Frauen-verwöhn-Tag
Verfasst: 26.07.2005, 11:53
Wir wollen die Frauen verwöhnen... So stand es in der Ausschreibung. Ich blätterte rückwärts in meinem Kalender – nö – eine Verwöhnung hatte ich schon eine Weile nicht mehr erlebt. Es wurde wieder Zeit dafür.
Schon wollte ich klicken auf "Hier werden Sie verwöhnt" da sprang mich ein anderes Wort an: Frauenlauf. Also LAUF!! Ich soll LAUFEN? Ich? Neeeeeee.
Aber die Aussicht auf eine Runde verwöhnt werden ließ mich nicht mehr los.
Also stellte ich meine Walkingschuhe beiseite, verbannte meine Nordic Stöcke in den Keller und schnallte mir Laufschuhe an die Füße.
Ich fing langsam an.
Ihr kennt das ja: 1 min laufen, 1 gehen, dann 2 min. Laufen, 2 gehen, 3 laufen ..... Ich stellte schnell fest, dass es gar nicht so einfach ist, eine halbe Stunde am Stück zu laufen. Also trainierte ich unverdrossen weiter – Rückschläge inbegriffen.
Dann – 4 Wochen vor dem Lauf - hieß es auf einmal: "Frauenlauf – auch für Walkerinnen und Nordic-Walkerinnen".
Natürlich: Ich bringe mir im Schweiße meines ganzen Körpers das Laufen bei und dann sowas!
5 Tage vor dem Lauf: ich zerre mir den Oberschenkel! Schöner Mist! Ausgerechnet jetzt!
2 Tage vorher: Generalprobe. Die versaue ich völlig. Sollte doch ein gutes Zeichen sein.
1 Tag vorher: Ich habe Geburtstag. Meine Mama vergisst die Erdbeertorte. Schlechtes Omen!
Lauftag.
Da es sich um einen Abendlauf handelt kann ich ausschlafen und den Tag langsam angehen. Zur mentalen Vorbereitung gehe ich erst mal ins Kino. Die letzte Möglichkeit herauszufinden, wieso Darth Vader keine Haare mehr auf dem Kopf hat und warum der Imperator so gruselig aussieht.
Als ich aus dem Kino komme ist der Himmel wolkenverhangen. Hier und da noch ein blauer Fleck. Aber es ist warm und schwül. Ich fische meine Sachen aus dem Auto und ziehe mich auf dem Parkplatz um. Dann gehe ich zum Marktplatz und steuere auf ein paar Leute mit Frauenlauf-Team-T-shirts zu. Dabei lande ich genau bei der: KINDERBETREUUNG!!!
Na gut. Startnummern gibt’s gegenüber. Ich erfahre, dass die Zeiten nicht über Transponder (wie angekündigt) sondern per Stoppuhr gemessen werden. Na, macht nix. Wir sind hier ja nicht bei Olympia.
Langsam füllt sich der Startbereich. Ein Thermometer zeigt 27 Grad!
17.00. Die Kids starten zu einer Runde. Ganz schön flott, die Kleinen.
17.45. Dann sind wir dran. 4,5 km. 3 Runden sind zu bewältigen. Das Thermometer zeigt noch immer 25 Grad – aber ob das Wetter hält ist ungewiss denn die Wolken werden immer dunkler und dichter. Die Nordic Walkerinnen stellten sich vernünftiger Weise gleich nach hinten. Ich versuche mich hinter den Läuferinnen aber vor die Walkerinnen zu platzieren, denn alle starten gemeinsam. 70 Frauen stehen im Starterfeld. Viele sind da mit Lauftreff-Tshirts. Ojeh! Wenn das mal nur gut geht....
Mir kommen (nicht zum ersten Mal) Zweifel an meiner Kondition. Ich glaube, es waren erst so um die 4 Mal dass ich eine Strecke von 5 km habe durchlaufen können. Na gut durch die Walkerinnen werde ich nicht auffallen, wenn ich nicht mehr laufen kann. Dann fällt der Startschuss.
Ich laufe langsam los – war aber, wie sich später herausstellen sollte, viel zu schnell. Die Runde ist ca. 1,5 km lang und geht kreuz und quer durch die Innenstadt. Vorbei an Schaufenster (sehr gefährlich!!
), Bars und Cafés. Die Leute dort feuern uns an. Ich mache meine Scherze mit ihnen und bestelle an der Juliuspromenade für die nächste Runde schon mal ein Bier.
