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Seit 6 Monaten Schmerzen - keine Diagnose

Verfasst: 19.01.2021, 14:26
von Kathey
Hallo zusammen.
Ich habe mich gerade angemeldet und hoffe, dass irgendwer einen Tipp hat was ich noch tun kann.
Bin weiblich, 33 und bis letzten Sommer sehr regelmäßig gelaufen. Auch Halbmarathondistanzen und größere fordernde Wanderungen wir den Kilimandscharo etc.
Wollte mich gerne bis in diesem Jahr zur Marathondistanz weiterentwickeln aber seit Juni /20 habe ich Schmerzen.

Es fing mit einem Ziehen unter der linken Pobacke an und wurde dann immer schlimmer und zog sogar bis in die Wade.
Bin dann zum Orthopäden und habe meine erste Physio verschrieben bekommen.
Nichts gebracht.
Der Orthopäde (gleichzeitig Osteopath) machte ein Röntgenbild und sagte das Becken wäre schief
Vier Sitzungen zum einrenken (5 min jeweils 80 Euro) und keine Besserung.
MRT vom Becken (Sehnenansätze) waren ohne Befund

Bin zu einem anderen Orthopäden gegangen. Der lachte über mich und meinte ich solle nicht mehr laufen (hab ich zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr) Er hat mir dann Muskelrelaxer verschrieben die ich null vertragen habe und nach einigen Horrornächten abgesetzt habe.
Er hat keinen Beckenschiefstand gesehen

Nächste Station. Ein Osteopath. Er hat auch keinen Schiefstand E
Erkennen können, hat an mir rumgerenkt und eine Druckpunktmassage gemacht. Keine Auswirkung

Dann bin ich zu dem nächsten Orthopäden. Er hat mich zumindest ernst genommen und ein MRT vom Rücken und Bein verschrieben. Ohne Befund.
Er verschrieb mir Physio und überwies mich zum Neurologen
Zwischenzeitlich beschränkte sich der Schmerz nicht nur auf die Stelle bzw den großen Muskel, im Gesäß ging es auch los.

Die Neurologe machte eine Nervenmessung und nahm Blut ab ohne Befund.

Nach dem Befund war ich wieder beim Orthopäden der mir eine Kortison Spritze in den Muskelansatz und den Po gab. Ohne Wirkung

Der Physiotherapeut versuchte es mit Druckpunktmassage, Strom und zeigte mir Ãœbungen die ich täglich mache. Ein Tens Gerät habe ich auch gekauft und behandele die Stellen

Da sitze ich nun und weiß nicht mehr weiter.
Laufen gehe ich gar nicht mehr und schlage mich täglich mit Schmerzen auch im Liegen auf der Couch ist es manchmal so schlimm dass ich ins Bett gehe um mich auf den Bauch legen zu können. Es ist wie ein Reißen...

Was kann ich noch tun? Hat jemand eine Idee?
Ich weiß nicht mehr weiter :(

Verfasst: 19.01.2021, 14:56
von dicke_Wade
Ich würde dich gern auf das Piriformis-Syndrom (kannste googeln, gibs drölfzig Seiten dazu, auch hier im Forum) aufmerksam zu machen. Wurde das vom Orthopäden/Physio bereits ausgeschlossen? Da gibt es wenige Handgriffe, um die Diagnose zu stellen.

Was für Übungen (Dehnung, Kräftigung) hast du bisher getan?

Gruss Tommi

Verfasst: 19.01.2021, 15:34
von Santander
dicke_Wade hat geschrieben:Ich würde dich gern auf das Piriformis-Syndrom (kannste googeln, gibs drölfzig Seiten dazu, auch hier im Forum) aufmerksam zu machen. Wurde das vom Orthopäden/Physio bereits ausgeschlossen? Da gibt es wenige Handgriffe, um die Diagnose zu stellen.

Was für Übungen (Dehnung, Kräftigung) hast du bisher getan?

Gruss Tommi
Jo, Musculus piriformis – auf deutsch birnenförmiger Muskel. Hierhier steht was dazu:

https://www.apotheken-umschau.de/Ischia ... 20131.html

Verfasst: 19.01.2021, 15:44
von Bewapo
...und 3 Orthopäden + 2 Osteopathen, ein Neurolge und ein Physiotherapeut sollten ein mögliches Piriformis-Syndrom nicht erkennen können?!

Verfasst: 19.01.2021, 15:50
von dicke_Wade
Bewapo hat geschrieben:...und 3 Orthopäden + 2 Osteopathen, ein Neurolge und ein Physiotherapeut sollten ein mögliches Piriformis-Syndrom nicht erkennen können?!
Das halte ich nicht für unmöglich, es sei die TE hat vergessen, es zu erwähnen. Ich bin damals auch erst durch ein Forum darauf gekommen.

Gruss Tommi

Verfasst: 19.01.2021, 15:53
von Bewapo
dicke_Wade hat geschrieben:Das halte ich nicht für unmöglich, es sei die TE hat es vergessen zu erwähnen. Ich bin damals auch erst durch ein Forum darauf gekommen.

Gruss Tommi
Vermutlich muss dann jetzt der legendäre Sportarzt die Kohlen für die Ärzteschaft aus dem Feuer holen! :zwinker5: Scheinbar hab ich bislang Glück mit meinen Ärzten gehabt, die immer solange gesucht haben, bis auch die Ursache gefunden war!

@Kathey: Vielleicht hilft hier auch eine Gang- bzw. Laufanalyse weiter, um ggf. Fehlbelastungen als Ursachen auszuschließen!

