorher zum Wegwerfen. Ich lief in Vereinskleidung, ärmellos und fror mächtig. Gg. 8.10 Uhr durfte unser Startblock dann ran. Los ging’s vom Grant Park aus. Man musste sich ganz schön vorsehen, die Straße war eine reine Stolperfläche, zu viele offene Stellen. Wir liefen den Wolkenkratzern entgegen. Was für ein Anblick, die Sonne strahlte und spiegelte sich in den Häusern. Ein Traum. Zuschauer überall, wohin man schaute. Die gingen wieder mit, es machte so Spaß zuzusehen. Ich lief außen, da ich mit meinem Mann an 3 Punkten verabredet war. Er war wieder mein Groupie und ging voll ab.
Vor mir war ein Läufer, der war so groß und breit wie ein Kleiderschrank, vl. so ca. 40 J. Aber auf seinem Rücken hatte er ein Schild, mit Thanks Mom. Bei ihm hätte ich einiges vermutet, dies nicht. Ich sah einige Läufer, die in Gedenken an verstorbene Familienmitglieder liefen. Gemein hatten sie allerdings alle, dass die Angehörigen sämtlichst in Army- oder Marineuniform auf dem Foto zu sehen waren.
Ein Läufer lief vor mir mit einer riesigen Fahne, zum Gedenken an den 11. September. Es sah so aus, dass auf der Fahne die Namen aller Toten verewigt waren. Auf seinen Rücken schien er ein Bild seiner Frau zu haben, zumindest wenn man das Alter anpasste. Ich überholte und sah, dass er ganz groß auf der Brust FBI zustehen hatte. Gut durchtrainiert war er, es hätte passen können. Er bekam extrem viel Beifall, die Leute riefen ihn. Die Gedanken um den 11.9. sind immer gegenwärtig.
Ein junges Mädel rief irgendwann aus der Zuschauermenge ihren Opa, der lief mit. Er war schon recht gebrechlich, aber den M, den lief er. Ich habe großen Respekt vor solch Leistungen. Wir waren schon einige Zeit unterwegs, da kam das erste Mal eine Band. Das fehlte mir so ein wenig hier und habe ich vom BM und NYC komplett anders erlebt. Dafür sind die Zuschauer auch wieder klasse. Verkleidet und mit allen möglichen Plakaten. Eins sprang mir immer wieder in die Augen: Run Bitch Run! Nun ja … Dieses Jahr muss es die kurzen Tüllröckchen im Ausverkauf gegeben haben. Läuferinnen und Läufer liefen damit. Ich bin sonst sehr gegen das Verkleiden auf WKs, aber hier musste selbst ich schmunzeln.
Bei km 15 kam was kommen musste, ein Läufer lag regungslos mit nacktem Oberkörper mitten auf der Lauffläche, umgeben von Unmengen Polizisten. Es sah aus, als würde Herzdruckmassage an ihm verübt werden. Ein Krankenwagen kam bereits.
Vom Rahmenprogramm her fiel mir besonders eine Truppe auf, die Beatleslieder sangen. Es hörte sich richtig klasse an. Ebenso ein paar km später trällerte ein Elvis, mit einer begnadeten Stimme.
Ich weiß nicht mehr, denke auch so beim km 15 war eine Schwulentruppe. Die Regenbogenfahne wurde quer über die Köpfe der Läufer gezogen und erinnerte mich so an San Francisco, wo ganze Stadtteile mit diesen Regenbogenfahnen geschmückt sind. Jedenfalls standen dort mehrere Kerle auf einem Podium, alle in Armyklamotten mit weißen Holzgewehren, die sie in die Luft schmissen, diese sich um die eigene Achse drehten und dann aufgefangen wurden. Herrlich. Nebenan standen dann 3 Grazien, einer in Vollbart und jeweils so übertrieben geschminkt mit Abendkleidern und sangen sich das Kehlchen frei. Top Figürchen übrigens.
