Rennsteiglaufbericht - I`m still alive
Verfasst: 18.05.2003, 19:10
Hallo liebe Leute,
hier nun mein Bericht vom langen Rennsteiglaufkanten – I`m still alive!
Das besondere Erlebnis des Rennsteiges beginnt für mich als Langschläfer schon durch bloße Erwähnung der Startzeit um 6.00 Uhr. Ich hatte mein Auto im Zielort Schmiedefeld geparkt, um die lästige Busrückfahrt nach dem Lauf nicht mitmachen zu müssen. Außerdem hatte ich vor, nach dem Lauf bei Freunden in der Nähe Schmiedefelds zu übernachten, so daß es sich diese Entscheidung einfach anbot. Nach einer kurzen Nacht von vielleicht 4 Stunden und der bin ich dann gegen 2:45 aufgewacht und habe den angeboten Bustransfer nach Eisenach um 3:30 Uhr genommen. Die erste Hürde war damit überwunden, ich hatte doch etwas Angst, ich könnte verschlafen. Während der Fahrt bei klarem Himmel und Mondschein konnte man den gesamten Kamm des Thüringer Waldes überblicken. Sicher ein traumhaftes Gebiet zum Wandern, eigentlich zu schade zum dahinrennen, aber der Mensch hat eben manchmal komische Eingebungen Gegen 5:15 Uhr erreichten wir dann Eisenach. Der Start dort befindet sich sehr stillvoll auf dem Markplatz. Ein beheiztes Zelt zum Umziehen war auch vorhanden und auch sehr sinnvoll, da es außerhalb doch noch etwas kühl war (Schätze so 7°C). Kurz vor 6 dann allgemeines Aufstellen vor der Startlinie – ich natürlich voller Respekt und mit Bedacht auf mein doch mickriges Training vorher ganz hinten. Das Rennsteiglied wird gespielt, aber irgendwie achtet hier niemand so richtig drauf, die Stimmung ist etwas gedämpfter, als ich es vom Marathon und dem Halbmarathon kenne, 73,2 km sind eben doch kein Spaß, da haben selbst die stolzen „25mal dabei“ –Läufer noch etwas Lampenfieber.
Dann der Startschuß, langsam geht es durch die Gassen von Eisenach, etwas 1 km, dann beginnt eigentlich schon der lange Anstieg von 210m Höhe auf 914m auf den Großen Inselsberg auf einer Strecke von 25 km. Einige um mich herum fangen schon die Ersten mit Gehen an, aber aus Motivationsgründen will ich dies vermeiden, mich da schon so zeitig mit einzureihen – obwohl es vielleicht ganz clever gewesen wäre. Nach den ersten paar Kilometern wird der Anstieg jetzt gemächlicher und man kann ein sehr ruhiges und entspanntes Tempo anschlagen. Das Wetter ist richtig toll, ich schätze so 10°C und es sind kaum Wolken zu erkennen. Rechterhand sieht man durch den Wald die Wartburg unter uns liegen, linkerhand immer wieder der Ausblick ins Tiefland – traumhaft. Bis Kilometer 15 geht es nun stetig leicht bergan oder geradeaus. Nach 17km dann die erste Verpflegung (Haferschleim, Apfel, Banane, Tee, Limo, Wasser, Wurst – und Fettschnitten,...), wie immer vollkommen unterschiedlich von anderen Laufveranstaltungen, aber das macht ja auch mit den Reiz des Rennsteiglaufes aus, manche behaupten sogar, sie würden nur deshalb hier mitlaufen. Doch dann die erste Überraschung, 2 mal geht es schon vor dem Inselsberg steil bergab. Und wie steil! Das geht aber schon in die Knie, ich versuche mit Miniaturschritten diese Abstiege zu meistern, merke aber schon, daß meinen Knien so was nicht gefällt. Dann kurz vor dem Inselberg beginnt der wirklich steile Gipfelanstieg über Stock und Stein, weiß nicht genau, wie schnell, aber 25% sind wohl nicht so verkehrt (@renato – kannst mich gern korrigieren) . Oben dann nach 25,5 km bin ich nach 3:05h angekommen. Damit bin ich mehr als zufrieden, bin auch nicht besonders kaputt, nur mein linkes Knie gibt mir schon erste Zeichen, das es irgendwie mit dieser Unternehmung nicht so ganz einverstanden ist. Nach dem Inselsberg nun der legendäre Abstieg, zuerst ein paar Treppen (halb so schlimm) und dann einige hundert Meter eine Straße mit vielleicht 30% (oder, Renato?) Gefälle. Man, ist