Schweineschwanz-Tag
Verfasst: 14.05.2005, 23:56
Argh .... wo sind nur die anderen Läufer hin? Ich bin ganz allein, ganz allein irgendwo in einer Stadt, in der ich mich gar nicht auskenne - die Wegmarkierungen sind auch plötzlich verschwunden .... und jetzt ziehen Gewitterwolken auf, es wird duster und es ist kein Mensch mehr zu sehen ....
Schweißgebadet wache ich zum dritten Mal in dieser Nacht auf. Ich hätte nie vermutet, daß mich die Premiere als Volksläuferin bei einem völlig harmlosen Jeder-kann-mitmachen-Stadtlauf so derartig mitnimmt. Aber so ist es. Die Nacht ist nicht wirklich erholsam - und dazu noch recht kurz, da ich bis um ein Uhr an meiner Laufausstattung herumbastele, die in diesem Fall noch spezieller handwerklicher Künste bedarf.
Der Lundaloppet 2005 ist mein allererster "öffentlicher" Lauf und somit der Zeitpunkt, an dem ich meine Ehrenschulden einlösen muß. Hatte ich doch versprochen, bei dem Verlust einer bestimmten Wette meinen ersten Volkslauf mit Schweineschwänzchen zu bestreiten. Und somit ist heute Schweineschwanz-Tag. Das Wetter ist vielversprechend: die Luft kühl, die Wolken ziehend, der Himmel blau. Für mich bedeutet das kleidungstechnisch: 3/4-Tight, ärmellos, Laufkappe, Sonnenbrille und mein rosa Anhängsel. Das ich vorerst unter meiner Laufjacke verberge.
Der Lauf selbst kann sowohl über 5 oder 10 km bestritten werden, wobei die 10km-Läufer dieselbe Runde zweimal laufen. Start für die 10km Läufer ist um 13 Uhr, die 5 km-Läufer (oder Walker oder Nordicwalker) werden ab viertel nach eins auf dem städtischen Sportplatz mit Aerobic warmgeturnt und dürfen dann die Strecke bis zum Stadtpark zurücklegen. Bei der Gelegenheit deponiere ich meine Jacke noch schnell im Auto und laufe wippenden Schwanzes hinter dem Pulk hinterher. Unter den alten Bäumen im Stadtpark wird der Start um viertel vor zwei ganz standesgemäß mit einem Pistolenschuß freigegeben. Ich hatte mich mit meiner Kollegin schon im Vorfeld etwas durch die Walkerreihen nach vorn zu den "echten" Läufern geschlängelt und halte mich ihrem Rat gemäß auf dem ersten Kilometer im Randbereich, um nicht ständig aufzulaufen oder allzusehr Slalom laufen zu müssen.
Trotz meiner völligen Wettkampfunerfahrenheit und Nervosität habe ich es geschafft, gleichzeitig mit dem Startschuß auch den Startknopf meiner Stoppuhr zu drücken und so kann ich tatsächlich Zwischenzeiten vermelden (wie die Profis hier es sonst immer tun). Meinen ersten Kilometer absolviere ich mit 6:42. Ich wollte im Durchschnitt ca. 7 min/km schaffen und das habe ich somit erstmal geschafft. Auch mit Schwänzchen. Prima. Ich überhole sogar einige und kann noch winken. Das Überholen liegt nicht daran, daß ich wirklich schnell wäre, aber die ersten drei Kilometer gehen ständig leicht bergauf und fordern somit Tribut bei Flachlandjoggern. Während des zweiten Kilometers sehe ich daher Walker, die vorher Läufer waren. Speziell ein Mann fällt mir auf, der eine Art Intervalltraining absolviert: Immer wieder überholt er mich sprintartig von hinten, um dann etwa 100 m weiter wieder ins Gehen zu verfallen und anschließend wieder von mir überholt zu werden. Wenn's Spaß macht ... mir wäre das zu anstrengend. Bei Markierung Km2 stelle ich fest, daß meine Trainingsstrecke durch die Wälder Dalbys mit den netten Steigungen, die ich nur im Strunz-Stil bewältigen kann, doch nicht die schlechteste ist, denn die Uhr zeigt mir 12:48 und somit habe ich tatsächlich eine 6min/km hinbekommen (wenn die Markierung korrekt platziert ist). Km3 erreiche ich bei 19:22 und nun geht es leicht bergab. Nicht nur streckentechnisch, sondern auch mit meinen Zeiten. Irgendwie komme ich merkwürdigerweise bergab nicht so schnell vorwärts wie bergauf - geht das denn überhaupt? Vielleicht liegt es am Untergrund. Von den Asphaltstraßen sind wir jetzt in den Innenstadtbereich Lunds eingebogen. Am Dom vorbei (Sand und Schotter) führt die Strecke jetzt auf Kopfsteinpflaster und über Bürgersteigkanten Richtung Sportplatz, in dem das Ziel wartet.
