Hamburg, mein 2. Marathon, das verfehlte Ziel und eine neue PB!
Verfasst: 25.04.2005, 09:25
Im Training lief es sehr gut. Das Marathontempo fühlte sich locker an und der Puls blieb deutlich unter 160. Ursprünglich hatte ich ja ganz vorsichtig eine sub 3:40 geplant. Jetzt habe ich auf sub 3:30 korrigiert und war mir sicher, dass ich das Packe. Also bin ich bester Laune nach Hamburg gefahren.
Auf der Messe ist mir dann der Stand von Peter Greif aufgefallen. Nun schau dir den Kerl doch mal an, dachte ich mir. Vieleicht kann man ja auch ein paar Worte wechseln. Aber was bitteschön sucht Herbert Steffny, mein Henker, beim Greifschen Stand. Egal! Greif war jetzt uninteressant!
Der Herbert gab mir ein Autogramm auf meine Startnummer und malte noch einen kleinen Schmetterling daneben. "Das wird dich morgen beflügeln, viel Erfolg". Und weg war er.
Stolz wie Oskar bin ich nach einem Shirtkauf von der Messe wech und hab mich schon mal in's Cafe September gesetzt. Da tauchten dann auch die Foris auf. War erst 'n bissl komisch, weil ich nicht einen von Ihnen vorher schon mal gesehen habe (Außer unserem TV erfahrenen, niederträchtigen Powerwalker). Der Nachmittag wurde echt nett!
Am Sonntag früh war es nur noch hektisch. Das lag aber auch daran, dass ich mir die Veranstalterinfos nicht durchgelesen hatte. Selbst Schuld. Erst haben Martin und ich die Foris nicht gefunden und dann habe ich die Kleiderbeutelabgabe fast nicht gefunden. Halle 5 war mir schon klar. Aber wie dahin kommen, wenn man schon im Startbereich A steht.
Ich hab mich dann zur Kleiderbeutelabgabe warmgewalkt und musste mich auch schon ziemlich beeilen. Eigentlich wollte ich ja oLi und Fluppe im Startbereich finden und mich an Ihre Fersen hängen. War aber keiner zu sehen. Aber den 3:30er Ballon, den habe ich gefunden.
Der Start war alles andere als optimal organisiert! Man kam kaum in die Puschen. Ein Gedrängel hoch zehn. Da könnten sich die Veranstalter was von Berlin abgucken. Von wegen Blockweise starten und so. Naja, was solls.
Als ich dann mein Tempo laufen konnte ging es auch schon leicht Bergauf. Mal schauen was der Puls sagt... Oh je, schon über 160. Das ist am Anfang viel zu hoch! Aber ich hatte ja ein großes Ziel. Also weiter.
Die Strecke war echt schön! Besonders die Doppelkurve in den Hafen runter, am Fischmarkt, war echt eindrucksvoll. Die Stimmung war einmalig. Es war ein Gefühl wie bei den Tour de France Übertragungen. Nur Live dabei.
Und dann gab es einen Zwischenfall. Ein Läufer, der bei seinem Laufstil seine Ellenbogen weit nach außen schwang, traf unbeabsichtigt eine Läuferin, die vorbei wollte, auf die Brust. Er wollte sie wohl nicht vorbei lassen. Diese beschwerte sich total gerechtfertigt mit "Arschloch". Worauf hin "Es" sie gleich nochmal mit dem Ellenbogen zur Seite schuppste. Diesmal mit Absicht und sichtbar doller.
Die vielen laustarken Beschimpfungen ließen ihn kalt. Als ihm dann ein couragierter Läufer klar machen wollte, dass sein Verhalten nicht in Ordnung sei, wurde dieser äußerst brutal von der Strecke in die Zuschauer geschuppst. Und diesmal mit beiden Händen und vollem Körpereinsatz.
