Rolli hat geschrieben:
Nun ja, Laktatenmessung ist eigentlich im Amateurbereich kaum durchsetzbar. Wer kann sich schon eine Mehrfachmessung mehrmals die Woche erlauben. Dafür eignet sich der Puls mit der Dauerkontrolle viel besser.
Ich sehe es im Amateurbereich so: Wer sich damit beschäftigen will, soll sich eben ein Meßgerät kaufen und sich richtig mit der Materie befassen. Ist auf Dauer billiger als LDs. LDs gehen eh zu oft schief, ist daher meistens Quatsch. Also entweder Diagnose über WK und Training ohne Laktatessung oder Gerät kaufen. Wenn das Geld keine Rolle spielt, kann man es natürlich auch anders machen.
Mehrmals die Woche Laktat messen ist natürlich absoluter Quatsch, noch viel absurder als die Idee, ständig mit Pulsmesser laufen zu müssen.
Man muss sich drüber im klaren sein das Trainingsteuerung nie beliebig genau sein kann an und die Belastung im wesentlichen bei den aufsummierten Belastungen stimmen muss. Ob man an einem Tag etwas schneller oder langsamer läuft, kann so leicht wieder ausgeglichen werden und die meisten fortgeschrittenen gleichen das "automatisch" wieder aus.
Rolli hat geschrieben:
Aha... Körpergefühl. Eine trügerische Größe, die nicht definierbar und somit nicht messbar und für seeeeeeehr erfahrene Läufer geeignet. Für mich nicht.
Es gibt auch viele LäuferInnen, die nicht nach Puls trainieren können. Jeder Jeck is anners sacht der Kölner.
Also ich beiß mal an, auch wenn das etwas OT ist.
Trügerisch ist vieles .... wie oft waren die Laktatewerte von LäuferInnen in der LD super, die es nachher im WK nicht brachten? Da stehen dann Trainer, die nur ihrer pseudowissenschaftlichen Trainingssteuerung vertrauen, ratlos da und haben keine Erklärung. Es gibt aber meist Erklärungen, aber die findet man nicht immer in Laktat- und Pulswerten.
Das Körpergefühl hat aber nicht so viel mit der reinen Erfahrung zu tun. Wenn jemand 20 Jahre läuft aber immer sklavisch an Zeit- oder Pulsanzeige hängt, kann er sein "inneres GPS auch nicht kalibrieren". Wenn jemand dagegen von Anfang an übt, Intensität und Tempo zu schätzen, dann kann er bei ein wenig Talent recht schnell recht gut darin werden.
Beim DL habe ich als Kind vielleicht ein Jahr gebraucht um mich gut genug einschätzen zu können, allerdings wohl nur so lang gebraucht, weil ich das nicht so oft gemacht habe. Mittelstrecke hat länger gedauert, weil ich die Angst vor dem Einbruch überwinden musste.
Beides nie mehr verlernt. Die Einschätzungen werden etwas schlechter, wenn ich wenig trainiere oder pausiere, und werden um so genauer, desto besser ich in Form bin und desto mehr ich trainiere.
Was so viele gegen die Mischung aus Tempo und Körpergefühl haben, nach der LäuferInnen zig Jahre sehr erfolgreich ihr Training gesteuert haben, was auch heute immer noch viele tun, frage ich mich schon, und finde als mögliche Antworten immer nur die Pulsuhrpropaganda und einen etwas naiven Fortschrittsglauben.
Natürlich muss man Tempi mal anpassen (Pulswerte auch). Aber das Anpassen von Paces auf die Gegebenheiten machen LäuferInnen eben auch schon sehr lange sehr erfolgreich.
und die Idee, dass man gerade bei den Einheiten, bei denen das exakte Tempo nicht so wichtig ist und es - zumindest für fortgeschrittene - ein breites Spektrum verträglicher Tempi gibt, nämlich bei den weniger harten DL, ständig die passende Intensität überprüfen müsse, ist wirklich seltsam. Wer an einem Erholungstag freiwillig aus Versehen TDL läuft, der sollte sich u. U. ne andere Sportart suchen. Geringfügige Abweichungen sind dagegen nicht so schwerwiegend, wer meint, durch 80% satt 70% an einem Tag bringt er sein großes Ziel in Gefahr oder seine Verletzungswahrscheinlichkeit auf 100%, der irrt meist.
In dem Zusammenhang mal eine kleine Frage an alle, die schon körperlich gearbeitet haben oder das imer wieder tun: Wie oft musstet ihr schon aufgeben, weil ihr euren Körper falsch eingeschätzt habt? Wie oft kamt ihr in eine gefährliche Überlastung? Wie oft wurde das ganze Projekt dadurch gefährdet?
gruß
C
P.S: Noch einer: Warum wagen es Arbeiter, ohne Pulsmesser auf die Baustelle zu gehen?