Gerade als der Pulk, in dem ich mich bewege, auf den Hauptplatz (Stortorget) einbiegt, fängt die dort platzierte Sambatruppe wieder an zu spielen. Ein 5 oder 10km-Lauf ist kein Marathon, dementsprechend ist auch nur auf dem Stortorget Publikum anwesend - aber geklatscht und angefeuert wird hier auch und ich komme in den Genuß eines kleinen Gänsehaut-Feelings, als ich an der Musik und den Cheerleadern vorbeilaufe und mich auf die letzten ca. 1500m begebe. Das Schild Km4 sehe ich bei 26:04 - mir ist damit klar, daß ich die eigentlich utopischen (allerdings für viele obligatorischen) 30 min nicht mehr schaffe, aber ich werde unter 35 min bleiben, wie es meine heimliche Hoffnung war. Der letzte Kilometer liegt vor mir, die Ponybeinchen tragen mich brav weiter und das letzte Mal Gänsehaut habe ich, als ich auf die Zielgerade auf der Tartanbahn einbiege und mir der Blick auf die Uhr eine 32:4x zeigt, bevor es "beep" macht und meine Zeit registriert wird. Ein Funktionär zieht den Chip aus der Plastiktasche hinter meiner Startnummer, ein kleines blondes Mädchen drückt mir meine Teilnehmermedaille in die Hand und ich bin fertig. Ich hab's geschafft. Bergauf, bergab - und ganz alleine, denn meine Kollegin habe ich irgendwo nach km1 hinter mir gelassen. (Sie kommt dann etwa 3 Minuten nach mir ins Ziel.)
Mein erster echter offizieller Lauf. Ich kann es kaum glauben und bin noch den ganzen Nachmittag wie aufgedreht. Denn es war toll - und anstrengend. Aber mehr toll als anstrengend. Ich glaube, wenn ich ein Zugpferd gehabt hätte, hätte ich noch etwas schneller sein können - aber so habe ich dann ein Ziel für's nächste Mal.
Schweißgebadet wache ich zum dritten Mal in dieser Nacht auf. Ich hätte nie vermutet, daß mich die Premiere als Volksläuferin bei einem völlig harmlosen Jeder-kann-mitmachen-Stadtlauf so derartig mitnimmt. Aber so ist es. Die Nacht ist nicht wirklich erholsam - und dazu noch recht kurz, da ich bis um ein Uhr an meiner Laufausstattung herumbastele, die in diesem Fall noch spezieller handwerklicher Künste bedarf.
Der Lundaloppet 2005 ist mein allererster "öffentlicher" Lauf und somit der Zeitpunkt, an dem ich meine Ehrenschulden einlösen muß. Hatte ich doch versprochen, bei dem Verlust einer bestimmten Wette meinen ersten Volkslauf mit Schweineschwänzchen zu bestreiten. Und somit ist heute Schweineschwanz-Tag. Das Wetter ist vielversprechend: die Luft kühl, die Wolken ziehend, der Himmel blau. Für mich bedeutet das kleidungstechnisch: 3/4-Tight, ärmellos, Laufkappe, Sonnenbrille und mein rosa Anhängsel. Das ich vorerst unter meiner Laufjacke verberge.
Der Lauf selbst kann sowohl über 5 oder 10 km bestritten werden, wobei die 10km-Läufer dieselbe Runde zweimal laufen. Start für die 10km Läufer ist um 13 Uhr, die 5 km-Läufer (oder Walker oder Nordicwalker) werden ab viertel nach eins auf dem städtischen Sportplatz mit Aerobic warmgeturnt und dürfen dann die Strecke bis zum Stadtpark zurücklegen. Bei der Gelegenheit deponiere ich meine Jacke noch schnell im Auto und laufe wippenden Schwanzes hinter dem Pulk hinterher. Unter den alten Bäumen im Stadtpark wird der Start um viertel vor zwei ganz standesgemäß mit einem Pistolenschuß freigegeben. Ich hatte mich mit meiner Kollegin schon im Vorfeld etwas durch die Walkerreihen nach vorn zu den "echten" Läufern geschlängelt und halte mich ihrem Rat gemäß auf dem ersten Kilometer im Randbereich, um nicht ständig aufzulaufen oder allzusehr Slalom laufen zu müssen.
