Selbstmordversuch über 9,6km bei 30 Grad gescheitert
Verfasst: 29.05.2005, 17:33
*ratschschsch* ich bin verrückt
*ritschsch* ich bin nicht verückt
*ratschschsch* ich bin verrückt
*ritschsch* ich bin nicht verückt
*ratschschsch* ich bin verrückt
*ritschsch* ich bin nicht verückt
Nervös zerfestze ich die Wochenendbeilage der Süddeutschen. Auf den Kuchen verzichte ich, ein klitzekleines Schüsselchen Müdli. Ein Blick aufs Thermometer: 26,5 Grad, es ist 8:45 Uhr. Ich kann jetzt alles fertig packen und nach Ingolstadt fahren, einen 9,6er WK machen, und dann nach Hause fahren. Es könnte aber auch sein ich breche unterwegs dehydriert zusammen und werde meine kinder nie wieder sehen. Man könnte zum Baden fahren. Oder sich beweisen dass man eine harte Sau ist. "Harte Sau" ist die lokale Bezeichnung für "schwachsinniger Sturkopf". Wer weiß wie die Temperaturen in zwei Wochen beim HM sind, ein Hitzetraining tut ganz gut. Also, auf gehts. Man muss die Rennschüssel einpacken und nach Ingolstadt-Ringsee fahren, das heißt so, obwohl weit und breit kein Wasser ist, vielleicht sieht man bunte Ringe beim Laufen (Audi?).
Ich betrete die Kabine. Dort ist es kühl und still. Stille. Ruhe. Ein Blick zur Vorsicht auf das Schild außen: Ja da steht "Umkleide Männer", nicht "Probliegen für Sterbende". Man muss also Ruhe bewahren. Irgendwann sprechen die "Cracks" dann doch. Sie witzeln rum über das Wetter. Das ist wie das Pfeifen im Wald. Kindisch. In mir kommen Zweifel auf. Umziehen. Startnummer 163. Ich glaube das erste mal dass unter 200 habe. Soll das ein Omen sein? Mein Durchschnittspuls die nächste Stunde. Ein Traum.
Ich gehe nach draußen, beginne mit der Wässerung. Ein Schwamm unterm Had, mache ihn naß. Triefend. Kurze Zeit später ist er trocken. Ich sehe Sandy(flash) und F(ranz)xjs64. Die schauen nur zu. Das nenne ich Vernunft. Da kann man wenigstens locker klönen und grinsen. Ich verteile das Wasser auf mir und in mir, hilft nichts, kurze Zeit später fühlt sich alles wieder trocken an. Die Sonne brennt runter, es hatz sicher 30 Grad. Eher mehr. Es sollen zwei Runden werden, am Wendepunkt gibts Wasser. Ich habe außerdem 0,5l dabei, den Schwamm unterm Had, das Hemd naß, einen zweiten Schwamm in der Hand. (Keine Ahung warum, aber "Schwamm" hat irgendwie eine psychologisch positive Bedeutung in dem Moment). Am Start erfahren wir noch dass ein Anwohner unterwegs einen Rasensprenger aufgestellt hat. Ein kurzer Applaus brandet auf und in einigen Gesichern sieht man Erleichterung. Es ist schön zu wissen, dass man diese Art von Respekt nicht alleine empfindet.
Den ersten km passiere ich mit 5:03, meinem Spitznamen "Laufmaschine" entsprechend geht das so die ersten drei Kilometer.Dann 5:16. Bei der Wendemarke bin ich unter 25, Klasse läuft das, es gibt Wasser. Ganz kurz nehme ich Sandy und Franz wahr. Nein, doch nicht. Ich glaube irgendwas in meinem Kopf, vielleicht der Anstand, sagt: Kennst du! Die Vernunft brüllt dazwischen: Schnauze! Keine Zeit für so nen Quatsch. Weiter!
Positiv denken. Ich werde nicht überrundet. Das is schon wieder ein Erfolgserlebnis. Die angepeilten sub50 sind drin, nur nicht langsamer werden, und dann schauen was geht. Auf der zweiten Runde haben so einigen Anwohner ihre Gartenschläuche bereitgestellt um die Läufermasse abzukühlen. Jeden einzelnen Tropfen nehme ich dankbar an. An mir sabbert es links und rechts, vorne und hinten, winkend mache ich jeden Schlauchinhaber auf mich aufmerksam, keuche "die Beine". Der Blick auf die Uhr fasziniert mich. Was will mir diese Zeit sagen. Ich will 5:00/km laufen, bin jetzt bei km7, also müsste ich bei...wo müsste ich sein? 7 mal 5 ist? 40? Äh. Die Uhr zeigt knapp 36. Ist das nun...Keine Ahnung. Wie gehts sonst so? So richtig spüren tu' ich nichts. Manchmal höre ich in mich:
Bumm. Dubumm.
Bumm. Dubumm.
Bumm. Dubumm.
