Ich habe Rücken
Verfasst: 11.03.2012, 15:50
Januar 2012: Mir geht es gut. Jedem der es hören und auch allen, die es nicht hören wollen erzähle ich: Mir geht es gut. Mir tut nichts weh. Seit drei Monaten gehe ich regelmäßig einmal in der Woche schwimmen, einmal Klettern für den Muskelaufbau (u.a. Rücken) und dreimal laufen. Die alte lästige Achillessehenverletzung scheint überwunden zu sein. Ich habe das perfekte Sportprogramm für mich gefunden. Meine Frau versucht zwar immer noch mich zu Pilates zu überreden, aber das mache ich wenn ich mal alt bin und Rückenprobleme habe. Das ist definitiv nix für mich.
So, nun geht es ab für drei Wochen in Urlaub nach Mittelamerika, Motorradfahren und Tauchen, kein einziges Mal Laufen, egal das wird schon wieder wenn ich zurück bin.
Anfang Februar dann der Rückflug von Honduras über Miami und London in den verdammt engen Flugzeugsitzen. Mit Umsteigen und An-und Abreise zum Flughafen sind das knapp 30 Stunden sitzen, sitzen und nochmals sitzen. Zuhause angekommen, bin ich dann traditionell erst mal 'ne Woche krank. Mist, wieder 5 Tage nicht laufen.
Mitte Februar dann endlich wieder die ersten kleinen Läufe mit hohem Puls und … leichten Schmerzen in der rechten Pobacke, die auch in den hinteren Oberschenkel ziehen. Ärgerlich, die Achillessehengeschichte gerade erst hinter mich gelassen, jetzt fängt das gleiche an, was mein Laufpartner schon 1/2 Jahr hat. Er hat mich angesteckt :-))
Mittlerweile kann ich den rechten Fuß beim Laufen gar nicht mehr richtig aufsetzen, die ersten 4 Kilometer sind die Hölle, danach wird's ein klein wenig besser, aber nie wirklich gut. Klare Selbstdiagnose Ischias-Nerv Reizung.
In den nächsten Tagen wandert der Schmerz in Richtung vorderer Oberschenkel, und zwar in Ruhe. Abends auf der Couch fängt es an unangenehm zu werden. Ich kann nicht mehr ruhig sitzen, muß ständig die Position wechseln. Nachts wird es dann nocheinmal schlimmer. Der Schmerz ist nicht allzu stark, aber ständig vorhanden, mein Schlaf geht in einen 2-Stunden Rhythmus mit halbstündigen Unterbrechungen über. Unschön.
In der Nacht von Rosenmontag auf Dienstag ist es dann soweit, ich habe höchsten 4 mal 1/2 Stunde geschlafen, ich gehe also doch jetzt endlich mal zum Arzt. Zuerst zum Hausarzt, der verschreibt mir das Schmerzmittel Ibuprofen. Ich habe noch nie in meinem Leben Schmerzmittel genommen !
Dann weiter zum Orthopäden, allerdings natürlich ohne Termin. Zitat an der Anmeldung: 'Das kann dauern, das kann sehr lange dauern'. Na ja, was bleibt mir anderes übrig, es ist 8 Uhr morgens, an Arbeit ist heute 'eh nicht zu denken, ich bin todmüde. So gegen 11 Uhr gehe ich dann doch mal nachfragen ob man mich vergessen hat. Nein, nein, ich werde aufgerufen. Um 13 Uhr habe ich Hunger, Durst und schlafe gleich auf dem Stuhl ein, ich habe alle Zeitungen in der Praxis durchgelesen. Ich bin der letzte im Wartezimmer, das muß jetzt ein Ende haben. Huuuuupps, Sie haben wir ja ganz vergessen. Um halb zwei dann endlich zum Orthopäden. Diagnose: keine ! Nehmen Sie mal die vom Hausarzt verordneten Schmerzmittel und wir machen 6 Termine für Akupunktur. Super.
Die folgende Woche ist vor allem nachts nicht witzig, jeweils maximal 2 Stunden Schlaf am Stück, der Rest ist hin- und herwälzen. Das Bein tut in jeder Position weh. Ibuprofen wirkt überhaupt nicht.
