Grundlegende Überlegungen zu langen Läufen im Ultratraining
Verfasst: 21.09.2018, 14:35
Hallo,
ich poste diese Fragen bewusst hier und nicht im Ultra-Bereich, weil ich mir hier auch von Nicht-Ultra-Läufern einiges an Know-How erhoffe.
Es geht mir um die Länge und Häufigkeit von langen Läufen im Ultratraining im allgemeinen, in speziellen habe ich aber die ganz langen Wettkampfstrecken wie 100 Meilen, 24 Stunden oder mehr im Blick.
Dabei habe ich drei grundlegende Herangehensweisen festgestellt:
1. Ganz lange Läufe. Diese werden dann vornehmlich im Rahmen von Wettkämpfen abgehalten (oder wie bei mir auch alleine) und sind in der Länge nach oben nicht begrenzt. Ich kenne 100 Meilen Läufer, die an 24-h-Wettkämopfen teilnehmen und dort dann 120 Kilometer laufen.
Der große Vorteil in meinen Augen ist die mentale Härte, die man sich dort holen kann sowie die Wettkampferfahrung, die ja auch nicht ganz schlecht ist. Der Nachteil scheint die deutlich verlängerte Regenerationszeit zu sein, die dann ein weiteres zielgerichtetes Training limitiert ("Jede Einheit ist nur so gut, wie du sie auch regenerieren kannst"). Wobei ich mit dieser Methode gute Erfahrungen gemacht habe und auch mit der Regeneration keine Probleme hatte.
2. Doppeldecker. Mit dem Verweis auf die o.g. lange Regenerationszzeit wird von Anhängern dieser Trainingsmethodik der sogenannte Doppeldecker propagiert. Man "zerlegt" also den langen Lauf in zwei aufeinanderfolgende lange Läufe, zum Beispiel 50/50 km oder 50/60 km (oder natürlich auch kürzer möglich, 30/35 oder auch nur 25/30). Das reduziert die Erholungszeit und übt auch das mit müden Beinen loslaufen.
Bei Wolfgang Olbrich habe ich sogar gefunden, dass er den Doppeldrecker zum Triple-Decker ausbaut und in seinem 100 Meilen Plan die gesamte Distanz in drei Tagen laufen lässt. Das ist sogar mir zu hart...
Ich bin dieses Jahr zum ersten Mal Doppeldecker in der Vorbereitung gelaufen und sie sind mir sehr gut bekommen. Deutlich weniger Müdigkeit und Zeitaufwand.
3. Und dann habe ich bei Florian Reuß, dem wohl besten deutschen Ultraläufer (Mehrfacher Sieger des Sparthalon, Weltmeister 24 h...), noch einen anderen Ansatz gefunden - der mich echt erstaunt hat. Diesen Ansatz fährt er, wohlgemerkt auch bei den ganz langen Distanzen.
Er meint, dass gar keine längeren Läufe als ca. 40 km nötig sind!
In Ausnahmen könne man auch mal 60 km laufen, aber eigentlich sei das kontraproduktiv, eben wegen der zu langen Regenerationszeit. Aus diesem Grund lehnt er auch Doppeldecker ab. Selbes Problem.
Er befürwortet zwei lange (also 35-40 km, wenn ich ihn richtig verstehe) Läufe pro Woche, die auf keinen Fall hintereinander liegen sollen, sondern ausreichend Zeit zur Erholung bieten. Der eine Lauf wird in dem Tempo gelaufen, in dem man den geplanten Wettkampf angehen möchte (in seinem Fall bei 24h also 4:30-5:00
; bei mir wären das dann ca. 5:50), den zweiten Lauf dann deutlich langsamer - nämlich so,m wie man am ENDE des geplanten Wettkamfes laufen möchte - in meinem Fall also 6:30 oder so. Denn, so Reuß, man müsse auch dieses langsame Tempo trainieren, um es im Wettkampf ökonomisch und gut laufen zu können.