Klingt gut glaube ich. Keine Ahnung wie es klingt wenn das Herz "Aus die Maus" ankündigt. Aber bestimmt nicht "Bumm-Dubumm".
km8. Nur noch 1,6km. Ich rechne dass in Flusskilometerschilder um, die ich vom Intervalltraining kenne. Das ist nicht mehr wirklich weit. Und vor mir doch noch ein paar Läufer in Sicht. Geht noch was? An den ersten ranarbeiten, ja, ich ziehe an.
Bumm. Dubumm. Dubumm. Dubumm. Dubumm.
Abbruch...laaaaaangsam muss man das Tempo anziehen, du Doof! Kurze Pause, dann versuche ich die Schrittfrequenz dezent zu erhöhen. Ich nehme mir die Straßenpfosten als Orientierung her und arbeite mich ran. Klappt. Dann noch so was blaues, langhaariges, du sollst das nächste "Opfer" sein.
Dubumm. Dubumm. ---
Dubumm. Dubumm. --
A weng schneller ja, aber fühlt sich ok an. In dem Tempo weiter, das passt. Das langhaarige schaffe ich noch, kurz vor der letzten Kurve. (Bei der SIegerehrung sehe ich: das war ne Lady, wurde Zweite in der Klasse W-irgendwas...), nun noch der mit der Weste. Aber den packe ich nicht mehr. In der letzten Kurve schau ich auf die Uhr: 47:59. Damned, die 48 fallen also. So kann ich dann "locker" ins Ziel traben, werde mit 48:29 abgestoppt.
Mein erster Gedanke ist: Wasser.
Mein zweiter Gedanke: Wasser
Mein dritter Gedanke: Wasser
Rennschüssel, zur Hälfte ausgestiegen, reicht mir einen Becher. Warum geben die keine Fäßer aus, sondern diese 0,2er Becher? Schatten. Hinlegen. Ich bin platt.
Jetzt erst bekomme ich wieder mit was um mich passiert, zum Beispiel auch das "böse" Groupie-Schild der zwei knuddeligsten Fans an diesem Tag, siehe Foto.
Was bleibt?
Eine lohnenswerte Erfahrung unter diesem Um--streichen sie das-- Zuständen zu laufen und das im ca. HM-Tempo. Das Abdriften in diesen autistisch anmutenden Zustand mit der Überraschung wie schnell man danach eigentlich wieder "da" ist.
Und, der eigentliche Erfolg des Tages: Die beste Platzierung meines Lebens, Platz 5 in meiner AK! Nur vier Plätze hinter Michi Sailer, dem Lauftitanen. Vier Plätze! Langsam kann er sich warm anziehen, der Herr bayerischer Marathonmeister
OK, waren nur 8 in meiner AK, aber egal, positiv denken: Vier Plätze hinter dem bayerischen Marathonmeister, das klingt doch nach was, oder?
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit &
ein extra Danke an Franz und Sandy fürs Groupen sowie Rennschüssel fürs Wasser.
*ritschsch* ich bin nicht verückt
*ratschschsch* ich bin verrückt
*ritschsch* ich bin nicht verückt
*ratschschsch* ich bin verrückt
*ritschsch* ich bin nicht verückt
Nervös zerfestze ich die Wochenendbeilage der Süddeutschen. Auf den Kuchen verzichte ich, ein klitzekleines Schüsselchen Müdli. Ein Blick aufs Thermometer: 26,5 Grad, es ist 8:45 Uhr. Ich kann jetzt alles fertig packen und nach Ingolstadt fahren, einen 9,6er WK machen, und dann nach Hause fahren. Es könnte aber auch sein ich breche unterwegs dehydriert zusammen und werde meine kinder nie wieder sehen. Man könnte zum Baden fahren. Oder sich beweisen dass man eine harte Sau ist. "Harte Sau" ist die lokale Bezeichnung für "schwachsinniger Sturkopf". Wer weiß wie die Temperaturen in zwei Wochen beim HM sind, ein Hitzetraining tut ganz gut. Also, auf gehts. Man muss die Rennschüssel einpacken und nach Ingolstadt-Ringsee fahren, das heißt so, obwohl weit und breit kein Wasser ist, vielleicht sieht man bunte Ringe beim Laufen (Audi?).
Ich betrete die Kabine. Dort ist es kühl und still. Stille. Ruhe. Ein Blick zur Vorsicht auf das Schild außen: Ja da steht "Umkleide Männer", nicht "Probliegen für Sterbende". Man muss also Ruhe bewahren. Irgendwann sprechen die "Cracks" dann doch. Sie witzeln rum über das Wetter. Das ist wie das Pfeifen im Wald. Kindisch. In mir kommen Zweifel auf. Umziehen. Startnummer 163. Ich glaube das erste mal dass unter 200 habe. Soll das ein Omen sein? Mein Durchschnittspuls die nächste Stunde. Ein Traum.
