Aber jetzt: Mein HermannsLaufBericht
Verfasst: 28.04.2005, 22:25
Achtung: XL-Version! Wer sich die Vorgeschichte sparen will, kann bei "Der Lauf" anfangen. Ist dann immer noch Größe L...
- Augen auf und durch -
Vorgeschichte:
Irgendwie wirkte Hermann arrogant auf mich. Er stand einfach rum und sah stur und unbeweglich geradeaus über die Höhen des Teutoburger Waldes. Um ihn herum tummelte sich eine bunte Masse Läufer, Wanderer, Walker und Zuschauer. Alte Hasen, die von Hermann vielleicht mit Handschlag begrüßt worden wären, wenn er nicht aus Metall wäre und auf einem hohen, steinernen Sockel stehen würde. Und Hermannslauf-Neulinge – so wie ich.
Überhaupt war es mein erster längerer Volkslauf im profilierten Gelände, weshalb ich mir auch kein konkretes Zeitziel steckte.
Ich wollte einfach mit Spaß und ein paar schönen Fotos in der Digitalkamera einigermaßen problemlos im Ziel ankommen, zumal ich im Februar/März wegen eines hartnäckigen Infektes 3 ½ Wochen nicht laufen konnte und danach erst wieder „klein“ anfangen mußte.
Gerade mal 7 Wochen mit langsamem Wiederaufbau, 3 „langen“ Läufen über 20 Kilometer und ein paar Bergläufe bis zu knapp 14 Kilometern steckten seit dem in meinen Beinen. In den letzten Tagen vor dem Lauf kamen auch noch leichte Probleme an den Schienbeinkanten und Knien hinzu.
Sicherlich keine optimale Vorbereitung auf die 31,1 km mit über 500 steigenden und über 700 fallenden Höhenmetern mit einem Profil, das die Küstenläufer wohl als „bergig“, der Sauerländer als „anspruchsvoll“ und der Gebirgsläufer zumindest als „wellig“ bezeichnen würde.
Dementsprechend nagten an mir die Zweifel wie die Mäuse am Käse.
Aber ich wollte unbedingt dabeisein und stellte für mich den Lauf unter das Motto „Augen auf und durch“.
Ein paar Tage vor dem Lauf fiel mir auch noch etwas Schönes für den Motivationsspeicher im Hinterkopf ein:
„Wenn’s nicht mehr läuft – geh! Wenn’s wieder geht – lauf!“
Sonntag, 24.04.05, 04.45 Uhr: die Nacht ist für mich zu Ende. Die Sachen für den Lauf hatte ich bereits größtenteils am Vortag gepackt. Kleines Frühstück, die am Vorabend vergessene Rasur, „Hairstyling“, kurzer Blick ins Forum, der obligatorische Klobesuch (oder waren es zwei?) - so dauerte es dann doch noch geschlagene 2 Stunden, bis ich mich endlich auf den Weg nach Bielefeld machen konnte. Irgendwann fand ich dort auch einen Parkplatz und das Gymnasium mit der Startnummernausgabe. Schnell noch einmal zurück zum Auto, die wichtigen Sachen in den Kleiderbeutel und dann hurtig wieder zurück zum Gymnasium, von wo die Läufer in zahlreichen Bussen zum Start am Hermannsdenkmal in Detmold gebracht wurden.
Die Fahrt sollte eigentlich 40 Minuten dauern, aber die Autos stauten sich kurz vor dem Denkmal, so daß es doch länger dauerte. Rechts im Wald sah man schon zahlreiche bunte Punkte, die den Wald mit Fest- und Flüssigdünger versorgten.
Am rappelvollen Parkplatz angekommen rüstete ich auf. Hinten an meinem Laufgurt die Tasche, „Fastpack“ genannt, mit 2 Trinkflaschen, die mit Energygel bzw. leicht gesalzener Apfelschorle gefüllt waren und „Power-Mäusespeck“ in den Täschchen.
Links am Gurt eine kleine Tabelle mit Kilometer-, Steigungs- und Gefälleangaben, die ich mit einem Kofferanhänger am Gurt befestigte. Und rechts am Gurt baumelte der Knipskasten. Am 2. Gurt befand sich dann noch die Startnummer. Stefan, das laufende Gürteltier...
