Hamburg Laufbericht
Verfasst: 28.04.2003, 15:52
Vorsicht: LANG!
So liebe Leute,
wie versprochen nun mein langer Bericht vom Hamburg-Marathon. (Schon witzig, was habe ich diese Laufberichte „gefressen“. Nun schreibe ich selber einen.).
Um 05:15 Uhr war an Schlaf nicht mehr zu denken. Kein Problem, raus aus dem Bett. Ich muss ja noch eine Stunde (HB-HH) mit dem Auto fahren. Kurzes Frühstück: Einen starken Kaffee zum Abführen und eine Banane.
Die Autofahrt auf der A 1 um die diese Zeit war natürlich eine reine Wonne. So leer ist die Autobahn nie. In Veddel angekommen, zweites Frühstück mit einem flüssigen „Startersaft“.
Von HH-Veddel mit der S Bahn bis zum Jungfernstieg gefahren. Die Stadt schlief noch, bis auf ein paar Aufbauteams und typische Marathonläufer mit den bekannten Kleidersack.
Ich hatte meine Unterlagen schon am Freitag abgeholt und mir meinen Startplatz angesehen. Rein in die warme Marathonmesse und einen netten Platz zum umziehen gesucht. Das größte Problem: Was zieht man an? In der Nacht hat es gestürmt und geregnet. Also warm anziehen......aber es wird von allein warm, oder?
Man schaut sich um; was machen die „Profis“. Leider kein Profis aus dem Block A zu sehen. Ich beschließe in kurzen Hosen zu laufen. Kurzes Hemd, aber sicherheitshalber mein Lieblingsunterhemd. Noch meine Gel’s und meine Mütze eingesteckt und raus aus der warmen Stube.
30 Minuten vor Start ab mit dem Kleidersack auf den Lkw und in die Schlange vor dem WC eingereiht. 20 Minuten vor dem Start rein in den Startblock C „hellgelb“.
Um 09:15 Uhr geht’s los. Schön locker und schön langsam. Mein Puls ist ok – allerdings brauche ich für ersten 3 Kilometer fast 19:30 h. Also ziehe ich das Tempo ein wenig an, achte aber immer auf meinen Puls.
Auf der Reeperbahn und in Altona ist der Teufel los. Die Leute stehen dichtgedrängt und machen eine Riesenstimmung. Das macht Spaß und treibt einen nach vorn. Man wird leider leicht zu schnell.
In der Elbchaussee sind wir allein auf der Strasse. Na ja, die reichen Leute wollen natürlich keine schwitzenden und stinkenden Läufer sehen. Dafür werden wir mit tollen Blicken auf die Elbe entlohnt.
Die ersten Verpflegungsstationen tauchen auf. Ich gewöhne mir einen Rhythmus an. Ab Kilometer 5 alle 5 Kilometer (10, 15, 20....) immer zwei Becher Wasser und ein Gel, ab 7,5 Kilometer alle 5 Kilometer (7,5, 12,5, 17,5...) immer einen Becher Wasser. Das hilft auch, das Rennen in kleine Einheiten zu unterteilen.
Bei KM 10 geht es hinunter zum Fischmarkt. Alles ist schwarz vor Menschen. Ich denke an die Warnungen und ziehe das Tempo bergab nicht an. Schön locker, schön langsam ist die Devise. Aber dort unten ist eine Riesenstimmung. Superstark. Dann geht’s an der Speicherstadt vorbei und in den Tunnel vor dem Hauptbahnhof. Im Tunnel geht die Welle unter den Läufern von vorn nach hinten.
Es geht dann die Binnenalster entlang und mir geht es gut. Ich bleibe bei meinem Tempo, denn ich fühle mich wohl.
Beim Hotel Atlantic, KM 20, kommt uns auf der anderen Seite schon die Spitze entgegen. 2:02:15 kann ich noch auf dem Zeitfahrzeug entdecken. Sauerei! Wir haben noch nicht einmal die Hälfte weg.