Ich gehe nach draußen, beginne mit der Wässerung. Ein Schwamm unterm Had, mache ihn naß. Triefend. Kurze Zeit später ist er trocken. Ich sehe Sandy(flash) und F(ranz)xjs64. Die schauen nur zu. Das nenne ich Vernunft. Da kann man wenigstens locker klönen und grinsen. Ich verteile das Wasser auf mir und in mir, hilft nichts, kurze Zeit später fühlt sich alles wieder trocken an. Die Sonne brennt runter, es hatz sicher 30 Grad. Eher mehr. Es sollen zwei Runden werden, am Wendepunkt gibts Wasser. Ich habe außerdem 0,5l dabei, den Schwamm unterm Had, das Hemd naß, einen zweiten Schwamm in der Hand. (Keine Ahung warum, aber "Schwamm" hat irgendwie eine psychologisch positive Bedeutung in dem Moment). Am Start erfahren wir noch dass ein Anwohner unterwegs einen Rasensprenger aufgestellt hat. Ein kurzer Applaus brandet auf und in einigen Gesichern sieht man Erleichterung. Es ist schön zu wissen, dass man diese Art von Respekt nicht alleine empfindet.
Den ersten km passiere ich mit 5:03, meinem Spitznamen "Laufmaschine" entsprechend geht das so die ersten drei Kilometer.Dann 5:16. Bei der Wendemarke bin ich unter 25, Klasse läuft das, es gibt Wasser. Ganz kurz nehme ich Sandy und Franz wahr. Nein, doch nicht. Ich glaube irgendwas in meinem Kopf, vielleicht der Anstand, sagt: Kennst du! Die Vernunft brüllt dazwischen: Schnauze! Keine Zeit für so nen Quatsch. Weiter!
Positiv denken. Ich werde nicht überrundet. Das is schon wieder ein Erfolgserlebnis. Die angepeilten sub50 sind drin, nur nicht langsamer werden, und dann schauen was geht. Auf der zweiten Runde haben so einigen Anwohner ihre Gartenschläuche bereitgestellt um die Läufermasse abzukühlen. Jeden einzelnen Tropfen nehme ich dankbar an. An mir sabbert es links und rechts, vorne und hinten, winkend mache ich jeden Schlauchinhaber auf mich aufmerksam, keuche "die Beine". Der Blick auf die Uhr fasziniert mich. Was will mir diese Zeit sagen. Ich will 5:00/km laufen, bin jetzt bei km7, also müsste ich bei...wo müsste ich sein? 7 mal 5 ist? 40? Äh. Die Uhr zeigt knapp 36. Ist das nun...Keine Ahnung. Wie gehts sonst so? So richtig spüren tu' ich nichts. Manchmal höre ich in mich:
Bumm. Dubumm.
Bumm. Dubumm.
Bumm. Dubumm.
Klingt gut glaube ich. Keine Ahnung wie es klingt wenn das Herz "Aus die Maus" ankündigt. Aber bestimmt nicht "Bumm-Dubumm".
km8. Nur noch 1,6km. Ich rechne dass in Flusskilometerschilder um, die ich vom Intervalltraining kenne. Das ist nicht mehr wirklich weit. Und vor mir doch noch ein paar Läufer in Sicht. Geht noch was? An den ersten ranarbeiten, ja, ich ziehe an.
Bumm. Dubumm. Dubumm. Dubumm. Dubumm.
Abbruch...laaaaaangsam muss man das Tempo anziehen, du Doof! Kurze Pause, dann versuche ich die Schrittfrequenz dezent zu erhöhen. Ich nehme mir die Straßenpfosten als Orientierung her und arbeite mich ran. Klappt. Dann noch so was blaues, langhaariges, du sollst das nächste "Opfer" sein.
Dubumm. Dubumm. ---
Dubumm. Dubumm. --
A weng schneller ja, aber fühlt sich ok an. In dem Tempo weiter, das passt. Das langhaarige schaffe ich noch, kurz vor der letzten Kurve. (Bei der SIegerehrung sehe ich: das war ne Lady, wurde Zweite in der Klasse W-irgendwas...), nun noch der mit der Weste. Aber den packe ich nicht mehr. In der letzten Kurve schau ich auf die Uhr: 47:59. Damned, die 48 fallen also. So kann ich dann "locker" ins Ziel traben, werde mit 48:29 abgestoppt.
Mein erster Gedanke ist: Wasser.
Mein zweiter Gedanke: Wasser
Mein dritter Gedanke: Wasser
Rennschüssel, zur Hälfte ausgestiegen, reicht mir einen Becher. Warum geben die keine Fäßer aus, sondern diese 0,2er Becher? Schatten. Hinlegen. Ich bin platt.
Jetzt erst bekomme ich wieder mit was um mich passiert, zum Beispiel auch das "böse" Groupie-Schild der zwei knuddeligsten Fans an diesem Tag, siehe Foto.
Was bleibt?
Eine lohnenswerte Erfahrung unter diesem Um--streichen sie das-- Zuständen zu laufen und das im ca. HM-Tempo. Das Abdriften in diesen autistisch anmutenden Zustand mit der Überraschung wie schnell man danach eigentlich wieder "da" ist.
Und, der eigentliche Erfolg des Tages: Die beste Platzierung meines Lebens, Platz 5 in meiner AK! Nur vier Plätze hinter Michi Sailer, dem Lauftitanen. Vier Plätze! Langsam kann er sich warm anziehen, der Herr bayerischer Marathonmeister

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit &
ein extra Danke an Franz und Sandy fürs Groupen sowie Rennschüssel fürs Wasser.