Anschließend schnell Kleidersack abgeben, Waldboden befeuchten und zum VW-Bulli im Startbereich, wo die mitlaufenden Laufen-Aktuell-Foris sich treffen wollten.
Runningmanthorsten erkannte ich sofort; er mich auch. Kunststück: schließlich hatte ich mein KLR-Shirt an. Clemme war auch da. Nach ein paar kurzen Worten habe ich mich aber wieder verabschieden müssen, da ich mir ja wenigstens den Hermann mal aus der Nähe ansehen wollte. Zurück am Bulli war kein Fori mehr zu sehen und so begab ich mich langsam aber sicher in den Startbereich. Vor den Toiletten, wie so oft, lange Schlangen. So standen auch hier die Männer, im wahrsten Sinne des Wortes, in Reih und Glied und dehydrierten in die Pampa, während die Frauen breite Bäume als Sichtschutz nahmen.
Der Lauf:
Kurz vor 11.00 Uhr. Plötzlich brandete Applaus auf. Die Meute zählte den Countdown von 10 herunter, schickte die erste Startgruppe auf die Reise und mir die erste Gänsehaut über den Rücken.
Fünf Minuten später das gleiche Spiel. Die B-Gruppe nahm die ersten Meter unter die Füße und die C-Gruppe, in der ich mich befand, rückte weiter vor Richtung Start. Einige C-Gruppen-Läufer störten sich nicht weiter an den Gruppenstarts und liefen direkt nach der B-Gruppe los, so daß ich mich plötzlich recht weit vorne befand.
Kurz vor 11:15 wieder anschwellender Applaus, Countdown und Startschuß. Es ging los! Ein paar Meter Richtung Hermannsdenkmal und dann – tschüß, alter Cherusker! – rechts runter in den Wald. Ich ließ es knieschonend ruhig und vorsichtig angehen, da der steinige Waldboden schwierig zu laufen war und wurde ständig überholt. Die ersten ungefähr 3 Kilometer ging es auf Waldwegen und Straße fast nur bergab; ungefähr 200 Höhenmeter mit bis zu 20 % Gefälle laut Straßenschild. Danach ging es wellig weiter und ungefähr ab Kilometer 5 aufwärts; teilweise auf Sand. Nachdem ich bereits zwei mal, zum Glück folgenlos, umgeknickt bin, habe ich mir dann, taktisch günstig, an einem Anstieg die Schuhe enger gebunden und mir auch eine erste Gehpause gegönnt. Kräfte sparen war die Devise – ich wußte ja nicht, was mich noch erwartet.
Ungefähr bei Kilometer 8,5 erreichte ich die Panzerbrücke. Zahlreiche Leute standen links und rechts der Panzerstraße und feuerten die Läufer an. Linkskurve, erste Verpflegungsstelle, kurzer Fotostop und dann ging es wieder in den Wald.
Links lag dann für eine Weile der Truppenübungsplatz Bielefeld-Senne, rechts ein Läufer mit blutender Kopfplatzwunde, der wohl den Bodenverhältnissen zum Opfer fiel.
Es lief gut bis hierher. Die Kilometer zogen zügig vorüber, die Schienbeinkanten verhielten sich unauffällig und die ersten 10 Kilometer hatte ich nach 1:01 Stunden hinter mich gebracht.
Das Wetter spielte auch mit. Sonnig bei Temperaturen von schätzungsweise 15° C. Bis zum Schluß – die Serie hielt. 19 Wettkämpfe, 19 mal ohne Regen – the Sunmaker on Tour...
Wellig ging es weiter durch den Wald.
Kurz nach Kilometer 13 führte der Waldweg bergab. Von weitem hörte man schon die Anfeuerungen der Zuschauer, die sich hier im Bereich der 2. Verpflegungsstelle tummelten. Danach ging es wieder aufwärts. ZZ Top-Musik dröhnte durch den Wald, um die Läufer zu beflügeln. Ich beließ es trotzdem zunächst beim Walking-Schritt und legte dafür ein kleines Luftgitarren-Solo ein. Spaß muß sein!
Die weiteren Kilometer sind mir nicht mehr so genau in Erinnerung. Wohl ungefähr bei Kilometer 15 kam eine ziemlich knackige Steigung, wo um mich herum kaum noch jemand lief.
Irgendwann, irgendwo, sprach mich ein Läufer wegen meines Shirts an. Er lief in einem Laufen-Aktuell-Leibchen und wollte ein wenig Werbung laufen, da er „Cheffe“ Tim kannte.
