Ich beschäftige mich seit Jahren intensiv mit Kinder- und Jugenddtraining. Hauptgrund dabei ist, dass auch meine Tochter seit Jahren eine begeisterte Sportlerin ist und ich mich immer darum bemüht habe, sie bestmöglichst dabei zu fördern und zu unterstützen.
Da auch ich in meiner Jugend Leistungssportler war und dadurch über einen entsprechenden Background verfügte, dachte ich, mich einfach nur ein klein wenig mit neuen Trainingsmethoden im Nachwuchsbereich upzudaten - weit gefehlt... Da hat sich in den vergangenen 25 Jahren ganz erheblich was geändert. Und das macht meiner Meinung nach auch wirklich alles Sinn!
Hier die aus meiner Sicht wichtigsten Tipps:
In jedem Altersabschnitt sollte auf eine ganz andere Art und Weise trainiert werden. Grund dafür ist, dass bei Kindern an verschiedensten Stellen zu unterschiedlichen Zeiten Reifungsprozesse stattfinden (Gehirn, zentrales Nervensystem, Verknöcherung, Wachstumsschübe, div. Hemmungen von Fähigkeiten, usw.).
In der Sportwissenschaft wird hier meist in frühes Schulkindalter, spätes Schulkindalter, Pubeszenz und Adoleszenz eingeteilt.
Am spannensten finde ich die Hemmungen diverser Fähigkeiten, vor allem in den jüngeren Altersklassen, welche die Kinder dazu befähigen, dafür andere Dinge umso besser erlernen zu können.
Wenn du deinen Sohn möglichst richtig fördern willst, empfehle ich dir das "Handbuch für Kinder und Jugendtraining". Wurde von 4 Experten geschrieben (2 Sportmediziner und 2 Sportwissenschaftler, wenn ich jetzt nicht ganz irre).
Im frühen Schulkindalter (6-10) sind Kinder vor allem für Schnellkfraftentwicklung und korrdinative Fähigkeiten offen, wechshalb hier bevorzugt auf diese Weise trainiert wird. Kurze Distanzen, schnell, mit viel Spaß und Action und nicht vergessen koordinatives Training, auf spielerische Weise.
Monotones Training sollte hier weitgehend vermieden werden. Ich hatte hier auch das Problem, dass meine Kleine eigentlich immer schon mit mir mitlaufen wollte. Sehr schwierig, denn einerseits wusste ich, dass das noch nichts für sie ist, andereseits wollte ich es ihr nicht ganz abschlagen. Wir haben dann einen Kompromiss gefunden. So ist sie immer eine kurze Aufwärmrunde mit mir mitgelaufen. Da haben wir aber auch viel herumgealbert, ein wenig Lauf-ABC gemacht, hin und wieder auch mal einen Ball mitgenommen um ihn während dem Laufen hin- und herzuwerfen und als Laufstrecke hatte ich eine sehr abwechslungsreiche Geländestrecke mit viel auf- und ab und vielen Kurven ausgewählt (ca. 2km).
Mit ca. 10 Jahren war dann aber ein richtiger Drang da, größere Strecken zu laufen, mit dem Rad zu fahren, usw. Da im Altersabschnitt zwischen 10 und der Menarche (bei den Jungs Spermarche) mit Grundlagenausdauertraining begonnen werden kann (was sinnvoll ist, weil sich in diesem Altersabschnitt das Potenzial für spätere Ausdauerleistungen ausprägt), haben wir das dann auch so gemacht, aber immer noch spielerisch mit viel Spaß und rumalbern.
Heuer wird sie 12 und man merkt schon, dass sie nach und nach das kindliche ablegt und damit hat sich auch beim Training einiges verändert.
Ich lese das o.g. Buch übrigens jedes Jahr aufs neue, da es wirklich so umfangreich geschrieben ist, dass man sich wirklich jedes Jahr exakt das rausziehen kann, das für das jeweilige Alter passt.
Das allerwichtigste aus meiner Sicht ist jedoch: Den Spaß am Sport fördern und Wissen vermitteln. Denn ab der Pubeszenz sind die Tage des alleinbestimmenden Trainers gezählt, da will der oder die Jugendliche selbst bestimmen, selbst den Wochenplan erstellen usw.
Wir haben hier auch den Vorteil, dass unsere in einem Leistungskader ist, wo es auch eine Art "Unterricht" gibt, wie man richtig plant, wie man ein Training richtig durchführt usw., sodass sie auch selber alles gut können. Wobei ich schon dankbar bin, dass meine (noch) immer gerne mit mir laufen will. Wobei sie ab und zu auch schon den Wunsch hatte, alleine eine Runde zu drehen, was ich natürlich (auch wenn nur schweren Herzens) erlaubt habe.
Also ich an deiner Stelle würde ihn ruhig mitnehmen, aber den Lauf total abwechslungsreich gestalten, sodass aus dem Lauf eigentlich eine koordinative Einheit wird