das brutal. Unten tut mir mein linkes Knie doch ziemlich weh, obwohl ich wirklich sehr langsam runter bin. An einen vernünftigen Laufstil ist jetzt schon nicht mehr zu denken. Besonders dumm, da alles, außer eben dem Knie in Ordnung ist. So schleiche ich erst mal etwas dahin, in leichter Knieschonhaltung und es wird tatsächlich wieder etwas besser, so aber Kilometer 30 komme ich wieder relativ gut in Gang, es läßt sich jetzt wieder schön laufen, solange es nicht zu steil bergabgeht. Das Merkwürdiger an dieser Phase ist, daß ich mich nun sehr auf Anstiege freue, da ich hier nicht mehr laufen muß, sondern schnell marschieren darf J. Und davon gibt es noch einige, obwohl die Strecke bis Kilometer 40 doch für bisherige Streckenverhältnisse doch recht eben ist. Ich komme doch kanns gut voran, berghoch überhole ich alle in meiner Preisklasse bergab werde ich nur überholt. Besonders ein ältere Herr, der schon 25 mal dabei ist, überholt mich an jedem Abstieg und ich bewundere seine Abwärtslaufbewegung zu tiefst. Dann kommt das, was man jedes Jahr erwartet und zur guten Rennsteigtradition gehört – der Regen. Etwa 1 ½ bis 2 Stunden regnet es jetzt mehr oder weniger stark, mich stört das recht wenig, meine zur Gürteltasche umfunktionierte Regenjacke freut sich sicher sogar. Dann bin ich auch schon am 50km Schild, die Uhr zeigt 6:15, unter 10h sollen noch möglich sein, obwohl meine Laufpassagen immer kürzer werden. Das ist wirklich ein merkwürdiges Gefühl, ich fühle mich richtig fit, nur mein Knie läßt immer weniger eine dem Laufen ähnliche Bewegung zu. Von den letzten 25 km konnte ich schätzungsweise noch 5 rennen, den Rest habe ich als schnellster Powerwalker der Nation zurückgelegt. Bei Kilometer 55 erreicht man den Grenzadler bei Oberhof, hier ist die Möglichkeit zum Ausstieg mit Zeitnahme, aber das kommt wohl für nahezu niemanden in Frage. Das nun folgende letzte Stück zum Ziel kannte ich schon vom Halbmarathon, dabei kommt man auch am höchsten Punkt der Strecke (984m) vorbei. Als Marschierer ist der Anstieg aber gegen vorher Erlebtes recht harmlos. Die letzten Kilometer gehen dann bergab nach Schmiedefeld, aber das nützt mir jetzt nichts mehr, laufen ist nicht mehr möglich. Kurz vorm Ziel dann noch eine Verpflegungsstelle mit Schwarzbier – hab ich mal lieber ausgelassen. Dann ist man auch schon im Ziel. Ich hab es sogar noch geschafft, die letzten Meter ins Ziel zu Laufen, man will ja den Zuschauern was bieten. Das merkwürdige ist, daß ich gar nicht besonders kaputt bin, gehen ist problemlos möglich. Also schnell zum Auto, Duschen und Urkunde und das Finisher T-Shirt abholen (nur deshalb bin ich ja gelaufen J). Meine Urkunde zeigt 10:23:59 an, na ja, nicht besonders überragend, so mit 9:30 hatte ich schon gerechnet, aber mein Knie hat sicher eine Stunde oder mehr gekostet. Aber ich habe das Ziel gesund erreicht und das ist ja die Hauptsache bei solch einem Lauf. Als Fazit kann ich sagen, daß dies wirklich ein großartiger Lauf ist. Die Streckenführung ist für Landschaftsgenießer ein einziger Traum, ein Straßenanteil ist fast überhaupt nicht vorhanden. Über die Verpflegung braucht man nichts zu sagen – super. Der Lauf erfordert aber sicher eine sehr gründliche Vorbereitung, ich habe sicherlich viel zu wenig dafür getan (wieviel wird nicht verraten), aber man muß ihn einfach mal gemacht haben, denn wie heißt es so schön? :
WER IM LEBEN WAS AUF SICH HÄLT; LÄUFT VON EISENACH NACH SCHMIEDEFELD!
Wie geht es heute?
Nach der Übernachtung bei meine Thüringer Freunden (natürlich mit original Thüringer Rostbratwurst am Vorabend) bin ich heut gemütlich nach Leipzig gefahren. Bin zwar noch etwas kaputt, habe aber nur ganz wenig Muskelkater und mein Knie merke ich nur noch wenig. Und neue Ziele warten.....