Das Halbmarathon-Zeichen kommt in Sicht. Meine Zeit ist absolut im Keller. 2:20 h habe ich für den HM gebraucht. Meine Bestzeit liegt bei 1:53 h. Komischerweise ist mir ziemlich egal. Ich denke immer an die 30 KM-Marke und an die bösen Geschichten.
Am rechten Oberschenkel verspüre ich hinten ein leichtes ziehen. Ich versuche beim Laufen den Oberschenkel zu lockern. Bei KM 24 ist die Verspannung verschwunden. Dafür meldet sich ab KM 28 der rechte Oberschenkel. Es ist kein Schmerz sondern einfach ein Gefühl der Härte in der Muskulatur. Dennoch fühle ich weiterhin gut und fit.
Ab Kilometer 22 wird der Anteil der gehenden Läufer immer größer. Das gibt natürlich auch zusätzliche Motivation da vorbeizuschießen.
In der City-Nord ist wieder der Teufel los. Die Zuschauer sind super und wir entern die 30 km Marke. Nun kommt er, der Mann mit dem Hammer.....ich hab ihn nicht getroffen, hä hä!
Jetzt auch symbolisch geht es zurück in Richtung Ziel, der Wendepunkt ist erreicht. Bis KM 35 ist es ziemlich langweilig. Aber in Eppendorf geht wirklich die Post ab. Der Laufweg ist so eng wie bei einer Bergankunft bei der Tour de France. Es war einfach toll. Danke an die Zuschauer!!!
Mir geht es immer noch gut. Klar, meine Füße fühlen sich heißgelaufen an. Mein rechter Oberschenkel zwackt. Ich versuche immer wieder einen vernünftigen Laufstil hinzulegen. Trinken und Essen nicht zu vergessen.
Bei KM 37 laufe ich neben einer jungen Frau die plötzlich von ihrem Mann einige hundert Meter begleitet wird. „Du kannst die 4:30 knacken“, sagt er. Wirklich? Die ist doch auch im Block C hellgelb gestartet. Ich schaue auf meine Uhr. Rechnen kann ich aber nicht mehr. Ich beschließe einfach etwas schneller zu laufen. Unter 04:30 h das wäre ein Ding!
Der Dammtorbahnhof kommt in Sicht. Kein Problem, dann sind wir gleich da! Pustekuchen, noch 2195 Meter. Dann sogar noch eine Steigung. Diese blöde Gorch-Fock-Strasse. Ah, hier geht’s rechts rum zum Ziel. Nix, noch weiter hoch. Jetzt geht’s rechts rum auf die Zielgera-de.
In 500 Metern ist das Wort ZIEL zu erkennen. Alles voll Zuschauer, eine unbeschreibliche Stimmung. Ich fühle mich auf einmal total fit und grinse in die Menge. Meinen Fanclub übersehe ich glatt.
Auf der Zielmatte die Zeit gestoppt: 04:29:14 h. Super! Die zweite Hälfte in 02:09 h gelaufen. Nach Medaillenempfang und umziehen sind wir noch mit einem Fanclub in ein Cafe gegangen und ich habe mir eine fette Sahnetorte reingezogen.
Ich hatte allerdings leichte Mühe die Treppen zur U-Bahn hinunterzugehen. Heute geht es mir schon wieder einigermaßen. Die Oberschenkel schmerzen noch und an zwei Zehen habe ich eine Blase.
Es war ein supertolle Erfahrung. Die ganze Plackerei im Winter hat sich gelohnt. Die vielen Erfahrungsberichte aus den Foren haben ebenfalls geholfen. Geholfen hat mir auch das gute Trinken und das Essen während des Laufens. Auch wenn es sich vielleicht nur im Kopf abgespielt hat. Allein der Erfolg zählt.