Quer durch den Wald, über Wurzeln, Steine usw.
Vielleicht ein paar Anregungen dazu:
Wir haben uns dazu immer eine Geschichte einfallen lassen - und haben damit "Storyrunning" noch vor Runtastic erfunden

Das kam immer von ihr. Wenn da Wurzeln waren, rief sie "auf die Schlangen", dann hüpften wir von einer Wurzel zur nächsten. Oder "auf die Schildkröten" - das waren größere Steine

Krokodile gab's auch - aber nur hier bei uns bei einem Waldweg - das waren besondere Holzpflöcke im Boden, die ich sonst so noch nie gesehen hatte

Sie wurde da richtig kreativ. Trolle liefen uns hinterher, Steinmonster rollten sich von den Bergen herab, wilde Stiere, Büffel. Giftgras (Grashalme die in den Weg standen), galt es zu überhüpfen. Bis hin zu Riesenzecken und Spinnen, die sich von Bäumen abseilten, denen wir ausweichen mussten, usw.
Ich denke, wer uns da zugesehen hatte, dachte wohl, wir haben einen an der Klatsche. Aber es hat richtig Spaß gemacht - auch dem Papa
Die Strecken wurden so mit 10 dann auch immer länger, auch mal 8km. Aber vorher habe ich immer darauf geachtet, dass es kürzer war.
Heute läuft das ein bisschen anders, da erzählt sie mir, was sie in der Schule gelernt hat. Ich lass mich von ihr immer abprüfen. Sie findet das total witzig und sie merkt gar nicht, dass sie dabei was lernt
Meine Bedenken sind einfach (egal wieviel Spaß er hat, wenn er läuft), dass es eine schädliche Überforderung des Bewegungsapparats gibt. Kinder merken ja häufig nicht, wenn sie sich zu viel zumuten.
Das hängt davon ab. Die Kinder sind noch im Wachstum, dadurch sind die Sehnen noch nicht ganz so fest mit den Knochen verbunden, wie das bei einem Erwachsenen der Fall ist.
Geht man z.B. 1x pro Woche laufen, wird das kein Problem. Geht ihr jedoch 3x pro Woche laufen oder öfter, fehlt hier möglicherweise die Regeneration bei den Sehnen. Beim Laufen ist es dann meist die Patellasehne, die sich ein Kind verletzt. Ich habe erst neulich von einem Sportmedziner erfahren, dass 60% aller Sportverletzungen bei Kindern durch derartige Überlastungen entstehen.
Aus diesem Grund sollte man im Kinderbereich möglichst polysportiv trainieren, also unterschiedliche Sportarten. Wir gehen auch nur 1x pro Woche laufen, aber zudem auch Radfahren, Schwimmen, Wandern, usw. Mit 8 ging sie überhaupt durchschnittlich nur alle 10 Tage laufen, wenn ich mich recht erinnere.
Wenn du das polysportiv machst und er gesund ist, spricht meiner Meinung absolut nichts dagegen, sofern man den Monotonismus abschalten kann