Rechtschreibfehler dürfen behalten werden
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hier nun mein Bericht vom langen Rennsteiglaufkanten – I`m still alive!
Das besondere Erlebnis des Rennsteiges beginnt für mich als Langschläfer schon durch bloße Erwähnung der Startzeit um 6.00 Uhr. Ich hatte mein Auto im Zielort Schmiedefeld geparkt, um die lästige Busrückfahrt nach dem Lauf nicht mitmachen zu müssen. Außerdem hatte ich vor, nach dem Lauf bei Freunden in der Nähe Schmiedefelds zu übernachten, so daß es sich diese Entscheidung einfach anbot. Nach einer kurzen Nacht von vielleicht 4 Stunden und der bin ich dann gegen 2:45 aufgewacht und habe den angeboten Bustransfer nach Eisenach um 3:30 Uhr genommen. Die erste Hürde war damit überwunden, ich hatte doch etwas Angst, ich könnte verschlafen. Während der Fahrt bei klarem Himmel und Mondschein konnte man den gesamten Kamm des Thüringer Waldes überblicken. Sicher ein traumhaftes Gebiet zum Wandern, eigentlich zu schade zum dahinrennen, aber der Mensch hat eben manchmal komische Eingebungen Gegen 5:15 Uhr erreichten wir dann Eisenach. Der Start dort befindet sich sehr stillvoll auf dem Markplatz. Ein beheiztes Zelt zum Umziehen war auch vorhanden und auch sehr sinnvoll, da es außerhalb doch noch etwas kühl war (Schätze so 7°C). Kurz vor 6 dann allgemeines Aufstellen vor der Startlinie – ich natürlich voller Respekt und mit Bedacht auf mein doch mickriges Training vorher ganz hinten. Das Rennsteiglied wird gespielt, aber irgendwie achtet hier niemand so richtig drauf, die Stimmung ist etwas gedämpfter, als ich es vom Marathon und dem Halbmarathon kenne, 73,2 km sind eben doch kein Spaß, da haben selbst die stolzen „25mal dabei“ –Läufer noch etwas Lampenfieber.
Dann der Startschuß, langsam geht es durch die Gassen von Eisenach, etwas 1 km, dann beginnt eigentlich schon der lange Anstieg von 210m Höhe auf 914m auf den Großen Inselsberg auf einer Strecke von 25 km. Einige um mich herum fangen schon die Ersten mit Gehen an, aber aus Motivationsgründen will ich dies vermeiden, mich da schon so zeitig mit einzureihen – obwohl es vielleicht ganz clever gewesen wäre. Nach den ersten paar Kilometern wird der Anstieg jetzt gemächlicher und man kann ein sehr ruhiges und entspanntes Tempo anschlagen. Das Wetter ist richtig toll, ich schätze so 10°C und es sind kaum Wolken zu erkennen. Rechterhand sieht man durch den Wald die Wartburg unter uns liegen, linkerhand immer wieder der Ausblick ins Tiefland – traumhaft. Bis Kilometer 15 geht es nun stetig leicht bergan oder geradeaus. Nach 17km dann die erste Verpflegung (Haferschleim, Apfel, Banane, Tee, Limo, Wasser, Wurst – und Fettschnitten,...), wie immer vollkommen unterschiedlich von anderen Laufveranstaltungen, aber das macht ja auch mit den Reiz des Rennsteiglaufes aus, manche behaupten sogar, sie würden nur deshalb hier mitlaufen. Doch dann die erste Überraschung, 2 mal geht es schon vor dem Inselsberg steil bergab. Und wie steil! Das geht aber schon in die Knie, ich versuche mit Miniaturschritten diese Abstiege zu meistern, merke aber schon, daß meinen Knien so was nicht gefällt. Dann kurz vor dem Inselberg beginnt der wirklich steile Gipfelanstieg über Stock und Stein, weiß nicht genau, wie schnell, aber 25% sind wohl nicht so verkehrt (@renato – kannst mich gern korrigieren) . Oben dann nach 25,5 km bin ich nach 3:05h angekommen. Damit bin ich mehr als zufrieden, bin auch nicht besonders kaputt, nur mein linkes Knie gibt mir schon erste Zeichen, das es irgendwie mit dieser Unternehmung nicht so ganz einverstanden ist. Nach dem Inselsberg nun der legendäre Abstieg, zuerst ein paar Treppen (halb so schlimm) und dann einige hundert Meter eine Straße mit vielleicht 30% (oder, Renato?) Gefälle. Man, ist das brutal. Unten tut mir mein linkes Knie