So, heute war es nun soweit. Bruttozeit war 3:59:07, netto kenne ich noch nicht (kriegt man die direkt nach dem Marathon schon irgendwo gesagt? Ich bin so schnell wie möglich nach Hause ein heisses Bad nehmen

). Also die gute Nachricht ist dass ich mein Minimalziel - unter 4 Stunden - erreicht habe. Die schlechte ist dass die Marathonvorbereitung meinerseits ein absoluter Griff ins Klo war

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Der Plan war gut, und im Sommer lief es auch ziemlich gut - hat Spaß gemacht nach Plan zu trainieren und ich war auch gut dabei, habe den Plan sogar schließlich doch etwas hochgepusht und stellenweise mit Einheiten aus 3:30er-Plan von der gleichen Website ersetzt was viel besser gepasst hat von der Belastung.
Dann gabs leider unerwartet einige berufliche Umbrüche, und schließlich war ich in Vollzeit+nebenberuflichem Studium gefangen und ganz ehrlich da hab ich es nicht mehr geschafft bei 55 Wochenstunden Arbeit/Studium auch noch zu trainieren... klar wenn man es wirklich will schafft man sich irgendwo Zeiten, aber der Stress war so groß dass ich quasi kapituliert habe, da waren andere Dinge wichtiger. Schlimmer noch, ich fing sogar wieder an stark zu rauchen

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Lange rede kurzer Sinn, vor dem Marathon war ich 6 Wochen nicht mehr laufen und ich hatte das Gefühl sogar Treppensteigen ist ne Qual

. War kurz davor gar nicht anzutreten aber dann dacht ich mir was solls. Bin am Anfang sehr konservativ gelaufen so mit ner 6er+ pace weil ich keine Ahnung hatte was ich überhaupt schaffe... habe eigentlich damit gerechnet dass mich zwischen Kilometer 20-30 irgendwas aus dem Rennen haut - Krampf, Knieschmerzen oder vllt. doch schließlich der Mann mit dem Hammer. Hab mich dann erst am 4:30er pacemaker orientiert und dann zum 4:15er pacemaker vorwärtsgearbeitet als ich merkte es läuft ganz gut.
Bei KM 15 oder so hatte ich dann den Eindruck dass der 4:15-Pacemaker anscheinend ziemlich stark überpacet (Minimum +5 Minuten schneller als 4:15, eher noch mehr) und auf meine Uhr war nicht wirklich verlass, die hatte im Vergleich zur vermessenen Strecke immer so 400m+ angezeigt was ich zeittechnisch so gar nicht einordnen konnte (ist ja doch ne Menge). Und ich war auch etwas irritiert dadurch dass es wohl zu jeder Zielzeit 2 pacemaker gab die aber recht weit auseinander lagen (ist das normal? hab ich mir vllt. auch nur eingebildet, möglicherweise war es der gleiche der mich bloß kurzzeitig abgehängt hat). Alles in allem hatte ich dadurch Schwierigkeiten einzuordnen wie gut es zeittechnisch läuft, aber schließlich dacht ich mir die 4:00 ist vllt. doch noch in Reichweite... habe mich dann bei km 21 von dem pacemaker ganz gelöst und beschleunigt und habe versucht deutlich unter der 5:40er pace zu bleiben in der Hoffnung dass ich dadurch langfristig aufholen kann ohne mich zu verausgaben. Wurde recht eng, musste ab km 30 nochmal etwas zulegen und bei km 37 hatte ich dann den ersten (hinteren?) pacemaker für 4:00 erreicht; bei km 40, also auf den letzten Drücker, war ich dann beim zweiten (vorderen? falls es nicht derselbe war...) pacemaker für 4:00. Dachte mir zur Sicherheit schaffe ich lieber etwas Puffer und setzte mich mit den letzten Reserven deutlich vor den pacemaker, was wohl auch ganz gut war wenn ich mir anschaue wie knapp ich die 4 Stunden unterschritten habe... da lag der pacemaker doch schon deutlich zurück, ich glaube nicht dass die die sich direkt an seine Versen geheftet haben es noch rechtzeitig ins Ziel geschafft haben. Irgendwie verstehe ich dieses pacemaker-System nicht, ich dachte die führen einen punktgenau ins Ziel. Vllt. in Nettozeit?
Naja, also das war schon ein Erlebnis hätte nicht damit gerechnet. War wohl auch Glück im Spiel, denn von Krämpfen et cetera wurde ich verschont. Den Mann mit dem Hammer hab ich auch dieses Mal nicht getroffen... klar, es war erschöpfend, aber nie so als würde man "gegen eine Wand laufen". Nur die Muskeln haben geschmerzt wie sonstwas.
Schade dass ich den Plan nicht durchhalten konnte (und in Zukunft wohl auch nicht mehr Zeit für so einen Plan habe), aber zumindest bin ich jetzt ganz offiziell einen Marathon gelaufen.
Dinge die ich beim Marathon gelernt habe:
1. Ich bin völlig zufrieden mit Obst, ich glaub Gels will ich gar nicht ausprobieren. Sah eh etwas seltsam aus wenn sich da Leute mit Krepppapier dutzende (!) Gels um die Arme kleben und dann ab km 5 schon massig Verpackungen auf dem Boden liegen. Außerdem hat der Marathon meine Abgneigung gegen frische Bananen kuriert...
2. Leute die an Versorgungsstationen plötzlich stehen bleiben können Unfälle verursachen.
3. Beim Marathon plötzlich aufs Klo zu müssen ist ziemlicher Mist.
4. Es ist recht demotivierend wenn bei KM 26 plötzlich die Halbmarathonis zur Strecke dazustoßen welche nach ihren 5 km noch relativ fit sind und man selbst aus dem letzten Loch pfeift.
5. Der Großteil der Läufer ist echt hart im nehmen, bleiben nach dem Finish noch da um in der Kälte um ein Bier zu schlürfen und zu plaudern - ich bin so schnell wie möglich nach Hause...
Gruß Mebber