Apropos Figürchen, ich sah mehrere Läuferinnen, die aussahen wie das Michelin Männchen und dies leider ohne Übertreibung. Nun, der M war 6:30 h offen, ich vermute, diese Zeit nutzten sie auch aus.
Irgendwann auf der Strecke kamen wir an einem Altersheim vorbei. Jedes, aber jedes Fenster war belegt mit Rentnern, die aber noch so richtig mitgingen. Es wurde zurück gejubelt, die Menschen tobten.
Ca. alle 2 Meilen wurden dann Getränke verteilt, auch Dixis nach jedem Getränkestand. Es war bestens organisiert. Alle 5 km standen Schilder ausgezeichnet. Darüber konnte man dann die Zeiten ablesen. Die Meilenschilder fand ich nicht alle. Vermutlich wurde nicht jede Meile ausgewiesen.
Mit meinem Mann war ich bei der Meile 2, 13 und 26 verabredet. Meile 2 klappte nicht. Dafür stand er dann bei den andern beiden Meilen und ich konnte ihn jedes Mal auch sehen. Er kam vorhin im Hotel an und meinte, sein Arm täte ihm weh vom Glöckchen schwingen. Auf der Messe gab es kleine Glöckchen, die dennoch ganz ordentlich lärmten. Die griff er sich.
Vom Profil her ist der Chicago M nicht so flach wie es der Berliner ist. Es kamen immer mal wieder einige An- und Abstiege. Jedoch machten mir diese heute nix aus. Vermutlich auch durch das hammerharte Training was ich im SCC erfahre, incl. des Teufelsberges. Es gab so viel zu sehen, ich liebe diese Häuserschluchten, die Sonne wenn sie durch die Wolkenkratzer auf die Erde scheint. Von den Temp. war es heute eher zu warm. Ca. 10 C als wir losliefen, bis ich ankam waren es dann schon 16 C. Ich war beschäftigt mit Hände abklatschen, die Zuschauer jubelten, ca. 1,5 Mio Zuschauer, so sagte man.
Ein wenig störend empfand ich jeweils an den Getränkestationen, dass oft, sehr oft einfach stehen geblieben wurde, ohne Rücksicht auf Verluste. Eine Läuferin kam mir allen Ernstes wieder in die Quere und hackte genau meinen schon lädierten Fuß nochmals ein. Aber heute war es nicht so schlimm. Ein Läufer klatschte mir eine an den Arm, als ich vorbei wollte. Ich sprach ihn extra freundlich an zuvor.
Kurz vor dem Ziel ging es nochmals einen steileren Anstieg hoch. Himmel, mit letzter Kraft zog ich mich da hoch und kam mit einer 4:28:xx PB! im Ziel an und dies nur 2 Wochen nach dem BM. Mein bisher bester M endete mit einer 4:46:xx, ich denke schon, ich konnte mich deutlich verbessern.
Im Zielbereich griff ich nach einem Bier. Da ich keinen Alkohol trinke, wollte ich das meinem Mann mitbringen, ich hatte ja nur 6 Min. Fußweg zum Hotel. Irgendwie war mein Hirn auch nicht mehr so in Takt … Als ich durch die Schleuse wollte griff man nach meinem Bier und behielt es dort. Ganz klar - Amerika und Alkohol. Hätte ich das Bier in eine Papiertüte gesteckt, hätte das wohl funktioniert … :o)
Ich genoss den Lauf heute nur einfach, ich sah mich um, ging zuweilen mit den Zuschauern und deren Stimmung mit. Lächelte und war froh, so froh, dass ich heute meine PB erreichen konnte, nachdem ich vor 2 Wochen so litt. Es lief einfach alles bestens. Ich bin so glücklich. Morgen geht's dann weiter, 1 Woche Florida. Ich glaube schon, dass haben wir uns jetzt verdient.
Danke fürs Lesen.