Sehr interessanter Ansatz - aber ich kann mir einfach für meinen Kopf nicht vorstellen, für einen 100 Meilen Wettkampf, bei dem ich 17 Stunden oder mehr unterwegs sein werde, maxmial 40 km, also im langsameren Tempo ungefähr 4:30 Stunden, im Training unterwegs zu sein. Sehr schwierig...
So, was denkt ihr? Ich bin gespannt auf die Diskussion hier!
Liebe Grüße
nachtzeche
ich poste diese Fragen bewusst hier und nicht im Ultra-Bereich, weil ich mir hier auch von Nicht-Ultra-Läufern einiges an Know-How erhoffe.
Es geht mir um die Länge und Häufigkeit von langen Läufen im Ultratraining im allgemeinen, in speziellen habe ich aber die ganz langen Wettkampfstrecken wie 100 Meilen, 24 Stunden oder mehr im Blick.
Dabei habe ich drei grundlegende Herangehensweisen festgestellt:
1. Ganz lange Läufe. Diese werden dann vornehmlich im Rahmen von Wettkämpfen abgehalten (oder wie bei mir auch alleine) und sind in der Länge nach oben nicht begrenzt. Ich kenne 100 Meilen Läufer, die an 24-h-Wettkämopfen teilnehmen und dort dann 120 Kilometer laufen.
Der große Vorteil in meinen Augen ist die mentale Härte, die man sich dort holen kann sowie die Wettkampferfahrung, die ja auch nicht ganz schlecht ist. Der Nachteil scheint die deutlich verlängerte Regenerationszeit zu sein, die dann ein weiteres zielgerichtetes Training limitiert ("Jede Einheit ist nur so gut, wie du sie auch regenerieren kannst"). Wobei ich mit dieser Methode gute Erfahrungen gemacht habe und auch mit der Regeneration keine Probleme hatte.
2. Doppeldecker. Mit dem Verweis auf die o.g. lange Regenerationszzeit wird von Anhängern dieser Trainingsmethodik der sogenannte Doppeldecker propagiert. Man "zerlegt" also den langen Lauf in zwei aufeinanderfolgende lange Läufe, zum Beispiel 50/50 km oder 50/60 km (oder natürlich auch kürzer möglich, 30/35 oder auch nur 25/30). Das reduziert die Erholungszeit und übt auch das mit müden Beinen loslaufen.
Bei Wolfgang Olbrich habe ich sogar gefunden, dass er den Doppeldrecker zum Triple-Decker ausbaut und in seinem 100 Meilen Plan die gesamte Distanz in drei Tagen laufen lässt. Das ist sogar mir zu hart...
Ich bin dieses Jahr zum ersten Mal Doppeldecker in der Vorbereitung gelaufen und sie sind mir sehr gut bekommen. Deutlich weniger Müdigkeit und Zeitaufwand.
3. Und dann habe ich bei Florian Reuß, dem wohl besten deutschen Ultraläufer (Mehrfacher Sieger des Sparthalon, Weltmeister 24 h...), noch einen anderen Ansatz gefunden - der mich echt erstaunt hat. Diesen Ansatz fährt er, wohlgemerkt auch bei den ganz langen Distanzen.
Er meint, dass gar keine längeren Läufe als ca. 40 km nötig sind!

Er befürwortet zwei lange (also 35-40 km, wenn ich ihn richtig verstehe) Läufe pro Woche, die auf keinen Fall hintereinander liegen sollen, sondern ausreichend Zeit zur Erholung bieten. Der eine Lauf wird in dem Tempo gelaufen, in dem man den geplanten Wettkampf angehen möchte (in seinem Fall bei 24h also 4:30-5:00

Sehr interessanter Ansatz - aber ich kann mir einfach für meinen Kopf nicht vorstellen, für einen 100 Meilen Wettkampf, bei dem ich 17 Stunden oder mehr unterwegs sein werde, maxmial 40 km, also im langsameren Tempo ungefähr 4:30 Stunden, im Training unterwegs zu sein. Sehr schwierig...
So, was denkt ihr? Ich bin gespannt auf die Diskussion hier!
Liebe Grüße
nachtzeche