Trotz meiner völligen Wettkampfunerfahrenheit und Nervosität habe ich es geschafft, gleichzeitig mit dem Startschuß auch den Startknopf meiner Stoppuhr zu drücken und so kann ich tatsächlich Zwischenzeiten vermelden (wie die Profis hier es sonst immer tun). Meinen ersten Kilometer absolviere ich mit 6:42. Ich wollte im Durchschnitt ca. 7 min/km schaffen und das habe ich somit erstmal geschafft. Auch mit Schwänzchen. Prima. Ich überhole sogar einige und kann noch winken. Das Überholen liegt nicht daran, daß ich wirklich schnell wäre, aber die ersten drei Kilometer gehen ständig leicht bergauf und fordern somit Tribut bei Flachlandjoggern. Während des zweiten Kilometers sehe ich daher Walker, die vorher Läufer waren. Speziell ein Mann fällt mir auf, der eine Art Intervalltraining absolviert: Immer wieder überholt er mich sprintartig von hinten, um dann etwa 100 m weiter wieder ins Gehen zu verfallen und anschließend wieder von mir überholt zu werden. Wenn's Spaß macht ... mir wäre das zu anstrengend. Bei Markierung Km2 stelle ich fest, daß meine Trainingsstrecke durch die Wälder Dalbys mit den netten Steigungen, die ich nur im Strunz-Stil bewältigen kann, doch nicht die schlechteste ist, denn die Uhr zeigt mir 12:48 und somit habe ich tatsächlich eine 6min/km hinbekommen (wenn die Markierung korrekt platziert ist). Km3 erreiche ich bei 19:22 und nun geht es leicht bergab. Nicht nur streckentechnisch, sondern auch mit meinen Zeiten. Irgendwie komme ich merkwürdigerweise bergab nicht so schnell vorwärts wie bergauf - geht das denn überhaupt? Vielleicht liegt es am Untergrund. Von den Asphaltstraßen sind wir jetzt in den Innenstadtbereich Lunds eingebogen. Am Dom vorbei (Sand und Schotter) führt die Strecke jetzt auf Kopfsteinpflaster und über Bürgersteigkanten Richtung Sportplatz, in dem das Ziel wartet.
Gerade als der Pulk, in dem ich mich bewege, auf den Hauptplatz (Stortorget) einbiegt, fängt die dort platzierte Sambatruppe wieder an zu spielen. Ein 5 oder 10km-Lauf ist kein Marathon, dementsprechend ist auch nur auf dem Stortorget Publikum anwesend - aber geklatscht und angefeuert wird hier auch und ich komme in den Genuß eines kleinen Gänsehaut-Feelings, als ich an der Musik und den Cheerleadern vorbeilaufe und mich auf die letzten ca. 1500m begebe. Das Schild Km4 sehe ich bei 26:04 - mir ist damit klar, daß ich die eigentlich utopischen (allerdings für viele obligatorischen) 30 min nicht mehr schaffe, aber ich werde unter 35 min bleiben, wie es meine heimliche Hoffnung war. Der letzte Kilometer liegt vor mir, die Ponybeinchen tragen mich brav weiter und das letzte Mal Gänsehaut habe ich, als ich auf die Zielgerade auf der Tartanbahn einbiege und mir der Blick auf die Uhr eine 32:4x zeigt, bevor es "beep" macht und meine Zeit registriert wird. Ein Funktionär zieht den Chip aus der Plastiktasche hinter meiner Startnummer, ein kleines blondes Mädchen drückt mir meine Teilnehmermedaille in die Hand und ich bin fertig. Ich hab's geschafft. Bergauf, bergab - und ganz alleine, denn meine Kollegin habe ich irgendwo nach km1 hinter mir gelassen. (Sie kommt dann etwa 3 Minuten nach mir ins Ziel.)
Mein erster echter offizieller Lauf. Ich kann es kaum glauben und bin noch den ganzen Nachmittag wie aufgedreht. Denn es war toll - und anstrengend. Aber mehr toll als anstrengend. Ich glaube, wenn ich ein Zugpferd gehabt hätte, hätte ich noch etwas schneller sein können - aber so habe ich dann ein Ziel für's nächste Mal.