Am Freitag morgen dann wieder ab zum Hausarzt, die nächste Eskalationsstufe starten. Es gibt eine Spritze in den Bollen. Keine 2 Stunden später ist der Schmerz wie weggeflogen, na also geht doch. In der Nacht zu Samstag vollständig durchgeschlafen, eine Wohltat, die man erst zu schätzen weiß, wenn man vorher ein paar Nächte nicht schlafen konnte. So jetzt wird alles gut. Wann kann ich denn endlich wieder laufen gehen ?
Im Laufe des Samstag geht leider die Wirkung der Spritze verloren, am Abend tut das Bein mehr denn je weh. In der folgenden Nacht schlafe ich keine einzige Minute und vertreibe mir die Zeit mit Fernsehen, lesen, spazieren gehen (humpeln) (nachts um drei um die Felder von Serm, auch sehr schön). Morgens um 5 mache ich mich auf zur Notfallambulanz des St. Anna Krankenhauses, ich brauch wieder meine Spritze ! 2 Stunden später steht fest, es gibt keine Spritze, der Krankenhausorthopäde hat das verboten. Es gibt stattdessen stärkere Schmerzmittel, und zwar: Tramadol, ein Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide mit einer langen Latte von Nebenwirkungen, und der Gefahr der Abhängigkeit schon nach relativ kurzer Zeit. Egal, Hauptsache es hilft, in diesem Moment würde ich alles nehmen.
Und siehe da, Tramadol hilft, ich stehe zwar jetzt jederzeit unter Drogen, aber die Schmerzen sind erträglich, ich kann zumindest stundenweise schlafen.
Die große Frage ist jetzt: Was ist das ? Woher kommt das ? Wie läßt sich das behandeln, und in Zukunft vermeiden ? Die Unsicherheit wächst.
Am kommenden Freitag dann ein Hoffnungsschimmer, eine CT-Untersuchung. Leider gibt's die Diagnose erst am Dienstag. Langsam gehen die Schmerzen etwas zurück, nach 10 Tagen Dauerdröhnung setze ich die Opiumdosis selbstständig erst herunter, zwei Tage später dann ab. Lieber leichte Schmerzen ( es ist wieder erträglich), als später Entzugserscheinungen. Das erste Bier schmeckt wieder ! Ich gehe regelmäßig spazieren, für die 4 km Runde brauche ich ja auch nur ca. eine Stunde :-) Mein Ruhepuls, der zumeist um die 40 Schläge/Minute lag, war heute bei 58.
Am Dienstag dann die eindeutige Diagnose: Bandscheibenvorfall! Wie jetzt ? Ich ? Ich habe die letzten 25 Jahre Sport getrieben, jeder kann so etwas bekommen, aber doch nicht ich.
Nach einiger Zeit habe ich die Diagnose dann aber verdaut. Ich habe nun etwas mit dem ich arbeiten kann. Die Ungewissheit ist vorbei. Ich lese viel über die Therapie und vor allem über die künftige Vermeidung. Ich möchte nie wieder in meinem Leben so etwas durchmachen, und ich wünsche es keinem.
Der Plan ist nun folgender:
- Laufen ist sehr gut, also möglichst schnell wieder reinkommen
- Klettern ist in gewissem Rahmen gut, es gibt ein paar Nebenbedingungen zu beachten
- Kraulschwimmen und Rückenschwimmen ist hervorragend, Brust eher nicht
- die Rückenstärkung allerdings fehlt mir vollständig. Nun muß es also sein, ich habe mich entschieden ab jetzt regelmäßig einmal in der Woche zu PILATES zu gehen.
Am Mittwoch dann schon der erste Pilates-Termin. Ich merke wie steif ich doch eigentlich bin, das Training tut mir gut. Zwei Tage spüre ich Muskelkater im Bauch, das ist ein Zeichen.
gestern: Ich werde übermütig und beginne den ersten Lauf, zwei Kilometer Schleichfahrt, und siehe da, es geht. Eine leichte Unsicherheit auf den Beinen, irgendwie setzt das rechte Bein nicht so auf wie gewünscht, das Schienbein tut weh, der Puls rast. Egal, mein erster Lauf, es war eine wahre Freude.
heute: 6 km (in Worten sechs), ich bin glücklich, es wird wieder.
ab nächster Woche beginnt wieder der regelmäßige Trainingsplan, und ganz wichtig, mit integrierter Rückenschule. Ich bin mittlerweile der festen Überzeugung, dass wir nur mit Laufen / Radfahren zu wenig für den Rücken tun. Ich hätte bis vor Kurzem auch nie gedacht, dass mir so etwas passieren könnte, aber nun denke ich anders.