Klarer Fall: Tätlichkeit, Rote Karte. Er lief weiter..., das Arschloch. Und gott sei dank auch die von ihm getroffene Läuferin und der von der Strecke geschuppste Läufer, die daraufhin an ihm vorbeizogen. Es gibt halt immer wieder so'ne Penner!
Die ersten 14 Kilometer war ich etwas schneller als geplant. Also erstmal etwas lockerer werden. Der Puls war mit knapp über 160 noch O.K. Ich war mir bis hier immer noch sicher die 3:30 zu packen. Es lief recht locker und rund. Weiter so!
Ab Kilometer 20 stieg der Puls ganz schön an. Was vorher bei anfang 160 so locker lief wurde innerhalb von 5 Kilometern bei anfang 170 deutlich anstrengender. Ich fing an mir Sorgen zu machen. Das war mir eigentlich zu hoch bei der Reststrecke, die ich noch vor mir hatte. Außerdem konnte ich das Tempo wie geplant nicht mehr verschärfen und verlor Zeit.
Ab Kilometer 26 war mir klar, dass ich 3:30 nicht mehr schaffe. Mist! Abgesehen davon, dass ich natürlich weiterlaufen werde und der Marathon trotzdem Spaß macht, war ich schon traurig. Ich habe gekämpft. Aber er Puls ging zu hoch. So bin ich eine Weile mit 'nem 175er Puls weiter gelaufen und habe versucht das Tempo zumindest zu halten.
Bei Kilometer 33 ist mir bewußt geworden, dass ich selbst unter 3:35 nicht mehr schaffen werde. Hmmpf. "Mach das beste draus", dachte ich mir und lief ab jetzt nur noch am Limit weiter und war schon etwas depremiert. Aufgeben? Nix! Schaun 'wa mal was rauskommt.
Bei Kilometer 38, glaube ich, habe ich dann Helga (willnich, Lebensgefährtin des Niederträchtigen) gesehen. Das hat mich noch mal richtig motiviert. Aber kurze Zeit später bekam ich einen Krampf auf der Oberschenkelrückseite. Pfui! Was 'n das? Niedergeschlagen humpelte ich an die Seite und hoffte, dass ich nicht aussteigen muss.
Nach zwei Dehn- und Laufversuchen dachte ich, dass der Marathon für mich vorrüber war. Scheiße, verdammte. Also blieb ich in der Dehnung ein weilchen stehen und versuchte nicht in Tränen auszubrechen. Und gott sei dank, ich konnte nach einer Minute wieder laufen. Wenn auch nicht mehr so schnell. Egal! Der hohe Puls hat seinen Tribut gefordert. Ab hier hieß es nur noch ankommen.
Vorsichtig weiterlaufend ging es den vorletzten Kilometer noch mal bergauf. Das tat dann doch etwas weh. Sonst hatte mich bis hierhin nur der Puls an das Laufen erinnert. Jetzt taten es, nach dem Krampf, auch die übrigen Beinmuskeln.
Durch's Ziel bin ich depremiert in mich reinweinend gelaufen. In 3:41:05. Die Medallie nahm ich mit tottraurigem Gesicht entgegen. Die Latte habe ich mir wohl doch etwas zu hoch gehängt. 11+ Minuten langsamer als vorher so zuversichtlich geplant. Warum nur? Es deutetet doch alles auf 3:30 hin! Schade!
Nach 2 Erdinger Alkoholfrei und einem Telefonat mit meiner Frau, die ich erstmal anheulen musste, ist mir dann klar geworden, dass ich gerade meinen 2. Marathon 16 Minuten schneller als meinen ersten gelaufen bin. Dass mein toter Punkt erst 6 Kilometer später kam. Dass ich mit sehr hohem Puls lange durchgehalten habe. Dass meine Beine im Verhältnis zum ersten Marathon erheblich fitter waren. Dass ich Treppen auch runtergehen konnte. Dass ich eine Krise überwunden habe und das ich gerade deshalb Stolz wie Oskar bin!
