Hennes hat geschrieben:wenn noch Platz "im Puls" ist, dann geht da noch was....
Naja, ich denke, dass das verkürzt und nicht von genereller Gültigkeit ist.
Ich wlll das am persönlichen Beispiel erläutern:
Letzten Samstag bin ich einen 28,1 langen Wettkampf gelaufen mit 370 Höhenmetern. Eigentlich sollte das ein längerer Trainingslauf werden, artete dann doch etwas aus. Der HF-Schnitt betrug 160, die letzten 1,5 km bin ich mit 174 bpm gelaufen, übrigens nicht sonderlich schnell.
Wenn deine Aussage stimmte, hieße das, bei den nächsten Wettkämpfen wäre 174 das Maß der Dinge (mindestens). Solange ich darunter bin, müsste noch mehr gehen. Das ist aber sicherlich falsch: Mit besserem Trainingszustand dürfte ich in etwa in den Bereich des Düsseldorf-Marathons kommen. Da bin ich aber mit Schnitt 149 und auf dem Schlussstück (1,5 km) mit 163 gelaufen, also 11 Schläge weniger als jetzt. Du hast mich da gesehen und wirst wissen, dass ich mich nicht geschont habe. Nun kannst du einwenden, das sei als Marathon ja auch länger und da sei die HF niedriger. Stimmt! Daher will ich ein weiteres Beispiel heranziehen, nämlich den HM in Benrath 3 Wochen vor Düsseldorf-M. Den habe ich locker begonnen (Tempo 4:11 min/km bei HF knapp über 140) und habe ab km 15 Gas gegeben (3:54). Der HF-Schnitt der letzten 6 km betrug 160, die letzten Meter 166. Hätte ich da schneller laufen können, da ja zur 174 noch Etliches an Luft war? Definitiv nicht!
Warum konnte ich also in Benrath "nur" bis HF 166 laufen und am letzten Samstag bis 174?
Ganz einfach, schlechterer Trainingszustand! Ich musste ja 4 Wochen praktisch komplett pausieren. Ich glaube, dass das allgemeine Verständnis der HF nicht stimmig ist.
Es ist ja schon öfter diskutiert worden, unter welchen Bedingungen man seine HFmax erreichen kann. Die gängige These lautet: Am Anfang geht das gar nicht, man muss erst gut trainiert sein. Mittlerweile glaube ich, dass das falsch und das genaue Gegenteil richtig ist. Meine These lautet: Es ist einfacher, die HFmax in schlechtem Trainingszustand zu erreichen (bzw. sehr dicht heranzukommen) als in sehr gutem Zustand.
Meine Vermutung:
In schlechtem Trainingszustand arbeitet das Gesamtsystem "Laufen" unökonomisch. Bei Belastung bleibt dem Körper also nur ein Mittel: Herz pumpt mehr Blut, das geht offensichtlich immer (oder meistens), siehe mein Beispiel oben, siehe aber auch die vielen Anfängerberichte, die zunächst mit ziemlich hohem Puls laufen: Energieversorgung schlecht, Sauerstoffverwertung ineffizient, also wird mehr Blut durchgejagt.
Mit verbessertem Trainingszustand arbeitet das Gesamtsystem wesentlich ökonomischer. Also wird mit geringerem Ressourceneinsatz (hier Pumpleistung des Herzens) ein verbesserter Output erzeugt. These: Die Leistungsbegrenzung ist nun nicht mehr primär durch die schlechte Ökonomie bedingt, eine weitere Erhöhung der HF "bringt" nichts oder wenig, da die Folgesysteme das nicht mehr umsetzen können. (Um mein Beispiel von oben aufzugreifen: Die fehlenden 8 Schläge von 166 auf 174 liegen nicht daran, dass das Herkreislaufsystem nicht mehr produzieren kann, sondern dass die Arbeitsmuskulatur nicht mehr verwerten kann.) Wahrscheinlich muss man die Logik sogar umdrehen: Die Arbeitsmuskulatur fordert Sauerstoff an und Lungen und Herz liefern, was gefordert wird. Sobald eine Grenze erreicht ist, kann die Forderungsmeldung der Muskulatur nicht mehr erhöht werden bzw. nur noch auf Gefahr eines Einbruchs.
Die Zeit hat sich zwar ein wenig verbessert, ist aber kein Quantensprung, den man bei 10 Pulsschlägen Veränderung erwarten würde.
Dahinter steckt keine Logik: Die HF ist doch GESUNKEN! Zusätzlich ist die Leistung gestiegen. Es gibt keinen Zusammenhang, der besagt: Wenn HF um x% sinkt, dann wird Tempo um y% höher. (Eher umgekehrt: HF sinkt, Tempo auch, was hier aber durch besseren Trainingszustand umgedreht wurde.)
Bernd