Seht Ihr das eigentlich auch so ?
So, nun geht es ab für drei Wochen in Urlaub nach Mittelamerika, Motorradfahren und Tauchen, kein einziges Mal Laufen, egal das wird schon wieder wenn ich zurück bin.
Anfang Februar dann der Rückflug von Honduras über Miami und London in den verdammt engen Flugzeugsitzen. Mit Umsteigen und An-und Abreise zum Flughafen sind das knapp 30 Stunden sitzen, sitzen und nochmals sitzen. Zuhause angekommen, bin ich dann traditionell erst mal 'ne Woche krank. Mist, wieder 5 Tage nicht laufen.
Mitte Februar dann endlich wieder die ersten kleinen Läufe mit hohem Puls und … leichten Schmerzen in der rechten Pobacke, die auch in den hinteren Oberschenkel ziehen. Ärgerlich, die Achillessehengeschichte gerade erst hinter mich gelassen, jetzt fängt das gleiche an, was mein Laufpartner schon 1/2 Jahr hat. Er hat mich angesteckt :-))
Mittlerweile kann ich den rechten Fuß beim Laufen gar nicht mehr richtig aufsetzen, die ersten 4 Kilometer sind die Hölle, danach wird's ein klein wenig besser, aber nie wirklich gut. Klare Selbstdiagnose Ischias-Nerv Reizung.
In den nächsten Tagen wandert der Schmerz in Richtung vorderer Oberschenkel, und zwar in Ruhe. Abends auf der Couch fängt es an unangenehm zu werden. Ich kann nicht mehr ruhig sitzen, muß ständig die Position wechseln. Nachts wird es dann nocheinmal schlimmer. Der Schmerz ist nicht allzu stark, aber ständig vorhanden, mein Schlaf geht in einen 2-Stunden Rhythmus mit halbstündigen Unterbrechungen über. Unschön.
In der Nacht von Rosenmontag auf Dienstag ist es dann soweit, ich habe höchsten 4 mal 1/2 Stunde geschlafen, ich gehe also doch jetzt endlich mal zum Arzt. Zuerst zum Hausarzt, der verschreibt mir das Schmerzmittel Ibuprofen. Ich habe noch nie in meinem Leben Schmerzmittel genommen !
Dann weiter zum Orthopäden, allerdings natürlich ohne Termin. Zitat an der Anmeldung: 'Das kann dauern, das kann sehr lange dauern'. Na ja, was bleibt mir anderes übrig, es ist 8 Uhr morgens, an Arbeit ist heute 'eh nicht zu denken, ich bin todmüde. So gegen 11 Uhr gehe ich dann doch mal nachfragen ob man mich vergessen hat. Nein, nein, ich werde aufgerufen. Um 13 Uhr habe ich Hunger, Durst und schlafe gleich auf dem Stuhl ein, ich habe alle Zeitungen in der Praxis durchgelesen. Ich bin der letzte im Wartezimmer, das muß jetzt ein Ende haben. Huuuuupps, Sie haben wir ja ganz vergessen. Um halb zwei dann endlich zum Orthopäden. Diagnose: keine ! Nehmen Sie mal die vom Hausarzt verordneten Schmerzmittel und wir machen 6 Termine für Akupunktur. Super.
Die folgende Woche ist vor allem nachts nicht witzig, jeweils maximal 2 Stunden Schlaf am Stück, der Rest ist hin- und herwälzen. Das Bein tut in jeder Position weh. Ibuprofen wirkt überhaupt nicht.
Am Freitag morgen dann wieder ab zum Hausarzt, die nächste Eskalationsstufe starten. Es gibt eine Spritze in den Bollen. Keine 2 Stunden später ist der Schmerz wie weggeflogen, na also geht doch. In der Nacht zu Samstag vollständig durchgeschlafen, eine Wohltat, die man erst zu schätzen weiß, wenn man vorher ein paar Nächte nicht schlafen konnte. So jetzt wird alles gut. Wann kann ich denn endlich wieder laufen gehen ?