Mehrfach sah ich eine kleine, ältere Läuferin auf der Strecke und kam auch mit ihr ins Gespräch. Ihr 13. Hermannslauf war es, angeblich auch ihr letzter. Die fitte Dame wurde später in gut 3:45 Std. auch Siegerin ihrer Altersklasse W 70. Zwar als einzige ihrer AK, aber trotzdem: Respekt!
Kurz vor Kilometer 18 ging es auf dem berüchtigten Kopfsteinpflaster recht steil bergab nach Oerlinghausen, einem kleinen Örtchen. Ich nutzte die etwas besser zu laufende Wasserrinne. Auch hier war wieder ordentlich Stimmung. Nach einem Verpflegungsstop ging es weiter Richtung Lämershagener Treppen, die ungefähr bei Kilometer 23 bergauf führten.
Die zwischenzeitliche 20 km-Marke passierte ich ungefähr nach 2:20 Stunden.
Ich hatte inzwischen schmerzende Knie und leicht krampfende Waden, die sich bergauf bemerkbar machten. Vorsichtshalber machte ich an Anstiegen häufiger zügige Gehpausen, bei denen ich aber auch nicht übermäßig Zeit verlor und sogar manchen überholte.
Bergab merkte ich die Waden kaum; da meldeten sich dann dafür gestauchte Zehen...
Kurz vor Kilometer 25 erreichte ich den Funkturm „Eiserner Anton“, wo wieder Verpflegung und Stimmung auf die Läufer warteten. Der letzte „Gipfel“ war erklommen; ab da ging es leicht wellenartig bergab, soweit ich mich erinnere.
Irgendwo auf der Höhe hatte man einen schönen Weitblick über Bielefeld hinaus. Die letzten 5 Kilometer bis ins Ziel wurden rückwärts angezeigt. Kurz vor der Promenade in Bielefeld ein letzter kleiner Anstieg, eine letzte kleine Gehpause und dann ging es vorbei an den wartenden und applaudierenden Zuschauern Richtung Ziel an der Sparrenburg.
Da ich mir die Kräfte ganz gut eingeteilt hatte, war noch genug Power für einen Endspurt da. Lust dazu hatte ich auch. Also gab ich die letzten paar hundert Meter noch einmal Gas, ließ noch ein paar Läufer hinter mir und genoß den Einlauf ins Ziel. Piiiep – ich bin ein Hermann! Zufrieden und gar nicht übermäßig geschafft nahm ich die Medaille entgegen und war überrascht, daß ich den Lauf so gut überstanden habe. Nach der kulinarischen Erstversorgung schaute ich am vereinbarten Treffpunkt an der Bühne vorbei, konnte aber keinen Fori entdecken. Ich holte meinen Kleiderbeutel, setzte mich einen Moment in die Sonne und stellte mich dann vor dem Massagezelt an. Da ich etwas von einer dreiviertel Stunde Wartezeit hörte, verzichtete ich jedoch dankend und hielt an der Bühne nochmals nach Foris Ausschau – Fehlanzeige.
Die Rückfahrt nach Hagen gestaltete sich etwas langwierig. Ich hatte nämlich wohl das Licht am Auto angelassen
und die Zündung strafte mich mit Geräuschlosigkeit. Nachdem es auch netten Mitmenschen schiebend und starthilfeleistend nicht gelungen ist, den Wagen flott zu machen, verlängerte sich mein Aufenthalt in Bielefeld bis zum Eintreffen des freundlichen Helfers vom Pannendienst. Ruckzuck brummte es wieder unter der Haube und ein interessanter Lauftag neigte sich dem Ende entgegen.
Nachbetrachtung:
Meine Netto-Endzeit betrug 3:35:33. Eine Zeit unter 3:30, mit der ich insgeheim geliebäugelt habe, wäre das I-Tüpfelchen gewesen, aber ich war auch mit dem tüpfellosen I zufrieden. Überrascht war ich davon, wie gut ich den Lauf trotz der Problemchen der letzten Zeit geschafft habe – Balsam für die Psyche.
Landschaftlich war der Lauf nett; allerdings konnte man den Blick kaum schweifen lassen, sondern mußte sich fast ständig auf die Strecke mit den wechselnden Untergründen konzentrieren. Stimmungsmäßig war gut was los: in den Orten, an Waldwegkreuzungen oder auch mitten im Wald, wo man nicht damit rechnen würde – prima Publikum!