Ich werde wieder einen Marathon laufen. Auf jeden Fall diesen Herbst entweder in Berlin oder in München.
ciu
Tom
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Fisch schwimmt, Vogel fliegt, Mensch läuft
(Emil Zatopek)
So liebe Leute,
wie versprochen nun mein langer Bericht vom Hamburg-Marathon. (Schon witzig, was habe ich diese Laufberichte „gefressen“. Nun schreibe ich selber einen.).
Um 05:15 Uhr war an Schlaf nicht mehr zu denken. Kein Problem, raus aus dem Bett. Ich muss ja noch eine Stunde (HB-HH) mit dem Auto fahren. Kurzes Frühstück: Einen starken Kaffee zum Abführen und eine Banane.
Die Autofahrt auf der A 1 um die diese Zeit war natürlich eine reine Wonne. So leer ist die Autobahn nie. In Veddel angekommen, zweites Frühstück mit einem flüssigen „Startersaft“.
Von HH-Veddel mit der S Bahn bis zum Jungfernstieg gefahren. Die Stadt schlief noch, bis auf ein paar Aufbauteams und typische Marathonläufer mit den bekannten Kleidersack.
Ich hatte meine Unterlagen schon am Freitag abgeholt und mir meinen Startplatz angesehen. Rein in die warme Marathonmesse und einen netten Platz zum umziehen gesucht. Das größte Problem: Was zieht man an? In der Nacht hat es gestürmt und geregnet. Also warm anziehen......aber es wird von allein warm, oder?
Man schaut sich um; was machen die „Profis“. Leider kein Profis aus dem Block A zu sehen. Ich beschließe in kurzen Hosen zu laufen. Kurzes Hemd, aber sicherheitshalber mein Lieblingsunterhemd. Noch meine Gel’s und meine Mütze eingesteckt und raus aus der warmen Stube.
30 Minuten vor Start ab mit dem Kleidersack auf den Lkw und in die Schlange vor dem WC eingereiht. 20 Minuten vor dem Start rein in den Startblock C „hellgelb“.
Um 09:15 Uhr geht’s los. Schön locker und schön langsam. Mein Puls ist ok – allerdings brauche ich für ersten 3 Kilometer fast 19:30 h. Also ziehe ich das Tempo ein wenig an, achte aber immer auf meinen Puls.
Auf der Reeperbahn und in Altona ist der Teufel los. Die Leute stehen dichtgedrängt und machen eine Riesenstimmung. Das macht Spaß und treibt einen nach vorn. Man wird leider leicht zu schnell.
In der Elbchaussee sind wir allein auf der Strasse. Na ja, die reichen Leute wollen natürlich keine schwitzenden und stinkenden Läufer sehen. Dafür werden wir mit tollen Blicken auf die Elbe entlohnt.
Die ersten Verpflegungsstationen tauchen auf. Ich gewöhne mir einen Rhythmus an. Ab Kilometer 5 alle 5 Kilometer (10, 15, 20....) immer zwei Becher Wasser und ein Gel, ab 7,5 Kilometer alle 5 Kilometer (7,5, 12,5, 17,5...) immer einen Becher Wasser. Das hilft auch, das Rennen in kleine Einheiten zu unterteilen.
Bei KM 10 geht es hinunter zum Fischmarkt. Alles ist schwarz vor Menschen. Ich denke an die Warnungen und ziehe das Tempo bergab nicht an. Schön locker, schön langsam ist die Devise. Aber dort unten ist eine Riesenstimmung. Superstark. Dann geht’s an der Speicherstadt vorbei und in den Tunnel vor dem Hauptbahnhof. Im Tunnel geht die Welle unter den Läufern von vorn nach hinten.
Es geht dann die Binnenalster entlang und mir geht es gut. Ich bleibe bei meinem Tempo, denn ich fühle mich wohl.
Beim Hotel Atlantic, KM 20, kommt uns auf der anderen Seite schon die Spitze entgegen. 2:02:15 kann ich noch auf dem Zeitfahrzeug entdecken. Sauerei! Wir haben noch nicht einmal die Hälfte weg.