Aber der Reihe nach:
Am Donnerstag früh ging es los, auf nach Tegel. Der Schalter war leer, alles prima. Immer noch in der Hoffnung schnell durchgewunken zu werden, mitnichten. Irgendwo zw. Reisebüro und Airline ging unsere Buchung zum Hinflug verloren. Alleine unsere XL-Sitze waren abrufbar, die wir als Upgrade vorher anmeldeten. Zeit blieb nicht. Also hektische Anrufe zw. Reisebüro, uns und Air Berlin. Einziger Ausweg um loszukommen, nochmal 2 neue Tickets kaufen, mal eben 1.422,00 Euro bez. und dies alles vor dem Frühstück. Ich ließ mir die Kostenübernahme vom Reisebüro gleich per EMail bestätigen. Die Dame im Reisebüro war noch so geschockt, die EMail hatte ich in kürzester Zeit. Geritzt, es konnte losgehen.
Eigentlich sollten wir ursprünglich mit der Gruppe aus FFM fliegen. Sie erzählten später, dass sie 6 h auf dem Flughafen FFM im Flieger warten mussten, weil die Bremsen nicht funktionsfähig waren. Da ging’s uns doch gut.
Endlich angekommen, stiegen wir direkt vom Airport in die Subway, blaue Linie. Nach ca. 1 h hätten wir ankommen müssen. Sah aber der Subwayfahrer anders und fuhr durch unsere Station durch, ohne Halt. Prima. Wir also die nächste Station raus, auf die Rücktour gewartet. Nun, gleiches Dilemma. Am nächsten Tag stand in es in den Medien. 2 h bevor wir den Zielbahnhof erreichten, gab ein Durchgeknallter mit einem Sturmgewehr Schüsse auf einen fahrenden Zug ab, die Waffe galt als gestohlen. Die Spurensicherung war noch im Gange, als der Zug mit uns die Station durchfuhr. Zielen gehörte wohl auch nicht zu seinen Stärken, zum Glück, es gab nur Sachschaden.
Leider mussten wir das 3* Hotel nehmen, was das Reisebüro anbot. Es ist wirklich schön zentral gelegen. Nach Aussagen des Reiseleiters ist es nur 397 m vom Start des Chicago M entfernt, ich denke, eher ein paar Meterchen mehr … Das Hotel hatte wohl schon bessere Zeiten erlebt. Alleine in der 1. Nacht sammelte ich 5 quicklebendige Ameisen aus meinem Bett. Mit dem Amistecker für Steckdosen produzierte ich dann gleich einen Totalausfall am Strom und die nicht regulierbare Klimaanlage war auf Dschungel eingestellt. Wir waren nachts patschenass. Ansonsten alles schick.
Nix ist mir fremd.
Nächster Morgen, auf ging es zur Messe. Völlig problemlos. Shuttles neben dem Hotel, kostenfrei hielten diese im Minutentakt. Die Hallen der Expo sind größer als in Berlin oder NYC, Pröbchen wo man hinschaut, wir futterten uns so durch.
Am Samstag machten wir eine wunderschöne Stadtrundfahrt und schauten uns auch Start- und Zielereich des M an. Die Bilder vom Zielbereich sind bereits im Kasten, vorsorglich - was wusste ich denn, in welchem Zustand ich den Zielbereich am nächsten Tag erlebe. NYC war lockerer, dort konnten wir direkt in den Zielbereich und alles anschauen. Hier durften wir nur bis an die Absperrgitter. Aber das genügte auch. Wir hatten alles an Bildern, was das Herzchen begehrte. Am Abend tapte ich mich wieder vorsorglich. Der große Tag sollte folgen.
