triaflo hat geschrieben:Ich finde auch, man braucht ein Zeitziel. Wie soll man denn sonst loslaufen?
Och, das ist ganz einfach: einen Fuß vor den anderen setzen. Dann wird das schon.
nniillss hat geschrieben:
Meiner Meinung nach benötigt man ein Zeitziel sowohl für das Training (wonach der TE gefragt hatte!) als auch mindestens für die Tempogestaltung auf der ersten Hälfte.
Vorweg: Ich will im Folgenden das Laufen mit einem Zeitziel nicht schlechtreden. Es gibt genügend Situationen, wo das angebracht ist, und wer eine Bestzeit laufen will, sollte tunlichst eine Zeit planen, die er dann auch permanent kontrolliert. Aber: man kann auch gut ohne Zeitziel laufen, und das kann teilweise die bessere Alternative sein. Manche (auch Foris hier) laufen grundsätzlich ohne Uhr und kommen dennoch - oh Wunder! - an, und zwar in ziemlich schnellen Zeiten.
nniillss hat geschrieben:1) Du hast Angst vor dem Marathon-Ziel sub-3:10. 2) Du läufst auf sub-3:10 an. 3) Du kommst in sub-3:10 an.
Nein, das ist nicht die Story. Die lautet in diesem Fall so:
1) Ich schwankte permanent zwischen "Pack ich nach all den Schilderungen der Erfahrenen das überhaupt auf den letzten km?" "Könnte ich die 3:30, die der Laufkollege gepackt hat, evtl. auch schaffen?" "Wäre vielleicht mehr drin, eine 3:25 (3:20,...)? Aber dann müsste ich ja 4:52 (4:44,..) laufen. Halte ich das durch? Oder breche ich ein?" Der Spagat zwischen Leistungswunsch (und damit Anerkennung in der Laufgruppe) und Versagensangst machte mir zu schaffen.
2) Diesen Druck hatte ich mir vom Hals geschafft, indem ich einige Tage vor dem Lauf jegliches Zeitziel gekippt hatte. Daher bin ich auf nichts angelaufen. Die ersten 5 km (ich hab meine alten noch handschriftlichen Aufzeichnungen heran gezogen) waren 23:21 min, das lief sich locker, dann 22:02, das fühlte sich immer noch gut an, und dann gingen die weiteren Abschnitte zwischen 21:59 und 22:17 durch. Das ist aber die nachträgliche Auswertung, das Tempo hatte sich so ergeben - ohne Temposteuerung nach Uhr.
3) Das entsprach halt meinem damaligen Leistungsvermögen, und das Tempo hatte sich nach den ersten 5 km daraufhin eingependelt. Das Tempo war fordernd, aber so, dass ich das Gefühl hatte, es lange durchhalten zu können.
nniillss hat geschrieben:
Meiner Meinung nach benötigt man ein Zeitziel
Und wie willst du das (beim ersten Mal) festlegen beim Jungfraumarathon? Swiss Alpine? Welligen 89 km Comrades? Oder in Deutschland beim Brockenmarathon? Monschaumarathon? Schwarzwaldmarathon? Da geht es nur über die Entwicklung des Gefühls dafür, ein Tempo zu finden, das (s. o.) fordernd, aber durchhaltbar ist. Und das scheint mir ein Problem zu sein, dass viele sich so auf Uhr, App oder was weiß ich verlassen, dass sie das Laufgefühl gar nicht erst entwickeln können.
nniillss hat geschrieben:
Meiner Meinung nach benötigt man ein Zeitziel sowohl für das Training
Ich habe das auch an anderer Stelle schon geschrieben: Trainingspläne sind gut und sinnvoll, und selbstverständlich sollte man einen mit Anforderungen wählen, die dem Leistungsniveau entsprechen. Aber ich habe oft den Eindruck, als würde das als 1:1-Relation interpretiert: Wenn ich einen Plan für 3:45 h nehme, dann kann ich nur 3:45 laufen, und wenn ich dabei alle Einheiten schaffe, dann laufe ich das auch ganz bestimmt. Wenn ich einen Plan für 3:30 nehme, dann....
So ist die Beziehung aber nicht. Man kann alle Einheiten eines 3:30-Plans schaffen und läuft doch nur 3:45 (oder langsamer). Man kann nach einem 3:45-Plan trainieren und läuft dennoch 3:30 (oder schneller). Von daher sollte man versuchen, einen geeigneten Plan zu finden, das aber auch nicht überbewerten.
Diese Fülle an unterschiedlichsten Plänen und an zig Erfahrungsberichten im Internet gab es vor 20 Jahren ja noch gar nicht. Das Standardwerk seinerzeit war "Marathontraining" von Manfred Steffny. Der gibt dort aber eher Hinweise als komplette Pläne. An dem hatte ich mich seinerzeit orientiert. Da ich meine Handschrift noch ganz gut lesen kann, habe ich festgestellt, dass ich seinerzeit einige schnellere Läufe um die 4:40 herum, mittlere und lange Läufe zwischen 5 und 6 min und ganze 2 Intervalleinheiten (2x3 und 3x5) gelaufen bin. War das nun ein 3:10-Plan?
Bernd