In 6 Monaten kann ich keine Weltwunder erwarten. Ich bin sehr gut durchgekommen. Die Strecke ist nicht wirklich die einfachste. Und eine neue Marathon PB habe ich auch noch aufgestellt. Jetzt konnte ich ein paar Freudentränen fließen lassen.
Viele Grüße, Lars
Auf der Messe ist mir dann der Stand von Peter Greif aufgefallen. Nun schau dir den Kerl doch mal an, dachte ich mir. Vieleicht kann man ja auch ein paar Worte wechseln. Aber was bitteschön sucht Herbert Steffny, mein Henker, beim Greifschen Stand. Egal! Greif war jetzt uninteressant!
Der Herbert gab mir ein Autogramm auf meine Startnummer und malte noch einen kleinen Schmetterling daneben. "Das wird dich morgen beflügeln, viel Erfolg". Und weg war er.
Stolz wie Oskar bin ich nach einem Shirtkauf von der Messe wech und hab mich schon mal in's Cafe September gesetzt. Da tauchten dann auch die Foris auf. War erst 'n bissl komisch, weil ich nicht einen von Ihnen vorher schon mal gesehen habe (Außer unserem TV erfahrenen, niederträchtigen Powerwalker). Der Nachmittag wurde echt nett!
Am Sonntag früh war es nur noch hektisch. Das lag aber auch daran, dass ich mir die Veranstalterinfos nicht durchgelesen hatte. Selbst Schuld. Erst haben Martin und ich die Foris nicht gefunden und dann habe ich die Kleiderbeutelabgabe fast nicht gefunden. Halle 5 war mir schon klar. Aber wie dahin kommen, wenn man schon im Startbereich A steht.
Ich hab mich dann zur Kleiderbeutelabgabe warmgewalkt und musste mich auch schon ziemlich beeilen. Eigentlich wollte ich ja oLi und Fluppe im Startbereich finden und mich an Ihre Fersen hängen. War aber keiner zu sehen. Aber den 3:30er Ballon, den habe ich gefunden.
Der Start war alles andere als optimal organisiert! Man kam kaum in die Puschen. Ein Gedrängel hoch zehn. Da könnten sich die Veranstalter was von Berlin abgucken. Von wegen Blockweise starten und so. Naja, was solls.
Als ich dann mein Tempo laufen konnte ging es auch schon leicht Bergauf. Mal schauen was der Puls sagt... Oh je, schon über 160. Das ist am Anfang viel zu hoch! Aber ich hatte ja ein großes Ziel. Also weiter.
Die Strecke war echt schön! Besonders die Doppelkurve in den Hafen runter, am Fischmarkt, war echt eindrucksvoll. Die Stimmung war einmalig. Es war ein Gefühl wie bei den Tour de France Übertragungen. Nur Live dabei.
Und dann gab es einen Zwischenfall. Ein Läufer, der bei seinem Laufstil seine Ellenbogen weit nach außen schwang, traf unbeabsichtigt eine Läuferin, die vorbei wollte, auf die Brust. Er wollte sie wohl nicht vorbei lassen. Diese beschwerte sich total gerechtfertigt mit "Arschloch". Worauf hin "Es" sie gleich nochmal mit dem Ellenbogen zur Seite schuppste. Diesmal mit Absicht und sichtbar doller.
Die vielen laustarken Beschimpfungen ließen ihn kalt. Als ihm dann ein couragierter Läufer klar machen wollte, dass sein Verhalten nicht in Ordnung sei, wurde dieser äußerst brutal von der Strecke in die Zuschauer geschuppst. Und diesmal mit beiden Händen und vollem Körpereinsatz.
Klarer Fall: Tätlichkeit, Rote Karte. Er lief weiter..., das Arschloch. Und gott sei dank auch die von ihm getroffene Läuferin und der von der Strecke geschuppste Läufer, die daraufhin an ihm vorbeizogen. Es gibt halt immer wieder so'ne Penner!