Verfasst: 19.01.2021, 15:57
von Kathey
Hallo.
Danke erstmal.
Der erste wollte nur an mir verdienen und den nicht vorhandenen Beckenschiefstand korrigieren. Ich war immer nur 5 min drin und er wusste beim nächsten Mal gar nicht mehr was ich gesagt hab.
Der zweite hat gesagt, es wäre eine Überlastung durch das Laufen und ich soll das einfach sein lassen und Tabletten nehmen.
Der Osteopath hat nichts in der Richtung gesagt. Nur Triggerpunkte gesucht
Der dritte hat mir Physio verschrieben aber gemeint es könnten kleine Verletzungen sein die man im MRT nicht sieht.

Pirformis wurde nicht erwähnt.

Bin beim googlen mal drauf gestoßen, dachte aber das kann es nicht sein. Es fing ja unter dem Gesäß an und nicht drauf.
Schau aber weiter danach und mache mich schlau

Verfasst: 19.01.2021, 16:10
von Bewapo
....hier ist das Ganze - also "Piriformis-Syndrom" - ganz gut und umfangreich beschrieben: https://www.doktor-marquardt.de/experti ... s-syndrom/

Verfasst: 19.01.2021, 16:39
von dicke_Wade
Wie die Anatomie allgemein, ist auch die Piriformisseuche bei jedem eventuell anders. Ich beispielsweise hab keine Beeinträchtigung des Ischiasnervs. Bei mir schmerzt der Muskel selbst leicht und strahlt mitunter auf den Ansatz des Hämstrings am Sitzbein aus und öfter zieht es beim Laufen in den Muskel runter. Zufälligerweise war ich erst gestern beim Physio deswegen und er hat mit wenigen Griffen und Beinverrenkungen meine Vermutung bestätigt. Und ebenfalls, dass die Ursache ein schwacher Gluteus maximus sein kann. Den soll ich nun extra trainieren.

Gruss Tommi

Verfasst: 19.01.2021, 16:48
von dicke_Wade
Bewapo hat geschrieben:....hier ist das Ganze - also "Piriformis-Syndrom" - ganz gut und umfangreich beschrieben: https://www.doktor-marquardt.de/experti ... s-syndrom/
Sehr interessanter Artikel :daumen:

Verfasst: 19.01.2021, 17:10
von U_d_o
Hallo Kathey,

ich werde mich am Mutmaßen und Orakeln nicht beteiligen. Ich schaue mir stattdessen deinen bisherigen Ärzte-Therapeuten-Leidensweg an. Da finde ich Orthopäden und einen Neurologen aber niemanden, der auf die Erkennung und Behandlung von Leiden spezialisiert wäre, die durch gehäufte sportliche Aktivitäten entstanden sind. Wobei ich Letzteres natürlich unterstelle, also nicht sicher weiß. Wenn ich aber die Liste deiner Aktivitäten lese von viel Laufen über HM bis Kilimandscharo*, dann weiß ich, dass du dich körperlich viel belastet hast. Und dabei kann was schiefgehen, um es mal salopp zu formulieren. In dem Fall braucht man einen Arzt, der sich der Sache mit Ernst annimmt, den seine eigene Erfolglosigkeit, die man ihm mit neuerlichem oder gar mehrfachem weiteren Besuch dokumentiert, nicht ruhen lässt. Der so lange forscht und alle seine diagnostischen Möglichkeiten ausschöpft, zwischendurch auch mal ins Dunkle, Unerkannte, nur auf ärztliche Erfahrung bauend therapiert, bis er dem Übel ab- und dir geholfen hat.

Ich kann nicht beurteilen, was die Orthopäden und der Neurologe "im Schilde führten". Fakt ist, dass sie keinen Erfolg hatten, dass sie folglich den wahren Grund für dein Leiden nicht erkannt haben. Offen gestanden wären Orthopäden für mich in diesen Dingen auch nicht die erste Wahl. Es sei denn, sie gäben durch den Zusatz "Sportarzt" zu erkennen, dass sie auch auf die Behandlung von sportbedingten Beschwerden/Erkrankungen spezialisiert sind. Um "Sportarzt" zu sein muss man keinen Facharzttitel erwerben, man hat aber eine entsprechende Zusatzausbildung und - nach ein paar Jahren - durch viele Patienten auch viel Erfahrung mit Sportblessuren.

Sportärzte tendieren überdies dazu einen über sportspezifische Beschwerden klagenden Menschen vom ersten Moment bis hin zum erfolgreichen Abschluss einer Behandlung ernstzunehmen. Sie legen es zudem darauf an, den Patienten nicht nur schmerzfrei zu machen, sondern diese Schmerzfreiheit bei gleichzeitiger Erhaltung voller körperlicher Leistungsfähigkeit zu erreichen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Vielleicht habe ich das unverschämte Glück einen genialen Sportarzt gefunden zu haben, der mich noch immer kurieren konnte. Das glaube ich aber nicht. Was er hat ist Wissen, Erfahrung und den unbedingten Willen mich wieder fit zu machen, damit ich meiner selbstquälerischen Ultralauferei weiter nachgehen kann. Wenn ich ihm gegenüber sitze - der Mann ist Allgemeinarzt im sonstigen Ärzteleben und hat den Laden immer voll -, dann habe ich das Gefühl, dass er sich im gesamten Universum nur für meinen Fall interessiert, dass er seine Praxis nur deswegen jeden Tag öffnet, weil ich reingeschneit kommen könnte ...

