Vasaloppet 2005
Verfasst: 09.03.2005, 10:11
Die Operation 'who's the fool?' fing an sich ganz harmlos an. Vor rund 2 1/2 Wochen sagte mir mein Schwager, er und meine Schwester würden ihre Tochter in Schweden besuchen, die in einem Skigymnasium in einem Austauschjahr in Mora weilt. Da Mora das Zielort des berühmten Vasaloppets ist, wollten sie als passionierte Langläufer natürlich diesen Lauf einmal persönlich erfahren. Ich hatte offenbar meinen Mund ein bisschen zu voll genommen, weshalb mich mein Schwager gut 1 1/2 Wochen vor dem Lauf anrief und meinte, er hätte auch für mich einen Startplatz reserviert, und jetzt gäbe es keinen Rückzug mehr. OK, dann hatte ich halt den Flug gebucht, die Skiausrüstung für den klassischen Stil, Unterkunft und Betreuung organisierte er. So durfte ich mich einmal wie ein Spitzenathlet fühlen: Nur anreisen, trainieren und erholen, für den Rest sind die Betreuer besorgt. Ganz so wars natürlich nicht, aber immerhin.
Der Countdown
Am Samstag gings nochmals auf die Skies zum testen, wo ich mich dann für den falschen Ski entscheiden sollte. Hauptsächlich war ich aber den ganzen Tag über immer latent nervös, für die Präparation der Skis investierten wir auch noch rund 2 Stunden. Der 90 km lange Vasaloppet verlangt schon ein bisschen nach einer spezialisierten Vorbereitung, die ich nie und nimmer hatte. OK, ich war ja 2 mal eine Woche skaten, aber Skating oder klassisch sind halt doch 2 verschiedene Welten, wo sehr unterschiedlich Muskelpakete belastet sind. Ich erwartete, dass mir meine Arme nach gut 50 bis 60 km abfaulen würden und ich in ihnen keinen Saft mehr spüren würde. Für die Leistengegend und meine Bauchmuskulatur hatte ich auch grosse Bedenken, da mein Lauftraining alleine diesen Bewegungsablauf nicht abdeckte.
Nach einem ausgiebigen Frühstück verlässt der Bus Mora um 04.15 und bringt uns ins 60 km entfernte Sälen. Da müssen einige Richtungsänderungen dazwischen liegen, da der Lauf ja sich auf 90 km verteilt. In Sälen spurten die alten Füchse zu den Eingängen Ihrer jeweiligen Startfelder, was bei mir einige Zeit braucht bis ich das checke. Zu dieser Zeit ist es in Sälen um die -20 Grad Celsius, und das Anstehen an den Toren zum Startfeld wird zur Tortur. Um 06.00 öffnen die Helfer die Tore und prüfen für jeden Einzelnen die Zutrittsberechtigung. Den ganzen Tag über wird man staunen können, mit was für einer Ruhe die Helfer ihren Job machen und sie so den Wettkampf zu einem einmaligen Erlebnis machen lassen. Da der Start erst um 08.00 ist, wird zurück in den Bus gegangen und die Kälte aus den Gliedern gedehnt. Erst kurz vor 08.00 laufe ich zu meinem Startplatz, wo bereits meine Skis und Stöcke stehen. Ich muss zugeben, dass mich bei solchen Gelegenheiten die Gefühle überrennen: Mir kommen Tränen in die Augen beim Gedanken an meine Frau und an die zurückliegenden Monate des verletzungsfreien Trainings. Ich bin dankbar, dass ich diesen Moment erleben und die einmalige Athmosphäre des Vasalaufs aufsaugen darf.
