Chrischi hat geschrieben:Das PSD ist persistierend trotz Ausnutzung sämtlicher konservativer evidenzbasierender Methoden. Was wäre dein Tipp?
Hallo Chrischi,
zunächst gebe ich dir einen Tipp, was deine Schreibe angeht: Wenn du Menschen abschrecken willst, dann packst du in einen Satz eine unverständliche Abkürzung und zwei medizinischem Fachpersonal aber sonst niemandem verständliche Vokabeln. Ich wette, das ist dir in vielen Fällen gelungen - also das mit der Abschreckung.
Was mich angeht, so glaube ich aus dem Zusammenhang zu erkennen, dass du von (d-) einem Patellaspitzensyndrom schreibst. Offenbar ist es dir trotz Anwendung aller schulmedizinisch relevanten Methoden nicht gelungen der Verletzung/Entzündung Herr zu werden. Ich fühle mich nun aus zwei Gründen "kompetent" dir zu antworten: Erstens verfüge ich als Läufer in fortgeschrittenem Alter über eine reichhaltige Verletzungsgeschichte. Die reicht von allerlei Nickligkeiten, über dauerhaft geschädigte Achillessehnen (nicht vom Laufen) bis hin zu einem Ermüdungsbruch der Symphyse (Schambein), die mich seinerzeit drei Monate vom Laufen abhielt. Zweitens leide ich aktuell ebenfalls unter einem Patellaspitzensyndrom am rechten Knie. Daher weiß ich, wie "persistierend" der Scheiß sein kann, weil er bei mir seit etwa einem dreiviertel Jahr "persistiert". Anfangs nahm ich es nicht ernst, weil es nach Selbstheilung aussah, wie viele andere Zipperlein, die kamen und gingen. Und auch die Patellasehne zwickte mal nach hoher Belastung. Das ging aber immer wieder von selbst weg. Letztes Jahr dann nicht mehr. Also trug ich es in die Praxis meines Sportarztes. Der ist Kummer mit mir gewöhnt und hat bisher alles - siehe meine (unvollständige) Aufzählung oben - mit Erfolg und durch meinen Gehorsam, was seine Anweisungen anging, kuriert. Der Mann ist so genial, dass ich mit den Göttern des Laufsportes einen faustischen Vertrag schloss: Sie dürfen meinen Sportarzt nicht eher in den sicher verdienten Ruhestand entlassen, bis ich mit dem Wettkampflaufsport aufhöre. Dafür verpfändete ich meine Seele.
Spaß beiseite: Er rückte also dem Problem zuleibe - konservativ und evidenzbasiert. Allein es half zunächst nichts. Kommt dir sicher bekannt vor. Dann MRT, das die Diagnose vor allem noch mal bestätigte, überdies aber ergab, dass ein paar Fasern der Patellasehne gerissen sind. Weitermachen hieß die Parole - konservativ und evidenzbasiert. Also Kühlen, Einreibungen, Retterspitzumschläge, Umschläge mit Quark, darüber hinaus Dehnen der Oberschenkelmuskulatur (Quadrizeps). Wochen gingen ins Land, noch immer kein Erfolg. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass ich trotz Beschwerden weiter laufen konnte, mit anderen Worten: Der Leidungsdruck war noch nicht hoch genug. Also nahm ich das mit dem Dehnen schon vor, aber vielleicht zweimal die Woche. Dann kam der entscheidende Besuch bei meinem Doc: Er guckte mir in die Augen und redete von einer Knie-OP. Ich weiß nicht, ob er sehen konnte wie das Adrenalin in meine Blutbahn einschoss und mich bis ins Mark erschreckte. Knie-OP? Das kann nur die Ultima Ratio sein. Also fuhr ich heim und startete eine Großoffensive gegen mein Patellaspitzensyndrom. Ich führte folgende Regimenter in den Kampf:
- Einreibungen
- Umschläge mit Retterspitz (beides so oft die Haut es zuließ)
- Kühlpack nach jedem Training
- Dehnen von da an täglich (!) zu Hause
- exzentrisches Krafttraining für den Oberschenkelmuskel an 2 verschiedenen Geräten (Beinstrecken und Beinpresse, Anordnung Arzt, Übungsgestaltung durch Therapeutin)
- Eigenmassagen des betroffenen Gewebes und der Umgebung (Reiben, Zupfen) nach Anleitung durch Therapeutin zur Verbesserung der Nährstoffversorgung der Sehne
- Sicherung der Nährstoffversorgung durch Substitution (wahrscheinlich überflüssig, will aber sichergehen)
Was soll ich sagen: Die Sehne sah sich dann doch in die Defensive gedrängt und zeigte sich "beeindruckt". Natürlich ist es noch nicht ausgestanden, aber ich persistiere bis zum Sanktnimmerleinstag, wenn es sein muss. Weil ich weiß, dass der Scheiß irgendwann besiegt sein wird.
Woher ich das weiß? Weil ich - persistierend - bisher noch jedes persistierende Problem befriedete. Vor allem meine geschädigten A-Sehnen. Die habe ich mir vermutlich durch früheres Fußballspielen oder harten Bergsport ruiniert. Als ich begann Marathon und Ultra zu laufen reagierten sie sauer. Das ist eine Geschichte für sich, ich will's kurz machen. Obschon ich bei der letzten A-Sehnen-Attacke schon 65 Jahre alt war, gelang es mir in einer ähnlichen "Schlacht", die volle 5 Monate (!) dauerte, die jammernde A-Sehne links so weit - methodisch "konservativ und evidenzbasiert" - zu befrieden, dass die Beschwerden meist unter der Wahrnehmungsschwelle liegen. 5 Monate Kampf!!!
Wie lange hast du denn mit vollem Ernst und unter Anwendung aller konservativen evidenzbasierten Methoden versucht deine Patellasehne zu "reparieren"? Hast du nicht vielleicht doch zu früh Geduld und/oder Hoffnung verloren?
Vielleicht war es so, dann mag dir mein Beispiel als Anleitung dienen.
Alles Gute
Gruß Udo