Finchen9 hat geschrieben:mach ich da was falsch?? Lauf ich immer zu schnell?
Hallo Finchen,
lass mich vorweg ganz knallhart feststellen: Die Mär vom "Fettverbrennungspuls" ist völliger Schwachsinn*. Das ist so eine unausrottbare Legende, die irgendwelche viertelgebildeten, selbsternannten Fitnessonkels erfunden haben und die nun unkritisch von weiteren achtel- bis halbgebildeten Fitnessonkeln und -tanten weitergetrascht wird. Dahinter steht NULL Wahrheit. Ich werde jetzt auch mal auf die Hintergrunderläuterung verzichten, weil sie sie dummerweise - wenn man nicht exakt liest - die Legende weiter am Tropf halten könnte. Es gilt: Je schneller man läuft, umso mehr Energie verbraucht der Körper, umso mehr Kalorien werden verbrannt. Wenn es dir möglich wäre zwei Stunden volle Pulle zu rennen und das jeden Tag, dann wärst du sicher bald jedes Pfund Übergewicht los. Aber das kannst nicht nur du nicht, das kann niemand. Deshalb macht man sich Gedanken darüber, wie man das Abnehmen mit Lauftraining am geschicktesten unterstützen kann. Die Betonung liegt auf "unterstützen". Niemand wird dauerhaft schlank, weil er Sport treibt, heißt das. Nachhaltig, dauerhaft schlank wird man durch eine gesunde Lebensweise, zu der AUCH Bewegung gehört. Und wenn man Sport treibt, dann kann man damit den Abnehmprozess aus verschiedenen Gründen verkürzen.
*) Ich bitte alle Leser die drastische Wortwahl zu entschuldigen und zugleich zu billigen. Grund: Der Unsinn vom xxxxxpuls (schreib ich jetzt bewusst nicht aus) geht mir unendlich auf den Zeiger und scheint auch nur - wenn überhaupt - durch fortwährend glasklare Ansage meuchelbar.
Laufen also, aber wie? Da man nicht stundenlang Tempo bolzen kann, haben verschieden Trainer Methoden ersonnen, die mit vielfach wiederholten Sprints arbeiten. Das ist nicht ganz unkritisch, zumindest für Laufeinsteiger und vor allem in der eher eisigen Jahreszeit. Das wiederholte Sprinten nutzt zum Kalorienverbrauch neben dem normalen oben beschriebenen Effekt - je schneller desto mehr Energie wird benötigt -, zusätzlich den so genannten Nachbrenneffekt. Auf harte, kurz- bis mittelfristige Belastung reagiert (Lauf-) Muskulatur durch Nachverbrennung von Kalorien, wenn die Belastung längst aufgehört hat. Also auch noch, wenn man abends auf der Couch fernsieht oder chillt. Dieser Nachbrenneffekt kann - je nach Härte des Trainings - auch länger als 24h anhalten. Diese Methode, wenn man sie häufiger wiederholt, ist auch deshalb so erfolgreich, weil die harte Belastung zu einem Muskelaufbau führt. Und mehr Muskulatur bedeutet immer auch einen höheren Grundumsatz. Allerdings bleibt diese Muskulatur nur bestehen, so lange man diese Art Training durchführt. Danach bildet sich die Muskulatur wieder auf das für Ausdauerläufe nötige Maß zurück.
Es gibt aber auch einen anderen Weg laufend das Abnehmen zu unterstützen: Von Woche zu Woche LANGSAM und immer weiter laufen, immer weiter, immer länger. Auch auf diese Weise kann man in einigen Wochen eine erkleckliches Sümmchen an Kalorien verbrennen. Der Vorteil dabei ist, dass diese Art zu laufen, weniger belastend für den Bewegungsapparat ist und damit verträglicher. "Langsam" laufen bedeutet: So schnell, dass man nicht außer Atem kommt, dass man sich noch beim Laufen in kurzen Sätzen verständigen kann.
Auf deine Frage, was du falsch machst möchte ich dir einfach nur sagen: Im Grunde gar nichts, sobald du aufhörst überhaupt auf deinen Puls zu schauen. Gerade bei Laufeinsteigern sagt der Ist-Puls beim Laufen gar nichts aus. Wenn man untrainiert ist, neigt der Puls zum Überschießen, was einer - völlig normalen - Überreaktion des Nervensystems entspricht, bis das gelernt hat mit dieser neuen Belastung umzugehen. Anfangs "weiß" dein Nervensystem nicht, dass viel weniger Herzfrequenz auch reichen würde, um die arbeitende Muskulatur ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Das lernt es nach und nach erst.
Alles Gute
Gruß Udo