Das Startprozedere ist unspektakulär, auf ein Mal wird losgelaufen, um nach gut 500 Metern wieder zum Stehen zu kommen, Jetzt beginnt während rund 2.5 km ein rund 170 m hoher Aufstieg. Und da ich als Neuling zuhinterst loslaufen muss, türmen sich vor mir wartende Läuferberge auf. Für die ersten 2 km brauche ich über 40 Minuten, für die ersten 3 km über 53 Minuten, und das bei klirrender Kälte, -18 Grad Celsius. Nach einer guten Stunde also erst 3 km gelaufen und 87 km warten noch auf mich; was mich da wohl noch erwarten wird? Jeder km ist sehr gut ausgeschildert, Du bist immer auf dem Laufenden. Auf der Hochebene angekommen, beginnt nach rund 4 km endlich das Langlaufen. Heerscharen von Läufern, gestartet sind über 13.000 Leute, bewegen sich auf den Loipen Richtung Mora. Ich sage mir einfach: geniesse Deine Gefühle, die Landschaft und die Leute um Dich herum. Einige haben in den Gleitpassagen offenbar einen schnelleren Ski, was ich mit mehr Doppelstockarbeit zu kompensieren versuche. Aber ich weiss ja, dass ich diesen Kraftaufwand niemals bis nach Mora werde leisten können. Tempo in den Wohlfühlbereich einstellen, Fotos machen, sich gut verpflegen und die Gedanken schweifen lassen, das wird das Motto den ganzen Tag über sein. Drei grössere Pausen schalte ich ein, zweimal davon lasse ich meine Skis nachwachsen und bei den Verpflegungsstellen nehme ich mir genügend Zeit um die feine Blaubeersuppe zu geniessen. Getränke bekommst Du im Ueberfluss und es ist erstaunlich, wie viele gutgelaunte Helfer an den Verpflegungsstellen die Läufer unterstützen. Irgendwann wird mir die Zeit total egal, laufe einfach mein Tempo und schaue dass ich nicht überpace. Die 90 km Strecke ist abwechslungsreich, landschaftlich für einen Mitteleuropäer sehr reizvoll, weshalb es mir nie langweilig wird. Mein Neffe, übrigens ein Biathlet im schweizerischen Juniorenkader, gab mir am Vorabend noch einen heissen Tip: Stelle Dir einfach vor, Du läufst 9 mal 10 km, mache Teilziele und ermögliche Dir Erfolgsmomente. Gesagt getan, und es hat funktioniert. Und wenn Du dann die letzten 5 km vor Mora läufst und Dir die Strecke schon bekannt ist, dann denkst Du beinahe Du läufst zuhause ein. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl kommt in Dir hoch wenn Du die Kirchturmspitze siehst, und dieses Gehühl nimmt noch zu, je näher das Ziel kommt, bei der Gedenkstatue von König Gustav Vasa. Ich verbeuge mich vor den Schweden, dass sie uns ein so tolles Erlebnis ermöglichen.
Für Läufer gibt es nicht nur Rennsteig und SAM als interessante Herausforderungen. Ausdauersportler sollten sich solche Abenteuer erfüllen, auch wenn die Vorbereitung für einmal nicht das Gelbe vom Ei war. Aber da ich eh kein Siegergeld abholen konnte, war's auch egal. Ein nächstes Mal wäre eine Zeit um die 7 Stunden durchaus denkbar.
Der Countdown
Am Samstag gings nochmals auf die Skies zum testen, wo ich mich dann für den falschen Ski entscheiden sollte. Hauptsächlich war ich aber den ganzen Tag über immer latent nervös, für die Präparation der Skis investierten wir auch noch rund 2 Stunden. Der 90 km lange Vasaloppet verlangt schon ein bisschen nach einer spezialisierten Vorbereitung, die ich nie und nimmer hatte. OK, ich war ja 2 mal eine Woche skaten, aber Skating oder klassisch sind halt doch 2 verschiedene Welten, wo sehr unterschiedlich Muskelpakete belastet sind. Ich erwartete, dass mir meine Arme nach gut 50 bis 60 km abfaulen würden und ich in ihnen keinen Saft mehr spüren würde. Für die Leistengegend und meine Bauchmuskulatur hatte ich auch grosse Bedenken, da mein Lauftraining alleine diesen Bewegungsablauf nicht abdeckte.