Insgesamt eine interessante und wichtige Erfahrung, an der ich auch meinen Spaß hatte.
Und der heftige Muskelkater in den Waden ist heute schon fast wieder weg...
Stefan
(Fotos folgen...)
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- Augen auf und durch -
Vorgeschichte:
Irgendwie wirkte Hermann arrogant auf mich. Er stand einfach rum und sah stur und unbeweglich geradeaus über die Höhen des Teutoburger Waldes. Um ihn herum tummelte sich eine bunte Masse Läufer, Wanderer, Walker und Zuschauer. Alte Hasen, die von Hermann vielleicht mit Handschlag begrüßt worden wären, wenn er nicht aus Metall wäre und auf einem hohen, steinernen Sockel stehen würde. Und Hermannslauf-Neulinge – so wie ich.
Überhaupt war es mein erster längerer Volkslauf im profilierten Gelände, weshalb ich mir auch kein konkretes Zeitziel steckte.
Ich wollte einfach mit Spaß und ein paar schönen Fotos in der Digitalkamera einigermaßen problemlos im Ziel ankommen, zumal ich im Februar/März wegen eines hartnäckigen Infektes 3 ½ Wochen nicht laufen konnte und danach erst wieder „klein“ anfangen mußte.
Gerade mal 7 Wochen mit langsamem Wiederaufbau, 3 „langen“ Läufen über 20 Kilometer und ein paar Bergläufe bis zu knapp 14 Kilometern steckten seit dem in meinen Beinen. In den letzten Tagen vor dem Lauf kamen auch noch leichte Probleme an den Schienbeinkanten und Knien hinzu.
Sicherlich keine optimale Vorbereitung auf die 31,1 km mit über 500 steigenden und über 700 fallenden Höhenmetern mit einem Profil, das die Küstenläufer wohl als „bergig“, der Sauerländer als „anspruchsvoll“ und der Gebirgsläufer zumindest als „wellig“ bezeichnen würde.
Dementsprechend nagten an mir die Zweifel wie die Mäuse am Käse.
Aber ich wollte unbedingt dabeisein und stellte für mich den Lauf unter das Motto „Augen auf und durch“.
Ein paar Tage vor dem Lauf fiel mir auch noch etwas Schönes für den Motivationsspeicher im Hinterkopf ein:
„Wenn’s nicht mehr läuft – geh! Wenn’s wieder geht – lauf!“
Sonntag, 24.04.05, 04.45 Uhr: die Nacht ist für mich zu Ende. Die Sachen für den Lauf hatte ich bereits größtenteils am Vortag gepackt. Kleines Frühstück, die am Vorabend vergessene Rasur, „Hairstyling“, kurzer Blick ins Forum, der obligatorische Klobesuch (oder waren es zwei?) - so dauerte es dann doch noch geschlagene 2 Stunden, bis ich mich endlich auf den Weg nach Bielefeld machen konnte. Irgendwann fand ich dort auch einen Parkplatz und das Gymnasium mit der Startnummernausgabe. Schnell noch einmal zurück zum Auto, die wichtigen Sachen in den Kleiderbeutel und dann hurtig wieder zurück zum Gymnasium, von wo die Läufer in zahlreichen Bussen zum Start am Hermannsdenkmal in Detmold gebracht wurden.
Die Fahrt sollte eigentlich 40 Minuten dauern, aber die Autos stauten sich kurz vor dem Denkmal, so daß es doch länger dauerte. Rechts im Wald sah man schon zahlreiche bunte Punkte, die den Wald mit Fest- und Flüssigdünger versorgten.
Am rappelvollen Parkplatz angekommen rüstete ich auf. Hinten an meinem Laufgurt die Tasche, „Fastpack“ genannt, mit 2 Trinkflaschen, die mit Energygel bzw. leicht gesalzener Apfelschorle gefüllt waren und „Power-Mäusespeck“ in den Täschchen.
Links am Gurt eine kleine Tabelle mit Kilometer-, Steigungs- und Gefälleangaben, die ich mit einem Kofferanhänger am Gurt befestigte. Und rechts am Gurt baumelte der Knipskasten. Am 2. Gurt befand sich dann noch die Startnummer. Stefan, das laufende Gürteltier...
