Ich helf mal aus

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Prolog
Nach der verpatzten Marathonpremiere im September 2004 in Köln, wo ich wegen einer Zahnentzündung und deren Folgeerscheinungen nach km 25 aussteigen musste, sollte es diesmal in meiner Heimatstadt auf jeden fall klappen. Leider war die Vorbereitung in den letzten 12 Wochen nicht optimal, eine Null Woche und 2 Wochen mit auch nur 25 KM Laufpensum! Zudem bekam ich14 Tage vor dem Marathon eine Entzündung der linken Brustwarze – somit war mein „Ausredenkatalog“ prall gefüllt und ich konnte beruhigt dem Lauf entgegensehen. Jetzt noch eine wenig ehrgeizige, aber realistische Zielzeit von 04:59:00 gewählt mit der Vorgabe, die 2. Hälfte schneller zu laufen und nichts sollte mehr schief laufen können!
Das Wochenende
Hatte am Freitag noch auswärts einen beruflichen Termin und war daher erst um 24 Uhr im Bett und habe unendlich schlecht geschlafen. Am Samstag die Startunterlagen abgeholt – jetzt gibt es kein zurück mehr.
Sonntag, um 06:00 klingelte der Wecker. Da die „beste Ehefrau von allen“ zusammen mit den Kindern zum 80ten Geburtstags meines Schwiegervaters in Osnabrück war, hatte ich ein „einsames“ Frühstück. Keine aufmunternden Worte – kein Trost - kein Kuss von meinen zahlreichen Töchtern. Eine Banane, 4 Scheiben Toast mit ordentlich Honig und 2 Tassen Kaffee sollte reichen. Dies alles mit einem Liter Wasser garniert und ab zum Treffpunkt um 07:45 zur U-Bahn.
Messehallen - was für ein Gewusel. Umziehen, Beutel abgeben, dem Peter noch viel Glück gewünscht für seine Mission 03:25:00 und rasch noch mal die Dixikloreihe besucht. Endlich was gefunden und ordnungsgemäß entsorgt. Startblock C giftgrün – der Block der Lahmen und Newbies; fühle mich hier irgendwie wohl.
09:15 Uhr, in den Reihen davor kommt Leben in die Menschenmassen, 3 Minuten später wird die Startlinie überschritten. Stoppuhr gedrückt und ein letztes Stoßgebet gen Himmel geschickt. Kein Aufgeben, kein Gehen und unter 5 Stunden bleiben sprach ich mir auf den ersten Kilometern in einer Endlosschleife zu. Hätte darüber fast das Laufen vergessen, eine 01:11:02 für die ersten 10 km war ein Tick zu langsam. Aber die Stimmung in mir drin war klasse und die Zuschauer waren ohnehin super. Vor mir die Fraktion Luftballon 05:00, schnell an dieser Truppe vorbei und nicht mehr vorbeilassen, dann sollte s klappen. KM 10 bis 20 nach 01:09:41 erledigt und die Halbzeitlinie nach 02:28:06 überschritten. Beine locker, Kopf frei, Gefühl super und immer der kleine, böse Gedanke doch mal endlich etwas schneller zu laufen. Aber da der Weg das Ziel sein sollte habe ich diese frevelhaften Gedanken schnell verworfen. Bei km 31 husch an Mama und Papa vorbei, Mutters besorgten Falten glätteten sich rasch: „Siehst frisch aus Junge, bist du gerade erst losgelaufen?“ rief sie mir noch zu. Na, frisch fühlt sich zwar anders an aber ich fühlte mich einfach Klasse und bei KM 35 war klar, dass es auf jeden Fall unter 5 Stunden ausgehen wird. Klosterstern, 37,5 km geschafft und erkennbar die Option das Zeitziel etwas zu verbessern. Hatte die letzten 5 Km etwas getrödelt aber mit etwas mehr Tempo könnte noch eine Zeit unter 05:50 drin liegen, etwas mehr Gas gegeben und bei 04:35:38 die 40er Marke überschritten. Nur noch 2195 Meter, leider meist bergauf und ein „Restzeitfenster“ von knapp 14 Minuten für mein „neues Ziel“. Das war locker zu schaffen und so erreichte ich nach 04:49:39 die Ziellinie und war damit auf der 2. Streckenhälfte mit 2:21:03 mehr als 6 Minuten schneller und das unglaubliche, ich hätte auch noch ein Stündchen so weiter laufen können!
Fazit
Es war einfach schön, locker und entspannt. Kinderhände abzuklatschen, nach Sambaklängen im Takt zu laufen, den Mut und Willen vieler Laufpartner zu bewundern und am Ende selbst mit einem lächeln über die Ziellinie zu laufen. Mal sehen wie es beim nächsten mal laufen wird und die Zeitvorgabe etwas ehrgeiziger ausfallen wird; nächstes Jahr unter 4 aber ähnlich locker wäre da so meine erste Wunschvorstellung. Nach dem Lauf ist vor dem Lauf sagt eine alte chinesische Volkweise!
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Und jetzt einen herzlichen Glückwunsch

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Viele Grüße, Lars