Das Halbmarathon-Zeichen kommt in Sicht. Meine Zeit ist absolut im Keller. 2:20 h habe ich für den HM gebraucht. Meine Bestzeit liegt bei 1:53 h. Komischerweise ist mir ziemlich egal. Ich denke immer an die 30 KM-Marke und an die bösen Geschichten.
Am rechten Oberschenkel verspüre ich hinten ein leichtes ziehen. Ich versuche beim Laufen den Oberschenkel zu lockern. Bei KM 24 ist die Verspannung verschwunden. Dafür meldet sich ab KM 28 der rechte Oberschenkel. Es ist kein Schmerz sondern einfach ein Gefühl der Härte in der Muskulatur. Dennoch fühle ich weiterhin gut und fit.
Ab Kilometer 22 wird der Anteil der gehenden Läufer immer größer. Das gibt natürlich auch zusätzliche Motivation da vorbeizuschießen.
In der City-Nord ist wieder der Teufel los. Die Zuschauer sind super und wir entern die 30 km Marke. Nun kommt er, der Mann mit dem Hammer.....ich hab ihn nicht getroffen, hä hä!
Jetzt auch symbolisch geht es zurück in Richtung Ziel, der Wendepunkt ist erreicht. Bis KM 35 ist es ziemlich langweilig. Aber in Eppendorf geht wirklich die Post ab. Der Laufweg ist so eng wie bei einer Bergankunft bei der Tour de France. Es war einfach toll. Danke an die Zuschauer!!!
Mir geht es immer noch gut. Klar, meine Füße fühlen sich heißgelaufen an. Mein rechter Oberschenkel zwackt. Ich versuche immer wieder einen vernünftigen Laufstil hinzulegen. Trinken und Essen nicht zu vergessen.
Bei KM 37 laufe ich neben einer jungen Frau die plötzlich von ihrem Mann einige hundert Meter begleitet wird. „Du kannst die 4:30 knacken“, sagt er. Wirklich? Die ist doch auch im Block C hellgelb gestartet. Ich schaue auf meine Uhr. Rechnen kann ich aber nicht mehr. Ich beschließe einfach etwas schneller zu laufen. Unter 04:30 h das wäre ein Ding!
Der Dammtorbahnhof kommt in Sicht. Kein Problem, dann sind wir gleich da! Pustekuchen, noch 2195 Meter. Dann sogar noch eine Steigung. Diese blöde Gorch-Fock-Strasse. Ah, hier geht’s rechts rum zum Ziel. Nix, noch weiter hoch. Jetzt geht’s rechts rum auf die Zielgera-de.
In 500 Metern ist das Wort ZIEL zu erkennen. Alles voll Zuschauer, eine unbeschreibliche Stimmung. Ich fühle mich auf einmal total fit und grinse in die Menge. Meinen Fanclub übersehe ich glatt.
Auf der Zielmatte die Zeit gestoppt: 04:29:14 h. Super! Die zweite Hälfte in 02:09 h gelaufen. Nach Medaillenempfang und umziehen sind wir noch mit einem Fanclub in ein Cafe gegangen und ich habe mir eine fette Sahnetorte reingezogen.
Ich hatte allerdings leichte Mühe die Treppen zur U-Bahn hinunterzugehen. Heute geht es mir schon wieder einigermaßen. Die Oberschenkel schmerzen noch und an zwei Zehen habe ich eine Blase.
Es war ein supertolle Erfahrung. Die ganze Plackerei im Winter hat sich gelohnt. Die vielen Erfahrungsberichte aus den Foren haben ebenfalls geholfen. Geholfen hat mir auch das gute Trinken und das Essen während des Laufens. Auch wenn es sich vielleicht nur im Kopf abgespielt hat. Allein der Erfolg zählt.
Ich werde wieder einen Marathon laufen. Auf jeden Fall diesen Herbst entweder in Berlin oder in München.
ciu
Tom
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Fisch schwimmt, Vogel fliegt, Mensch läuft
(Emil Zatopek)