Anschließend schnell Kleidersack abgeben, Waldboden befeuchten und zum VW-Bulli im Startbereich, wo die mitlaufenden Laufen-Aktuell-Foris sich treffen wollten.
Runningmanthorsten erkannte ich sofort; er mich auch. Kunststück: schließlich hatte ich mein KLR-Shirt an. Clemme war auch da. Nach ein paar kurzen Worten habe ich mich aber wieder verabschieden müssen, da ich mir ja wenigstens den Hermann mal aus der Nähe ansehen wollte. Zurück am Bulli war kein Fori mehr zu sehen und so begab ich mich langsam aber sicher in den Startbereich. Vor den Toiletten, wie so oft, lange Schlangen. So standen auch hier die Männer, im wahrsten Sinne des Wortes, in Reih und Glied und dehydrierten in die Pampa, während die Frauen breite Bäume als Sichtschutz nahmen.
Der Lauf:
Kurz vor 11.00 Uhr. Plötzlich brandete Applaus auf. Die Meute zählte den Countdown von 10 herunter, schickte die erste Startgruppe auf die Reise und mir die erste Gänsehaut über den Rücken.
Fünf Minuten später das gleiche Spiel. Die B-Gruppe nahm die ersten Meter unter die Füße und die C-Gruppe, in der ich mich befand, rückte weiter vor Richtung Start. Einige C-Gruppen-Läufer störten sich nicht weiter an den Gruppenstarts und liefen direkt nach der B-Gruppe los, so daß ich mich plötzlich recht weit vorne befand.
Kurz vor 11:15 wieder anschwellender Applaus, Countdown und Startschuß. Es ging los! Ein paar Meter Richtung Hermannsdenkmal und dann – tschüß, alter Cherusker! – rechts runter in den Wald. Ich ließ es knieschonend ruhig und vorsichtig angehen, da der steinige Waldboden schwierig zu laufen war und wurde ständig überholt. Die ersten ungefähr 3 Kilometer ging es auf Waldwegen und Straße fast nur bergab; ungefähr 200 Höhenmeter mit bis zu 20 % Gefälle laut Straßenschild. Danach ging es wellig weiter und ungefähr ab Kilometer 5 aufwärts; teilweise auf Sand. Nachdem ich bereits zwei mal, zum Glück folgenlos, umgeknickt bin, habe ich mir dann, taktisch günstig, an einem Anstieg die Schuhe enger gebunden und mir auch eine erste Gehpause gegönnt. Kräfte sparen war die Devise – ich wußte ja nicht, was mich noch erwartet.
Ungefähr bei Kilometer 8,5 erreichte ich die Panzerbrücke. Zahlreiche Leute standen links und rechts der Panzerstraße und feuerten die Läufer an. Linkskurve, erste Verpflegungsstelle, kurzer Fotostop und dann ging es wieder in den Wald.
Links lag dann für eine Weile der Truppenübungsplatz Bielefeld-Senne, rechts ein Läufer mit blutender Kopfplatzwunde, der wohl den Bodenverhältnissen zum Opfer fiel.
Es lief gut bis hierher. Die Kilometer zogen zügig vorüber, die Schienbeinkanten verhielten sich unauffällig und die ersten 10 Kilometer hatte ich nach 1:01 Stunden hinter mich gebracht.
Das Wetter spielte auch mit. Sonnig bei Temperaturen von schätzungsweise 15° C. Bis zum Schluß – die Serie hielt. 19 Wettkämpfe, 19 mal ohne Regen – the Sunmaker on Tour...

Wellig ging es weiter durch den Wald.
Kurz nach Kilometer 13 führte der Waldweg bergab. Von weitem hörte man schon die Anfeuerungen der Zuschauer, die sich hier im Bereich der 2. Verpflegungsstelle tummelten. Danach ging es wieder aufwärts. ZZ Top-Musik dröhnte durch den Wald, um die Läufer zu beflügeln. Ich beließ es trotzdem zunächst beim Walking-Schritt und legte dafür ein kleines Luftgitarren-Solo ein. Spaß muß sein!
Die weiteren Kilometer sind mir nicht mehr so genau in Erinnerung. Wohl ungefähr bei Kilometer 15 kam eine ziemlich knackige Steigung, wo um mich herum kaum noch jemand lief.