Die Strecke führt uns zurück zum Marktplatz in die Nähe von Start und Ziel. Hier gibt es Wasser. Doch nach nicht mal 1,5 km ist mir noch nicht danach. Wir laufen zunächst weiter an der Marienkapelle vorbei zum oberen Teil des Marktplatzes, Richtung Dom. Und dann vorbei an meiner Lieblings-Eisbude. Ich hätte jetzt gut eines brauchen können. Schade, dass ich kein Geld dabei habe.
Dann bin ich direkt beim Start und gehe auf meine zweite Runde. Ein paar Meter weiter sehe ich schon das Fühungs-Rennrad mit der ersten Läuferin die mir entgegen kommen. Die wird mich in Kürze überrunden. Aber damit rechnete ich ja sowieso. Kurz nach der Hälfte der zweiten Runde ist es dann auch so weit. Ich werde überrundet – sowohl von der Führenden als auch von meinem eigenen Körper. Ich gönnte mir eine kurze Walkingpause.
Es ist zwar schade, dass ich die Strecke nicht komplett durchlaufen konnte, aber es mangelt mir einfach an Erfahrung was das für mich richtige Tempo betrifft. Die anderen Läuferinnen haben mich einfach mitgerissen. Ich bin jedoch lernfähig und betrachte den Lauf als Training!! Das mit der gleichmäßigen Geschwindigkeit lerne ich auch noch.
Bei Start und Ziel gehe ich in die dritte Runde und winke fröhlich als ich vom Streckensprecher aufgerufen werde. Erst wollte er mich zum Endspurt anfeuern, aber ich habe ja noch eine Runde vor mir. Auch auf der dritten Runde (es steht immer noch kein Bier für mich im Straßencafe!) muss ich eine weitere Walkingpause einlegen. Hat aber auch sein Gutes – jetzt weiß ich wenigstens, was die Klamotten bei s.Oliver kosten!
Ein letztes Mal laufe ich an der Marienkapelle vorbei. Am Dom fangen die Glocken an zu schlagen. Geistiger Segen für mich?? Jetzt ziehe ich das Tempo wieder langsam an. Die letzten Meter. Das Publikum feuert mich noch einmal an. Dann ist das Rennen vorbei. Was? Schon???? Nach 33 Minuten und Zerquetschte bin ich am Ziel. Da ist noch jede Menge Steigerungspotenzial drin
. Aber für den Anfang bin ich zufrieden. Jetzt weiß ich wo ich stehe und kann darauf aufbauen.
Ich kriege einen Gutschein für ein Glas Sekt. Was??? Nur EIN Glas? Und wo bleiben die gutgebauten Jünglinge die mich in einer Sänfte zu einer mit heißem Wasser gefüllten Badewanne führen? Die mir den Rücken waschen und die Füße massieren? Wo sind die???? Nennt ihr das VERWÖHNEN??? Da müsst ihr aber noch viel lernen!
Ich tröste mich mit mindestens einer halben Wassermelone und 2 alkoholfreien Radler. Und natürlich einem Glas Sekt!
Bei der Siegerehrung bekam auch die älteste Teilnehmerin einen Preis. Sie war Jahrgang 1933! Respekt!! Gerade als ich meine Urkunde (ich war 51 von 70) in Empfang nahm fing es an zu tröpfeln.
Zu dumm für die ca. 100 Läuferinnen, die auf die 10,5 km lange Strecke gingen. Doch solidarisch wie ich nun mal bin blieb ich stehen und feuerte sie an. Für meine nächsten Läufe besorge ich mir aber eine Trillerpfeife – das ist einfacher als ständig Klatschen.
Die Letzte benötigte ca. 1,5 Stunden. :sleep: Sie hatte nicht das, was man eine gute Figur nennt und walkte. Doch sie war nicht klein zu kriegen. Sie muss von der Siegerin gut 4 mal überrundet worden sein. Aber unbeirrt walkte sie dahin und hatte sichtlich Spaß. Meine Solidarität endete mit ihrem Zieleinlauf. Dann schnappte ich mir meine Sachen und fuhr nach Hause.
Mein Fazit: Laufen macht (mir) genauso viel Spaß wie Nordic/Walken. Also werden die Laufschuhe in Zukunft wohl genauso oft aus dem Schrank geholt wie meine Walking- und Nordic-Walking-Schuhe.
Eure
manchmal laufende
Lahme_Ente

