kobold hat geschrieben:Im Prinzip gebe ich dir auch recht - erst kommt das Training, dann die Leistungsoptimierung auf Grundlage psychologischer Faktoren.
Ich nehme den Satz nur mal als Aufhänger: auch der Kopf bestimmt das einfache Training. Stimmt der Kopf nicht, stimmt das Training nicht und hier könnten schon erste Stagnationen erfolgen. Dann wird trainiert und trainiert, aber man hat keine Fortschritte.
Psyche und Handlung/Bewegung sind nicht voneinander trennbar - weder beim Spitzen- noch beim Hobbysportler. Sie gehören zusammen. Leider erkennen das in der westlichen Welt zu wenige Menschen und trainieren nur das eine. Oder erst das Eine und dann das Andere. Das ist unsere Schulmedizin, das sind unsere klassischen Trainingsmethoden. Genau dort sehe ich die Probleme. Der Mensch als Ganzes wird nicht angenommen und ist einfach zu selten Forschungsgegenstand, weshalb man hier nicht wirklich vorwärts kommt.
Würde ein Sportler mal genauso viel Zeit in Mental- oder Entspannungstechniken stecken, wie er auf dem Asphalt, der Bahn oder dem Wald verbringt oder Zeit in die Suche nach geeigneten Supplementen (zB für die Regeneration) steckt, wäre Burnout wohl nie ein Thema gewesen. Davon profitieren nicht nur Spitzensportler, sondern auch Patienten, Angestellte, Manager und Kinder. Jeder verbessert seine Leistung - in SEINEM Bereich des Lebens. Nur wird die Sport(Psychologie) ja immer noch als Hokuspokus angesehen - genauso wie Training im luziden Traum oder Training im hypnotischen Zustand. Für Läufer ist da noch nicht wirklich etwas untersucht, glaube ich, aber genau in diesen Entspannungszuständen (Alpha-Zustand, Hirnstrom) hat das Gehirn eine sehr viel höhere Leistungsfähigkeit als im Wachzustand, weshalb gerade motorische Aufgaben in diesem entspannten Zustand wunderbar trainiert werden könnten.
Ist Training im Stresszustand (der im Kopf beginnt) nicht subjektiv anstrengender als ein Training, das frei von Sorgen durchgeführt wird? Stress beginnt im Kopf bzw. wird er dort angenommen. Was im Körper passiert ist nur die Folge. Untrennbar eben...
Jeannette hat schon Literaturempfehlungen bekommen, aber falls es noch andere Interessierte gibt:
- Gabler, Nitsch, Singer - Einführung in die Sportpsychologie: Grundthemen
- Gabler, Nitsch, Singer - Einführung in die Sportpsychologie: Anwendungsfelder
- Stoll, Pfeffer, Alfermann - Lehrbuch Sportpsychologie
- Alfermann, Stoll - Sportpsychologie: Ein Lehrbuch in 12 Lektionen
- Kogler - Die Kunst der Höchstleistung: Sportpsychologie, Coaching, Selbstmanagement
- Mayer, Hermann - Mentales Training: Grundlagen und Anwendung in Sport, Rehabilitation, Arbeit und Wirtschaft
- Bender, Draksal - Das Lexikon der Mentaltechniken. Die besten Methoden von A bis Z
- Eberspächer - Mentales Training. Das Handbuch für Trainer und Sportler
- (Edgette & Rowan - Mental gewinnen: Hypnose im Sport)
Alles Literatur (bis auf das letzte Buch), die in einem Studium in diesem Bereich verwendet wird und Grundlagenwissen vermittelt. Alles nützlich, aber jeder hat andere Erwartungen an solche Bücher.
Die Tagungsbände der dvs kann man nach Sportpsychologie-Bänden auch mal durchsuchen. Lohnt sich für aktuelle Forschungsergebnisse