Die ersten 14 Kilometer war ich etwas schneller als geplant. Also erstmal etwas lockerer werden. Der Puls war mit knapp über 160 noch O.K. Ich war mir bis hier immer noch sicher die 3:30 zu packen. Es lief recht locker und rund. Weiter so!
Ab Kilometer 20 stieg der Puls ganz schön an. Was vorher bei anfang 160 so locker lief wurde innerhalb von 5 Kilometern bei anfang 170 deutlich anstrengender. Ich fing an mir Sorgen zu machen. Das war mir eigentlich zu hoch bei der Reststrecke, die ich noch vor mir hatte. Außerdem konnte ich das Tempo wie geplant nicht mehr verschärfen und verlor Zeit.
Ab Kilometer 26 war mir klar, dass ich 3:30 nicht mehr schaffe. Mist! Abgesehen davon, dass ich natürlich weiterlaufen werde und der Marathon trotzdem Spaß macht, war ich schon traurig. Ich habe gekämpft. Aber er Puls ging zu hoch. So bin ich eine Weile mit 'nem 175er Puls weiter gelaufen und habe versucht das Tempo zumindest zu halten.
Bei Kilometer 33 ist mir bewußt geworden, dass ich selbst unter 3:35 nicht mehr schaffen werde. Hmmpf. "Mach das beste draus", dachte ich mir und lief ab jetzt nur noch am Limit weiter und war schon etwas depremiert. Aufgeben? Nix! Schaun 'wa mal was rauskommt.
Bei Kilometer 38, glaube ich, habe ich dann Helga (willnich, Lebensgefährtin des Niederträchtigen) gesehen. Das hat mich noch mal richtig motiviert. Aber kurze Zeit später bekam ich einen Krampf auf der Oberschenkelrückseite. Pfui! Was 'n das? Niedergeschlagen humpelte ich an die Seite und hoffte, dass ich nicht aussteigen muss.
Nach zwei Dehn- und Laufversuchen dachte ich, dass der Marathon für mich vorrüber war. Scheiße, verdammte. Also blieb ich in der Dehnung ein weilchen stehen und versuchte nicht in Tränen auszubrechen. Und gott sei dank, ich konnte nach einer Minute wieder laufen. Wenn auch nicht mehr so schnell. Egal! Der hohe Puls hat seinen Tribut gefordert. Ab hier hieß es nur noch ankommen.
Vorsichtig weiterlaufend ging es den vorletzten Kilometer noch mal bergauf. Das tat dann doch etwas weh. Sonst hatte mich bis hierhin nur der Puls an das Laufen erinnert. Jetzt taten es, nach dem Krampf, auch die übrigen Beinmuskeln.
Durch's Ziel bin ich depremiert in mich reinweinend gelaufen. In 3:41:05. Die Medallie nahm ich mit tottraurigem Gesicht entgegen. Die Latte habe ich mir wohl doch etwas zu hoch gehängt. 11+ Minuten langsamer als vorher so zuversichtlich geplant. Warum nur? Es deutetet doch alles auf 3:30 hin! Schade!
Nach 2 Erdinger Alkoholfrei und einem Telefonat mit meiner Frau, die ich erstmal anheulen musste, ist mir dann klar geworden, dass ich gerade meinen 2. Marathon 16 Minuten schneller als meinen ersten gelaufen bin. Dass mein toter Punkt erst 6 Kilometer später kam. Dass ich mit sehr hohem Puls lange durchgehalten habe. Dass meine Beine im Verhältnis zum ersten Marathon erheblich fitter waren. Dass ich Treppen auch runtergehen konnte. Dass ich eine Krise überwunden habe und das ich gerade deshalb Stolz wie Oskar bin!
In 6 Monaten kann ich keine Weltwunder erwarten. Ich bin sehr gut durchgekommen. Die Strecke ist nicht wirklich die einfachste. Und eine neue Marathon PB habe ich auch noch aufgestellt. Jetzt konnte ich ein paar Freudentränen fließen lassen.
Viele Grüße, Lars