Sonntag, Marathontag:
6:45 Uhr Foto mit Läufergruppe. Ein Läufer bekam die Nacht zuvor Fieber und es folgte die Höchststrafe, Startverbot. Nun durfte er seiner Frau hinterherschauen, wie diese lief. Gegen 7.00 Uhr sind wir los, die 1. Welle startete 7:30 Uhr, die 2. Welle mit mir so gegen 8.10 Uhr. Im Startbereich sah ich massenweise Läufer, die Kopfhörer um die Ohren schnallten. Ebenso I-Phone - überall. Ich war im Startblock G aufgestellt, die Aufstellung erfolgte bis K. Strahlendblauer Himmel, aber es war kalt. Ca. 10 C. Ich hatte noch einen Plastiksack, aus einem früheren WK, ebenso einen Trödelpullover, vorher zum Wegwerfen. Ich lief in Vereinskleidung, ärmellos und fror mächtig. Gg. 8.10 Uhr durfte unser Startblock dann ran. Los ging’s vom Grant Park aus. Man musste sich ganz schön vorsehen, die Straße war eine reine Stolperfläche, zu viele offene Stellen. Wir liefen den Wolkenkratzern entgegen. Was für ein Anblick, die Sonne strahlte und spiegelte sich in den Häusern. Ein Traum. Zuschauer überall, wohin man schaute. Die gingen wieder mit, es machte so Spaß zuzusehen. Ich lief außen, da ich mit meinem Mann an 3 Punkten verabredet war. Er war wieder mein Groupie und ging voll ab.
Vor mir war ein Läufer, der war so groß und breit wie ein Kleiderschrank, vl. so ca. 40 J. Aber auf seinem Rücken hatte er ein Schild, mit Thanks Mom. Bei ihm hätte ich einiges vermutet, dies nicht. Ich sah einige Läufer, die in Gedenken an verstorbene Familienmitglieder liefen. Gemein hatten sie allerdings alle, dass die Angehörigen sämtlichst in Army- oder Marineuniform auf dem Foto zu sehen waren.
Ein Läufer lief vor mir mit einer riesigen Fahne, zum Gedenken an den 11. September. Es sah so aus, dass auf der Fahne die Namen aller Toten verewigt waren. Auf seinen Rücken schien er ein Bild seiner Frau zu haben, zumindest wenn man das Alter anpasste. Ich überholte und sah, dass er ganz groß auf der Brust FBI zustehen hatte. Gut durchtrainiert war er, es hätte passen können. Er bekam extrem viel Beifall, die Leute riefen ihn. Die Gedanken um den 11.9. sind immer gegenwärtig.
Ein junges Mädel rief irgendwann aus der Zuschauermenge ihren Opa, der lief mit. Er war schon recht gebrechlich, aber den M, den lief er. Ich habe großen Respekt vor solch Leistungen. Wir waren schon einige Zeit unterwegs, da kam das erste Mal eine Band. Das fehlte mir so ein wenig hier und habe ich vom BM und NYC komplett anders erlebt. Dafür sind die Zuschauer auch wieder klasse. Verkleidet und mit allen möglichen Plakaten. Eins sprang mir immer wieder in die Augen: Run Bitch Run! Nun ja … Dieses Jahr muss es die kurzen Tüllröckchen im Ausverkauf gegeben haben. Läuferinnen und Läufer liefen damit. Ich bin sonst sehr gegen das Verkleiden auf WKs, aber hier musste selbst ich schmunzeln.
Bei km 15 kam was kommen musste, ein Läufer lag regungslos mit nacktem Oberkörper mitten auf der Lauffläche, umgeben von Unmengen Polizisten. Es sah aus, als würde Herzdruckmassage an ihm verübt werden. Ein Krankenwagen kam bereits.
Vom Rahmenprogramm her fiel mir besonders eine Truppe auf, die Beatleslieder sangen. Es hörte sich richtig klasse an. Ebenso ein paar km später trällerte ein Elvis, mit einer begnadeten Stimme.
Ich weiß nicht mehr, denke auch so beim km 15 war eine Schwulentruppe. Die Regenbogenfahne wurde quer über die Köpfe der Läufer gezogen und erinnerte mich so an San Francisco, wo ganze Stadtteile mit diesen Regenbogenfahnen geschmückt sind. Jedenfalls standen dort mehrere Kerle auf einem Podium, alle in Armyklamotten mit weißen Holzgewehren, die sie in die Luft schmissen, diese sich um die eigene Achse drehten und dann aufgefangen wurden. Herrlich. Nebenan standen dann 3 Grazien, einer in Vollbart und jeweils so übertrieben geschminkt mit Abendkleidern und sangen sich das Kehlchen frei. Top Figürchen übrigens.
