Lebenslauf hat geschrieben:Ich habe mir in letzter Zeit Gedanken über das Atmen beim Laufen gemacht. Vor allem bei hochen Belastungen wie z.B. Intervallen oder viel wichtiger: bei 5- und 10 Km Wettkämpfen.
Hallo Lebenslauf,
in einem Forum zum Thema Laufen werden - das liegt in der Natur dieses Mediums - vornehmlich Fragen, Schwierigkeiten, Probleme, Beschwerden thematisiert. Da kann schon mal der Eindruck entstehen, Laufen sei eine überaus komplizierte Sache und man müsse sich nun mit jedem Detail auseinandersetzen, um nur ja nichts falsch zu machen. Tatsächlich wird auch vieles falsch - oder sagen wir besser "suboptimal" - angepackt. Oft korrigiert sich das aber von selbst. Tatsächlich ist Laufen eine der einfachsten Sachen der Welt für einen Menschen. Unser Körper wurde von der Evolution dafür über Jahrmillionen optimiert, nachdem unsere Vorfahren von vier auf zwei Beine umgestiegen sind. Ein nicht mal sonderlich bewusster Impuls im Gehirn "Los jetzt!" genügt und schon fallen wir in Trab. Darüber nachzudenken ist nicht nötig. Natürlich sind die Vorgänge, die sich in unserem Körper ergänzen müssen, um tatsächlich einen Schritt machen zu können unglaublich komplex, doch zu deren Steuerung verfügt der Organismus über ein raffiniertes, ebenso komplexes, vollautomatisches Steuerungssystem.
Als Läufer, der weiter und schneller laufen möchte, sollte man sich über vieles Gedanken machen, aber bitte nicht über die Atmung. Wie schnell und wie tief wir atmen steuert das Nervensystem vollautomatisch. Wäre es nicht so, müsste man sich jeden Atemzug überlegen und ihn bewusst auslösen. Natürlich gibt es Situationen, wo man über die Art der Atmung (z.B. in den Bauch) etwas erreichen will. Zum Beispiel gibt es eine Empfehlung bei Seitenstechen tief in den Bauch zu atmen, um das krampfende Zwerchfell (eine mögliche Erklärung für Seitenstechen) zu entspannen. Es gibt auch Menschen, deren Lungenvolumen z.B. durch Krankheit stark eingeschränkt ist. Auch in solchen Fällen kann es nötig werden (mit ärztlicher Unterstützung) über die Atmung nachzudenken.
Bei gesunden, normal entwickelten Menschen stellt jedoch das Atemvolumen der Lunge keinen die Leistung begrenzenden Faktor dar. Da gibt es enorme Reserven, auch wenn es sich anders anfühlt! Wenn wir schnell laufen, haben wir nach einer gewissen Strecke/Zeit das Gefühl nicht genug Luft zu bekommen. Das liegt aber nur daran, dass das Nervensystem die "Luftpumpe" auf Maximalleistung schaltet und wir diesen Zustand als "Atemnot" wahrnehmen. Die Begrenzung liegt aber nicht im Luft rein und raus pressen, sondern in den Lungenbläschen, wo der eingeatmete Sauerstoff ins Blut übernommen und das abzuatmende Kohlendioxid vom Blut in die Bronchien gelangt. Dieser Gasaustausch ist nicht von der Lungenbewegung abhängig, sondern von der Anzahl der Lungenbläschen und deren Leistungsfähigkeit. Durch unbewusstes, vom Nervensystem gesteuertes Anspannen und Entspannen der Atemuskulatur steht immer genug Luftvolumen mit ausreichender Sauerstoffkonzentration an den Lungenbläschen bereit. Also mach dir über die Atmung keinen Kopf.
Die Leistungsfähigkeit des Gasaustausches wird, wie alle anderen dem Energiestoffwechsel zugrunde liegenden Vorgänge auch, durch das Ausdauertraining verbessert.
Alles Gute und viel Spaß beim bewussten Laufen und unbewussten Atmen
Gruß Udo