Nach einem ausgiebigen Frühstück verlässt der Bus Mora um 04.15 und bringt uns ins 60 km entfernte Sälen. Da müssen einige Richtungsänderungen dazwischen liegen, da der Lauf ja sich auf 90 km verteilt. In Sälen spurten die alten Füchse zu den Eingängen Ihrer jeweiligen Startfelder, was bei mir einige Zeit braucht bis ich das checke. Zu dieser Zeit ist es in Sälen um die -20 Grad Celsius, und das Anstehen an den Toren zum Startfeld wird zur Tortur. Um 06.00 öffnen die Helfer die Tore und prüfen für jeden Einzelnen die Zutrittsberechtigung. Den ganzen Tag über wird man staunen können, mit was für einer Ruhe die Helfer ihren Job machen und sie so den Wettkampf zu einem einmaligen Erlebnis machen lassen. Da der Start erst um 08.00 ist, wird zurück in den Bus gegangen und die Kälte aus den Gliedern gedehnt. Erst kurz vor 08.00 laufe ich zu meinem Startplatz, wo bereits meine Skis und Stöcke stehen. Ich muss zugeben, dass mich bei solchen Gelegenheiten die Gefühle überrennen: Mir kommen Tränen in die Augen beim Gedanken an meine Frau und an die zurückliegenden Monate des verletzungsfreien Trainings. Ich bin dankbar, dass ich diesen Moment erleben und die einmalige Athmosphäre des Vasalaufs aufsaugen darf.
Das Startprozedere ist unspektakulär, auf ein Mal wird losgelaufen, um nach gut 500 Metern wieder zum Stehen zu kommen, Jetzt beginnt während rund 2.5 km ein rund 170 m hoher Aufstieg. Und da ich als Neuling zuhinterst loslaufen muss, türmen sich vor mir wartende Läuferberge auf. Für die ersten 2 km brauche ich über 40 Minuten, für die ersten 3 km über 53 Minuten, und das bei klirrender Kälte, -18 Grad Celsius. Nach einer guten Stunde also erst 3 km gelaufen und 87 km warten noch auf mich; was mich da wohl noch erwarten wird? Jeder km ist sehr gut ausgeschildert, Du bist immer auf dem Laufenden. Auf der Hochebene angekommen, beginnt nach rund 4 km endlich das Langlaufen. Heerscharen von Läufern, gestartet sind über 13.000 Leute, bewegen sich auf den Loipen Richtung Mora. Ich sage mir einfach: geniesse Deine Gefühle, die Landschaft und die Leute um Dich herum. Einige haben in den Gleitpassagen offenbar einen schnelleren Ski, was ich mit mehr Doppelstockarbeit zu kompensieren versuche. Aber ich weiss ja, dass ich diesen Kraftaufwand niemals bis nach Mora werde leisten können. Tempo in den Wohlfühlbereich einstellen, Fotos machen, sich gut verpflegen und die Gedanken schweifen lassen, das wird das Motto den ganzen Tag über sein. Drei grössere Pausen schalte ich ein, zweimal davon lasse ich meine Skis nachwachsen und bei den Verpflegungsstellen nehme ich mir genügend Zeit um die feine Blaubeersuppe zu geniessen. Getränke bekommst Du im Ueberfluss und es ist erstaunlich, wie viele gutgelaunte Helfer an den Verpflegungsstellen die Läufer unterstützen. Irgendwann wird mir die Zeit total egal, laufe einfach mein Tempo und schaue dass ich nicht überpace. Die 90 km Strecke ist abwechslungsreich, landschaftlich für einen Mitteleuropäer sehr reizvoll, weshalb es mir nie langweilig wird. Mein Neffe, übrigens ein Biathlet im schweizerischen Juniorenkader, gab mir am Vorabend noch einen heissen Tip: Stelle Dir einfach vor, Du läufst 9 mal 10 km, mache Teilziele und ermögliche Dir Erfolgsmomente. Gesagt getan, und es hat funktioniert. Und wenn Du dann die letzten 5 km vor Mora läufst und Dir die Strecke schon bekannt ist, dann denkst Du beinahe Du läufst zuhause ein. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl kommt in Dir hoch wenn Du die Kirchturmspitze siehst, und dieses Gehühl nimmt noch zu, je näher das Ziel kommt, bei der Gedenkstatue von König Gustav Vasa. Ich verbeuge mich vor den Schweden, dass sie uns ein so tolles Erlebnis ermöglichen.
Für Läufer gibt es nicht nur Rennsteig und SAM als interessante Herausforderungen. Ausdauersportler sollten sich solche Abenteuer erfüllen, auch wenn die Vorbereitung für einmal nicht das Gelbe vom Ei war. Aber da ich eh kein Siegergeld abholen konnte, war's auch egal. Ein nächstes Mal wäre eine Zeit um die 7 Stunden durchaus denkbar.