Im Laufe des Samstag geht leider die Wirkung der Spritze verloren, am Abend tut das Bein mehr denn je weh. In der folgenden Nacht schlafe ich keine einzige Minute und vertreibe mir die Zeit mit Fernsehen, lesen, spazieren gehen (humpeln) (nachts um drei um die Felder von Serm, auch sehr schön). Morgens um 5 mache ich mich auf zur Notfallambulanz des St. Anna Krankenhauses, ich brauch wieder meine Spritze ! 2 Stunden später steht fest, es gibt keine Spritze, der Krankenhausorthopäde hat das verboten. Es gibt stattdessen stärkere Schmerzmittel, und zwar: Tramadol, ein Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide mit einer langen Latte von Nebenwirkungen, und der Gefahr der Abhängigkeit schon nach relativ kurzer Zeit. Egal, Hauptsache es hilft, in diesem Moment würde ich alles nehmen.
Und siehe da, Tramadol hilft, ich stehe zwar jetzt jederzeit unter Drogen, aber die Schmerzen sind erträglich, ich kann zumindest stundenweise schlafen.
Die große Frage ist jetzt: Was ist das ? Woher kommt das ? Wie läßt sich das behandeln, und in Zukunft vermeiden ? Die Unsicherheit wächst.
Am kommenden Freitag dann ein Hoffnungsschimmer, eine CT-Untersuchung. Leider gibt's die Diagnose erst am Dienstag. Langsam gehen die Schmerzen etwas zurück, nach 10 Tagen Dauerdröhnung setze ich die Opiumdosis selbstständig erst herunter, zwei Tage später dann ab. Lieber leichte Schmerzen ( es ist wieder erträglich), als später Entzugserscheinungen. Das erste Bier schmeckt wieder ! Ich gehe regelmäßig spazieren, für die 4 km Runde brauche ich ja auch nur ca. eine Stunde :-) Mein Ruhepuls, der zumeist um die 40 Schläge/Minute lag, war heute bei 58.
Am Dienstag dann die eindeutige Diagnose: Bandscheibenvorfall! Wie jetzt ? Ich ? Ich habe die letzten 25 Jahre Sport getrieben, jeder kann so etwas bekommen, aber doch nicht ich.
Nach einiger Zeit habe ich die Diagnose dann aber verdaut. Ich habe nun etwas mit dem ich arbeiten kann. Die Ungewissheit ist vorbei. Ich lese viel über die Therapie und vor allem über die künftige Vermeidung. Ich möchte nie wieder in meinem Leben so etwas durchmachen, und ich wünsche es keinem.
Der Plan ist nun folgender:
- Laufen ist sehr gut, also möglichst schnell wieder reinkommen
- Klettern ist in gewissem Rahmen gut, es gibt ein paar Nebenbedingungen zu beachten
- Kraulschwimmen und Rückenschwimmen ist hervorragend, Brust eher nicht
- die Rückenstärkung allerdings fehlt mir vollständig. Nun muß es also sein, ich habe mich entschieden ab jetzt regelmäßig einmal in der Woche zu PILATES zu gehen.
Am Mittwoch dann schon der erste Pilates-Termin. Ich merke wie steif ich doch eigentlich bin, das Training tut mir gut. Zwei Tage spüre ich Muskelkater im Bauch, das ist ein Zeichen.
gestern: Ich werde übermütig und beginne den ersten Lauf, zwei Kilometer Schleichfahrt, und siehe da, es geht. Eine leichte Unsicherheit auf den Beinen, irgendwie setzt das rechte Bein nicht so auf wie gewünscht, das Schienbein tut weh, der Puls rast. Egal, mein erster Lauf, es war eine wahre Freude.
heute: 6 km (in Worten sechs), ich bin glücklich, es wird wieder.
ab nächster Woche beginnt wieder der regelmäßige Trainingsplan, und ganz wichtig, mit integrierter Rückenschule. Ich bin mittlerweile der festen Überzeugung, dass wir nur mit Laufen / Radfahren zu wenig für den Rücken tun. Ich hätte bis vor Kurzem auch nie gedacht, dass mir so etwas passieren könnte, aber nun denke ich anders.
Seht Ihr das eigentlich auch so ?