Ich möchte an dich appellieren nicht zu verzweifeln, stattdessen einen Ärzte-Neustart zu versuchen. Erkundige dich nach einem "guten" Sportarzt in deiner Umgebung. Du kannst zum Beispiel bei Sportvereinen nachfragen, vorzugsweise natürlich bei solchen mit Laufabteilung, von wem sich der Verein betreuen lässt, bzw. zu wem die meisten Aktiven gehen, wenn sie verletzt sind. Dann gehst du da hin. Und wenn er dir das Gefühl vermittelt - man spürt das! - "hier bin ich richtig", dann gehst du ihm mit vielfachen Besuchen so lange auf den Keks bis dir geholfen ist.

Du bist 33 und hast möglicherweise noch 70 Jahre oder mehr (die Lebenserwartung steigt stetig) vor dir, in denen du wirst laufen können. In deinem Alter zu resignieren geht gar nicht. Raff dich auf und werde vorstellig.

Alles Gute :daumen:

Gruß Udo

Verfasst: 19.01.2021, 18:35
von Kathey
Vielen Dank für die Dankanstöße.
Mein letzter Versuch (die Korstisonspritze) war vor 10 Tagen.
Ich musste es erstmal sacken lassen, dass es wieder nicht geholfen hat, bin jetzt aber (wie du siehst) auf der Suche nach Hilfe.
Leider schlägt mir das alles mittlerweile auch auf die Psyche weil es sehr belastend ist ständig Schmerzen zu haben.
Du hast aber Recht. Ich suche weiter...

Verfasst: 20.01.2021, 06:40
von Kathey
Also zur Dehnung mache ich die Übungen die mir der Physiotherapeut gezeigt hat.
Hinstellen, ein Bein vor das andere stellen und Fuß hochziehen und dann mit der Hand so tief runter wie möglich, kurz halten, Beinwechsel

Auf den Rücken legen. Ein Bein ausstrecken. Das andere anwinkeln und mit den Händen anziehen

Außerdem rolle ich das Gesäß/ Bein mit dem Faszienball aus.

Habe im Internet noch eine Übung gefunden die ich mache. Hinsetzen. Bein auf das Knie ablegen und dann nach vorn beugen und das Ganze zwei Minuten halten.

Das Tens Gerät nutze ich morgens 20 min für den Po und abends 30 min für das Bein.

Ich finde es sehr merkwürdig, dass es im Bein angefangen hat und erst zwei Monate später das Gesäß angefangen hat zu schmerzen. Da war ich schon gar nicht mehr laufen...

Verfasst: 20.01.2021, 11:36
von Kathey
Ich weiß, dass niemand hier Hellsehen kann aber wie steht ihr zu TENS und zu Triggerpunktbehandlungen?
Ich bin mir gerade in Bezug auf die Faszienball Behandlung ziemlich unsicher. Ich "finde" mit dem Ball die schmerzenden Punkte gut aber ich weiß nicht bis zu welchem Punkt es schmerzen soll. Also soll man wirklich bis zum letzten ausreizen oder nur sanften Druck ausüben?
Habe einen Termin bei einem Sportarzt gemacht..

Verfasst: 20.01.2021, 11:38
von Kathey
Ach und noch eine Frage.
Würdet ihr trotz der Schmerzen mal wieder laufen? Der Physio meinte ich solle bald wieder anfangen aufzubauen.
Meine schön antrainierten Muskeln sind mittlerweile weg und alle Hosen viel zu groß :(

Verfasst: 20.01.2021, 12:30
von Sackgesicht
Piriformis, ich bin da bei den anderen, ich kenne das auch, habe das aber mit Dehnübungen und der Faszienrolle gut in den Griff bekommen, vom Schmerz bin ich da ans Limit gegangen aber das als Pauschalratschlag verwenden zu wollen, so weit lehne ich mich nicht aus dem Fenster.

Ich konnte in der ganzen Phase viele Übungen in Sachen Muskelaufbau beibehalten, musst aber umstellen. Laufen würde ich jedoch nur ohne oder mit moderaten Beschwerden, die auf die Laufpause basieren, gleiches mache ich im Moment auch, allerdings basierend auf einen Fußbruch. Die Unterscheidung, dass die Beschwerden durch die Laufpause verursacht sind und nicht durch die Verletzung bzw der Erkrankung halte ich prinzipiell für elementar

Verfasst: 20.01.2021, 15:50
von dicke_Wade
Dehnen ist schon ganz gut, am besten mehrfach am Tag. Rollen auch.

Das ist ne gute Frage, wie weit man in den Schmerz gehen soll :noidea: Ich immer schon mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht. Am Montag der Physio nicht so weit, aber auch spürbar. Der hat dabei aber mein Bein mal nach hier, mal nach da verdreht und dabei in den Muskel gedrückt und massiert. Ich hab gestern mit dem SAM-Training begonnen. https://www.google.com/search?client=ta ... s5KIDA10:0

Ich erwarte da jetzt keine raschen Erfolge und schau, wie das anschlägt. Spürbar ist bei mir allerdings: Speed killt. Je schneller ein Lauf, desto stärker die Nachwirkungen.

Gruss Tommi

Verfasst: 20.01.2021, 16:56
von U_d_o
Kathey hat geschrieben:Habe einen Termin bei einem Sportarzt gemacht..
:daumen: :daumen: :daumen:

Und den "belagerst" du so lange, bis er dich kuriert oder dir zumindest den richtigen Weg zur Schmerzfreiheit aufgezeigt hat.

