Einen guten Abend zusammen wünsche ich!
Mich plagt derzeit eine Mischung aus Unlust, Zeitmangel und Winterdepri - eigentlich hatte ich mir den heutigen Tag schon vorgemerkt, um definitiv einige Sachen zu erledigen ... schließlich muss ein Tag sportfrei ja auch was Sinnvolles bringen
Zeit wird es wirklich, vom vergangenen Wochenende zu berichten - auch wenn der liebe Chris schon umfassend und klasse berichtet hat, muss ich natürlich auch meiner Sicht der Dinge mal Ausdruck verleihen.
Begonnen hat der Ausflug am Freitag Abend, nach der Arbeit war zuerst noch eine Runde Squash angesagt - ohne Punktzählung und einfach nur gemütlich eine Stunde den Ball hüpfen lassen...
danach ab nach Hause, Sporttasche gepackt, Rucksack gepackt und husch, husch ins Auto.
Kurzfristig hatte ich in einer Jugendherberge ein Zimmer organisiert, nachdem meine eigentlich angedachte Übernachtungsmöglichkeit blöderweise in Dresden arbeiten musste - aber gut, somit halt nach einer gemütlichen Fahrt relativ müde angekommen, ein Feierabendbierchen mitgenommen und schon graute dem Morgen.
Orientierungsfaul, wie ich zuletzt so bin - Navi sei Dank - Adresse eingetippert und die sagenhafte Strecke von knapp 4 Kilometern zum Start gefahren... dort ist mir erstmal ein Nordlicht über den Weg gelaufen, der mir (neben dem Weg zum Gesundheitszentrum) einen Teil seiner Lebensgeschichte innerhalb von 250m anvertraute, was bemerkenswert viel Information in kurzer Zeit war (hab ich erwähnt, dass ich normalerweise erst ab Mittag aufnahmefähig bin?) - egal, zuerst zum sehen in den Anmeldebereich gewuselt, niemanden erkannt. Ok, Handnummern hatte ich ja, also um Hilfe gerufen und dann knapp eine Minute später beim Frühstück erst Jan erkannt, dann Chris begrüßt. Beide sehr nett, sehr freundlich (ok, die wussten ja auch noch nicht, was für Qualen ich ihnen bereiten würde...)
Zuerst mal gefrühstückt - in Dresden war das ja auch ok und mit meinem Magen kann man auch alles machen ... endlich auch mal unter Leuten, die mehr futtern, als man selbst (ja, Chris, du bist gemeint

) Etwas später ging es dann nochmals zum Auto, da ich meine Schuhe vergessen hatte und dann in die Umkleide - hier war es dann Zeit für den fatalsten Missgriff des Tages, kurzentschlossen hatte ich noch die kurzen Tights in die Sporttasche geworfen, die zwei langen Hosen wurden verschmäht - das Wetter erinnerte auch an Dresden, wenn auch vielleicht 1-2 Grad kälter. Die Dame beim Frühstück meinte ja auch, es habe den ganzen Winter noch keine Schneeflocke gegeben, ... dann kann ja nix mehr schief gehen
Pustekuchen, als wir dann am Start stehen, fängt der Wind an zu wehen und eine Mischung aus Wasser und Schnee beginnt, die Landschaft zu verseuchen. Gefröstelt habe ich nicht, somit auch die gut gemeinten Ratschläge und die Empfehlung von Jan in den Wind geschlagen, ggf. auf eine warme Hose zurückzugreifen. Als wir loslaufen fühlt sich alles noch gut an, allerdings zieht der feuchte Schnee mit der Zeit anscheinend gut die Wärme aus dem Körper - bereits in Runde 2 spüre ich ein seltsam ziehendes Gefühl in den hinteren Oberschenkelmuskeln ... schiebe es aber auf das zu seltene Dehnen der vergangenen 2-3 Wochen und vielleicht auch die paar intensiveren Minuten beim Squash.
Kalt ist mir erst ab Runde 3, Finger taub, Schicht 2 ist irgendwo zwischen klamm und eiskalt, selbst bei 10° in den Miesen fühlten sich die Klamotten nicht so besch***en kalt an.
Erste Verkrampfungen versuche ich noch, durch Schritt- und Tempowechsel und Dehnen beim Laufen (wie kommt man auf so bescheuerte Ideen, sowas kann doch nicht funktionieren) ... wegzubringen, habe aber langsam schon eine Ahnung, dass das heute nicht so mein Tag wird.
Nebenbei lenke ich mich weiter ab von meinem Zustand, indem ich trotz traditionell knapper Luft beim Laufen mich mit Jan und Chris von Thema zu Thema treiben lasse und ab und an auch mal was beizutragen habe... beeindruckend, wie locker und gemütlich die das hier runterspulen. Wirken beinahe gelangweilt und es wirkt, als könnten sich beide nur mühevoll zu diesem Schneckentempo bremsen - wogegen, ... bei mir ist es nicht mehr leicht - Krämpfe kenne ich eigentlich kaum, aber das bisschen bislang hat eigentlich auch gereicht ... gerade der Oberschenkel ist echt schmerzhaft, teilweise kann ich kaum das Bein mehr richtig durchstrecken, sofort zieht sich alles zusammen, aber egal, weiter, weiter, weiter.