Irgendwann, irgendwo, sprach mich ein Läufer wegen meines Shirts an. Er lief in einem Laufen-Aktuell-Leibchen und wollte ein wenig Werbung laufen, da er „Cheffe“ Tim kannte.
Mehrfach sah ich eine kleine, ältere Läuferin auf der Strecke und kam auch mit ihr ins Gespräch. Ihr 13. Hermannslauf war es, angeblich auch ihr letzter. Die fitte Dame wurde später in gut 3:45 Std. auch Siegerin ihrer Altersklasse W 70. Zwar als einzige ihrer AK, aber trotzdem: Respekt!
Kurz vor Kilometer 18 ging es auf dem berüchtigten Kopfsteinpflaster recht steil bergab nach Oerlinghausen, einem kleinen Örtchen. Ich nutzte die etwas besser zu laufende Wasserrinne. Auch hier war wieder ordentlich Stimmung. Nach einem Verpflegungsstop ging es weiter Richtung Lämershagener Treppen, die ungefähr bei Kilometer 23 bergauf führten.
Die zwischenzeitliche 20 km-Marke passierte ich ungefähr nach 2:20 Stunden.
Ich hatte inzwischen schmerzende Knie und leicht krampfende Waden, die sich bergauf bemerkbar machten. Vorsichtshalber machte ich an Anstiegen häufiger zügige Gehpausen, bei denen ich aber auch nicht übermäßig Zeit verlor und sogar manchen überholte.
Bergab merkte ich die Waden kaum; da meldeten sich dann dafür gestauchte Zehen...
Kurz vor Kilometer 25 erreichte ich den Funkturm „Eiserner Anton“, wo wieder Verpflegung und Stimmung auf die Läufer warteten. Der letzte „Gipfel“ war erklommen; ab da ging es leicht wellenartig bergab, soweit ich mich erinnere.
Irgendwo auf der Höhe hatte man einen schönen Weitblick über Bielefeld hinaus. Die letzten 5 Kilometer bis ins Ziel wurden rückwärts angezeigt. Kurz vor der Promenade in Bielefeld ein letzter kleiner Anstieg, eine letzte kleine Gehpause und dann ging es vorbei an den wartenden und applaudierenden Zuschauern Richtung Ziel an der Sparrenburg.
Da ich mir die Kräfte ganz gut eingeteilt hatte, war noch genug Power für einen Endspurt da. Lust dazu hatte ich auch. Also gab ich die letzten paar hundert Meter noch einmal Gas, ließ noch ein paar Läufer hinter mir und genoß den Einlauf ins Ziel. Piiiep – ich bin ein Hermann! Zufrieden und gar nicht übermäßig geschafft nahm ich die Medaille entgegen und war überrascht, daß ich den Lauf so gut überstanden habe. Nach der kulinarischen Erstversorgung schaute ich am vereinbarten Treffpunkt an der Bühne vorbei, konnte aber keinen Fori entdecken. Ich holte meinen Kleiderbeutel, setzte mich einen Moment in die Sonne und stellte mich dann vor dem Massagezelt an. Da ich etwas von einer dreiviertel Stunde Wartezeit hörte, verzichtete ich jedoch dankend und hielt an der Bühne nochmals nach Foris Ausschau – Fehlanzeige.
Die Rückfahrt nach Hagen gestaltete sich etwas langwierig. Ich hatte nämlich wohl das Licht am Auto angelassen

Nachbetrachtung:
Meine Netto-Endzeit betrug 3:35:33. Eine Zeit unter 3:30, mit der ich insgeheim geliebäugelt habe, wäre das I-Tüpfelchen gewesen, aber ich war auch mit dem tüpfellosen I zufrieden. Überrascht war ich davon, wie gut ich den Lauf trotz der Problemchen der letzten Zeit geschafft habe – Balsam für die Psyche.
Landschaftlich war der Lauf nett; allerdings konnte man den Blick kaum schweifen lassen, sondern mußte sich fast ständig auf die Strecke mit den wechselnden Untergründen konzentrieren. Stimmungsmäßig war gut was los: in den Orten, an Waldwegkreuzungen oder auch mitten im Wald, wo man nicht damit rechnen würde – prima Publikum!
Insgesamt eine interessante und wichtige Erfahrung, an der ich auch meinen Spaß hatte.
Und der heftige Muskelkater in den Waden ist heute schon fast wieder weg...

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