Alles Gute :daumen:

Gruß Udo

Verfasst: 20.01.2021, 17:28
von U_d_o
Kathey hat geschrieben:Würdet ihr trotz der Schmerzen mal wieder laufen?
Das ist eine Frage, die ich nicht mal mir selbst in jedem Fall ohne Zweifel beantworten konnte. Zumindest so lange du nicht weißt, welche Ursache der Schmerz hat ist es riskant. Denn normalerweise ist Schmerz eine Warnung des Körpers. Eine im Grunde gute Reaktion, weil das Unangenehme am Schmerz einen dazu veranlasst das Tun, das offensichtlich ungut fürs Gewebe ist, oder den Fehler, den man bei der Bewegung begeht, zu unterlassen. Der Schmerz soll einen daran hindern bleibende Schäden zu erleiden. Natürlich schmerzt es auch, wenn diese Schäden schon eingetreten sind.

Es gibt wohl auch Schmerzen, gegen die man durchaus in gewissem Umfang anlaufen darf. Zum Beispiel Schmerzen, die nach Ausheilen einer Verletzung auftreten, wenn man die zuvor geschädigte Region wieder belastet. So lange sich dieser "Wiederanlaufschmerz" gut ertragen lässt, er nicht größer wird, im Gegenteil während eines Trainings geringer wird, oder wenigstens von Einheit zu Einheit schwindet, ist das nach meiner Erfahrung und Kenntnis okay.

Es gibt auch so etwas wie ein "Schmerzgedächtnis" des Nervensystems. Ich habe das am eigenen Bewegungsapparat erlebt. 2008 zog ich mir eine Verletzung zu, irgendwas "Nervales", das genauer zu bestimmen kein Arzt geschafft hat. Auch mein Sportarzt, dem ich mich damals, aber erst 2009, wegen dieser gemeinen Sache erstmals vorstellte, konnte nicht exakt diagnostizieren, wo genau das Problem liegt. Aber hat die richtige Therapie angewendet, was mir letztlich wichtiger war als zu wissen "wo's hakt". Die Therapie bestand im Wesentlichen aus 6 Wochen strikter Laufpause. Der Mann ist unser Vereinsarzt, war selbst Weltklassemarathonläufer und wenn "so einer" mir Laufpause befiehlt, dann halte ich mich dran. Auch von anderen damals wissend, dass er Laufverrückte nur dann an die Kette legt, wenn das wirklich unumgänglich ist. Nach sechs Wochen Laufpause und ein paar begleitenden Maßnahmen (weiß heute nicht mehr was das war) begann ich vorsichtig wieder mit Lauftraining. Zu meinem Leidwesen stellte sich der Schmerz alsbald wieder ein. Viel schwächer als zuvor, aber leider verlässlich jedes Mal. Ich lief fast ein halbes Jahr als Rekonvaleszent durch die Gegend, immer mit diesem Schmerz. An forderndes Training verschwendete ich keinen Gedanken, joggte drei-, viermal pro Woche jeweils 10 km. Und joggte, und joggte ... Und dann, wirklich von einem Tag auf den anderen, von einem Training, bei dem es wie üblich schmerzte, bis zum nächsten Training war der Schmerz verschwunden. Wohlgemerkt nicht schwächer, sondern nicht mehr da! Gestern laufen mit Schmerz, in der immer gleichen nicht so heftigen Intensität wie über die vergangenen Monate und heute schmerzfrei. Nichts mehr! Ich behielt meinen Rhythmus noch eine Weile bei, lief viermal die Woche die 10 km, traute dem Frieden nicht. Doch der Schmerz war und blieb verschwunden.

Dafür gibt es nur eine Erklärung: Schon Wochen zuvor war längst nicht mehr aktuell, nicht mehr geschädigt, wovor der Schmerz mich ursprünglich warnte. Doch jedes Mal, wenn ich die übliche Bewegung, das Programm "Laufen" ausführte, erinnerte sich das Nervensystem und löste den Schmerz aus - Schmerzgedächtnis! Es dauerte Wochen, um dieses Gedächtnis zu löschen, bis sich die Tatsache im nervalen System Geltung verschaffte, dass längst wieder alles in Ordnung ist.

Schmerz ist also nicht gleich Schmerz. Und mit 67 Lebensjahren hätte ich wirklich nicht mehr viel Gelegenheit zum Laufen, wenn ich mich von jedem Schmerz, der da und dort auftritt, vom Laufen abhalten ließe. Aber ich kenne diesen Körper sehr genau, habe ihn Jahrzehnte studiert und glaube einschätzen zu können, wann ich einen Schmerz ignorieren, bzw. gegen ihn anlaufen darf.

Hätte ich deine Leidensgeschichte hinter mir UND meine Erfahrung, ich würde so lange nicht laufen bis man mir ärztlicherseits sicher sagt "du hast das, dagegen hilft das und Laufen kannst du in dem oder dem Umfang gerne weiter."

Gruß Udo

Verfasst: 20.01.2021, 22:25
von Run4Cake
U_d_o hat geschrieben:ich würde so lange nicht laufen bis man mir ärztlicherseits sicher sagt "du hast das, dagegen hilft das und Laufen kannst du in dem oder dem Umfang gerne weiter."
Ein Aufbautraining mit Empfehlung und unter Anleitung des Physio, so verstehe ich die Frage, würde ich da aber als gleichwertige Aussage einstufen. Wenn es nicht klappt und die Schmerzen wieder auftreten, muss er sich etwas Neues einfallen lassen.