doch ziemlich weh, obwohl ich wirklich sehr langsam runter bin. An einen vernünftigen Laufstil ist jetzt schon nicht mehr zu denken. Besonders dumm, da alles, außer eben dem Knie in Ordnung ist. So schleiche ich erst mal etwas dahin, in leichter Knieschonhaltung und es wird tatsächlich wieder etwas besser, so aber Kilometer 30 komme ich wieder relativ gut in Gang, es läßt sich jetzt wieder schön laufen, solange es nicht zu steil bergabgeht. Das Merkwürdiger an dieser Phase ist, daß ich mich nun sehr auf Anstiege freue, da ich hier nicht mehr laufen muß, sondern schnell marschieren darf J. Und davon gibt es noch einige, obwohl die Strecke bis Kilometer 40 doch für bisherige Streckenverhältnisse doch recht eben ist. Ich komme doch kanns gut voran, berghoch überhole ich alle in meiner Preisklasse bergab werde ich nur überholt. Besonders ein ältere Herr, der schon 25 mal dabei ist, überholt mich an jedem Abstieg und ich bewundere seine Abwärtslaufbewegung zu tiefst. Dann kommt das, was man jedes Jahr erwartet und zur guten Rennsteigtradition gehört – der Regen. Etwa 1 ½ bis 2 Stunden regnet es jetzt mehr oder weniger stark, mich stört das recht wenig, meine zur Gürteltasche umfunktionierte Regenjacke freut sich sicher sogar. Dann bin ich auch schon am 50km Schild, die Uhr zeigt 6:15, unter 10h sollen noch möglich sein, obwohl meine Laufpassagen immer kürzer werden. Das ist wirklich ein merkwürdiges Gefühl, ich fühle mich richtig fit, nur mein Knie läßt immer weniger eine dem Laufen ähnliche Bewegung zu. Von den letzten 25 km konnte ich schätzungsweise noch 5 rennen, den Rest habe ich als schnellster Powerwalker der Nation zurückgelegt. Bei Kilometer 55 erreicht man den Grenzadler bei Oberhof, hier ist die Möglichkeit zum Ausstieg mit Zeitnahme, aber das kommt wohl für nahezu niemanden in Frage. Das nun folgende letzte Stück zum Ziel kannte ich schon vom Halbmarathon, dabei kommt man auch am höchsten Punkt der Strecke (984m) vorbei. Als Marschierer ist der Anstieg aber gegen vorher Erlebtes recht harmlos. Die letzten Kilometer gehen dann bergab nach Schmiedefeld, aber das nützt mir jetzt nichts mehr, laufen ist nicht mehr möglich. Kurz vorm Ziel dann noch eine Verpflegungsstelle mit Schwarzbier – hab ich mal lieber ausgelassen. Dann ist man auch schon im Ziel. Ich hab es sogar noch geschafft, die letzten Meter ins Ziel zu Laufen, man will ja den Zuschauern was bieten. Das merkwürdige ist, daß ich gar nicht besonders kaputt bin, gehen ist problemlos möglich. Also schnell zum Auto, Duschen und Urkunde und das Finisher T-Shirt abholen (nur deshalb bin ich ja gelaufen J). Meine Urkunde zeigt 10:23:59 an, na ja, nicht besonders überragend, so mit 9:30 hatte ich schon gerechnet, aber mein Knie hat sicher eine Stunde oder mehr gekostet. Aber ich habe das Ziel gesund erreicht und das ist ja die Hauptsache bei solch einem Lauf. Als Fazit kann ich sagen, daß dies wirklich ein großartiger Lauf ist. Die Streckenführung ist für Landschaftsgenießer ein einziger Traum, ein Straßenanteil ist fast überhaupt nicht vorhanden. Über die Verpflegung braucht man nichts zu sagen – super. Der Lauf erfordert aber sicher eine sehr gründliche Vorbereitung, ich habe sicherlich viel zu wenig dafür getan (wieviel wird nicht verraten), aber man muß ihn einfach mal gemacht haben, denn wie heißt es so schön? :
WER IM LEBEN WAS AUF SICH HÄLT; LÄUFT VON EISENACH NACH SCHMIEDEFELD!
Wie geht es heute?
Nach der Übernachtung bei meine Thüringer Freunden (natürlich mit original Thüringer Rostbratwurst am Vorabend) bin ich heut gemütlich nach Leipzig gefahren. Bin zwar noch etwas kaputt, habe aber nur ganz wenig Muskelkater und mein Knie merke ich nur noch wenig. Und neue Ziele warten.....
Rechtschreibfehler dürfen behalten werden
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