Moin Udo,
Danke für Deine umfangreiche Antwort. Zu ein paar Punkten möchte ich nochmals was deutlich machen.
Den eigentlich schreibe ich diese Erwiderung, um dir vehement zu widersprechen. Die Empfehlung in den Laufladen/Sportgeschäft/Sportabteilung zu gehen, sich dort einem Verkäufer anzuvertrauen und auf den heute üblichen Standard bei der Schuhauswahl (Videoanalyse) zu bauen ist keineswegs vom Tisch, sondern vielmehr die einzig mögliche, weil einzig praktikable Vorgehensweise. Wie soll denn ein Laufeinsteiger sonst aus 1001 Schuhen ein Modell finden, das vom Grundsatz her zu seinen Füßen passt und in dem er sich wohlfühlt? Wie soll dieser Laufeinsteiger denn sonst die Möglichkeit haben, wenn sich dieser Schuhkauf bei ersten Läufchen als schmerzender Fehler entpuppt, das Modell zurückzugeben und ein neues zu probieren?
Selbstverständlich kann man vorm Schuhkauf erst zum Orthopäden gehen, dann zum Sportarzt, eine Bewegungsanalyse machen lassen und dann ... ja was denn dann? Wird der Orthopäde, der Sportarzt, der Bewegungsanalytiker einen Schuhe empfehlen? Wird er nicht, denn er kennt die Schuhe gar nicht. Im Übrigen bereitet in den meisten Fällen der Kauf eines Laufschuhs nicht wirklich ein Problem. Den Eindruck bekommt man nur, wenn man in Laufforen oder Fachzeitschriften die Sammlung des gesammelten Schuhkauf-Scheiterns überblickt. Aber wie viele Käufe erweisen sich als Fehlkäufe? Ich kenne den Inhaber eines Laufladens ziemlich gut und wenn ich seinen Aussagen in entsprechenden Gesprächen Glauben schenke, dann ist die Zahl derer, die einen Schuh zurückbringen oder über Probleme klagen verschwindend gering. Und die meisten, die er beim Schuhkauf beraten hat, sieht er irgendwann wieder - beim nächsten Schuhkauf.
Es kann schon sein, dass man dir im Sportgeschäft den falschen Schuh empfohlen hat. Dergleichen Fehler unterlaufen sicher auch meinem Bekannten, weil er eben kein Medizinerwissenschaftler, kein Arzt, kein Therapeut, sondern nur ein erfahrener und ehrlich bemühter Verkäufer ist. Einer der jedes Modell in seinem Laden detailliert kennt und mit seinem "Equipment" zur Laufanalyse gut umgehen kann.
Wenn du aus deiner persönlichen Negativerfahrung und einem Artikel im Netz, der lediglich eine Schwierigkeit aber keine Lösung beschreibt, ableitest, dass es falsch wäre Schuhe Laufladen zu kaufen, dann ist das allerdings ziemlich daneben. Wie lautet denn deine Lösung? Wo soll ich meine Schuhe kaufen und mich beraten lassen?
Ich habe meinen Beitrag aus der Sicht eines absoluten Anfängers geschrieben, der noch gar nicht in der Materie steckt und Null Hintergrundwissen hat.
Natürlich geht der erst einmal in einen Schuh/Laufladen und lässt sich beraten und fühlt sich auch gut beraten, wenn er aufs Laufband geschickt , aufgenommen und ausgewertet wird und am Ende eine Schuhempfehlung dabei heraus kommt. Und natürlich wird das in vielen Fällen auch funktionieren.
Bei mir hat es drei Mal nicht funktioniert, denn ich war vor zwei Jahren an diesem Anfang. Ich habe die Schuhe alle noch.
Das Erste Paar war von Nike (Flywire) und gekauft bei Sportscheck in Hamburg. Da wollte ich einen Schuh, der fürs gelegentliche Laufen hinreichen würde. Da ich meine damals empfindflichen Schienbeine und Knie nur zu gut kannte, wollte ich nicht so viel Geld ausgeben, bis ich sicher war, dass es funktionieren würde. Empfohlen wurde mir... ein Schuh mit starker Pronationsstütze, weil der Verkäufer auch ohne Laufband eine starke Überpronation bei mir diagnostiziert hat. Diese "günstigen Schuhe" hat er mir wärmstens empfohlen.