Verfasst: 21.01.2021, 10:19
von RunningPotatoe
Kathey hat geschrieben:Also zur Dehnung mache ich die Übungen die mir der Physiotherapeut gezeigt hat.
Angenommen, es ist der Piriformis (Udo hat natürlich recht mit seinen Bedenken zu Spekulationen), dann ist Dehnen und da speziell auch die Übungen, die du nennst, sicher eine Möglichkeit. Entsprechende Übungen wurden auch mir von einem (sporterfahrenen) Physiotherapeuten gezeigt.

Aber: die Ursache für Piriformisprobleme sind meist eine Überlastung dieses Muskels, entweder weil er selbst zu schwach ist oder weil andere Muskeln in seiner Umgebung zu schwach sind und der Piri deren Arbeit z.T. übernehmen muss und erst dadurch überlastet wird. Neben Dehnübungen und Triggerpunktbehandlungen ist daher die Kräftigung der gesamten Po-Region wichtig, z.B. durch Squats. Dränge darauf, dass du die für dich erforderlichen Übungen gezeigt bekommst und die saubere Ausführung derselben mehrfach überprüft wird.
Kathey hat geschrieben:Ich finde es sehr merkwürdig, dass es im Bein angefangen hat und erst zwei Monate später das Gesäß angefangen hat zu schmerzen. Da war ich schon gar nicht mehr laufen...
Wieder angenommen, es sei der Piriformis - dann ist gar nichts mehr merkwürdig. Wenn der Muskel in der Überlastung anschwillt, dann kann er auf den Ischiasnerv drücken, der zwischen ihm und dem Beckenknochen hindurchläuft. Und wenn der Ischiasnerv irritiert wird, kann er all die verschiedenen Schmerzsignale aussenden, für die er normalerweise zuständig ist - also vom unteren Rücken über den Po bis runter in die Beine. Und diese Symptome können sehr unterschiedlich, d.h. individuell verschieden sein. Bei dem einen zwickt's hier, beim anderen dort. Beim dritten (s. Tommi) nirgends außer im Piriformis selbst, weil da dann der Ischias eben nicht (so stark) abgequetscht wird. Und weil der Ischias beteiligt sein kann, ist es auch wichtig, orthopädisch auszuschließen, dass er nicht anderweitig irritiert (z.B. von den Wirbeln abgedrückt) wird.

Bei mir zwickte es damals im hinteren Oberschenkel, im Bereich des Ansatzes am Sitzbein und darunter. Hatte mir im Internet schon die perfekte Diagnose (irgendwas mit Hamstring) dafür zusammengeklickt - alles passte einfach zu perfekt. Der Physio ließ sich davon aber glücklicherweise nicht in die Irre leiten. Nach ein paar festen Griffen seinerseits und ein paar "Aua" meinerseits war der Piriformis als Haupttäter entlarvt.

Deshalb auch mein Rat: gehe zu einem sporterfahrenen Arzt und bei Verschreibung von Physiotherapie auch zu einem sporterfahrenen Therapeuten und nerve die gehörig. Lass dich von wortkargen Gesellen nicht abspeisen, sondern frage genau nach, bis du alles verstanden hast. Viele Mediziner sind es nicht mehr gewöhnt, dass ihre Kunden verstehen wollen, was sie selbst tun können. Die meisten wollen ja nur die schnellen Pillen oder den Wunderheiler-Handgriff, der alles in Wohlgefallen auflöst.

Viel Erfolg und gute Besserung.

Verfasst: 21.01.2021, 11:02
von Kathey
Vielen Dank für eure ausführlichen Nachrichten und dass ihr euch die Zeit dafür nehmt.
Es ist ein gutes Gefühl wenn man nicht das Gefühl hat, dass man verrückt ist und sich die Schmerzen nur einbildet

Verfasst: 21.01.2021, 11:20
von dicke_Wade
Neee, wir Läufer bilden uns keine Schmerzen ein, wäre ja auch blöd, wir wollen ja laufen :D Im Gegentum, oft sind wir Meister darin, Schmerzen zu verdrängen.

Gruss Tommi

Verfasst: 21.01.2021, 12:39
von U_d_o
Run4Cake hat geschrieben:Ein Aufbautraining mit Empfehlung und unter Anleitung des Physio, so verstehe ich die Frage, würde ich da aber als gleichwertige Aussage einstufen. Wenn es nicht klappt und die Schmerzen wieder auftreten, muss er sich etwas Neues einfallen lassen.
Eben nicht. Meine Aussage bezieht sich nicht auf ein Aufbautraining unter fachkundiger Anleitung. Das Wesentliche ist, dass ein Training trotz Schmerzen erst erfolgen sollte, wenn eine Diagnose gestellt und eine Behandlung eingeleitet wurde. Dafür sind Ärzte zuständig und keine Therapeuten.

Verfasst: 21.01.2021, 12:57
von dicke_Wade
U_d_o hat geschrieben:Dafür sind Ärzte zuständig und keine Therapeuten.
Da hast du im Prinzip Recht. Andererseits fassen Physiotherapeuten den Menschen in der Regel länger an, weil sie mehr Zeit haben. Mir ist es sogar schon passiert, dass meine damalige, gute!, Sportärztin zu einem neu aufgetretenem Problem sagte: "Sie haben doch noch Behandlungen? Kann der Physio sich das nicht mal anschauen?"

