Chri.S hat geschrieben:
a) wie gestalte ich das Training bis zum Marathon? Mir bleiben heute genau 16 Wochen. Typischer Marathonaufbau? Vielleicht etwas weniger Fokus auf Tempo und schon etwas mehr auf längere Kanten, vllt. bis zu 4 Stunden (dürften so 50k werden)?
b) wie gestalte ich die 10 Wochen vom M zum 100er? 2 Wochen Piano, 6 Wochen Umfangsbetont, 2 Wochen Piano für die frischen Beine?
Hallo Chris,
Es gibt unterschiedliche "Denkschulen" für das Training eines 100-er. Manche machen es sogar mehr oder weniger wie ein M-Training, andere setzen voll und ganz auf Umfangserhöhung. Meine Meinung hierzu ist:
Wochenumfänge: müssen nicht höher sein als im Marathontraining. Wenn, dann evtl. 10 - 20 km pro Woche mehr. Wer's verkraftet, kann natürlich mehr machen. Mir scheint das aber nicht notwendig zu sein.
Lange Läufe: Hier sehe ich den größten Unterschied zum M-Training. Ich selbst habe immer bis zu 70 km gesteigert, und das hat mir im letzten Drittel des Hunderter immer geholfen.
Tempotraining: halte ich für wichtig, aber es reicht einmal Intervalle pro Woche (10 x 1000, 5 x 2000 o. ä.) Ich habe auch experimentiert mit 20 x 1000 und 10 x 2000, dafür Tempo etwas langsamer. Das hat aber auch nicht mehr gebracht.
Wenn ich das auf deine Situation übertrage, dann würde ich die Marathonvorbereitung im Wesentlichen so lassen, denn Umfang ist bei dir ja eh schon hoch und das Tempotraining bringt auch für den 100-er etwas. Evtl. würde ich hier allerdings 2 oder vielleicht 3 Läufe schon mal ausdehnen auf 40, 45 oder 50 km.
Wann du dann nach dem Marathon wieder voll einsteigst, hängt von deiner Regenerationszeit ab. Wenn du etwa 2 Wochen brauchst, dann passt dein Ansatz 2, 6, 2 gut. Das Training selbst würde ich wie oben geschildert umfangsmäßig belassen (bei etwas über 100 Wochen-km) oder evtl. leicht erhöhen. Tempo einmal pro Woche, aber jetzt die Langen ausdehnen. Bei mir hat sich bewährt, im Wechsel alle 2 Wochen die Länge zu steigern und dazwischen 35 oder 40 km zu laufen. Für die langen Langen bieten sich an die 3., 5. und 7. Woche, das hieße z. B. -/-/45/35/55/40/65/35/-/-. Das kann man natürlich auch etwas variieren.
Was ich dir darüber hinaus empfehle, ist, vorher schon mal was Längeres im Wettkampf zu laufen, z. B. einen 50-er oder einen 6 h-Lauf. Atmosphäre, Ablauf und Anforderungen sind anders als beim Marathon. Diesen anderen Rhythmus schon mal erlebt zu haben, ist hilfreich. Wenn das weit genug vor dem Marathon liegt, kann das auch Teil der Vorbereitung sein. (6 Wochen Abstand würde ich schon setzen.)
Chri.S hat geschrieben:Denn ich muss nächstes Jahr die 100 km laufen,
Das
muss würde ich ganz schnell streichen. 8 oder 9 Stunden auf den Beinen zu sein, ist etwas ganz anderes als die 3 Stunden eines Marathon. Du tust dir keinen Gefallen, wenn du da verkrampft oder mit Gedanken an ein bestimmtes Ergebnis heran gehst. So ein Lauf kann ganz prima ablaufen, es kann aber auch sein, dass du Probleme bekommst bis hin zur Notwendigkeit abzubrechen. Nach meiner Erfahrung scheitern immer die am ehesten und am meisten, die mit zu viel Erwartung an die Sache heran gehen oder meinen, ihre Marathonerfahrung einfach auf den Hunderter übertragen zu können. Sich gut vorbereiten: ja. Eine Renntaktik entwickeln: ja. Konzentriert starten: ja. Aber es ist gut, auch ein wenig mit der Philosophie zu leben: Et kütt, wie et kütt! Dann kann man sich auch leichter aus Krisen herausarbeiten.
Zum Lauf selbst: Du kannst das allein machen, hab ich bei meinen beiden Rekordläufen auch gemacht. Dennoch ist es angenehmer und motivierender, einen Betreuer zu haben, der dich versorgt und unterstützt. Die Atmosphäre bei einem Rundenkurs, wo du 10-mal die gleiche Strecke läufst, ist eine gänzlich andere als bei einem Marathon. Überhaupt sind solche Veranstaltungen, auch wenn es um eine Meisterschaft geht, viel familiärer.
Bernd