Damit habe ich ziemlich schnell Schmerzen bekommen.
Dann habe ich das abklingen lassen und mich für den nächsten Versuch im Karstadt Sporthaus beraten lassen. Hier sogar schon mit Videoanalyse. Resultat: Klarer Fall von Überpronation UNBEDINGT gestützte Schuhe! Diesmal gab es welche von Asics, Typ weiß ich gerade nicht. Auf jeden Fall bin ich mit den Dingern ein paar mal gelaufen und habe bei einem 10km Lauf dann so starke Schmerzen im Knie bekommen, dass ich mal wieder beim Arzt gelandet war, der mir gleich die Knie opperieren wollte (Miniskus)
Iich habe mich dagegen entschieden, einige Wochen gewartet und stattdessen auf einen Freund gehört, der mir dann die Kayanos empfohlen hatte. Das wären DIE Schuhe für Leute wie mich. Also in den Ulf Lunges Laufladen getapert, nach diesen Schuhen gefragt und nach einer Anprobe wurde mir bestätigt, dass die meine Füße toll stützen würden und in Verbindung mit der super gedämpften Sohle nun aber kaum was Besseres zu finden sei.
Auch damit kam ich nicht ins Laufen. Ich habe damals angefangen auf meine Alsterrunden zu gehen in der Mittagspause, weil ein Kollege mich mitgezogen hatte und ich erneut alle Symptome hatte abklingen lassen.
die ersten Male gings gut, ich freute mich über das schön moosige Gefühl auf den Kayanos aber nach zwei Wochen gings wieder los. Schienbeine druckempfindlich und Knie mit stechenden Schmerzen.
Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits angefangen hier mitzulesen und habe angefangen meine eigenen Schlüsse zu ziehen.
Zum ersten Mal las ich etwas über Sprengung, Natural Running usw. und beschloss einen Umstieg auf den Vorfußlauf. Zunächst noch mit den Kayanos, was ziemlich albern aussah, dann mit Asics Gel Lyte 33 und so bin ich ins Laufen gekommen.
Rückblickend betrachte muss ich sagen, dass ich meinen Laufstil nicht umgestellt habe, denn da gabs nichts umzustellen, ich habe überhaupt das erste Mal einen Laufstil erarbeitet. Ich behaupte, heute könnte ich in all den genannten Schuhen ohne Schmerzen laufen. Nicht zwingend die Schuhe waren schlecht, sondern die Art wie ich gelaufen bin.
Du fragst nach einem Lösungsansatz von mir, ok bitte schön:
von einem guten Verkäufer würde ich erwarten, dass er einem von Anfang an die Komplexität und Individualität des Ganzen vor Augen führen würde. Wenn er einem sagen würde: "Du pass mal auf, ich kann Dir hier und heute nicht garantieren, welche Schuhe zu Dir passen, fang doch erst mal mit neutralen Schuhen an, als Basis und beobachte was passiert"
Vielleicht sollte ein Verkäufer auch ein paar Worte zum Laufstil sagen können und nicht nur zu den Aufnahmen der Fersen.
Vielleicht könnte er einem sagen: "Wie ich sehe bist Du ein Fersenläufer, da solltest Du drauf achten, dass....."
Vielleicht könnte er auch auf das eine oder andere Buch verweisen, oder den Tipp geben, sich in einer Community schlau zu lessen.
Klar, letztendlich ist er nur ein Schuhverkäufer, ich idealisiere das gerade, aber es ist ja genau wie Du sagst, am Anfang steht der Verkäufer und dem vertraut man halt.
D-Bus schrieb: @gecko, bzgl. deines "Die Standardaussage "Geh mal in den Laufladen und lass eine Videoanalyse machen" ist GOTTSEIDANK ziemlich vom Tisch.":
Das ist doch ein alter Hut, dazu brauchen wir doch keine Werbeveranstaltung. Gleiches gilt für die Beobachtung, dass Pronationsstützen viel zu oft verkauft werden.
Die Aussage galt den Empfehlungen hier im Forum. Ja, genau, hier ist das gottseidank ein alter Hut und es wird eben doch zumeist in die richtige Richtung gezeigt.