Allein, dass die Ärzte bei Kathey nicht mal auf die Idee kamen, auf Piriformis zu untersuchen, finde ich bedenkenswert. Davon mal abgesehen, ja ein Ärztemarathon bis zur korrekten Diagnose, kann langfristig helfen. Nur ist es in unserer Zeit oft so, dass entsprechende Praxen für Neu-Patienten ewig lange Wartezeiten haben. Auch da ist ein Termin bei einem Physio, auch mal auf eigene Rechnung, die schnellere Alternative.

Gruss Tommi

Verfasst: 21.01.2021, 13:32
von Kathey
Leider hab ich vor allem beim ersten Arzt so eine bittere Enttäuschung erlebt.
Ich war vor geraumer Zeit mal da und hatte mir eine Sehne am Fuß (aber rechts) entzündet. Er hat mir den Fuß osteopathisch behandelt und ich war so begeistert, dass ich mit dem neuen Problem auch wieder hin gegangen bin
Er hat jeden Morgen eine offene Sprechstunde und ich saß schon um 7.00 vor der Tür, um nicht allzu spät zur Arbeit zu kommen.
Selbst für die zahlungspflichtigen Termine die ja nur ein paar Minuten gedauert haben sollte ich dahin kommen. Immer wieder. Das heißt, jedes Mal eine Stunde auf dem Flur stehen und warten (als Selbstzahler)
Bin ja ein paar Mal hin und er meinte dann, dass ich die Stelle mit Eis kühlen soll. Richtig drauf! Alle zwei Stunden. Irgendwann war dann alles blau und ich hatte eine Frostbeule und Taubheitsgefühle in der ganzen Region. Sehr unangenehm.
Beim nächsten Mal wusste er gar nicht mehr wirklich was mein Problem war, da kann man sich vorstellen was er für einen Durchlauf hat.
Im Prinzip war das wirklich eine ziemlich schlimme Erfahrung und ich bin ziemlich skeptisch geworden...

Ich hab mir jetzt mal eine Liste gemacht, in der ich eintrage wie oft und lange ich welche Übungen mache.. :D

Verfasst: 22.01.2021, 09:20
von Kathey
So
Ich war beim Sportmediziner.
Der ist Allgemeinmediziner, Internist und Sportarzt. Da springen wohl wegen Corona die Leute ab und ich konnte heute morgen kommen.
Er hat direkt den Begriff Pirformis genutzt, Tests gemacht, Blut abgenommen, um Entzündungen auszuschließen und nochmal Physio verschrieben...

Es geht also weiter

Verfasst: 22.01.2021, 11:36
von Magimaus
Kathey hat geschrieben:Vielen Dank für die Dankanstöße.
Mein letzter Versuch (die Korstisonspritze) war vor 10 Tagen.
Ich musste es erstmal sacken lassen, dass es wieder nicht geholfen hat, bin jetzt aber (wie du siehst) auf der Suche nach Hilfe.
Leider schlägt mir das alles mittlerweile auch auf die Psyche weil es sehr belastend ist ständig Schmerzen zu haben.
Du hast aber Recht. Ich suche weiter...
Laß das sein mit den Kortisonspritzen, sonst hast Du ein Leben lang was davon.
Mir wurden 2012 links 2 und rechts 3 Kortisonspritzen verpasst und ich habe immer noch dauerhaft Schmerzen - auch wenn ich
nur noch 2-3x pro Woche 4-5 km laufe (früher 60-80km pro Woche).
Hätte ich gewusst was ich jetzt weiß, nämlich das Kortison die Sehnenansätze unflexibel und starr machen, dann hätte ich das
niemals zugelassen.
Such mal nach Triggerpunkten in den Hamstrings und im Quadratus Lumborum. Zudem musst Du den Zug auf den Muskel (Semitendinosus und Semimembranosus) verringern, sonst zieht der dauerhaft an der Sehne und der Knochen reagiert mit Kalkeinbau.
Dehnen aber erst dann, wenn der Muskel locker ist und keine Triggerpunkte mehr vorhanden sind, sonst machst Du es nicht besser.
Vielleicht hilft es Dir ja.
Bei mir ist inzwischen Hopfen und Malz verloren, was allerdings auch durch Gründe der dauerhaft notwendigen Muskelspannung (und Überlastung) durch EDS bedingt ist. Das ist selten und wird bei Dir sicher nicht so sein.
Achja, bei mir war es anfangs auch das Piriformissyndrom, dessen Ursache aber im Quadratus Lumborum lag (berufsbedingte Haltung)
und später dann eine Ansatztendinitis am Tuber ischiadicum.
Viel Erfolg!

Verfasst: 22.01.2021, 11:48
von Bewapo
Magimaus hat geschrieben:Laß das sein mit den Kortisonspritzen, sonst hast Du ein Leben lang was davon.
Mir wurden 2012 links 2 und rechts 3 Kortisonspritzen verpasst und ich habe immer noch dauerhaft Schmerzen - auch wenn ich
nur noch 2-3x pro Woche 4-5 km laufe (früher 60-80km pro Woche).
Naja, Kortison hat - wie vermutlich alle Medikamente - Nebenwirkungen die auftreten können aber eben auch nicht auftreten müssen. Bei allem Verständnis für deine schlechten Erfahrungen, aber ich wäre vorsichtig mit pauschalisierenden und absoluten Aussagen!