Schon wollte ich klicken auf "Hier werden Sie verwöhnt" da sprang mich ein anderes Wort an: Frauenlauf. Also LAUF!! Ich soll LAUFEN? Ich? Neeeeeee.

Aber die Aussicht auf eine Runde verwöhnt werden ließ mich nicht mehr los.
Also stellte ich meine Walkingschuhe beiseite, verbannte meine Nordic Stöcke in den Keller und schnallte mir Laufschuhe an die Füße.
Ich fing langsam an.

Dann – 4 Wochen vor dem Lauf - hieß es auf einmal: "Frauenlauf – auch für Walkerinnen und Nordic-Walkerinnen".
Natürlich: Ich bringe mir im Schweiße meines ganzen Körpers das Laufen bei und dann sowas!

5 Tage vor dem Lauf: ich zerre mir den Oberschenkel! Schöner Mist! Ausgerechnet jetzt!

2 Tage vorher: Generalprobe. Die versaue ich völlig. Sollte doch ein gutes Zeichen sein.

1 Tag vorher: Ich habe Geburtstag. Meine Mama vergisst die Erdbeertorte. Schlechtes Omen!

Lauftag.
Da es sich um einen Abendlauf handelt kann ich ausschlafen und den Tag langsam angehen. Zur mentalen Vorbereitung gehe ich erst mal ins Kino. Die letzte Möglichkeit herauszufinden, wieso Darth Vader keine Haare mehr auf dem Kopf hat und warum der Imperator so gruselig aussieht.
Als ich aus dem Kino komme ist der Himmel wolkenverhangen. Hier und da noch ein blauer Fleck. Aber es ist warm und schwül. Ich fische meine Sachen aus dem Auto und ziehe mich auf dem Parkplatz um. Dann gehe ich zum Marktplatz und steuere auf ein paar Leute mit Frauenlauf-Team-T-shirts zu. Dabei lande ich genau bei der: KINDERBETREUUNG!!!


Na gut. Startnummern gibt’s gegenüber. Ich erfahre, dass die Zeiten nicht über Transponder (wie angekündigt) sondern per Stoppuhr gemessen werden. Na, macht nix. Wir sind hier ja nicht bei Olympia.
Langsam füllt sich der Startbereich. Ein Thermometer zeigt 27 Grad!
17.00. Die Kids starten zu einer Runde. Ganz schön flott, die Kleinen.
17.45. Dann sind wir dran. 4,5 km. 3 Runden sind zu bewältigen. Das Thermometer zeigt noch immer 25 Grad – aber ob das Wetter hält ist ungewiss denn die Wolken werden immer dunkler und dichter. Die Nordic Walkerinnen stellten sich vernünftiger Weise gleich nach hinten. Ich versuche mich hinter den Läuferinnen aber vor die Walkerinnen zu platzieren, denn alle starten gemeinsam. 70 Frauen stehen im Starterfeld. Viele sind da mit Lauftreff-Tshirts. Ojeh! Wenn das mal nur gut geht....

Ich laufe langsam los – war aber, wie sich später herausstellen sollte, viel zu schnell. Die Runde ist ca. 1,5 km lang und geht kreuz und quer durch die Innenstadt. Vorbei an Schaufenster (sehr gefährlich!!


Die Strecke führt uns zurück zum Marktplatz in die Nähe von Start und Ziel. Hier gibt es Wasser. Doch nach nicht mal 1,5 km ist mir noch nicht danach. Wir laufen zunächst weiter an der Marienkapelle vorbei zum oberen Teil des Marktplatzes, Richtung Dom. Und dann vorbei an meiner Lieblings-Eisbude. Ich hätte jetzt gut eines brauchen können. Schade, dass ich kein Geld dabei habe.

Dann bin ich direkt beim Start und gehe auf meine zweite Runde. Ein paar Meter weiter sehe ich schon das Fühungs-Rennrad mit der ersten Läuferin die mir entgegen kommen. Die wird mich in Kürze überrunden. Aber damit rechnete ich ja sowieso. Kurz nach der Hälfte der zweiten Runde ist es dann auch so weit. Ich werde überrundet – sowohl von der Führenden als auch von meinem eigenen Körper. Ich gönnte mir eine kurze Walkingpause.

Bei Start und Ziel gehe ich in die dritte Runde und winke fröhlich als ich vom Streckensprecher aufgerufen werde. Erst wollte er mich zum Endspurt anfeuern, aber ich habe ja noch eine Runde vor mir. Auch auf der dritten Runde (es steht immer noch kein Bier für mich im Straßencafe!) muss ich eine weitere Walkingpause einlegen. Hat aber auch sein Gutes – jetzt weiß ich wenigstens, was die Klamotten bei s.Oliver kosten!


Ich kriege einen Gutschein für ein Glas Sekt. Was??? Nur EIN Glas? Und wo bleiben die gutgebauten Jünglinge die mich in einer Sänfte zu einer mit heißem Wasser gefüllten Badewanne führen? Die mir den Rücken waschen und die Füße massieren? Wo sind die???? Nennt ihr das VERWÖHNEN??? Da müsst ihr aber noch viel lernen!

Bei der Siegerehrung bekam auch die älteste Teilnehmerin einen Preis. Sie war Jahrgang 1933! Respekt!! Gerade als ich meine Urkunde (ich war 51 von 70) in Empfang nahm fing es an zu tröpfeln.
Zu dumm für die ca. 100 Läuferinnen, die auf die 10,5 km lange Strecke gingen. Doch solidarisch wie ich nun mal bin blieb ich stehen und feuerte sie an. Für meine nächsten Läufe besorge ich mir aber eine Trillerpfeife – das ist einfacher als ständig Klatschen.

Mein Fazit: Laufen macht (mir) genauso viel Spaß wie Nordic/Walken. Also werden die Laufschuhe in Zukunft wohl genauso oft aus dem Schrank geholt wie meine Walking- und Nordic-Walking-Schuhe.

Eure
manchmal laufende
Lahme_Ente