Gefühlt kämpfe ich Tage, nein, Wochen immer schön zuhören, Schritt, zuhören, Schritt, entspannen, nicht krampfen, sch***, kalt, ich fühle meine Finger nicht, gleichzeitig brennen sie, die Waden wollen auch krampfen, aber ich lasse sie nicht. Wieder ran, nicht abreissen lassen, nicht auf die Beine konzentrieren, lieber auf die Hände, wohin damit, wo bekomme ich die wieder warm? In der Runde 5 hilft auch der Tee nicht mehr, schon beim Red Bull Stand frieren die Finger schon wieder, aber ein bisschen geht noch. Was machst du hier, ja Teammarathon, Team, ja, da sind noch 2 andere - die wollen und können laufen, also zusammenreissen, weiter, weiter, weiter.
Irgendwann geht es aber nicht mehr, die Kraft ist weg, ... einfach weg. Muss froh sein, dass ich überhaupt noch gehen kann. Dann wieder langsam weiter.
Die beiden vor mir bemühen sich, die Sache positiv zu sehen, aber Jungs, wir wissen alle drei, wie beschissen das jetzt ist, nichtmal Kilometer 35 haben wir ... und ich weiß, das ist erst der Anfang. Nicht mal in Fürth war ich auch nur in der Nähe der Grenze - da konnte halt die Kühlung nicht mehr mithalten, so dass Gehen sinnvoll war, aber Schmerzen hatte ich da nicht.
Hier schon, zusätzlich wird es bei jeder Gehpause kälter und auch für Jan und Chris wird es langsam quälend und nervig ... ein vorbeilaufender Laufjoe trifft es auf den Punkt - genau mitten rein in die herrschende Seelenqual ...
was habt ihr denn da für eine Lusche dabei?
Ja, genau so fühlt sich das an, warum hast du nicht mehr trainiert, warum nichts Wärmeres angezogen, warum kann du nicht
laufen? Die letzte Schleife kommt irgendwann, ich komme aber nicht mal mehr laufend um die erste Kurve. Liefe ich alleine, wäre mein DNF schon längst Geschichte, auch hier und jetzt ist der Gedanke nahe ... eigentlich suche ich nur eine warme Stelle, um mich dort zu verstecken - leider gibt es keine, also doch noch weiter... immer wieder kurze Abschnitte im Lauftempo, aber es geht einfach nix, rein garnix.
Nach schier endloser Qual aber doch, der Zielbereich, nach irgendwas um 4 Stunden 25. davon bin ich wohl so um die 6 Stunden mit Krämpfen gegangen. Wenigstens geschafft, aber nicht nur mein Marathon war versaut, auch der von Chris und Jan, die auch beide jetzt durchgefroren aussahen, aber immer noch nicht ganz die Schnauze voll hatten und sogar noch versuchten, mich wieder aufzubauen.
Aber eine Stunde gehen und joggen bei Eiswetter machen ein mächtig schlechtes Gefühl, hoffentlich wird wenigstens keiner krank von den beiden... wenigstens das klappt vielleicht ja? Der Lauf wird eine Weile in Erinnerung bleiben, noch nie hat sich Laufen so sehr nach Qual angefühlt wie in diesen letzten anderthalb Stunden.
Morgen? Ja, Sonntag muss ich ja nochmals laufen. Daran am besten erst morgen denken.
Erstmal brauche ich fast 40 Minuten, bis ich unter der einzigen tröpfelnden heissen Dusche wieder vorkomme (die anderen fühlen sich zwischen lau und kalt an) ... dann kämpfe ich mit den Krämpfen und den Klamotten - bis auch das vorbei ist, ab in die Halle, vielleicht ist ja noch wer da.
Und tatsächlich, es gibt hier gut gelaunte Menschen, die so vieles mit Humor nehmen - Danke Jungs, war mir eine Ehre und eine Freude mit euch laufen und gehen zu dürfen.
Ist mir schon genug, wenn ihr nicht sauer seid, zudem bleibt immerhin, dass der erste DNF noch auf sich warten lässt (wenn auch knapp)
Nach gemütlichem Ausklang - und etwas zu futtern (richtig gesund beim goldenem M) - ging es dann gegen Abend weiter nach Senftenberg. Erstmal musste die Übernachtung in der Halle klar gemacht werden und sogar ein Bierchen gab es noch knapp rechtzeitig.
Chris verabschiedete sich dann bald in Richtung Umkleide, ich hatte in meiner schon einen sehr müden Laufkameraden gesichtet, den ich erstmal nicht unnötig stören wollte und sah somit dem Abendmarathon zu und hing noch ein wenig den Gedanken nach.
Die Frage, ob ich am Morgen tatsächlich die 50km laufen würde, war dabei noch völlig offen...
(Fortsetzung und ggf. Korrekturen des Textes folgen in Kürze)