Verfasst: 22.01.2021, 12:46
von RunningPotatoe
Kathey hat geschrieben:Ich war beim Sportmediziner. [...] Er hat direkt den Begriff Piriformis genutzt, Tests gemacht, Blut abgenommen, um Entzündungen auszuschließen und nochmal Physio verschrieben...
Sehr gut, jetzt geht's doch voran. :daumen:

Bei der Auswahl des Physiotherapeuten solltest du aber ebenso darauf achten, dass er sich mit Sportverletzungen auskennt. Meine Frau hat einen hervorragenden Physiotherapeuten, der ihr schon oft geholfen hat. Sie hat verschiedene Baustellen, einmal war ein ausstrahlender Schmerz in die Beine an der Reihe. Er machte mit ihr ein paar Dehnübungen, die mir bekannt vorkamen. "Ah, Piriformis?" lautete mein Schuss ins Blaue. "Ja, genau" die überraschte Antwort. Also war's ein Schuss ins Schwarze. :D Mein Nachfrage, ob er spezielle Erfahrungen im Sportbereich habe (zu der Zeit hatte ich selbst mal wieder Achilles), verneinte er. Ich wäre gerne zu ihm gegangen, weil er wirklich kompetent ist. Aber ein Zeichen von Kompetenz ist für mich halt auch, wenn einer weiß, was er nicht weiß. :nick:

Meinen Therapeuten fand ich übrigens durch Nachfragen in einem Laufschuhgeschäft, dessen Inhaber ein erfolgreicher Hawaii-Triathlet war. Der wollte erst noch bei seinen Angestellten herumfragen und nannte mir nach einer Woche ein paar Namen. Der Favorit auf der Liste war mir dann doch zu weit weg (150 km), aber der nächste, lokal angesiedelt, war dann der Volltreffer. Also nicht zum nächstbesten Hinterhof-Streichler rennen, nur weil der um die Ecke residiert, sondern Leute befragen, die wirklich Erfahrungen im Sportbereich gemacht haben. Ein guter Physio ist halt Gold wert, aber eben auch entsprechend selten.

Verfasst: 22.01.2021, 12:56
von bones
Man könnte hier auch sagen, aus welcher Gegend man kommt. Dann könnte vielleicht jemand Tipps für die Wahl des medizinischen Personals geben.

Verfasst: 22.01.2021, 13:16
von U_d_o
Kathey hat geschrieben:Es geht also weiter
Es geht immer weiter. Zu Ende ist ein Weg erst, wenn man hinfällt und nicht mehr aufsteht. Schön, dass du wieder aufgestanden bist :daumen: :daumen:

Verfasst: 22.01.2021, 15:40
von Kathey
Ich wohne in Düsseldorf :)

Verfasst: 22.01.2021, 15:48
von Bewapo
Kathey hat geschrieben:Ich wohne in Düsseldorf :)
Oh nein, in der verbotenen Stadt ... :zwinker5:
Hab dir eine PN mit Adressen geschickt!

Verfasst: 23.01.2021, 11:50
von Magimaus
Bewapo hat geschrieben:Naja, Kortison hat - wie vermutlich alle Medikamente - Nebenwirkungen die auftreten können aber eben auch nicht auftreten müssen. Bei allem Verständnis für deine schlechten Erfahrungen, aber ich wäre vorsichtig mit pauschalisierenden und absoluten Aussagen!
Es geht hier nicht pauschal um Kortison. Ich habe nichts gegen die innerliche Einnahme, das ist oft hilfreich.
Aber Kortison an Sehnenansätze spritzen - da ist unter Physios bekannt, dass die Sehnen dadurch unflexibel und starr werden und genau das sollten sie eben nicht. Je starrer die Sehne - je mehr Zug den der Muskel ausübt, umso mehr ist der Knochen in Bedrängnis zu reagieren.
Das sind nicht MEINE Erfahrungswerte, das ist Anatomie/Physiologie/Pathologie.

Verfasst: 23.01.2021, 13:35
von Kathey
Vielen Dank für die Tips :)

Verfasst: 31.01.2021, 10:25
von Kathey
So, ich wollte mal berichten.
Ich war jetzt bei der Physio und er hat gesagt, ich solle das Dehnen erstmal komplett sein lassen und erstmal beginnen die Hüftmuskulatur zu stärken.
Haben dann Übungen wie die "Brücke" (Po hoch heben) und auch Beine zur Brust ziehen gemacht.
Dazu in der Luft Fahrrad fahren und auf die Seite legen und das Bein hoch und runter klappen.

Ich habe das Dehnen jetzt seit ein paar Tagen gelassen und mache zwei Mal am Tag die Übungen.
Die Schmerzen habe ich nach wie vor jeden Tag. Mal stärker, mal schwächer.

Was haltet ihr davon ?

Verfasst: 31.01.2021, 10:46
von JoelH
Kathey hat geschrieben: Was haltet ihr davon ?
Was erwartest du dir als Antwort? Was würdest du dir antworten auf solch eine Frage?

Verfasst: 31.01.2021, 11:31
von dicke_Wade
Geduld! Die Heilung kann eher Monate dauern als Wochen. Du musst eisern dran bleiben und nicht nach 4...6 Wochen aufhören mit dem Gedanken, dass es nicht hilft.

Gruss Tommi

Verfasst: 31.01.2021, 11:32
von bones

Verfasst: 31.01.2021, 12:03
von Bewapo
Bin da ganz bei Tommi! Aufbau bzw. Auftrainieren von Muskulatur halte ich per se für eine gute und richtige Sache, dauert eben ein paar Tage! Weniger ist am Anfang mE. auch mehr oder hat der Therapeut gesagt du sollst das Programm zweimal am Tag machen?

Verfasst: 31.01.2021, 12:04
von Kathey
Ob es richtig ist, gar nicht mehr zu dehnen...