Apropos Figürchen, ich sah mehrere Läuferinnen, die aussahen wie das Michelin Männchen und dies leider ohne Übertreibung. Nun, der M war 6:30 h offen, ich vermute, diese Zeit nutzten sie auch aus.
Irgendwann auf der Strecke kamen wir an einem Altersheim vorbei. Jedes, aber jedes Fenster war belegt mit Rentnern, die aber noch so richtig mitgingen. Es wurde zurück gejubelt, die Menschen tobten.
Ca. alle 2 Meilen wurden dann Getränke verteilt, auch Dixis nach jedem Getränkestand. Es war bestens organisiert. Alle 5 km standen Schilder ausgezeichnet. Darüber konnte man dann die Zeiten ablesen. Die Meilenschilder fand ich nicht alle. Vermutlich wurde nicht jede Meile ausgewiesen.
Mit meinem Mann war ich bei der Meile 2, 13 und 26 verabredet. Meile 2 klappte nicht. Dafür stand er dann bei den andern beiden Meilen und ich konnte ihn jedes Mal auch sehen. Er kam vorhin im Hotel an und meinte, sein Arm täte ihm weh vom Glöckchen schwingen. Auf der Messe gab es kleine Glöckchen, die dennoch ganz ordentlich lärmten. Die griff er sich.
Vom Profil her ist der Chicago M nicht so flach wie es der Berliner ist. Es kamen immer mal wieder einige An- und Abstiege. Jedoch machten mir diese heute nix aus. Vermutlich auch durch das hammerharte Training was ich im SCC erfahre, incl. des Teufelsberges. Es gab so viel zu sehen, ich liebe diese Häuserschluchten, die Sonne wenn sie durch die Wolkenkratzer auf die Erde scheint. Von den Temp. war es heute eher zu warm. Ca. 10 C als wir losliefen, bis ich ankam waren es dann schon 16 C. Ich war beschäftigt mit Hände abklatschen, die Zuschauer jubelten, ca. 1,5 Mio Zuschauer, so sagte man.
Ein wenig störend empfand ich jeweils an den Getränkestationen, dass oft, sehr oft einfach stehen geblieben wurde, ohne Rücksicht auf Verluste. Eine Läuferin kam mir allen Ernstes wieder in die Quere und hackte genau meinen schon lädierten Fuß nochmals ein. Aber heute war es nicht so schlimm. Ein Läufer klatschte mir eine an den Arm, als ich vorbei wollte. Ich sprach ihn extra freundlich an zuvor.
Kurz vor dem Ziel ging es nochmals einen steileren Anstieg hoch. Himmel, mit letzter Kraft zog ich mich da hoch und kam mit einer 4:28:xx PB! im Ziel an und dies nur 2 Wochen nach dem BM. Mein bisher bester M endete mit einer 4:46:xx, ich denke schon, ich konnte mich deutlich verbessern.
Im Zielbereich griff ich nach einem Bier. Da ich keinen Alkohol trinke, wollte ich das meinem Mann mitbringen, ich hatte ja nur 6 Min. Fußweg zum Hotel. Irgendwie war mein Hirn auch nicht mehr so in Takt … Als ich durch die Schleuse wollte griff man nach meinem Bier und behielt es dort. Ganz klar - Amerika und Alkohol. Hätte ich das Bier in eine Papiertüte gesteckt, hätte das wohl funktioniert … :o)
Ich genoss den Lauf heute nur einfach, ich sah mich um, ging zuweilen mit den Zuschauern und deren Stimmung mit. Lächelte und war froh, so froh, dass ich heute meine PB erreichen konnte, nachdem ich vor 2 Wochen so litt. Es lief einfach alles bestens. Ich bin so glücklich. Morgen geht's dann weiter, 1 Woche Florida. Ich glaube schon, dass haben wir uns jetzt verdient.
Danke fürs Lesen.