Andy4u_83 hat geschrieben:Hallo
Mal angenommen man hat bei vielen HM gute Zeiten hingelegt und will einfach mal einen Ultra- Marathon mit machen und natürlich dafür trainieren.
Kann man nach dem Ultra Training wieder zurück auf HM und 10km Distanzen gehen und dennoch seine Alte Pace erreichen?
Viele sagen ja vom Ultra Training wird man Langsamer.
Hallo Andy,
deine Anfrage ist schon einige Zeit her, ich antworte dir trotzdem mal.
Ich gehe bei meiner Antwort von einem Läufer aus, der - im Rahmen seiner Möglichkeiten/Bedingungen - jeweils so trainiert, dass er seine Leistung voll ausschöpft. Das bedeutet für ultralange Strecken, dass ich der Trainingsschwerpunkt mehr in Richtung Umfang verlagert. Die Tempoläufe werden weniger, auch mit weniger Tempo ausgeführt, weil alles andere nicht wirklich zielführend wäre. Es gibt da natürlich individuelle Unterschiede, doch tendenziell ist es so.
Bei mir ergab sich das Ausweichen auf die Ultrastrecken, weil ich meinen Ehrgeiz auf der Marathonstrecke ausgereizt hatte. Mit meinen Rahmenbedingungen war keine Steigerung mehr möglich. Also suchte ich mir ein neues Ziel. Über 6h-Lauf und 100 km kam ich binnen zwei Jahren zum 24h-Lauf (und damit über 200 km). Durch das Ultratraining wurde ich erheblich langsamer auf der Marathonstrecke. Um wieder zur ursprünglichen Marathonform zurückzukehren, hätte ich mein Training umstellen müssen, wozu ich allerdings keine Lust hatte, weil mich Ultra weit mehr reizte.
Die "Umstellung" ist nicht so einfach, wie sich das vielleicht anhört. Weder physisch noch mental. Zumindest wäre sie das für mich nicht gewesen. Physisch steckt dahinter ja die Absicht den Energiestoffwechsel und Muskulatur durch tempoorientiertere Trainingsreize wieder "umzubauen", damit wieder schnelles Marathon-/Halbmarathon/10km-Laufen möglich ist. Nach einer Ultrasaison ist der Körper allerdings erschöpft. Mitunter hat sich das eine oder andere Zipperlein eingestellt, das man erst auskurieren muss, bevor man den Bewegungsapparat wieder mit Tempo knechtet. Und vor allem muss man es WOLLEN. Für mich war es eine Einbahnstraße. Zurück zum (im Rahmen meiner Möglichkeiten) sehr schnellen Marathon hätte bedeutet wieder nur maximal zwei im Frühjahr (Abstand ca. 3- 4 Wochen) und zwei im Herbst laufen zu können. Und das konnte ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen. Nachdem ich "Ultrablut geleckt" hatte und damit nebenher auch noch meine Marathon und weiter-Sammelwut entfachte, hätte ich mich dazu nicht mehr motivieren können.
Stattdessen schob ich meine Ultradistanz-Grenzen immer weiter hinaus bis fast 36 Stunden Laufzeit. Und ich wurde definitiv langsamer, seit Spartathlon und zuletzt Olympian Race sogar gewaltig. So langsam, dass ich nun ab September erst einmal sämtliche Ultra- und Marathon-Aktivitäten für den Rest des Jahres einstelle und einen "Neuaufbau" starte. Damit verfolge ich einerseits die Absicht die inzwischen aufgetretenen, hartnäckigen Zipperlein auszukurieren und mir zudem wieder eine größere Tempobandbreite zu erarbeiten.
Fazit: Ultra macht einen langsamer. Doch keine durch Training hervorgerufene Ausdauer-/Muskulaturveränderung ist irreversibel. Wenn der Wille (und damit die Kraft dazu) da ist, lässt sich durch Training für kürzere Distanzen auch wieder dort die vormalige Schnelligkeit erreichen.
Alles Gute
Gruß Udo