ruca hat geschrieben:Ok, einen Tick ausführlicher:
Einen Halbmarathon läuft man fast nur auf Kohlehydraten, der Vorrat, den man sofern man halbwegs normal gegessen hat dabei hat, langt hierfür, deshalb muss man nix zuführen, also kein Gel nehmen.
Ein Marathon ist zu lang, um ihm komplett auf Kohlehydraten laufen zu können - egal wieviel Gel man einwirft - irgendwann ist der Speicher leer. Daher läuft man ihn langsamer und zu einem großen Teil auf Fettverbrennung, das verbrennt deutlich langsamer als Kohlehydrate, dafür schleppt jeder (auch der Schlankeste) hiervon genügend für etliche Marathonläufe mit.
Nur braucht man um das Fett zu verbrennen ebenfalls Kohlehydrate ("Das Fett brennt im Feuer der Kohlehydrate"). Wenn man also dank gefühlter "Gel-Power" einen Zwischensprint hinlegt und seine Kohlehydrate verbrennt, kommt der Körper nicht mehr an das Fett und man trifft den Mann mit dem Hammer und es geht gar nix mehr.
Du vertauschst hier Ursache und Wirkung. Man läuft den Marathon nicht deswegen nicht mit 100% KH, weil diese dafür am Ende nicht reichten, sondern weil aufgrund der Länge der Strecke die Intensität so niedrig ist, dass etwa ein 3 : 1-Gemisch von KH : Fett den Energiebedarf am effizientesten deckt. Das kannst du z. B. am HM sehen: hier hätte man auch bei 100% KH-Anteil an der Energiebereitstellung genug an Bord, verbrennt aber trotzdem Fett, da die Intensität entsprechend geringer als bei einem 10er ist.
Ursache und Wirkung ist wichtig: denn wenn das andersrum wäre, könnte man den Marathon ja umso schneller laufen, je mehr KH man einwirft, so dass man den dann z. B. bei 90% KH und somit entsprechend schneller laufen könnte.
Ob man beim Marathon KH zuführen muss, ist durchaus nicht klar.
Ein paar Beispielrechnungen (jeweils mit der Faustformel: E(gesamt) = 0,9 kcal/kg/km x Gewicht x Strecke, und 4 kcal/(g KH)):
a) 70 kg Läufer, 75% der Energie aus den KH: E(KH
verbraucht) = 3/4 E(gesamt), 400 g KH in den Muskeln (verfügbar!) ge
speichert + 100 g KH ge
frühstückt (die während des Marathons in den Muskeln ankommen):
E(KHv) = 3/4 x 0,9 x 70 x 42,2 kcal = 1994 kcal
E(KHs) = 400 x 4 kcal = 1600 kcal
E(KHf) = 100 x 4 kcal = 400 kcal
E(KHgesamt) = E(KHg) = E(KHs) + E(KHf) = 2000 kcal > E(KHv) = 1994 kcal <- Das reicht so grade.
b) 80 kg Läufer, 75% der Energie aus den KH: E(KH
verbraucht) = 3/4 E(gesamt), 450 g KH in den Muskeln (verfügbar!) ge
speichert + 100 g KH ge
frühstückt (die während des Marathons in den Muskeln ankommen):
E(KHv) = 3/4 x 0,9 x 80 x 42,2 kcal = 2279 kcal
E(KHs) = 450 x 4 kcal = 1800 kcal
E(KHf) = 100 x 4 kcal = 400 kcal
E(KHgesamt) = E(KHg) = E(KHs) + E(KHf) = 2200 kcal < E(KHv) = 2279 kcal <- Das reicht nicht.
Man sieht, wie eng das ist. Insbesondere, wenn man die verschiedenen Unwägbarkeiten berücksichtigt: hat man z. B. nur 300 g verfügbare KHs, fehlen gleich 400 kcal im Beispiel a), und man muss dementsprechend Gels zuführen. Andererseits laufen manche den Marathon auch mit einem 67%/33%-KH/Fettgemisch, so dass sie entsprechend nur 67/75*100% = 89% der oben ausgerechneten KH benötigen. Etc. etc.
Schlussfolgerung: für den einen reicht es, für den anderen nicht. Dementsprechend findet man auch verschiedene Erfahrungsberichte dazu.