Verfasst: 31.01.2021, 12:19
von Catch-22
Kann schon passen. Ich muss beim Dehnen des Piriformis auch immer etwas aufpassen.

Piriformissyndrom heißt nicht immer, dass der Muskel verhärtet ist. Oft ist er bzw. ein andere Muskel zu schwach und muss gestärkt werden. Ich muss z.B. eher stärken statt dehnen. Wenn ich den Piriformis zu sehr dehne, kann es auch schon mal passieren das sich die Gesäßmuskeln komplett verabschieden und nicht mehr ansprechbar sind, da ein Nerv eingeklemmt.
Unter Piriformissyndrom wird oft auch eine schwäche des Quadratus Femoris abgelegt, achte darauf dass du auch den Muskel etwas stärkst. Das hier https://www.youtube.com/watch?v=1L5t63ggYd0 ist eine gute Übung um den Muskeln zu aktivieren und den leicht Tonus zu erhöhen. Auch Ausfallschritte sind ganz gut geeignet. Wenn der überdehnt ist, werden auch Nerven eingeklemmt, geht dann meist die Beinrückseite runter.

Verfasst: 31.01.2021, 12:34
von RunningPotatoe
Ein Physio, der in Kenntnis deiner Situation zu Kräftigungsübungen im Hüftbereich rät, erweckt bei mir zumindest mal ein gewisses Grundvertrauen. Mehr und Besseres als er kann ich zu deinem Fall aus der Ferne nicht beitragen. (Und könnte es auch aus der Nähe nicht, weil ich kein Physio bin.)

Von daher würde ich empfehlen, dass du dich jetzt mal zu 100% auf deinen Physio verlässt und mindestens drei Monate (Tommi hat verdammt Recht!) seinen Anweisungen vertraust und sie ohne Wenn und Aber durchziehst. Wenn's dann gut ist, hatte er sowieso Recht. Wenn's nicht ganz perfekt ist (völlig daneben kann's nicht sein), kannst du immer noch nachsteuern. Aber nicht jetzt sämtliche Säue gleichzeitig durch sämtliche Foren treiben und nachher nicht wissen, woran es lag, wenn es nicht geklappt hat. Das schließt das Ausprobieren einzelner Zusatzübungen (s. Vorschlag Catch) ja nicht aus, sowas würde ich dann aber mit dem Physio absprechen.

Verfasst: 31.01.2021, 12:45
von Kathey
Okay
Alles klar.
Danke

Verfasst: 01.02.2021, 12:37
von Magimaus
Kathey hat geschrieben:So, ich wollte mal berichten.
Ich war jetzt bei der Physio und er hat gesagt, ich solle das Dehnen erstmal komplett sein lassen und erstmal beginnen die Hüftmuskulatur zu stärken.

Was haltet ihr davon ?
Hüftmuskulatur stärken ist definitiv erstmal richtig und macht v.a. keinen Schaden.
Dehnen würde ich die Rückenmuskulatur (wie schon mal geschrieben den Quadratus Lumborum) in Rückenlage, Knie angewinkelt und seitlich abgelegt, Kopf und gegenüberliegenden Arm in die Gegenrichtung ziehen.
Nur dies, kein Pirisformis-Dehnen, der nimmt das in vollem Schmerzzustand übel.
Rückenmuskulatur insgesamt stärken, nicht nur die Hüfte. Der Rücken hält Dich zusammen mit der Hüfte beim Laufen gerade.
Übungen auf dem Pezziball sind sehr gut. Wird Dir Dein Physio ganz bestimmt zeigen können.
Viel Erfolg.

Verfasst: 01.02.2021, 18:49
von U_d_o
Kathey hat geschrieben:Ich habe das Dehnen jetzt seit ein paar Tagen gelassen und mache zwei Mal am Tag die Übungen.
Die Schmerzen habe ich nach wie vor jeden Tag. Mal stärker, mal schwächer.

Was haltet ihr davon ?
Wovon sollen wir denn etwas halten? Davon, dass du in Behandlung bist, klare Anweisungen - unter anderem auch Übungsanweisungen - bekommen hast? Oder davon, dass du dich daran hältst und fleißig 2x täglich übst? Oder davon, dass deine Schmerzen nach wie vor präsent sind? Oder schlussendlich davon, dass die Schmerzen mal stärker oder schwächer sind?

Ich sag dir was ich von alldem halte: Es ist gut, dass du professionelle Physiotherapie bekommst. Es ist noch besser, dass du Hausaufgaben in Form muskelaufbauender Übungen bekommen hast und am besten ist, dass du die Übungen tatsächlich durchführst. Aber es wäre übel, wenn du auch nur zeitweise in deinen Anstrengungen nach- und die Übungen schleifen ließest - etwa weil dich Zweifel an deren Wirksamkeit heimsuchen. Denn das - die Zweifel - wird zwangsläufig passieren, weil du unter Umständen noch eine ziemliche Weile keine Wirkung an dir verspüren wirst. Es ist nämlich so:

So was dauert ... lange, vielleicht sogar sehr lange.

Dass die Schmerzen mal stärker mal weniger stark auftreten, liegt in der Natur und Beschaffenheit des menschlichen Körpers. Ich kenne ein Abheilen orthopädischer Schmerzen ausschließlich in wellenförmigem Verlauf - mal mehr, mal weniger, mittel- bis langfristig tatsächlich weniger, bis irgendwann, eines hoffentlich nicht allzu fernen Tages, die Schmerzen unter der Wahrnehmungsgrenze verschwinden.

Es gibt keine Alternative. Also zweifle, ABER ÜBE!

Gruß Udo