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20km de Cascais - warum burny nicht (immer) Recht hat

Verfasst: 20.02.2015, 13:27
von thefrench
Eigentlich wäre ich ja fast zu faul gewesen einen Bericht zu schreiben - aber nachdem 2 passende Threads gerade im Forum am Laufen sind .. Aber der Reihe nach:
Ich wusste bereits im Dezember, dass ich im Februar wieder in Portugal sein würde. Ein Blick in regionale Laufkalender hat mich an 20km de Cascais erinnert - eine ziemlich grosse Veranstaltung mit insgesamt 4000 Teilnehmern. Also nichts wie ran an die Online-Registrierung. Nach dem Lösen kleinerer Probleme (Angabe funktioniert nur mit Angabe einer portugiesischen Telefonnummer, Nummer des Reisepasses, ..) dann das erste Problem: Bezahlung der Startgebühr von € 12,- durch Überweisung per Multibanco. Wer das nicht kennt: die portugiesischen Bankautomaten sind ein Wunder der Technik, an denen man fast alles erledigen kann (eben auch Einzahlung von Kleinbeträgen) - vorausgesetzt man befindet sich in Portugal. Also flugs ein Email geschrieben wie ich das Problem lösen könnte. 2 Wochen Schweigen. Erster Anruf - keine Antwort. Zweiter Anruf: ja, die 48h sind schon vorbei, ich soll mich noch mal anmelden und dann ein Email schicken - man würde mir dann die IBAN nennen. Email geschrieben - keine Antwort. Zweites Email geschrieben - keine Antwort. Dritter Anruf: IBAN kommt gleich. Vierter Anruf: Die Kollegin ist grad dran am Schreiben des Emails. Fünfter Anruf: eine Stunde später ist der IBAN da.
Wer glaubt, dass ist das Ende der Geschichte nach mehr als einem Monat irrt. Es gibt einen 1. Startblock für die, die im letzten Jahr einen HM unter 1:25 gelaufen sind. Das hielt ich insofern für praktisch, als ich fürchtete beim Start durch engere Gassen könnte es zu einem Stau kommen. Meine Laufzeit konnte ich sogar bei einem portugiesischen HM nachweisen - und hatte die Resultate auch immer brav mitgeschickt - beachtet hat das nur keiner. Es bedurfte noch zweier Emails und eines Telefonats - Hurra!
Der Tag vor dem Lauf verlief erstaunlich unkompliziert. Gutes Hotel, direkt beim Start, wo laut Internet "die meisten Zimmer Blick aufs Meer haben". Ausser meines - ich hatte dafür tolle Aussicht auf die Startnummernausgabe .. - dort auch rasch die Startnummer bekommen.
Zu meiner wirklich grossen Verwunderung war auch die Startblock-Einteilung samt Zugang zu denselben gut organisiert; leider nur bis 5min vor dem Start. Dann wurden nämlich die Absperrungen zwischen den Blöcken entfernt - und alles strömte nach vorne. Naja ...
Andererseits: ich hatte in den Wochen davor Herzrhythmus-Probleme; d.h. einen hohen Puls selbst bei geringer Belastung. Der Sportmediziner meinte, das sei Übertraining. Daher hatte ich zwar beschlossen zu starten, aber "nur" einen Tempodauerlauf draus zu machen - und um nicht vom Rennadrenalin mitgerissen zu werden, beschloss ich diesmal einen Pulsgurt zu tragen!! Das hatte ich bisher immer vermieden, weil erstens bin ich ja ein Mann und kann meinen Körper einschätzen (oder so), und zweitens was interessiert mich der Puls - interessant sind Zeit und Platzierung. Und drittens nervt der Brustgurt ohnehin. Vorgabe war also nicht mehr als 85% HFmax (oder was ich halt glaube was 85% von einem nicht genau bestimmbaren Wert sind).
Nach einer Schlaufe durch die Stadt mit ein paar ziemlichen Steigungen geht's dann 8km dem Strand lang. Und es zeigte sich, dass 85% so ca. 4min/km entspricht - gegen den Wind. Denn der Abschnitt dort heisst "Pai do Vento" - auf deutsch "Vater des Windes". Was uns da entgegen blies war also kein Wind, sondern ein ausgewachsener Sturm. Mir ist es relativ gut gelungen, mich in einer grösseren Gruppe zu verstecken - was insofern ein Glücksfall ist, weil der durchschnittliche Portugiese deutlich kleiner ist als ich - in dem Fall gab's aber genug "Grosse".
Also 8km in die eine Richtung, Wende, dieselben 8km zurück ins Ziel - aber jetzt mit Rückenwind und ich konnte so auf ca. 3:50/km beschleunigen ohne den Puls hochzutreiben. Die km 16-18 waren noch etwas zäh mit ein paar Steigungen - aber es rollte einfach super. Am letzten km wo's leicht bergab geht noch etwas beschleunigt (3:26) - damit blieb ich dann knapp unter 1:20 bzw. unter dem 4min/km-Schnitt.
T-Shirt bekommen, RedBull bekommen mit - laut der Werbedame - "extra viel Zucker und Vitaminen"?!?!?
Zum Lauf selber: gute Veranstaltung, mit einem überragendem Preis-Leistungs-Verhältnis.

Und wo ist jetzt der Zusammenhang zu den anderen Threads? Zum einen hat es mich verwundert, wie leicht im "Rennmodus" selbst höheres Tempo zu halten ist. 4:00/km ist für mich mehr oder weniger MRT; wäre das auf dem (virtuellen) Trainingsplan gestanden hätte mich das sicher mehr Überwindung gekostet. Zum zweiten: die subjektive Belastung war extrem gering - noch selten bin ich einen Rennen so locker gelaufen. Wenn man die fehlende Form auf Grund des Trainingsrückstandes berücksichtigt, und obwohl ich mich - auch objektiv - nicht verausgabt habe, ist die Endzeit durchaus in Ordnung. In meinem Fall hat es also durchaus Sinn gemacht mal mit Pulsgurt zu laufen, offenbar schätze ich die Belastung sonst falsch ein: starte zu schnell und der Rest des Laufes (egal über welche Distanz) ist dann eine ziemliche Quälerei.

Fazit: werde das Experiment "Laufen mit Pulsgurt und nach HF" beim nächstem HM wiederholen.